Delitzsch
Staat: | Deutsches Reich |
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Gau: | Sachsen |
Landkreis: | Nordsachsen |
Provinz: | Sachsen |
Einwohner (2013): | 25.005 |
Bevölkerungsdichte: | 297 Ew. p. km² |
Fläche: | 84 km² |
Höhe: | 93 m ü. NN |
Postleitzahl: | 04509 |
Telefon-Vorwahl: | 034202 |
Kfz-Kennzeichen: | TDO (bis 2008: DZ) |
Koordinaten: | 51° 32′ N, 12° 21′ O |
Delitzsch befindet sich entweder unter Fremdherrschaft oder wird durch die BRD oder BRÖ staatsähnlich verwaltet. | |
Bundesland: | Freistaat Sachsen |
Direktionsbezirk: | Leipzig |
Bürgermeister: | Manfred Wilde (parteilos) |
Delitzsch ist eine deutsche Stadt im Kreis Nordsachsen in Sachsen.
Lage
Die Stadt Delitzsch liegt zwischen Leipzig und Bitterfeld und ist die nördlichste Stadt des heutigen Sachsens.
Geschichte
Mit den Worten (Wikardus de Dielce) wurde Delitzsch im Jahre 1166 erstmals urkundlich erwähnt. Durch die wachsende Bevölkerung, in den darauf folgenden Jahren entstand um die Wettinerburg – dem Vorgängerbau des heutigen Barockschlosses – eine stattliche Bauernsiedlung, die zum Erlangen des Marktrechtes im Jahr 1291 führte. Zum Schutz der Bürger wurde bis 1400 eine Wehranlage, bestehend aus Wall, Wassergraben, Zwinger und Stadtmauer rund um den noch jungen Stadtkern errichtet. Diese umgibt noch heute den historischen Stadtkern fast vollständig auf 1,4 Kilometern.
Durch die in den Jahren 1394-1396 errichteten Stadttürme (Hallescher und Breiter Turm) wurde die etwa 6 Meter hohe Stadtmauer zusätzlich gesichert. Nach dem Delitzsch zu einer prächtigen Gemeinde herangewachsen ist, brachten Händler aus Asien die erste Pest im Jahre 1348 nach Delitzsch, welche durch den Rattenfloh übertragen wurde.
Wichtig für die Stadtentwicklung war die Errichtung der im mittelalterlichen Zentrum befindlichen Stadtkirche St. Peter und Paul von 1404-1496 im Stil der Spätgotik und die Grundsteinlegung der Hospitalkirche St. Georg als auch der Marienkirche in den Jahren 1516 und 1518. Durch die Verbesserung des Gerichtswesens und dem Steigen der Kriminalität erhielt Delitzsch als Privileg im Jahre 1423, die Obergerichtsbarkeit. Nur 58 Jahre später druckte der aus Delitzsch stammende Buchdrucker Marcus Brandis in Leipzig das erste Buch Sachsens und wurde nur wenige Monate später zum Ehrenbürger der Stadt erklärt.
Mit der Leipziger Teilung gelangte die Stadt Delitzsch im Jahre 1485 an den albertinischen Zweig der Wettiner und deren Residenz in Dresden. Da die sächsischen Kurfürsten die Reformation unterstützten, konnte diese schon bis 1539 in Delitzsch eingeführt werden. Mit der Neuordnung in den Jahren 1546/47 des albertinischen Territoriums von Kurfürst Moritz kam die Stadt zum Leipziger Kreis des Kurfürstentums Sachsen. Bei Sachsen blieb die Stadt bis 1815.
Der Dreißigjährige Krieg hinterließ auch in Delitzsch seine Spuren. Blieb die Stadt zunächst von Kampfhandlungen verschont, mußte man dennoch die katastrophalen wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges hinnehmen. Ab dem Jahr 1635 wurde die Stadt direkt in den Krieg mit einbezogen und zum Ziel von schwedischen Attacken, die insbesondere in der östlich gelegenen Neustadt große Schäden anrichteten. Schon 1644 trugen schwedische Besatzer in der Südstadt Teile der Stadtmauer ab und ermöglichten somit ein Eindringen in die mittelalterische Stadt. Einer Sage nach rettete im Jahr 1637 die Türmerstochter, welche mit ihrem Vater im Breiten Turm lebte, die Delitzscher vor dem wohl schlimmsten Angriff der Schweden. Nach dem sie im Osten eine meterhohe Staubwolke aufstocken sah, griff sie zu ihrer Trompete und spielte die altbekannten Warnsignale vor dem Angriff, welche sie von ihrem Vater gelehrt bekommen hatte. Somit wurden die Bürger gewarnt und dementsprechende Maßnahmen ergriffen. Durch das gute Agieren der damaligen Türmerstochter kam es zu keinen Ausschreitungen und die Schweden zogen davon.
Um 1870 gründete Dr. Hermann Schulze-Delitzsch, mittlerweile Abgeordneter der Nationalversammlung, 1849 die erste Handwerksgenossenschaft Deutschlands und gilt somit als Begründer des Genossenschaftswesens. 1859 folgte der Anschluß an die Eisenbahnlinie Berlin-Leipzig als auch 1872 an die Halle-Sorau-Gubener Eisenbahn. Ein weiterer Fortschritt brachte die Gasbeleuchtung welche ab 1865 auch in Delitzsch komplett verfügbar war. Nach dem Anlegen des Stadtparks 1885 und dessen Erweitern in mehreren Abschnitten bis 1936, kam es auch in der Innenstadt zu weiteren Modernisierungen, wie zum Beispiel dem Errichten des Krankenhauses im Jahr 1895. Am 1. März 1902 erhielt die nordsächsische Stadt ein öffentliches Trinkwasserversorgungsnetz, welches für nunmehr Unabhängigkeit sorgte und somit einen Grundstein für eine wachsende Kleinstadt bildete. 1908 wurde die Eisenbahn-Hauptwerkstatt (heute: EuroMaint Rail GmbH) im Stadtteil Werben gegründet, womit die Delitzscher- Eisenbahnindustrie ihren Anfang nahm. Das Barockschloß einschließlich seines Umfeldes wurde 1929 durch die Stadt Delitzsch und die Regionalregierung Merseburg den Besitzern abgekauft und für eigene Zwecke genutzt.
Bekannte, in Delitzsch geborene Personen
- Erich Bauer (1890–1970), Studentenhistoriker
- Lucas Brandis (um 1450–1500) und seine Brüder Moritz, Markus und Matthäus Brandis (gest. nach 1512), bedeutende frühe Buchdrucker
- Max Brüning (1887–1968), Maler
- Carl August Ehrenberg (1801–1849), Botaniker und Pflanzensammler
- Christian Gottfried Ehrenberg (1795–1876), Zoologe und Geologe, Begründer der Mikrobiologie und Mikropaläontologie, wurde im Haus Hallesche Straße 36 geboren (Gedenktafel)
- Bernhard Förster (1843–1889), Gymnasiallehrer, Kulturkritiker und Gatte von Elisabeth Förster-Nietzsche
- Paul Walther Fürbringer (1849–1930), Mediziner
- Helmut Geißler (1906–1943), Oberst und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Günther Gereke (1893-1970), Jurist und Politiker
- Herbert Hampe (1913–1999), Oberfeldwebel und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges
- Hermann Haußmann (1879–1958), Jurist, Staatsanwalt in Halle/Saale, Regierungspräsident von Stralsund, Gründungsrektor der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer; auch Schriftsteller
- Clementine Helm (1825–1896), Kinder- und Jugendbuchautorin
- Richard Hofmann (1844–1918), Dirigent und Professor für Instrumentation am Leipziger Konservatorium
- Ernst Friedrich Pfotenhauer (1771–1843), Rechtswissenschaftler
- Joachim Fritsche (geb. 1951), Fußballspieler in der DDR-Oberliga und spielte von 1973 bis 1977 in der Nationalmannschaft der DDR
- Paul Fürbringer (1849–1930), Mediziner
- Eberhard Ruhmer (1917–1996), Kunsthistoriker und Konservator, Sohn des Stadtpfarrers Wilhelm Ruhmer
- Christian Saalbach (1653–1713), Hochschullehrer und Dichter, geboren im Ortsteil Schenkenberg
- Erasmus Schmidt (1570–1637), Mathematiker und Philologe
- Helmut Schreyer (1912–1984), Fernmeldefachmann, Erfinder und Professor an der Technischen Hochschule des brasilianischen Heeres in Rio de Janeiro
- Hermann Schulze-Delitzsch (1808–1883), Begründer des deutschen Genossenschaftswesens und Politiker
- Walter Tiemann (1876–1951), Buchkünstler und Grafiker
- Anna Zammert (1898–1982), Politikerin und Gewerkschaftsfunktionärin