Diogenes von Sinope

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Diogenes von Sinope

Diogenes von Sinope (altgr. Διογένης ὁ Σινωπεύς Diogenēs ho Sinōpeus; Lebensrune.png möglicherweise 412 v. d. Z. in Sinope am Schwarzen Meer, nach anderen Angaben 414 v. d. Z. in Athen; Todesrune.png 324 oder 323 v. d. Z. in Korinth) war der populärste aller kynischen Philosophen und bis heute einer der bekanntesten Sonderlinge der Antike. Seine Person ist uns fast nur durch zahlreiche überlieferte Anekdoten bekannt, nach welchen er sich durch schlagfertigen Witz auszeichnete.

Leben

Diogenes, von Platon der „rasende Sokrates“ genannt, war Schüler des Antisthenes, den er in der praktischen Durchführung des Grundsatzes, daß es göttlich sei, nichts zu bedürfen, bald übertraf. Seine Wohnung war ein Faß, seine gesamte Habe ein Mantel, ein Brotsack, ein Stecken und ein hölzerner Becher. Auch diesen warf er weg, als er einmal einen Knaben aus der hohlen Hand trinken sah. So weit wie mögliche Unabhängigkeit des Menschen von der Außenwelt und allen konventionellen Verhältnissen stellte sich für ihn als die Bedingung der wahren Tugend dar. Er verhöhnte die Grammatiker,[1] welche die Irrfahrten des Odysseus untersuchten, um ihre eigenen Irrtümer aber sich nicht kümmerten; die Musiker, welche viel Zeit auf die Stimmung ihrer Instrumente verwendeten, aber die Harmonie ihrer Affekte außer acht ließen; die Redner, weil sie sich der gepflegten Ausdrucksweise, nicht aber löblicher Taten befleißigten. Platon, der einst den Menschen ein zweifüßiges Tier ohne Federn genannt hatte, soll er einen gerupften Hahn vorgeführt haben, den Schülern des Philosophen zurufend: „Seht hier den Platonischen Menschen“.

Schon ziemlich vorgerückt an Jahren, wurde er auf einer Schiffsfahrt nach Ägina von Seeräubern ergriffen und nach Kreta verschleppt, um dort als Sklave verkauft zu werden. „Wer braucht einen Herrn?“ rief er auf dem Markt, „wer mich kauft, muß bereit sein, mir zu gehorchen, wie große Herren ihren Ärzten“. Der aus Korinth stammende Philosoph Xeniades kaufte ihn, stellte ihn als Erzieher seiner Söhne an und gab ihm dann die Freiheit. Von da an lebte Diogenes wieder in der alten Weise mal in Korinth, mal in Athen.

In ersterer Stadt suchte ihn auch Alexander der Große auf. Angenehm unterhalten durch die Erscheinung und durch die geistreichen Antworten des alten, eben sich sonnenden Philosophen, befahl ihm der König, sich irgend eine Gnade auszubitten. „Geh mir aus der Sonne“, entgegnete Diogenes schnell, und Alexander, beiseite tretend, sagte: „Wäre ich nicht Alexander, so möchte ich wohl Diogenes sein“.

Auch wird berichtet, daß Diogenes einmal am hellen Tag mit einer brennenden Laterne auf dem Markt mitten unter die Leute gegangen sei und auf die Frage: was er suche, geantwortet habe: „Ich suche Menschen“. Bei den Spartanern glaubte er die meisten Anlagen zu Menschen nach seinem Sinn zu finden, daher sagte er, Menschen habe er nirgends, aber doch Kinder in Sparta gesehen. Nach seinem Tod wurde ihm in Korinth sowie auch in Sinope ein Standbild errichtet.

Kynismus/Zynismus

Die Dinge wie Diogenes „aus dem Blickwinkel des Hundes“ zu betrachten, ist die Wurzel des Begriffs „Zynismus“. In der Bedeutung von: „Alles von seiner nichtswürdigen Seite her auffassen“, wird er bis heute moralisch verurteilend verwendet. Als sogenannter „Kynismus“ jedoch, in der Bedeutung von: „Alles von seiner unbegriffenen Seite her auffassen“, hat die Attitüde des Diogenes andererseits den aufklärerischen Impuls inspiriert, der Menschen aus ihrer Stumpfheit, Gleichgültigkeit und aus vorschnellen Beurteilungen aufwecken will.

Exemplarisch dafür steht das vielgelesene Buch „Kritik der zynischen Vernunft“ (1983) von Peter Sloterdijk, ein philosophischer Bestseller seiner Zeit. Es formuliert – in direkter Anknüpfung an die historische Gestalt dieses Philosophen – eine Erneuerung der Aufklärung aus einem Blick, der von Verblendung, Täuschung und naiven Wünschen frei ist, um zu den echten Wahrnehmungen und echten Wünschen vorzudringen.

Vom Hedonismus getrennt durch die viel größere Desillisionierung, gehört dieser Kynismus mentalitätsgeschichtlich seinerseits zu den Ursprüngen des neuzeitlich-europäischen Existenzialismus, einer Schule des 19. und 20. Jahrhunderts, die das Leben selbst sucht hinter dem Blendwerk von Theorien, Hemmungen, Kategorien und Kleinmütigkeiten.

Zitate von Diogenes

  • „Die Menge ist groß, aber der Menschen sind wenige.“
  • „Nicht die vielen Worte beweisen eine verständige Meinung.“
  • „Wenn du dich zu begnügen wüßtest, dann bräuchtest du den Tyrannen nicht zu schmeicheln.“

Literatur

  • Christoph Martin Wieland: Nachlaß des Diogenes von Sinope. 1769, in: Gesammelte Schriften, 1. Abteilung: Werke, Band V (7, 8/2), Waidmannsche Verlagsbuchhandlung, Hildesheim 1986
  • Hugo Albrecht Hermann: Zur Geschichte und Kritik des Diogenes von Sinope. Abhandlung über den Zyniker Diogenes. Heilbronn 1860
  • Peter Sloterdijk: Kritik der zynischen Vernunft, 2 Bde., Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-518-11099-3

Fußnoten

  1. Antike Gelehrte, die sich der Erforschung der Grammata, der Schriftwerke des Altertums, widmeten.