Braun, Gustav

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Prof. Dr. phil. Gustav Oskar Max Braun

Gustav Oskar Max Braun (Lebensrune.png 30. Mai 1881 in Dorpat; Todesrune.png 11. November 1940 in Oslo) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres und der Wehrmacht (ggf. Sonderführer oder Wehrmachtsbeamter) sowie promovierter Geograph, Fachbuchautor, Nordlandforscher und Universitätsprofessor. Er war Vorsitzender der Geographischen Gesellschaft Greifswald; er war Mitglied der Königlichen Geographischen Gesellschaft Kopenhagen, der Schwedischen Gesellschaft für Geographie und Anthropologie in Stockholm, der finnischen Geographischen Gesellschaft in Helsingfors und der Leopoldina (Wahljahr: 1917) sowie Ehrenmitglied der Norwegischen Geographischen Gesellschaft Oslo.

Werdegang

Deutschland. Dargestellt auf Grund eigener Beobachtung, der Karten und der Literatur, Gustav Braun.png
„Das Gymnasium besuchte Braun in Rostock und Königsberg. Er studierte in Königsberg und Göttingen Nationalökonomie und Naturwissenschaften, insbesondere Geographie. 1903 wurde er mit einer Dissertation über die Topographie der ostpreußischen Seen zum Dr. phil. promoviert. Danach leistete er Militärdienst als Einjährig Freiwilliger und wurde nach weiteren Übungen 1913 zum Leutnant der Landwehr befördert. Für das Fach Geographie habilitierte er sich 1907 an der Universität Greifswald, 1910 erhielt Braun einen Lehrauftrag für Verkehrsgeographie der Meere an der Universität Berlin. Hier erarbeitete er sich sehr schnell hohes Ansehen, weil er in seinen Studien geomorphologische Phänomene geschickt mit anthropogenen Faktoren in Verbindung setzte (‚Das Ostseegebiet‘, 1912). Außerdem gründete er die Zeitschrift ‚Erde und Wirtschaft‘. Nach der Ablehnung eines Rufs an die Universität Peking, wurde er 1911 zum Leiter einer für ihn geschaffenen Abteilung am Institut für Meereskunde in Berlin ernannt. Auf Wunsch der Reichsregierung nahm er 1912 den Ruf auf eine außerordentliche Professur für Geographie an der Universität Basel an, wo er 1913 zum ordentlichen Professor befördert wurde. Mit Kriegsbeginn 1914 wurde Braun in einer Kavallerieeinheit im Elsass eingesetzt, erkrankte jedoch im Oktober dieses Jahres. Nach der Genesung folgte 1916 die Versetzung zu einer Vermessungseinheit. Für die Lehre in Basel wurde er 1917 freigestellt, jedoch auf Wunsch des preußischen Kultusministeriums im April 1918 auf eine ordentliche Professur für Geographie an die Universität Greifswald berufen. Hier wurde er zum Direktor des Geographischen Seminars und zum Vorstandsmitglied des neu gebildeten Nordischen Instituts ernannt.
Nach inneruniversitären Querelen gründete er 1920 das Institut für Finnlandkunde, das sich wirtschaftsgeographischen und länderkundlichen Fragen widmete. Dem Auftrag einer intensiven Kontaktpflege zu den skandinavischen Ländern fühlte sich Braun verpflichtet und intensivierte die Kontakte zu Industrie, Reederei und Politik in Pommern und Finnland. Mit seinen allgemein verständlichen und nutzenorientierten Schriften wurde Braun zu einem Vorreiter der Länderkunde (‚Nordeuropa‘, 1926). Obwohl er sich mit seiner rastlosen Aktivität auch den Neid von Kollegen zuzog, wurde er im Mai 1930 zum Rektor der Universität gewählt. […] Aufgrund von Denunziationen ermittelten seit April 1933 Polizei und Staatsanwaltschaft gegen ihn, unter anderem wegen Devisenvergehen. Wegen angeblicher Verdunkelungs- und Fluchtgefahr wurde er verhaftet und im Mai 1933 vorläufig dienstenthoben. Im Juli 1933 wurde er vom Landgericht Greifswald verurteilt. Revision und Neuanklage führten zur Verurteilung zu zwei Monaten Gefängnis wegen vermeintlicher Untreue. Die erneute Berufungsklage Brauns führte zu einem Prozess vor dem Reichsgericht, in dem er im November 1934 in allen Punkten freigesprochen wurde. Noch vor diesem Freispruch wurde Braun auf Betreiben des Universitätskurators zum 1. November 1933 nach Paragraph 6 des Berufsbeamtengesetzes (Vereinfachung der Verwaltung) in den Ruhestand versetzt. Er zog nach Berlin um und verfasste ein Lehrbuch zur ‚Formenwelt des deutschen Bodens‘ (1939). Im April 1940 ließ sich Braun militärisch reaktivieren [Anm.: anläßlich des Unternehmens „Weserübung“]. Er starb bei seiner Tätigkeit im Stab des Wehrmachtsbefehlshabers Norwegen.“[1]

Kurzchronologie

  • Studium der Geographie in Göttingen und Königsberg
  • 1903 Promotion bei Friedrich Hahn in Königsberg
    • seit 1906 Assistent von Rudolf Credner
  • 1907 Habilitation für Geographie in Greifswald
    • Braun wirkte noch einige Zeit als Privatdozent in Greifswald, wo er nach dem Tod des Geheimen Regierungsrates Professor Dr. Rudolf Credner 1908 den Lehrbetrieb der Geographie aufrechterhielt.
  • 1910 Umhabilitation nach Berlin, Abteilungsleiter am Institut für Meereskunde
    • Einen 1910 erfolgten Ruf an die Universität Peking lehnte er ab.
  • 1911 Übertragung der „Physical Geography“ von William M. Davis ins Deutsche
  • 1912 Berufung zum außerordentlicher Professor nach Basel
  • 1913 Ordinarius für Geographie in Basel
  • 1918 ordentlicher Professor für Geographie in Greifswald
    • Hier wurde er zum Direktor des Geographischen Seminars und zum Vorstandsmitglied des neu gebildeten Nordischen Instituts ernannt.
  • 1933 Entlassung aus dem Hochschuldienst

Familie

Gustav war der Sohn des aus Oberschlesien stammenden Dr. med. habil. Dr. phil. Maximilian „Max“ Gustav Christian Carl Braun (1850–1930; wurde international bekannt durch zahlreiche Veröffentlichungen über die tierischen Parasiten, durch eine zweibändige „Fauna baltica“ und der Fortsetzung von Bronns „Klassen und Ordnungen der Tierwelt“), ordentlicher Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie sowie u. a. Kaiserlich Russischer Staatsrat in Dorpat und Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, und dessen Gemahlin Antonie Toni, geb. Leisterer. Sein Bruder war der Philosoph Dr. phil. Otto Braun (1885–1922), Professor für Philosophie in Münster, Vorsitzender des Bundes „Neue Hochschule“ und seit 1920 Professor für Philosophie und Pädagogik an der Universität Basel. 1910 heiratete Gustav seine Verlobte Ilse von Horn. Aus der Ehe ist Tochter Ursula (Lebensrune.png 1913) entsprossen.

Werke (Auswahl)

  • Ostpreußens Seen, 1903 (Dissertation)
  • Beiträge zur Morphologie des nördlichen Apennin, Greifswald 1907 (Habilitationsschrift)
  • Entwicklungsgeschichtliche Studien an europäischen Flachküsten und ihren Dünen, Berlin 1911
  • Grundzüge der Physiogeographie, mit William Morris Davis, 1911 und 1930
  • Die Erforschung der Pole, Leipzig 1912
  • Das Ostseegebiet, 1912
  • Der Fährverkehr zur See im Europäischen Norden, 1912 (Nachdruck: Salzwasser-Verlag, 2011, ISBN 978-3-86444-250-6)
  • Deutschland. Dargestellt auf Grund eigener Beobachtung, der Karten und der Literatur 1916 (PDF-Datei), 2., umgearbeitete Auflage in sechs Bänden 1926–1936.
  • Mitteleuropa und seine Grenzmarken. Ein Hilfsbuch für geographische Studien und Exkursionen, Leipzig 1917
  • Pfingstexkursionen des Geographischen Instituts Greifswald – Morphologische Ergebnisse, Greifswald 1922
  • Über die Entstehung der Ostsee, 1923
  • Die nordischen Staaten: Norwegen, Schweden, Finnland. Eine soziologische Länderkunde – Einführung und Grundlagen, Breslau 1924
  • Zur Methode der Geographie als Wissenschaft, Greifswald 1925
  • Nordeuropa, in „Enzyklopädie der Erdkunde“, Band 18, Leipzig 1926
  • Finnlands Küsten und Häfen, Berlin 1927
  • Schwedens Küste und Seehäfen, Berlin 1931
  • Das Problem der Niveauschwankungen von Nordeuropa und die Entwicklung der Ostsee, 1931
  • Pommern in der Reichsreform – Denkschrift, mit Wilhelm Hartnack, Greifswald 1932
  • Die Formenwelt des deutschen Bodens, (= Deutscher Boden. Band VII). Gebrüder Borntraeger, Berlin 1939

Herausgeber

  • Jahrbuch der Geographischen Gesellschaft Greifswald
    • u. a. XXXIX. Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft Greifswald, 1920–1922.
  • Mitteilungen aus dem Nordischen Institut der Universität Greifswald, in: „Erde und Wirtschaft“, Nr. 1 bis 7, Braunschweig 1927 bis 1933

Fußnoten

  1. Gustav Braun, Universität Greifswald