Swinemünde
Staat: | Deutsches Reich |
---|---|
Gau: | Pommern |
Landkreis: | Usedom-Wollin |
Provinz: | Pommern |
Einwohner (1939): | 26.593 |
Bevölkerungsdichte: | 134 Ew. p. km² |
Fläche: | 197 km² |
Swinemünde befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Polen vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
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Swinemünde ist eine deutsche Stadt in Pommern, die sich seit 1945 völkerrechtswidrig unter polnischer Verwaltung befindet.
Inhaltsverzeichnis
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner |
---|---|
1900 | 10.300 |
1938 | 30.100 |
1947 | 5.800 |
Geschichte
Mittelalter
An der Stelle des späteren Swinemünde befand sich bereits Ende des 12. Jahrhunderts eine Schutzburg. 1230 ließ der Herzog Barnim I. von Pommern eine Fährverbindung über die Swine einrichten. 1297 wird erstmals im Zusammenhang mit der Einrichtung einer herzoglichen Zoll- und Lotsenstation der Swinemünder Hafen erwähnt.
17. und 18. Jahrhundert
Am Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde 1648 im Westfälischen Frieden die Teilung Pommerns in einen preußischen und einen schwedischen Teil festgeschrieben, nachdem Schwedens Feldherr Banier bereits 1636 große Teile Pommerns, Brandenburgs und sogar Sachsens besetzte. Die Insel Usedom mit Swinemünde fiel mit dem übrigen Vorpommern an Schweden. Diese ließen die Swine versanden, um aus strategischen Gründen den Schiffsverkehr von und nach Stettin durch den Peenestrom zu leiten. Nach dem Nordischen Krieg trat Schweden im Frieden von Stockholm 1720 Stettin und Usedom-Wollin gegen Zahlung von 2 Millionen Talern wieder an Preußen ab. Schweden behielt jedoch Rügen, Stralsund und Wismar. Preußen benötigte einen Zugang zur Ostsee und entschied sich für die Swinemündung. Ab 1729 wurde die Swine wieder schiffbar gemacht, und in der Nähe des kleinen Dorfes Westswine begann 1740 der Hafenbau, der 1746 offiziell als preußischer Seehafen eröffnet wurde. Die wenigen hier ansässigen Bauern hatten vom Fischfang, von der Landwirtschaft und vom Betrieb der Fähre über die Swine gelebt. Es gab zwar eine kleine hölzerne Dorfkirche, sie gehörte jedoch zum Pfarramt Caseburg. Der mit dem Bau und dem Betrieb des neuen Hafens entstandene Ort Swinemünde wurde 1765 zur Immediatstadt erklärt.
Swinemünde im 19. Jahrhundert
Um weitere Siedler anzulocken, wurden bis 1840 Bauplätze unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Der Hafen bildete das Zentrum der Aktivitäten: Leichter holten die Waren von den auf Reede oder im Hafen liegenden Schiffen und beförderten sie u.a. nach Stettin. Auf dem Rückwege von Stettin nahmen sie wiederum Güter für die Schiffe mit. Seefahrt, Gütertransport, Handel, Handwerk und Gewerbe erlebten so die erste Blüte. Der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg in den Jahren 1773 bis 1784 und der Englisch-Französische Krieg 1801–1805 ließen den Hafen weiter expandieren, er wurde in diesen Jahren weiter ausgebaut.
In Swinemünde lebten zu diesem Zeitpunkt bereits bis zu 2000 Menschen. 1823 wurden die Molen (mit 1500 und 1100 Metern ein ingenieurtechnisches Meisterwerk) fertig gestellt, 1859 der Leuchtturm und 1880 die Kaiserfahrt. Ab 1857 gab es Dampfschiffverbindungen nach Ostpreußen, Bornholm und Kopenhagen. Die meisten Schiffe fuhren nach der Fertigstellung der Kaiserfahrt nach Stettin durch, was sich auf die Stadt sehr negativ auswirkte. Mit der Gründung des See- und Solbades Swinemünde wurde im Juli 1824 die erste offizielle Badesaison eröffnet, und ein neuer Erwerbszweig mit weitreichenden Folgen für die Entwicklung der Stadt war geboren. Von Beginn an stammte die Hälfte aller Badegäste aus Berlin. 1852 wurde Swinemünde Garnisonsstadt.
Nachdem im Jahr 1826 626 Badegäste gezählt worden waren, waren es 1913 bereits 40.247 und 1928 43.040. Swinemünde wurde als das seinerzeit größte deutsche Ostseebad zum Weltbad. Einhergehend mit dieser Entwicklung vergrößerte sich die Zahl der Einwohner: 1850 waren es 4.719, um sich bis 1910 auf 13.916 zu verdreifachen, und 1931 waren 19.798 Einwohner ausgewiesen.
Luftangriff auf Swinemünde
Während des Luftangriffs am 12. März 1945 wurde Swinemünde größtenteils zerstört.
Vertreibung
Am 5. Mai 1945 wurde Swinemünde von der sowjetischen Armee besetzt. Im Herbst des gleichen Jahres wurde eine polnische Verwaltung eingesetzt und die Stadt in „Świnoujście“ umbenannt. Zu dieser Zeit lebten in Swinemünde und auf Wollin noch etwa 30.000 Deutsche. Diese wurden ab dem Jahr 1946 von der polnischen Verwaltung vertrieben. Im Winter 1945/46 kam es zu zahlreichen Übergriffen, Vergewaltigungen und Ermordungen deutscher Einwohner durch polnische Sicherheitskräfte.
Unter Fremdherrschaft
Anfang 1950 lebten dort noch 500 bis 600 Deutsche. Sie arbeiteten vorwiegend auf dem sowjetischen Marinestützpunkt als Spezialisten, einige bei der Stadt und beim Hafenamt. Allerdings hatten sie bei der neuangesiedelten polnischen Bevölkerung keinen leichten Stand. Ab 1950 durften nur noch jene Deutschen in ihrer alten Heimat bleiben, die eine „slawische“ oder polnische Abstammung nachweisen konnten. Den Polen erschwerte die ständige Anwesenheit einer großen sowjetischen und polnischen Garnison die Bewegungsfreiheit. Die Hafenanlagen sowie das Kurviertel blieben der alleinigen Nutzung der sowjetischen Truppen vorbehalten.
1948 begann der Aufbau einer Hochseefischereibasis am östlichen Swineufer. Ab 1958 wurde der Wiederaufbau der Stadt intensiviert. Der Ausbau des Hochseehafens folgte. Im Dezember 1992 wurden die letzten Einheiten der sowjetischen Armee abgezogen. Die seit 1989 zu verzeichnende, oft mit harten Einschnitten verbundene Umstrukturierung der Wirtschaft unter Polen spiegelt sich auch im Antlitz der Stadt wider. Die Stadt und ihre Wirtschaft profitieren von ihrer Nähe zur derzeitigen vorübergehenden „Grenze“ und der sich daraus ergebenden großen Anzahl deutscher Besucher.
Bekannte, in Swinemünde geborene Personen
- Waldemar Dannert (1876–1906), Oberleutnant und Südwester Reiter
- Hans Grüneberg (1899–?), Politiker (NSDAP)
- Jürgen Harder (1918–1945), Major und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Karl Hintze (1893–?), Journalist und Geschäftsführer des Reichsfachverbandes der Deutschen Rundfunkindustrie e.V.
- Alfred Ploetz (1860–1940), Arzt und Begründer der Rassenhygiene
- Karl Zech (1892–1944), Reichstagsabgeordneter der NSDAP, SS-Gruppenführer
Galerie
Literatur
- Helmut Schnatz: Der Luftangriff auf Swinemünde - Dokumentation einer Tragödie, F. A. Herbig, München 2004, ISBN 3-7766-2393-4
- Franz W. Seidler: Ermordung deutscher Zivilisten in Swinemünde, in ders.: Deutsche Opfer: Kriegs- und Nachkriegsverbrechen alliierter Täter, Pour le Mérite Verlag, 2013, S. 206–208 – betrifft deutsche Opfer von Morden und Raubmorden polnischer Milizen, nicht die Opfer der Luftangriffe auf Swinemünde
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