Ein Mann auf Abwegen
Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Ein Mann auf Abwegen |
Produktionsland: | Deutsches Reich |
Erscheinungsjahr: | 1939 - 1940 |
Stab | |
Regie: | Herbert Selpin |
Drehbuch: | Harald G. Petersson und Walter Zerlett-Olfenius; nach dem Roman "Percy auf Abwegen" von Hans Thomas |
Produktion: | Euphono-Film |
Musik: | Franz Doelle |
Kamera: | Franz Koch |
Schnitt: | Friedel Buckow |
Besetzung | |
Darsteller | Rollen |
Hans Albers | Industriekapitän Percival Pattersson |
Charlotte Thiele | Ingrid Pattersson |
Hilde Weissner | Sängerin Lisaweta Iwanowna |
Gustav Waldau | Restaurantbesitzer Maestro Raymondo Duvallo |
Hilde Sessak | Marcella Duvallo |
Ganove Janno | Kurt den Douven |
Werner Fuetterer | Journalist Nils Nilsen |
Peter Voss | Patterssons Freund Sully |
Herbert Hübner | Aktionar Meyers |
Fritz Hintz-Fabricius | Patterssons Diener Archibald |
Werner Schott | Patterssons Sekretär Carlsson |
Werner Scharf | Lisawetas Sekretär Strakosch |
Gerhard Dammann | Wirt der Taverne |
Harry Hardt | Empfangschef im Kasino-Restaurant |
Justus Paris | Duvallo, Antiquitätenhändler |
Friedrich Ulmer | Kommissar |
Aruth Wartan | Manula, Chefkoch im Kasino-Restaurant |
Arthur Reinhardt | |
Georg Heinrich Schnell |
Ein Mann auf Abwegen ist ein Lustspiel mit Hans Albers von 1940. Die Dreharbeiten wurden in dem Zeitraum vom 10. September bis November 1939 am Starnberger See und in Garatshausen unter anderen auf dem Besitz von Ernst Henne (Er war ein Weltrekordfahrer) gedreht. Die Uraufführung fand am 4. März 1940 im Capitol in Berlin statt.
Hintergründe
Im Jahr 1940 stand Hans Albers als unangefochtener Star des deutschen Kinos fast auf dem Gipfel seines Ruhms. Pro Film verdiente er 120.000 Reichsmark - was heute einer Millionengage entsprechen würde. Nur Emil Jannings und Zarah Leander kassierten mehr - Letztere, weil sie ihr Honorar in schwedischen Kronen bezog, einer damals »harten« Devise.
Im Februar desselben Jahres feierte in der Schauburg auf St. Pauli Albers' Filmabenteuer »Ein Mann auf Abwegen« Premiere - ein Heimspiel für den gebürtigen Hamburger. Der »blonde Hans« eroberte in dem Streifen das Publikum als schwedischer Ölmagnat, der spurlos verschwindet und inkognito durch die Welt reist, während die Stockholmer Presse über die vermeintliche Pleite seines Unternehmens spekuliert.
Unter der versierten Regie von Herbert Selpin zeigte Albers in dieser Paraderolle neue Facetten seiner darstellerischen Kunst. Die Kritik bemerkte, in »Ein Mann auf Abwegen« gehe es ohne Kraftmenschentum zu. Stattdessen strahle Albers Besonnenheit und überlegene Ruhe aus, die den Zuschauer nicht weniger in den Bann ziehe als das forsche Draufgängertum, das er in früheren Streifen gepflegt hatte. An Albers Seite glänzte Hilde Weissner mit leicht ironischer Gelassenheit und natürlicher Anmut als eine ihm ebenbürtige Partnerin.
Mit dem Film erfreute Regisseur Selpin all jene Albers-Fans, die den Star am liebsten in der Rolle des unbekümmerten »Mordskerls«, der alle Widrigkeiten des Lebens stets erfolgreich bezwingt, auf der Leinwand sehen wollten.
In Selpins erfrischender Abenteuerromanze präsentierte sich Albers - so das Lob der Presse - »mit einer Fülle neuer, höchst wirkungsvoller Gesten«. Seine natürlich-souveräne Spielweise ließ den Schauspieler selbst in den irrwitzigsten Episoden des Streifens - da steckt der Held etwa nackt in einem Faß - nie lächerlich wirken. In der Szene, in der er sich am See der wieder angekleideten Lisaweta mit dem Spruch »Hoppla, jetzt komm' ich« nähert, persiflierte Albers sogar genau jene draufgängerisch-forschen Typen, die er in vielen seiner vorangegangenen Filme gespielt hatte.
Dem Star zur Seite standen zwei reizende Kolleginnen:
Hilde Weissner als selbstbewußte Lisaweta mit dem Herzen am rechten Fleck und Hilde Sessak in der Rolle der verführerischen Marcella. Mit ihr war Albers bereits in »Wasser für Canitoga« (1939) zu sehen gewesen. Außerdem profilierten sich Publikumsliebling Werner Fuetterer mit frechem Charme als aufgeweckter Journalist Nilsen sowie der junge Akteur Kurt den Douven - Albers persönliche Entdeckung -, der überzeugend den smarten Gauner Janno gab.
Die geglückte Besetzung, Harald G. Peterssons und Walter Zerlett-Olfenius' amüsantes Drehbuch sowie Selpins leichte Inszenierung sicherten den Erfolg des Streifens. Skript, Regie und Kamera lassen dem Zuschauer genügend Zeit, die stimmungsvollen Aufnahmen der Orte zu genießen, an denen sich Patterson durchschlägt.
Dass Hans Albers zum Krebsfang nicht in ein malerisches Balkangewässer, sondern in Garatshausen -seinem bevorzugten Feriendomizil -am Starnberger See in ebendiesen sprang, fällt dank Franz Kochs versierter Kameraführung nicht auf. Im Efa-Atelier in Berlin-Halensee und in den Geiselgasteiger Bavaria Ateliers bauten Fritz Maurischat und Paul Markwitz die beeindruckenden Kulissen für »Ein Mann auf Abwegen«, etwa Pattersons Stockholmer Villa, die urige Taverne in Balago sowie das feine Genfer Hotel, in dem die Geschichte ihren harmonischen Ausgang nimmt.
Die Story des sympathischen Aussteigers stammt aus dem gleichnamigen Roman von Hans Thomas alias Hans Zehrer. Selpins Filmadaption ließ sich die Tobis mehr als eine Million Reichsmark kosten. Eine durchaus lohnende Investition: Bis zum Februar 1942 hatte der Streifen über zwei Millionen Reichsmark eingespielt. 1963 realisierte Wolfgang Schleif eine zweite Verfilmung des Stoffs: In »Ferien wie noch nie« wirft der streßgeplagte Berliner Bankdirektor John Valera (Carlos Thompson) seine Geschäfte hin und reist heimlich nach Rom. In der »ewigen Stadt« verliebt er sich in die Sängerin Kristina (Eva Bartok), während er daheim verdächtigt wird, eine Millionensumme unterschlagen zu haben. Die künstlerische Qualität des Originals erreichte Schleifs Version jedoch nicht.
Handlung
John Percival Pattersson hat es satt, sich von dem Hauptaktionär seines Konzerns schikanieren, von seiner Tochter Jane vernachlässigen und von seiner stinkfeinen Dienerschaft zum Uhrwerk machen zu lassen. Eines Tages ist er verschwunden! Der fixe Redakteur Nilson schwelgt in Leitartikeln, die Börse wird nervös, die Pattersson-Aktien fallen.
Wo ist John Percival Pattersson?
Pattersson, genannt Percy, befindet sich auf Abwegen, er ist in Balago gelandet und hat, in einen Nichtstuer verwandelt, Freundschaft geschlossen mit der kleinen reizenden Marcella und deren Freund Janno, der nicht ganz genau unterscheiden kann, was Mein und Dein ist. Schlechte Gesellschaft verdirbt gute Sitten! Kein Wunder, dass Percy, der jetzt den Spitznamen Emile trägt, eines Tages mit der Polizei in Konflikt kommt, sich als der Verschollene Ölmagnat Pattersson zu erkennen geben, aber auch wieder flüchten muß, da ihm seine Tochter Ingrid, die sich mit dem fixen Journalisten Nilsen verbunden hat, um ihren Vater zu finden, auf der Spur ist. Marcella hilft Emile alias Percy und verschafft ihm eine Stellung als Kellner bei ihrem allen Onkel Reymondo in der kleinen Kurstadt Annety.
Der Ölmagnat betätigt sich als Kellner Gaston, aber wie, denn er weiß, daß ein richtiger Kellner ein richtiger Künstler ist. Und er betätigt sich als Krebsfänger, aber wie, er fängt nicht nur Krebse, sondern auch eine bezaubernde, ausgewachsene Krabbe: Lisaweta, die schönste Frau mit der schönsten Stimme der Welt, eine gefeierte Künstlerin - und die verliebt sich auf den ersten Blick in den Kellner Gaston und der in die Madame Lisaweta. Kein Wunder, wenn man in einem einsamen See badet, ganz ohne was an, weil der eine wie die andere dachte, allein zu sein.
Madame Lisaweta beendet ihre Ferien vom Ich, und der Kellner Gaston, alias Emile, alias J. P. Pattersson, der Ölmagnat, wird ihr Chauffeur, bleibt weiter verschwunden und entzieht sich den Nachforschungen seiner Tochter Ingrid, die sich inzwischen erheblich in den fixen Nilson verliebt hat, was durchaus auf Gegenseitigkeit beruht. Ein Chauffeur bei Madame Lisaweta heißt grundsätzlich: Iwan und trägt aus Tradition eine Uniform - aber was für eine! Eine solche, daß jeder Hotelier glauben muß, einen Maharadscha vor sich zu haben, der angeblich die Interessen seines Landes im Völkerbund zu Genf wahrnimmt. Und so rückt Percy, alias Emile - Gaston, zum exotischen Delegierten auf, findet sich in seine neue Rolle, entlarvt ganz nebenbei den hochstaplerischen Privatsekretär der Madame Lisaweta und telefoniert nach Hause, ruft seinen alten Freund Sully an, mit dem zusammen er den Pattersson-Ölkonzern gerettet hat, denn die beiden haben die ins Nichts gefallenen Aktien des schikanösen Hauptaktionärs heimlich aufgekauft - und können nun schalten und walten, wie sie wollen, zum Wohle der Arbeiter des Konzerns, zum Wohle der bekehrten Tochter Ingrid mit ihrem Verlobten Nilsen, zum Wohle von Marcella und Janno, die ehrliche Arbeit und Familienglück finden, zum Wohle von Madame Lisaweta, die die Frau von Percy wird - und vor allen Dingen zum Wohle von - J. P. Pattersson - dem Nichtstuer: Emile, dem Kellner: Gaston, dem Cauffeur: Iwan, dem Mann: Percy Pattersson, kurz genannt: P. P.
Und die Moral von der schönen Geschichte: Auf Umwegen war der Percy, doch auf Abwegen nicht!