Burckhardt, Carl Jacob
Carl Jacob Burckhardt (* 10. September 1891 in Basel; † 3. März 1974 in Vinzel, Kanton Waadt, Schweiz) war ein Schweizer Diplomat, Essayist und Historiker. Im Jahr 1937 wurde er vom Völkerbund zum Hohen Kommissar für die Freie Stadt Danzig ernannt. Von 1944 bis 1948 fungierte er als Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK).
Inhaltsverzeichnis
Konflikt Deutschland - Polen
Am 20. August 1938 richtete Burckhardt einen Brief an den Direktor der politischen Sektion des Völkerbundsekretariats in Genf, in dem er über ein Gespräch mit dem polnischen Außenminister Jozef Beck berichtete. Beck hatte richtig erkannt, daß Hitler in seinen außenpolitischen Erfolgen zugleich naiv war. Hitlers zentraler Fehler sei es, aus den Erfolgen der Kampfzeit der Bewegung auf unbegrenzte Erfolgsmöglichkeiten in der Außenpolitik zu schließen. Dies wollte Beck sich zunutze machen. Burckhardt erläutert:
- „Es ist ein Spiel, bei welchem man für Polen auf den höchsten Gewinn hofft, einen Gewinn, der sich ergeben soll aus einer schließlichen und unvermeidlichen Katastrophe. Aus diesem Grund treibt man die Deutschen in Fehlhandlungen hinein, und in Danzig läßt man mit Vergnügen die Extremisten triumphieren, während man gleichzeitig immer wieder das Festhalten an den äußeren Formen der Verträge betont. Eines Tages wird man dann die Rechnung präsentieren und Zinsen und Zinseszinsen einfordern. Schon jetzt, indem man in dieser Weise mit den Nationalsozialisten kollaboriert, ist es gelungen, im ganzen Westen, in Frankreich, England und Amerika, eine solidarische Abneigung gegen jede Revision der Verträge zu schaffen. Das war 1932 ganz anders. Damals hat mehrheitlich die westliche Meinung in den großen Demokratien sich für die deutschen Minoritäten eingesetzt. Man regte sich über schlecht gezogene Grenzen auf, über isolierte Provinzen. Dank der exzessiven Methoden des Nationalsozialismus ist das alles beendet, und jetzt hofft man im Stillen in Warschau nicht nur auf die bedingungslose Integration Danzigs in den polnischen Staatsbereich, sondern auf viel mehr, auf ganz Ostpreußen, auf Schlesien, ja auf Pommern.“
Dazu bemühe sich Beck, „die Deutschen ganz methodisch in ihren Fehlern zu bestärken“. Becks Expansionsziel bis an Oder und Neiße deutet sich hier bereits an.[1]
Auszeichnungen und Ehrungen
- Kommandeur der französischen Ehrenlegion
- Ausländisches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
- Ehrendoktorwürde der Universitäten Basel, Grenoble und Lille
- Ehrenbürger von Lille
- 1949 Goethe-Medaille der Stadt Frankfurt am Main
- 1950 Ehrenbürger von Lübeck
- 1950 Hansischer Goethe-Preis
- 1954 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
- 1955 Ritter der Friedensklasse des Ordens Pour le Mérite
- 1958 Willibald-Pirckheimer-Medaille
- 1959 Johann-Peter-Hebel-Preis
Werke (Auswahl)
- Richelieu. Drei Teile. 1935–1967
- Gestalten und Mächte. 1941
- Reden und Aufzeichnungen. 1952
- Meine Danziger Mission 1937–1939. 1960
- Gesammelte Werke. Sechs Bände. 1971
- Memorabilien. 1977
- Briefe 1908–1974. 1986
- Begegnungen. 1958
Fußnoten
- Schweizer
- Diplomat
- Deutschfreundliche Person
- Historiker
- Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
- Mitglied der Ehrenlegion (Kommandeur)
- Träger des Pour le Mérite (Friedensklasse)
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
- Ehrenbürger von Lübeck
- Geboren 1891
- Gestorben 1974