Panzerschiff „Admiral Scheer“
Die „Admiral Scheer“ war das Schwesterschiff der Panzerschiffe „Deutschland“ und „Admiral Graf Spee“. Das Kriegsschiff im Dienste der Reichsmarine und ab dem 1. Juni 1935 der Kriegsmarine war nach Admiral Reinhard Scheer benannt, dem deutschen Befehlshaber in der Skagerrakschlacht. Das Schiff wurde (wie die „Deutschland“) im Winter 1939/40 zum Schweren Kreuzer umklassifiziert. Die „Admiral Scheer“ wurde am 9. und 10. Februar 1945 bei Frauenburg und am 9. März bei Wollin zur Bekämpfung der sowjet-bolschewistischen Truppen eingesetzt, auch um das Heer zu entlasten, das sich bemühte, die Zivilbevölkerung in Sicherheit zu bringen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Stapellauf
Das Panzerschiff wurde am 25. Juni 1931 bei der Marinewerft in Wilhelmshaven auf Kiel gelegt. Nach 22 Monaten Bauzeit lief sie am 1. April 1933 im Beisein von Admiral von Trotha und Admiral Behnke vom Stapel. Die Taufrede hielt Admiral Raeder. Taufpatin war die Tochter Admiral Scheers. Die Indienststellung erfolgte am 12. November 1934.
Kriegseinsatz
Die „Admiral Scheer“ war während des Spanischen Bürgerkrieges insgesamt siebenmal zur Ausübung der Internationalen Seekontrolle in spanischen Gewässern eingesetzt. Am 31. Mai 1937 beschoß sie die von den rotspanischen Truppen besetzte Stadt Almeria als Vergeltung für den Luftangriff auf das Schwesterschiff „Deutschland“.
Am 23. Oktober 1940 lief das Schiff dann aus Gotenhafen zum Kreuzerkrieg gegen die Royal Navy im Nordatlantik aus. Dabei wurde eine Anzahl von feindlichen Schiffen erfolgreich versenkt oder als Prise aufgebracht. Am 18. Dezember wurde zum Beispiel das Kühlschiff „Duquesa“ aufgebracht. Seine Ladung bestand u. a. aus 14,5 Millionen Eiern und 3.000 Tonnen Fleisch, die dringend zur eigenen Versorgung benötigt wurden.
Danach brach sie in den Südatlantik durch und schließlich wurde sie in den indischen Ozean verlegt. Auf ihrer 161 Tage dauernden Kaperfahrt im indischen Ozean versenkte sie 15 Schiffe und brachte zwei weitere als Prisen auf.
Vom 23. bis 29. September 1941 kreuzte sie als Teil der Baltenflotte in der Aalandsee, mit dem Auftrag, den Ausbruch der russischen Ostseeflotte zu verhindern. Vom 16. bis 31. August 1942 unternahm das Schiff mit Zerstörergeleit einen Vorstoß in die Karasee (Unternehmen „Wunderland“). Am 28. August 1942 konnte dabei der russische Eisbrecher „Alexander Sibirjakow“ versenkt werden. Bei der Beschießung von Port Dickson wurden Landanlagen, der Eisbrecher „Taymir“ und der Tanker „Valerian Kuibishew“ beschädigt. Danach kehrte das Schiff nach Narvik zurück. Von dort ging es dann im November 1942 zurück nach Kiel.
Insgesamt wurden 21 Schiffe mit etwa 143.000 BRT versenkt.
Endkampf
Zwischen November 1944 und Februar 1945 erfolgten Einsätze zur Unterstützung des Heeres in der Ostsee. Im März wurden in Pillau ca. 200 Verwundete und 800 Flüchtlinge und Vertriebene übernommen und sicher nach Kiel gebracht. Dort wurde das Schiff nach erfolgreicher Rettung der Flüchtlinge in der Nacht vom 9. auf den 10. April 1945 von englischen Bomben getroffen. Das Schiff erhielt dabei fünf Bombentreffer. Diese rissen den Rumpf auf und brachten die „Admiral Scheer“ zum kentern.
Zerstörung
Nach dem Krieg wurde sie gesprengt und teilweise verschrottet. Der Rest wurde unter dem Trümmerschutt der englischen „Befreier“ begraben. Der Kommandant, Kapitän zur See Wilhelm Marschall, hatte bei der Indienststellung des Schiffes zehn Jahre zuvor gesagt:
- „Flagge und Wimpel unseres neuen Schiffes sollen niemals ohne Ehre niedergeholt werden!“
Schiffsdaten
- Schiffstyp: Schwerer Kreuzer
- Klasse:Deutschland-Klasse
- Bauwerft: Reichsmarinewerft, Wilhelmshaven
- Baunummer: 123
- Baukosten: 90.000.000 Mark
- Stapellauf: 1. April 1933
- Indienststellung: 12. November 1934
- Verbleib: am 9. April 1945 gekentert
Schiffsmaße und Besatzung
- Länge:
- 186,0 m (Lüa)
- 181,7 m (KWL)
- Breite: 21,34 m
- Verdrängung
- Standard: 11.550 tn.l.
- Konstruktion: 13.660 t
- Maximal: 15.422 t
- Tiefgang: max. 7,25 m
Besatzung
- 951 bis 1.070 Mann
Maschine
- Maschine: 8 9-Zyl.-Diesel
- Maschinenleistung: 52.050 PS (38.283 kW)
- Höchstgeschwindigkeit: 28,3 kn (52 km/h)
- Propeller: 2 dreiflügelig ⌀ 4,4 m
Bewaffnung
- 6 × Sk 28,0 cm L/52 (720 Schuß)
- 8 × Sk 15,0 cm L/55 (1.200 Schuß)
- 6 × Flak 8,8 cm L/75 (3.000 Schuß)
- 8 × Torpedorohr ⌀ 53,3 cm (an Deck)
Panzerung
- Gürtel: 60–80 mm
- Deck: 17–45 mm
- Torpedoschott: 40 mm
- Türme: 85–140 mm
- Schilde: 10 mm
Kommandanten
12. November 1934 bis 21. September 1936 | Kapitän zur See Wilhelm Marschall |
22. September 1936 bis 30. Oktober 1938 | Kapitän zur See Otto Ciliax |
31. Oktober 1938 bis 24. Oktober 1939 | Kapitän zur See Hans-Heinrich Wurmbach |
31. Oktober 1939 bis 4. Februar 1940 | Kapitän zur See Theodor Krancke |
17. Juni 1940 bis 3. Juni 1941 | Kapitän zur See Theodor Krancke |
12. Juni 1941 bis 28. November 1942 | Kapitän zur See Wilhelm Meendsen-Bohlken |
29. November 1942 bis 31. Januar 1943 | Fregattenkapitän Ernst Gruber (in Vertretung) |
1. Februar 1943 bis 4. April 1944 | Kapitän zur See Richard Rothe-Roth |
5. April 1944 bis 9. April 1945 | Kapitän zur See Ernst-Ludwig Thienemann |
Bekannte Besatzungsangehörige (Auswahl)
- Eberhard Ahrens (1892–1945), Schiffsarzt vom 18. November 1934 bis 22. September 1935
- Carl-Heinz Birnbacher (1910–1991), war von 1968 bis 1970, als Konteradmiral der Bundesmarine, Stellvertreter des Befehlshabers der Flotte
- Robert Gysae (1911–1989), war von 1967 bis 1970 als Flottillenadmiral Kommandeur der Marinedivision Nordsee
- Günter Kuhnke (1912–1990), war von 1966 bis 1972 als Konteradmiral Amtschef des Marineamts
- Siegfried Lenz (1926–2014), Schriftsteller
- Fritz Pohle (1905–1978), Schiffsarzt von Dezember 1939 bis März 1940
- Alfred Schumann (1902–1985), war 1963 als Flottillenadmiral Stellvertretender Inspekteur der Marine und Chef des Stabes Fü M
Bildergalerie
Siehe auch
Literatur
- Jochen Brennecke: Schwerer Kreuzer Admiral Scheer, Koehlers Verlagsgesellschaft, EA 1942; Nachdruck ISBN 978-3782208314
- Fritz-Otto Busch: Kaperkrieg auf fernen Meeren 1940/41 – Die erfolgreichste Feindfahrt des Schweren Kreuzers „Admiral Scheer“, in: Der Landser, 1981