Beitz, Berthold
Berthold Beitz ( 26. September 1913 in Zemmin; 30. Juli 2013 in Kampen, Sylt) war ein deutscher Bankkaufmann, Industrie- und Sportfunktionär sowie Generalbevollmächtigter bei Krupp. Beitz wurde 1967 Testamentsvollstrecker und Sachwalter des Kruppschen Vermögens. Er übte dieses Amt bis zu seinem Tod aus. Beitz war Preisträger der jüdischen Logenvereinigung B’nai B’rith und diente langjährig dem Amerikanisch-Jüdischen Komitee, Niederlassung Berlin, als Berater.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Berthold Beitz, ev., wurde am 26. September 1913 in Zemmin, Kreis Demmin/Vorpommern, geboren. Sein Vater war Wachtmeister beim 2. Pommerschen Ulanen-Regiment Nr. 9 und später Reichsbank-Obersekretär. Nach dem Abitur am Greifswalder Realgymnasium (1934) absolvierte er eine Banklehre in Stralsund.
Wirken
Seine Berufslaufbahn begann Berthold Beitz als Bankangestellter, 1937 wurde er stellv. Bank-Filialleiter in Demmin. Zur Freude seines Vaters absolvierte er von 1937 bis 1939 Wehrübungen. Als die Wehrpflicht 1935 eingeführt wurde, war er schon zu alt. Die Übungen waren für ihn keine große Last, er gehörte zu den besten Schützen.
Im Frühjahr 1939 wurde er Feldwebel der Reserve und Offiziersanwärter der Wehrmacht im Kavallerie-Regiment 18.[1]
1939 war er Mitarbeiter der Royal Dutch Shell AG in Hamburg. Bei Ausbruch des 1939 von England entfesselten Krieges wurde er als Fachmann der Shell AG vom Wehrdienst befreit und 1940 ins Generalgouvernement dienstverpflichtet. Noch 1939 wurde Beitz, unter Aufsicht des OKH und mit Wehrmachtsbinde am Arm, von Shell zur Beskiden-Öl AG nach Jaslo entsandt. 1941 wurde er kaufmännischer Leiter der Karpaten-Öl AG und damit verantwortlich für die Ölfelder von Boryslaw südlich von Lemberg.
Nachkriegszeit
1946 wurde er von den britischen Besatzern zum stellvertretenden Vorsitzenden in das Zonenaufsichtsamt für Versicherungen berufen. 1953 stellte ihn Alfried Krupp als Generalbevollmächtigten ein. Seitdem spielte er eine führende Rolle im Krupp-Konzern. Ihm gelang eine erfolgreiche Aufbauarbeit des Unternehmens. Seit Ende der 1950er Jahre war Berthold Beitz als Osthändler und -politiker aktiv. 1958 war er als erster westdeutscher Industrieller zu einem offiziellen Besuch nach Polen eingeladen und mit dem höchsten polnischen Zivilorden ausgezeichnet. Er wohnte den Feierlichkeiten zur Unterzeichnung des Warschauer Vertrages bei.
Netzwerke und Mitgliedschaften
Ab 1972 wirkte Beitz im Internationalen Olympischen Komitee (IOC), dort als Leiter des Seglerausschusses und im Präsidium des Nationalen Olympischen Komitees (NOK). Von 1984 bis 1988 war er Vizepräsident des IOC. 1987 wurde er Präsident der Stiftung Olympisches Museum, 1988 Ehrenmitglied des IOC. Beitz leitete das Kuratorium der Max-Grundig-Stiftung sowie die von ihm gegründete Kulturstiftung Ruhr und wurde Kurator des Vereins „pro Ruhrgebiet“ und der Stiftung Zollverein. Er war Vorsitzender der „Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung“. Er war Teilnehmer der Bilderbergerkonferenz 1958.[2]
Jüdische und transatlantische Netzwerke
- Amerikanisch-Jüdisches Komitee, Niederlassung Berlin – Beirat seit 2002
Auszeichnungen
- 1971: Bundesverdienstkreuz für sein Engagement in den Handels- und Wirtschaftsbeziehungen mit den Ostblockländern
- 1971: Ehrenplakette
- 1973: Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern
- 1973: Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ in der israelischen „Holocaust“-Gedenkstätte Yad Vashem (Israel)
- 1974: Kommandorium mit Stern, Polen
- 1979: Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland
- 1983: Ehrendoktorwürde der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
- 1983: Ehrenring der Stadt Essen
- 1983: Ehrenbürger der Universität Essen
- 1984: Aufnahme in die „Scroll of Honour“ des jüdischen Volkes
- 1986: Verdienstorden
- 1987: Großkreuz des Bundesverdienstordens
- 1988: Professorentitel
- 1991: Großes Goldenes Ehrenzeichen mit Stern, Österreich
- 1991: Ehrensenator der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
- 1993: Ehrendoktorwürde der Jagiellonen-Universität in Krakau
- 1995: Ehrenbürger der Hansestadt Greifswald
- 1996: Ehrendoktorat des Weizmann-Instituts in Rehovot (Israel)
- 1997: Josef-Neuberger-Medaille, der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, mit Else Beitz für Verdienste um das Judentum
- 1999: Ehrendoktorwürde der Ruhr-Universität Bochum aufgrund seines „Wirkens für Wissenschaft und Bildung im Ruhrgebiet“
- 1999: Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland, mit Else Beitz
- 2000: Leibniz-Medaille der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
- 2001: „Order of Cultural Merit“, Südkorea
- 2002: Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin
- 2003: Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Kiel
- 2005: Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Bochum im Rahmen des Festaktes zum 40. Geburtstag der Ruhr-Universität Bochum
- 2005: Ernennung zum Ehrensenator der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (seit 2008 Nationale Akademie der Wissenschaften)
- 2007: Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Essen (einzige Verleihung seit 1949). Benennung der neuen Straße durch das ehemalige Krupp-Werksgelände an der neuen ThyssenKrupp-Hauptverwaltung als Berthold-Beitz-Boulevard.
- 2008: Aufnahme in die Hall of Fame des deutschen Sports
- 2008: Benennung eines Lehrstuhls für Menschenrechte an der Harvard-Universität. Am naturwissenschaftlichen Campus der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald ist der Berthold-Beitz-Platz nach dem Vorsitzenden der Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung benannt, welche Universität und Stadt seit Jahren fördert.
- 2010: Moses-Mendelsohn-Medaille, für die „Rettung verfolgter Juden“
- 2010: Ehrensenator der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg
- 2011: Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen (BRD), gemeinsam mit Else Beitz
- 2012: Lew-Kopelew-Preis, Lew Kopelew Forum Köln
- 2012: Leopold I.-Ehrenmedaille[3]
- 2012: Verdienstorden des Landes Mecklenburg-Vorpommern (BRD)
- B’nai B’rith-Preis[4]
Familie
Beitz war seit Dezember 1939 verheiratet mit Else, geb. Hochheim ( 11. Juni 1920 in Hamburg), Tochter eines aktiven Gewerkschafters. Sie floh 1945 mit der ältesten Tochter Barbara (die Zwillingsschwester war 1939 gestorben) aus dem Ostsektor. Danach bekam das Paar noch die Töchter Bettina und Susanne. Barbara heiratete 1963 den jüdischen Großverleger aus den USA William Bliff, Susanne 1967 Christian-Peter Henle (zuletzt führend bei Klöckner & Co.), Bettina 1981 den Rechtsanwalt Thomas Poullain. Else Beitz holte 58-jährig das Abitur nach, schloß 1985 ein Studium als Diplom-Pädagogin ab und wurde 1993 zum Dr. phil. promoviert.
Verweise
- Johnny Vedmore: Guido Goldman, the CFR and the German Marshall Fund, Unlimited Hangout, 13. Januar 2023 (engl.) – behandelt auch Beitz
Filmbeiträge
- Berthold Beitz – Der Herr der drei Ringe. Dokumentation, Deutschland, 2003/2008, 45 Min., Buch und Regie: Reinhold Böhm, Cathrin Leopold, Produktion: WDR, Ausstrahlung: 22. September 2008
Fußnoten
- Geboren 1913
- Gestorben 2013
- Deutscher Unternehmensführer
- Krupp
- IOC-Mitglied
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband
- Leibnizpreisträger
- Träger des B’nai-B’rith-Preises
- Leo-Baeck-Preisträger
- Träger der Josef-Neuberger-Medaille
- Gerechter unter den Völkern
- Ehrenbürger von Essen
- Ehrenbürger von Greifswald
- Ehrensenator der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
- Ehrenringträger der Stadt Essen
- Ehrenbürger der Ruhr-Universität Bochum
- Ehrendoktor des Weizmann-Instituts für Wissenschaften
- Ehrenbürger von Kiel
- Bilderberger
- Träger des Staatspreises des Landes Nordrhein-Westfalen