Blocher, Christoph

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Christoph Blocher (2007)

Christoph Blocher (Lebensrune.png 11. Oktober 1940 in Schaffhausen, Schweiz) ist ein Politiker der rechts-patriotischen Schweizerischen Volkspartei (SVP). Er war in der Legislaturperiode 2004–2007 Mitglied des Bundesrats und stand dem Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) vor.

Blocher spielt seit den frühen neunziger Jahren eine zentrale Rolle in der Schweizer Politik, vor allem als Gegner einer Annäherung der Schweiz an die Europäische Union (EU) und als Verfechter einer restriktiven Asylpolitik. Vor seiner Wahl in den Bundesrat war er Großunternehmer in der Chemiebranche.

Familie

Christoph Blocher, heimatberechtigt in Meilen, Zürich und Schattenhalb, wurde als siebtes von elf Kindern der Pfarrfamilie Wolfram und Ida Blocher-Baur geboren und wuchs in Laufen ZH.

Er ist mit der ehemaligen Primarlehrerin Silvia Blocher, geb. Kaiser, verheiratet. Das Ehepaar wohnt in Herrliberg und Rhäzüns und hat drei Töchter, einen Sohn sowie sechs Enkelkinder.

Ururgroßvater Johann Georg Blocher wanderte als pietistischer Prediger aus dem Königreich Württemberg ein und wurde 1861 im Kanton Bern eingebürgert.[1] Auch Blochers Vater und zwei seiner Geschwister waren in der Seelsorge tätig. Der Vater war von 1933 bis 1959 Dorfpfarrer in Laufen ZH, wurde dann aber abgewählt.[2] Bruder Gerhard Blocher amtierte bis zur Pensionierung als Pfarrer in Hallau (Kanton Schaffhausen). Mit seinen harschen Äußerungen (u. a. im Schweizer Fernsehen[3]) zu den politischen Gegnern seines Bruders sorgte er wiederholt für Aufsehen. Schwester Sophie Blocher war Krankenschwester, Hebamme, Schulleiterin, Mitglied und später Präsidentin der Basler Mission sowie Pfarrerin in Muttenz; außerdem baute sie ein Heim für Obdachlose auf und pflegte ihre Mutter in deren letzten Lebensjahren.[4] Bruder Andreas Blocher war Historiker und Gymnasiallehrer; er veröffentlichte einen Essay über seinen Bruder Christoph. Schwester Judith Giovannelli-Blocher war Sozialarbeiterin und lebt heute als Rentnerin und Schriftstellerin in Bern. Im autobiographischen Roman „Das gefrorene Meer“ beschreibt sie die gemeinsame Kindheit im Pfarrhaus von Laufen ZH.

Beruflicher Werdegang

Von 1955 bis 1959 absolvierte Blocher eine landwirtschaftliche Lehre in Ossingen. Nach landwirtschaftlichen Praktika holte er in den Jahren 1961 bis 1963 seine Matura nach und studierte von 1964 bis 1969 Rechtswissenschaften in Zürich, Montpellier und Paris. 1971 promovierte er zum Doktor der Rechtswissenschaften (siehe Veröffentlichungen).

1969 trat Blocher in die Rechtsabteilung der Ems-Chemie AG (vormals Emser Werke) in Domat/Ems ein. Ab 1972 war er Direktionsvorsitzender und Delegierter des Verwaltungsrates der Ems-Chemie AG. 1984 avancierte er zum Präsidenten und Delegierten des Verwaltungsrates der Ems-Chemie Holding AG, nachdem er im vorherigen Jahr deren Aktienmehrheit übernommen hatte. Daneben behielt er auch in den Verwaltungsräten verschiedener Unternehmungen der Ems-Gruppe weiterhin Einsitz und präsidierte den VR der Pharma Vision 2000 AG (bis Juni 1998).[5]

Blocher machte die Ems-Chemie wieder profitabel und gelangte zu einem Privatvermögen von schätzungsweise zwei bis drei Milliarden Schweizer Franken, wobei allerdings vermutet wird, daß der überwiegende Teil dieser Einkünfte nicht aus Gewinnen der Ems-Chemie, sondern aus Finanzgeschäften stammte.[6] Damit zählte Blocher zu den reichsten Schweizern.

Nach seiner Wahl in den Bundesrat Ende 2003 kappte er alle formellen Bindungen zum Unternehmen. Die Firmenleitung übernahm die älteste Tochter, Magdalena Martullo-Blocher.[7] Seine Aktienmehrheit gab Blocher an seine Kinder ab, zum Teil als Schenkung und zum Teil durch Verkauf.[8]

Politischer Werdegang

Als Student half Blocher bei der Gründung der bürgerlichen Studentengruppe Studentenring an der Universität Zürich mit. Weiter war er während seiner Studienzeit Präsident der juristischen Fachschaft und Mitglied des Großen Studentenrates. Von 1974 bis 1978 war er Mitglied des Gemeinderates Meilen und gehörte von 1975 bis 1980 dem Zürcher Kantonsrat an.

In den Jahren von 1977 bis 2003 war Christoph Blocher Präsident der Schweizerischen Volkspartei (SVP) des Kantons Zürich und von 1979 bis 2003 Mitglied des Nationalrates. Eine Analyse seines Abstimmungsverhaltens bestätigt den Eindruck einer Positionierung am rechten Rand des politischen Spektrums, das auch in der Schweiz – so wie in vielen europäischen Ländern –, immer weiter nach links gerückt ist.[9]

1982 gründete Blocher die Arbeitsgruppe südliches Afrika (ASA), der er als Präsident vorstand. Von 1986 bis 2003 war er Präsident der Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (AUNS), die von Gegnern eines schweizerischen UNO-Beitritts gegründet wurde.

1987 scheiterte Christoph Blocher als Ständeratskandidat für den Kt. Zürich an der Mitbewerberin Monika Weber vom Landesring der Unabhängigen.

Als Redner und Diskussionsteilnehmer sowie mit finanziellen Beiträgen trug er wesentlich zum Erfolg der SVP in Kantonen und im Bund bei. Blocher war die treibende Kraft bei der Neupositionierung der Partei. Er machte aus einer vorwiegend deutschschweizerischen, protestantischen und gewerblich-bäuerlichen Partei eine schweizweit aktive rechtsbürgerliche Kraft. Erhielt die SVP bei den Nationalratswahlen 1975 als kleinste der vier Bundesratsparteien noch 9,9 Prozent der Stimmen, war sie 2007 mit 29,0 Prozent die Partei mit dem größten Stimmenanteil.

Zu den Meilensteinen seiner Karriere als Nationalrat zählen:

  • 1985: Ein rechtsbürgerliches Komitee um Blocher bekämpfte das neue Eherecht, das die Gleichheit von Mann und Frau in der Ehe garantiert, unterlag aber am 22. September in einer Volksabstimmung.
  • 1988: Unter Blochers Federführung wurde ein Kompromiß zur Aufgabe des geplanten AKW in Kaiseraugst beschlossen, das auf breiten Widerstand gestoßen war.
  • 1992: Blocher spielte eine herausragende Rolle in der Diskussion im Vorfeld der Abstimmung über einen Beitritt der Schweiz zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), der am 6. Dezember 1992 durch das Volk schließlich abgelehnt wurde. Wegen seines Engagements gegen den EWR stellte ihn die Schweizerische Bankgesellschaft (heute Teil der UBS) 1991 nach zehn Jahren als Verwaltungsrat nicht mehr zur Wiederwahl auf.[10]

Am 10. Dezember 2003 wurde Christoph Blocher mit 121 von 237 Stimmen knapp (bei einem absoluten Mehr von 119 Stimmen und mit 5 Stimmen Vorsprung gegenüber der amtierenden Ruth Metzler) in den Bundesrat gewählt. Mit dieser Wahl erhielt die SVP einen zweiten Bundesratssitz und sprengte die sogenannte Zauberformel. Es war erst das dritte Mal in der Geschichte der Eidgenossenschaft, daß ein zur Wiederwahl angetretener Bundesrat abgewählt wurde (zuvor war dies erst bei Ulrich Ochsenbein im Jahre 1854 und bei Jean-Jacques Challet-Venel im Jahre 1872 geschehen).[11] Die Wahl erfolgte auf Kosten der CVP, welche seither mit lediglich einem Sitz vertreten ist. Am 1. Januar 2004 übernahm Blocher von Ruth Metzler das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement. Entgegen der in der Schweiz üblichen Gepflogenheit, nach der Regierungsbeschlüsse gegen außen von allen Regierungsmitgliedern mitgetragen werden, trat Blocher gleichzeitig als Regierungsmitglied wie auch als Oppositionsführer in Erscheinung.[12] Diese ungewöhnliche Doppelfunktion wurde von SVP-Fraktionschef Caspar Baader anläßlich eines Parteiessens mit „unser Parteiführer“ umschrieben.[13] Sie stellte zugleich einen der Kernpunkte der Kritik an Blochers Verhalten dar (siehe unten).[14]

Bei der Gesamterneuerungswahl des Bundesrates am 12. Dezember 2007 wurde Christoph Blocher nicht wiedergewählt. Er unterlag im zweiten Wahlgang seiner SVP-Parteikollegin Eveline Widmer-Schlumpf (115 gegen 125 Stimmen, bei einem absoluten Mehr von 122 Stimmen). Als Widmer-Schlumpf nach eintägiger Bedenkzeit die Annahme der Wahl erklärte, stand Blochers Ausscheiden aus dem Bundesrat zum 31. Dezember 2007 endgültig fest. Es war die vierte Abwahl eines Bundesrates in der Geschichte der Schweiz.[15]

Rezeption

Christoph Blocher polarisiert wie kaum ein anderer Schweizer Politiker. Während sein Engagement gegen eine Integration der Schweiz in supranationale Organisationen und gegen vielfältige Mißbräuche der Asylgesetze von seinen Anhängern unterstützt wird, werfen ihm seine Gegner und ein Teil der volksfeindlichen Schweizer Medien demagogischen Stil, Rechtspopulismus und Fremdenfeindlichkeit vor.

Seit seiner Wahl in den Bundesrat kommt es vermehrt zu Diskussionen über Sinn und Inhalt des Kollegialitätsprinzips.

Varia

Christoph Blocher hat eine bedeutende Kunstsammlung aufgebaut, die vor allem Werke der Schweizer Maler Ferdinand Hodler und Albert Anker umfaßt. Er besitzt die größte private Anker-Sammlung.

Als Zweitdomizil bewohnt das Ehepaar Blocher das Schloß Rhäzüns im Kanton Graubünden.

Von den vier Kindern des Ehepaars Blocher sind bisher drei ebenfalls Unternehmer geworden. Während Magdalena Martullo-Blocher[16] die Ems-Chemie (Herstellung von Kunststoffen) leitet, übernahm Markus Blocher[17] die Feinchemikalien-Sparte Dottikon ES. Miriam Blocher[18] kaufte die Holdinggesellschaft Dalasta und wurde dadurch Chefin der traditionsreichen Basler Süßwarenfirma Läckerli-Huus.

Christoph Blocher war in der Schweizer Armee Oberst der Luftschutztruppen und Regimentskommandant.[19]

Veröffentlichungen

  • Christoph Blocher: Die Funktion der Landwirtschaftszone und ihre Vereinbarkeit mit der schweizerischen Eigentumsgarantie.Dissertation, Zürich, Schulthess Polygraphischer Verlag, 1972.

Literatur

  • Matthias Ackeret: Das Blocher-Prinzip: ein Führungsbuch. Meier, Schaffhausen 2007, ISBN 978-3-85801-188-6
  • Andreas Blocher: Mein Bruder Christoph: ein Essay. Weltwoche, Zürich c 1994, ISBN 3-85504-156-3
  • Thomas Buomberger: Kampf gegen unerwünschte Fremde: von James Schwarzenbach bis Christoph Blocher. Orell Füssli, Zürich 2004, ISBN 3-280-06017-6
  • Andreas Gross / Fredi Krebs / Felix Lautenschlager / Martin Stohler (Hg.): Fahrplanwechsel. Für mehr Demokratie und Solidarität und weniger Blocher. Serie Realotopia, Editions le Doubs, St.-Ursanne 2007. ISBN 978-3-95226-272-6
  • Andreas Gross / Fredi Krebs / Martin Stohler (Hg.): Eine andere Schweiz ist möglich. Gedanken über den Herbst hinaus. Serie Realotopia, Editions le Doubs, St-Ursanne 2003. ISBN 3-9522627-1-4
  • Fredy Gsteiger: Blocher – ein unschweizerisches Phänomen. Opinio, Basel 2002. ISBN 3-03999-015-2
  • Judith Giovannelli-Blocher: Das gefrorene Meer.. Heyne, ISBN 978-3-453-19587-5
  • Andreas Iten: Blochers Populismus + Widerspruch: über den Wahrheitsgehalt der Albisgüetlirede '99. Werd, Zürich 1999. ISBN 3-85932-298-2
  • Wolf Mettler: Liebi Fraue und Manne… Christoph Blocher – ein Lebensbild. Meier, Schaffhausen 1995. ISBN 3-85801-137-1
  • Christoph Schilling: Blocher. Aufstieg und Mission eines Schweizer Politikers und Unternehmers. Limmat, Zürich 1994. ISBN 3-85791-226-X
  • Lukas Zollinger: Der Mittelstand am Rande. Christoph Blocher, das Volk und die Vorstädte. Institut für Soziologie der Universität Bern, Bern 2004. ISBN 3-9523100-4-2

Verweise

Fußnoten

  1. http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/schweiz/413359.html Tages-Anzeiger vom 8. September 2004: Die Mär von Blochers Einbürgerung
  2. http://www.kirchenbote.ch/zuerich/glaubeleben/pfarrhaus1.htm
  3. Schweizer Fernsehen: [1]
  4. http://sophieblocherhaus.ch
  5. http://www.hragl.ch/cgi-bin/fnrGet.cgi?fnr=1603001204&amt=160&lang=1&hrg_opt=1100&per
  6. http://news.orf.at/071022-17858/17785txt_story.html ORF
  7. http://www.emsgroup.ch/favicon.ico
  8. Blocher trennt sich vollumfänglich von Ems, Artikel auf NZZ Online vom 31. Dezember 2003
  9. http://sotomo.geo.unizh.ch/spider/nr/2017.html Politprofil (Abstimmungsverhalten im Nationalrat)
  10. Artikel Christoph Blocher: Der neue Bundesrat auf Swissinfo
  11. [2]
  12. Der Spiegel: Frau Widmer-Schlumpf sticht Blocher aus 12. September 2007
  13. Tages-Anzeiger vom 13. Dezember 2007, „Wird Blocher Parteipräsident?“, Seite 2.
  14. Tages-Anzeiger vom 13. Dezember 2007, „Die SP zog hinter den Kulissen erfolgreich die Fäden“, Seite 3
  15. http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/vierte_abwahl_in_der_geschichte_des_bundesstaats_1.598419.html
  16. http://www.nachrichten.ch/detail/205386.htm Ems-Dottikon kommt Ende März an die Börse. (Bild von Magdalena Martullo)
  17. http://www.nachrichten.ch/detail/227160.htm Markus Blocher (Bild) übernimmt Mehrheit an Dottikon ES.
  18. http://www.leckerli.ch/data/html/20070917_BaslerZeitung.pdf Gespräch mit Miriam Blocher (Bild): "Mein Vater ist konsequenter."
  19. Offizielle Parlamentarierbiographie


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