Ketteler, Clemens von
Clemens August Freiherr von Ketteler (z. T. auch Klemens; 22. November 1853 in Münster; 20. Juni 1900 in Peking) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, Königlich Preußischer Kammerherr und Diplomat. Als Mitglied des Diplomatischen Korps war er u. a. Botschaftsrat in Washington, D.C. und kaiserlicher Gesandter in Peking.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Clemens wurde 1853 als Sohn des Offiziers August Joseph Freiherr von Ketteler (1808–1853; von 1820 bis 1848 Benefiziat der „Vikarie Ketteleriana“), Major im 1. Garde-Ulanen-Regiment des Garde-Korps in Potsdam, und dessen 1848 geehelichte Gemahlin Wilhelmine Caroline Caecilie von Luck und Witten (1822–1908; Tochter des Generals der Infanterie Hans Philipp August von Luck) geboren. Er hatte seinen Vater nie kennenlernen dürfen, der am 27. Juli 1853 verscheid, vier Monate vor Clemens Geburt. Er war jedoch bei Mutter und den beiden älteren Schwestern Anna (spätere Stiftsdame zu Geseke und Keppel) und Maria Sophie (spätere Barmherzige Schwester im Orden des heiligen Franziskus zu Aachen) in guten Händen.
Chronologie
- Besuch der Gymnasien in Münster und Coesfeld
- 1873 Abitur
- 1873/1874 Eintritt in die Preußische Armee als Fahnenjunker
- 1876 Beförderung zum Sekondeleutnant
- 1879 in den Auswärtigen Dienst berufen
- 1880 bis 1889 Dolmetscher bei den deutschen Konsulaten in Kanton und Tientsin
- Nach einer kurzen Tätigkeit im Auswärtigen Amt dann von 1892 bis 1896 Dienst in der Deutschen Gesandtschaft in den Vereinigten Staaten
- seit 1894 als Legationssekretär
- Von 1896 bis 1899 Gesandter in Mexiko
- 11. April 1899 als deutscher Gesandter in Peking bestellt
Tod
Gesandter Clemens August Freiherr von fiel in Peking nach einem Jahr seines Dienstes einem Mordanschlag zum Opfer. Er wurde von einem Soldaten der regulären Armee ermordet, der den Befehl dafür erhalten hatte. Der Mord war ein gewichtiger Grund für die Entsendung des deutschen Ostasiatischen Expeditionskorps zur Bekämpfung des Boxeraufstandes in China. Die als sogenannte „Hunnenrede“ von der ausländischen Presse verunglimpfte Rede von Kaiser Wilhelm II., welche er anläßlich der Verabschiedung der deutschen Truppen am 27. Juli 1900 in Bremerhaven hielt, nahm indirekt Bezug auf die Ermordung des deutschen Diplomaten.
Die von Chinesen zuerst heimlich verscharrte Leiche wurde von deutschen Soldaten exhumiert, zwischen dem 17. und 19. August im Garten der Gesandtschaft begraben und später in seine Heimatstadt Münster überführt.
Ketteler-Denkmal
An der Mordstelle wurde ein Schmucktor, der sogenannte Ketteler Bogen errichtet. 1918, als der Erste Weltkrieg zu Ende war, ließ das chinesische Regime das Schmucktor abtragen und in den Zentralpark (den heutigen Sun-Yat-sen-Park) umsetzen, wo es in „Schmucktor des Sieges des Rechts“ umbenannt wurde.
Am 18. Januar 1903 war die Einweihung des am 29. Dezember 1902 fertiggestellten Ketteler-Denkmals. Zu diesem Anlaß war auch die Witwe Freifrau von Kettler eingeladen, die nach dem Mord Peking Anfang September 1900 verlassen hatte.[1]
- „Sie war von Kopf bis Fuß in schwarze Trauerkleidung gekleidet und war sehr freundlich und höflich, aber als wir auf die Ermordung des Gesandten von Ketteler zu sprechen kamen, wurden ihre Worte scharf, und ihre Miene wurde streng.“
Auf Deutsch stand auf dem steinernen Ehrenbogen als Inschrift:
- „Dieses Monument ist auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers von China errichtet worden für den an dieser Stätte durch ruchlose Mörderhand am 20. Juni 1900 gefallenen Kaiserlich deutschen Gesandten Freiherrn Clemens von Ketteler zum ewigen Gedächtniß seines Namens, zum bleibenden Beweise für den Zorn des Kaisers ob dieser Frevelthat, zur Warnung für Alle.“
Auch eine chinesische Inschrift wurde auf dem weißen Marmor des Schmucktores angebracht, die damalige deutsche Übersetzung lautete:
- „Der deutsche Gesandte Freiherr von Ketteler hat, seitdem er in China residierte, die internationalen Angelegenheiten in einer solchen Weise behandelt, daß er im höchsten Grade Unser Kaiserliches Vertrauen genoß. Als aber im fünften Monat des 26. Jahres Kuanghsü die Boxer sich empörten, da wurde dieser Gesandte am 24. Tag des genannten Monats (20. Juni 1900) das Opfer eines Attentats, was Uns sehr betrübte. Deshalb befehlen Wir, daß an der Stelle, wo er gestorben ist, ein steinerner Ehrenbogen errichtet werde zur Verherrlichung seines guten Namens und zum Beweise, daß Wir das Gute schätzen und das Ruchlose hassen. Alle Unsere Beamten und Bürger sollen sich an dem Vergangenen ein warnendes Beispiel für das Zukünftige nehmen. Niemand soll Unseren Befehl vergessen.“[2]
Familie
Der deutsche Adelige Clemens von Ketteler entstammte einer alten westfälischen Adelsfamilie aus der stiftisch-münster’schen Ritterschaft. Er war Neffe von Wilderich (Politker und seit 1870 Mitglied des Reichstages) und Wilhelm Emmanuel Freiherr von Clemens, Bischof von Mainz.
Am 24. Februar 1897 heiratete er seine Verlobte Matilda „Maud“ Cass Ledyard ( 24.1.1871; 30.11.1960) in Detroit.
Literatur
- Bericht über den Mord und die Folgen: Die Ermordung des deutschen Gesandten in: PDF Justus Scheibert: Der Krieg in China, 1900-1901 nebst einer Beschreibung der Sitten, Gebräuche und Geschichte des Landes, Bände 1-2, 1901, S. 156ff. 2. Band
- PDF Hugo Günther: Die Schreckenstage von Peking, eigene Erlebnisse und Beobachtungen, 1902 Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
Verweise
- Freiherr Klemens von Ketteler, deutsche-schutzgebiete.de