Wieland, Christoph Martin
Christoph Martin Wieland ( 5. September 1733 in Oberholzheim bei Laupheim; 20. Januar 1813 in Weimar) war ein deutscher Dichter des Rokoko und der deutschen Aufklärung, einer der vier „Vorklassiker“. Der Genosse Walhallas begründete den modernen deutschen Bildungsroman und war ein bedeutender Übersetzer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der Sohn eines Pfarrers verfaßte bereits im Alter von 12 Jahren seine ersten Gedichte in verschiedenen Sprachen und besuchte von 1747 bis 1749 das Kloster Bergen, wo er pietistisch erzogen wurde. 1749 begann er ein Philosophiestudium in Erfurt und studierte von 1750 bis 1752 Jura in Tübingen. Von 1752 bis 1754 besuchte er die Schweiz als Gast Johann Jakob Bodmers und arbeitete ab 1759 als Hauslehrer. 1760 wurde er Kanzleiverwalter in Biberach und 1769 Professor für Philosophie in Erfurt. Ab 1772 war er Prinzenerzieher in Weimar, wo er den Prinzen Carl August erzog und die Zeitschrift „Der Teutsche Merkur“ herausgab. Zu seinem Werdegang heißt es:[1]
- „Einer der bedeutendsten deutschen Dichter und Schriftsteller; von früher Jugend an literarisch thätig, Lehrer, Kanzleidirektor, Professor zu Erfurt, seit 1772, von der Herzogin Anna Amalia gerufen, Erzieher der Prinzen und Hofrath zu Weimar. Sein Verhältniß zu Goethe, interessant durch die Entwicklungsphase, gereicht ihm zur Ehre. Die Schriften seiner ersten Periode sind moralisch-didaktisch und orthodox-zelotisch; seine späteren athmen den Geist einer griechisch-französischen Lebensphilosophie, in der das sinnliche Princip oft zu vorherrschend ist. Aber fein und vielseitig gebildet, durch seinen ‚Oberon‘ der erste Romantiker, Meister in der Form, voller Grazie und Anmuth, überall anregend und befruchtend, leistete er Hervorragendes für den Glanz und die Blüthe unserer Nationalliteratur.“
Wirken
Kurze Einführung in Leben und Werk:[2]
Allgemeine Deutsche Biographie
- Der Vater war schon 1736 einem Rufe als Prediger an die St. Maria Magdalenenkirche zu Biberach gefolgt, so daß W. die ersten Jugendeindrücke in Biberach empfing. Da sein Urgroßvater Bürgermeister der freien Reichsstadt gewesen war, gehörten die Wielands zu den angesehensten Familien des Städtchens. Seit ein paar Jahrhunderten rühmte W., der sich selber noch im Alter als „einen ehrlichen Schwaben“ bezeichnete, hätten seine Väter in der kleinen Vaterstadt den Ruhm der ehrlichsten und edelmüthigsten Leute behauptet (20. Februar 1759 an Zimmermann). Der Vater begann schon den dreijährigen frühreifen Knaben zu unterrichten, bei dem auch die Lust Verse zu machen bald und stark erwachte. Der eigenen pietistischen Richtung entsprechend gab der Pfarrer seinen Aeltesten 1747 zur weiteren Ausbildung in das pietistisch geleitete Kloster Bergen bei Magdeburg. Ein Schulheft Wieland's aus dem Sommer 1748 hat sich erhalten (hsg. von →R. Hoche, Leipzig 1865). Lateinische Aufsätze wechseln darin mit Uebersetzungen aus Livius, Horaz und — Lucrez de rerum natura. Der letztere gehörte wol zu den Büchern, deren Lesung der wissensdurstige Knabe heimlich pflegte, wie die Lesung von →Voltaire's Schriften und →Bayle's Dictionnaire. Ein Aufsatz, in dem W. die Entstehung der Venus aus Schaum und die Möglichkeit einer Weltschöpfung ohne Gottes Zuthun erörterte, brachte ihn in den Ruf eines Materialisten. Nur seine tadellose Führung half ihm bei dem bösen Handel. Nach dem Austritte aus dem Stift brachte er ein Jahr in Erfurt bei seinem Verwandten, dem späteren Gießener Professor →Joh. W. Baumer zu. →Baumer, der das Studium der Medicin und Philosophie mit einander verband, führte W. in das →Wolff’sche System und, was für den späteren Romandichter wichtiger war, in das Verständniß des Don Quixote ein, dieses „guten Specificum gegen das Seelenfieber der Schwärmerei“. In den nächsten Jahren blieb W. freilich trotz dieses Specificums der Schwärmerei verfallen. Im Sommer 1750, den er im Vaterhause verbrachte, entwickelte sich seine seraphische Liebe zu seiner Verwandten →Sophie v. Gutermann, der späteren Frau von La Roche (s. A. D. B. XVII, 717). Unter dem Einflusse dieser Liebe und Seelenfreundschaft wie unter der übermächtigen Einwirkung der →Klopstock’schen Poesie, der gegenüber Wieland's noch völlig unentwickelte Eigenart nicht mehr Stand halten konnte, entstanden nun neben verhimmelnden Liebesoden die Lehrgedichte „Die Natur der Dinge“ (Halle 1752) und der „Antiovid oder die Kunst zu lieben“. Es ist höchst bezeichnend, daß beide Werke antike Dichtungen, die aus einer entgegengesetzten Lebensanschauung entsprungen waren, bekämpfen sollten. Die gereimten Uebersetzungen des Schulheftes aus Lucrez und Cicero legen im Verein mit dem Aufsatze über die Entstehung der Venus die Vermuthung sehr nahe, daß W. ursprünglich ein Lehrgedicht über die Natur mit ganz anderer Tendenz geplant habe. In der Zeit der →Klopstock- und Liebesschwärmerei hätte W. für seine „Natur der Dinge“ nicht den Alexandriner gewählt; allein er wird eben 1750 ein zuerst unter →Bayle's und Lucrez' Einwirkung entworfenes Gedicht nur in christlichem Sinne umgearbeitet haben. Lessing fand, daß sogar in der gedruckten Fassung ein Widerspruch zu der frommen Dichtung der Züricher Jahre zu entdecken sei. Die Natur für teleologische Beweise zu benutzen, dafür hatte W. schon in den Kinderjahren in den hochbewunderten Bänden von Brockes' „Irdischem Vergnügen in Gott" das Vorbild gefunden. Mit dem Versuche die von Gott angeordnete Natureinrichtung als „die vollkommenste Welt" nachzuweisen, schließt er sich zwar einer philosophischen Richtung seiner Zeitgenossen an, er wendet sich aber ausdrücklich gegen →Leibniz' Monadenlehre. In der wiederholten Polemik gegen Bayle machte er sich selbst von dem aus →Bayle's Dictionnaire gesogenen Skepticismus frei, und das begeisterte Lob des göttlichen Platon kündet den neu erwählten Führer an. Erst anderthalb Jahrzehnte später wendet sich der Dichter des „Agathon“ gegen →Plato wie jetzt der Verfasser der „Natur der Dinge“ gegen →Bayle. Allein eben mit Rücksicht auf jene spätere Wendung ist es wichtig festzustellen, daß bereits ein erster Umschlag in Wieland's Anschauungen dem Abschlusse der sechs Bücher seines Lehrgedichtes vorangegangen war.[3]
Werke (Auswahl)
- Sämmtliche Werke (in Auswahl auf Archive.org)
- Oberon. Ein Gedicht in 12 Gesängen (PDF-Datei)
- Dschinnistan, oder auserlesene Feen- und Geister-Mährchen, theils neu erfunden, theils neu übersetzt und umgearbeitet (Band 1, 1786, Band 2, 1787)
Literatur
- Carl August Behmer: Laurence Sterne und C. M. Wieland (1899) (PDF-Datei)
- Heinrich Döring: Christoph Martin Wieland. Ein biographisches Denkmal, 1840 (PDF-Datei)
- Max Koch: Das Quellenverhältniss von Wielands Oberon (1880) (PDF-Datei)
Verweise
- Faltblatt: Christoph Martin Wieland zum 250. Geburtstag
- Biographie und Auswahl von Werken auf Zeno.org (Keine direkte Einbindung, da von dort aus auf die linksextreme Wikipedia verwiesen wird)
- http://wieland-gesellschaft.org/