Baltenflotte (Kriegsmarine)
Der Flottenverband „Ost“ der Kriegsmarine, bekannt als Baltenflotte (auch: Balten-Flotte), sollte als Folge des Unternehmens „Barbarossa“ ein Ausbrechen der sowjetischen Baltischen Rotbannerflotte (BRF), der nach Schließung des deutsch-finnischen Blockaderings um Leningrad nur noch der vorgeschobene Flottenstützpunkt auf der Halbinsel Hanko und die Artilleriegruppe auf der Insel Odensholm verblieben war, aus der Ostsee zu verhindern.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Als sich im September 1941 die feindliche rote Flotte (militärhistorisch auch als „Baltische Flotte“ bekannt) begonnen hatte, sich auf Leningrad zurückzuziehen, bestand die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs nach Schweden. Um das zu verhindern, erteilte die Seekriegsleitung des OKM am 20. September 1941 den Befehl zur Aufstellung eines „Flottenverbandes Ost“ unter dem „Befehlshaber der Schlachtschiffe“ Vizeadmiral Otto Ciliax, der am 21. September 1941 auf Befehl von Großadmiral Raeder aus Brest (Frankreich) eingeflogen wurde. Als Flaggschiff fungierte das modernste deutsche Schlachtschiff „Tirpitz“. Die Baltenflotte wurde in einer Nord- und einer Südgruppe aufgeteilt.
Nordgruppe
Die Nordgruppe bestand beim Auslaufen am 23. September 1941 aus dem Schlachtschiff „Tirpitz“, dem Schweren Kreuzer „Admiral Scheer“ , den Leichten Kreuzern „Nürnberg“ und „Köln“, den Zerstörern „Z 25“, „Z 26“ und Z 27, den Torpedobooten „T 2“, „T 5“, „T 7“, „T 8“, „T 11“ sowie vier (nach anderen Quellen fünf) Schnellboote, drei U-Boot-Jäger und sechs Minensucher. Die Nordgruppe stieß bis in die Ålandsee zur Bekämpfung möglicher sowjetischen Seestreitkräfte dort vor.
Nach den erfolgreichen Angriffen des Sturzkampfgeschwaders 2 auf die Kriegsschiffe der sowjetischen Flotte – zwischen dem 21. und 23. September hatten die Ju 87 die beiden sowjetischen Schlachtschiffe schwer beschädigt, auch weitere Schiffe des feindlichen Flottenverbandes waren betroffen. Oberleutnant Hans-Ulrich Rudel hatte am 21. September 1941 das als unsinkbar geltende Schlachtschiff „Marat“ (1.125 Mann Besatzung) mit einer 1000-kg-Bombe getroffen und hat dabei das Vorschiff und den darauf befindlichen Turm A zerstört, wobei 326 Mann der Besatzung fielen. Das Schiff sank auf ebenem Kiel am Kai von Kronstadt.
Die Russen waren entmutigt, an einem Ausbruch war somit nicht mehr zu denken. Die beiden schweren deutschen Einheiten liefen nach wenigen Tagen Feindfahrt wieder zurück und erreichten Gotenhafen am 29. September 1941. Die Zerstörer blieben mit Vizeadmirals Ciliax´ neuem Flaggschiff „Nürnberg“ zur Absicherung am Ausgang des Finnischen Meerbusens, bis auch sie am 1. Oktober nach Gotenhafen zurück befohlen wurden. Die „Tirpitz“ verweilte noch bis 13./14. Januar 1942 im Ostseeraum, nahm dann Fahrt auf in norwegisches Gewässer.
Südgruppe
Die Südgruppe aus Swinemünde bestand aus den Leichten Kreuzern „Leipzig“ und „Emden“ sowie eine weitere Flottille Schnellboote und alle einsetzbaren Ju 88 des „Fliegerführers Ostsee“. „Leipzig“ und „Emden“ gemeinsam mit der „Köln“ von der Nordgruppe kamen doch noch zum Einsatz. „Leipzig“ und „Emden“ sicherten Ende September 1941 das Landungsunternehmen „Beowulf“ zur Eroberung und Befreiung der Insel Ösel, die „Köln“ trug vom 12. bis 14. Oktober 1941 mit dem Scheinunternehmen „Westfalen“ (gemeinsam den Torpedobooten „T 2“, „T 5“, „T 7“, „T 8“ und 7 Minensuchbooten der 1. und 4. M-Flottille bei Kap Ristna sowie der „Ostpreußen“ mit der 2. R-Flottille gegen die Ostküste mit der Batterie „Kertel“) maßgeblich zum Gelingen Landungsunternehmens „Siegfried“ und somit die Eroberung und Befreiung der Insel Dagö. Der Kampf um die baltischen Inseln der Heeresgruppe Nord wurde am 21. Oktober 1941 mit einem deutschen Sieg abgeschlossen.