Grammatiker

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Allegorische Darstellung aus dem Mittelalter (13. Jhd.): Die Grammatik fällt die Bäume, um das Holz für den Wagen zu gewinnen. Drei Bäume hat sie bereits gefällt. Mit der Axt holt sie aus, um Holz für einen Wagen bzw. die Deichsel des Wagens zuzubereiten. Im Medaillon darunter ist ihr als Vertreter ihres Faches der spätantike Grammatiker Priscian zugeordnet.

Grammatiker sind im neueren Sprachgebrauch zunächst Wissenschaftler auf dem Gebiet der Grammatik[1] (Sprachforscher), bei den alten Griechen und Römern hingegen Gelehrte (altgr. grammatikós; lat. grammaticus), die sich mit der Erklärung der – niederen und höheren – Kritik der Literaturwerke, namentlich der poetischen, beschäftigten, also ungefähr den heutigen Philologen entsprechen.

Die Blütezeit der altgriechischen Grammatik fällt in das Alexandrinische Zeitalter. Hauptvertreter sind Zenodotos von Ephesos, Aristophanes von Byzanz, Aristarchos von Samothrake, Apollodor, Dionysios Thrax, Krates in Pergamon und Apollonios Dyskolos.

Geschichte

Altgriechische Grammatiker

Zur Zeit Platos war der Grammatiker jemand, welcher sich mit den Buchstaben (Grammăta), deren Natur, wechselseitigem Verhältnis und Zusammenhang untereinander beschäftigte. Die Kenntnis dieser Elemente der Sprache bildete die erste Stufe des Unterrichts, welcher von Privatlehrern, die den Namen Grammatistä führten, erteilt wurde. Dasselbe Verhältnis bestand noch zur Zeit des Aristoteles. Wenn sich auch einzelne Grammatiker schon damals auch mit Kritik und Erklärung der gelesenen Literaturwerke beschäftigen mochten, so ist doch von einem eigentlichen Sprachgelehrten, etwa mit Ausnahme des Likymnios, in dieser Periode noch nicht die Rede.

Letzteres fand erst im Alexandrinischen Zeitalter statt, als sich die Grammatik als der Beruf des Grammatikers zu einem solchen Umfang ausdehnte, daß man darunter die gesamte Gelehrsamkeit über das Altertum begriff. Der Grammatiker mußte alles umfassen, was zum Verständnis für die Kritik und die Erklärung eines Dichters oder sonstigen klassischen Schriftstellers nötig war. Die Alexandrinischen Grammatiker beschäftigten sich daher nicht bloß mit Untersuchungen über Teile der Grammatik im engeren Sinne des Wortes, mit der Erklärung fremder und veralteter Wörter und Redensarten, mit der Sammlung erläuternder Stellen von anderen Schriftstellern, sondern auch mit der Erklärung ganzer Werke, mit der Lösung von Fragen über einzelne schwierige Stellen, mit größeren oder geringeren Veränderungen und Rezensionen älterer Werke, besonders des Homer, mit dramaturgischen Sammlungen und Didaskalien[2] und mit der Verfertigung von kritischen Verzeichnissen der für klassisch gehaltenen Schriftsteller.

In allen diesen Beziehungen wirkten: Zenodotos (280 v. d. Z.), Aristophanos (221–180 v. d. Z.), Aristarchos (156 v. d. Z.), Krates (167 v. d. Z.), der mit seiner Schule zu Pergamon in Gegensatz zu den Alexandrinern trat, Dionysios Thrax (60 v. d. Z.), Didymos aus Alexandrien (30 v.d.Z.) und Zoilos. Es folgen dann Asklepiades aus Myrlea (50 n. d. Z.), Tryphon aus Alexandria, zur Zeit des Augustus, Älios Dionysios aus Halikarnass (130 n. d. Z.), Apollonios Dyskolos (160 n. d. Z.) und dessen Sohn Älius Herodianus, Drako aus Stratonice in Karien (gegen Mitte des 2. Jhds.), Hephaistion, Longinos, Proklos aus Sicca, Arkadios (200 n. d. Z.), Dositheos Magister, Lesbonax und Georgios Cöroboskos (400 n. d. Z). Einige der genannten hinterließen auch Schriften zur Sprachlehre und Sprachphilosophie, wie zum Beispiel Apollonios Dyskolos. Zu den Grammatikern zählen auch die Verfasser der verschiedenen Onomatologica (Werke über Namensforschung) und Lexica sowie die Schriftsteller über die altgriechischen Dialekte und die Scholiasten.

Römische Grammatiker

Von den älteren römischen Grammatikern sind fast nur noch die Namen bekannt, bis auf Marcus Verrius Flaccus, von dessen Schrift aber nur Fragmente übrig sind. Vollständige Schriften sind noch von Marcus Terentius Varro erhalten, der neben Publius Nigidius Figulus als der größte Gelehrte seiner Zeit galt.

Die Grammatiker waren in der ersten Zeit in Rom ebenfalls nur Privatlehrer, wenn auch an mehreren höheren Lehranstalten des Reiches, wie in Athen, Tarsus, Rhodus, Alexandria, Apollonia und Massilia, wo dieselben gewissermaßen angestellt waren. Erst unter Vespasian erhielten die öffentlich lehrenden Grammatiker und Rhetoren eine Besoldung von Staats wegen, bis ihnen unter Hadrian (117–138), der in Rom das Athenäum, eine hohe Schule, gründete, noch mehr Vorteile zuflossen.

In noch höherem Grade geschah dies in Konstantinopel, wo Theodosius II. und Valentinian III. (425 n. d. Z.) eine Akademie gründeten, an welcher 20 griechische und römische Grammatiker, 8 Rhetoren, 2 Juristen und ein Philosoph angestellt wurden. Dabei bestanden natürlich noch die Grammatiker als Privatlehrer fort. In letzterem Falle hießen sie bei den Römern Literator, Literarius, Primus magister, Ludi magister, während der eigentliche Grammatiker Literatus, seine Wissenschaft und Tätigkeit aber Grammatica, oder auch Literatura genannt wurde. Auch führten die letzteren, wie die Lehrer der Rhetorik und Philosophie, den Ehrentitel Professores.

Literatur

Verweis

Fußnoten

  1. Vgl.: Grammatiker (Duden)
  2. Didaskalien: In Steintafeln verewigte Liste der Tragödien und Komödien mit Titel, Chorege, Autor, Protagonist (etc.)