Festung Königstein
Die Festung Königstein ist eine Bergfestung in der Sächsischen Schweiz, die im Jahre 1241 erstmals als „Königstein“ erwähnt wurde. Die Festung liegt inmitten des Elbsandsteingebirges auf dem gleichnamigen Tafelberg oberhalb des Ortes Königstein am linken Ufer der Elbe im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (Sachsen).
Das 9,5 Hektar große Felsplateau erhebt sich 240 Meter über die Elbe und zeugt mit über 50 teilweise 400 Jahre alten Bauten vom militärischen und zivilen Leben auf der Festung. Der Wallgang der Festung ist 1800 Meter lang und hat bis zu 42 Meter hohe Mauern und Sandstein-Steilwände. Im Zentrum der Anlage befindet sich der mit 152,5 Meter tiefste Brunnen Sachsens und zweittiefste Burgbrunnen Europas.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
In der Urkunde von 1241 ist die Grenzziehung zwischen den heidnisch-germanischen Gauen Milska (Oberlausitz), Nisani (Meißner Niederung) und Dacena (Tetschner Gebiet) reguliert worden. In einer Urkunde aus dem Jahre 1379 wurde dann der Ort Königstein erstmals erwähnt. Im Jahre 1639, während des Dreißigjährigen Krieges, zogen schwedische Truppen von Pirna kommend nach Böhmen, griffen die Festung Königstein aber nicht an.
Dresdner Maiaufstand
1848 erfolgte die einzige „Erstürmung“ der Festung durch den Schornsteinfegergesellen Sebastian Abratzky. 1849 diente der Königstein, während des Maiaufstandes in Dresden, erneut als Zufluchtsort für die sächsische Königsfamilie, darunter der spätere König, Prinz Georg von Sachsen. Nach der Niederschlagung des Aufstandes, nahm er die verhafteten Revolutionäre als Gefangene auf.
Deutscher Bruderkrieg
1866 mußte der Königstein, auf Grund des für Sachsen am Höhepunkt des Deutschen Dualismus verlorenen Preußisch-Österreichischen Krieges, an einen preußischen Kommandanten übergeben werden und erhielt eine preußische Besatzung. Später trat Sachsen dem Norddeutschen Bund bei.
Deutsch-Französischer Krieg
Während des Deutsch-Französischen Krieges und der beiden Weltkriege wurde die Festung als Kriegsgefangenenlager genutzt. 1871 gliederte man den Königstein nach der Reichsgründung, als einzige sächsische Anlage, in das gesamtdeutsche Festungssystem ein und er erhielt wieder eine sächsische Garnison.
Die Festung als Gefängnis und Heilanstalt
Die Festung war bis 1922 das bekannteste Staatsgefängnis Sachsens. 1913 wurde die Kommandantenstelle aus dem Militäretat gestrichen und der Festungscharakter aufgehoben. 1914 bis 1918 diente der Königstein als Kriegsgefangenenlager für russische und französische Offiziere sowie Soldaten. 1921 richtete man ein Reichswehrkurlazarett ein. 1939 bis 1945 waren polnische, französische, britische, holländische und VS-amerikanische Kriegsgefangene interniert. Am Ende des Zweiten Weltkrieges besetzen französische Feindtruppen die Festung. Später wurde, trotz Einspruch der Franzosen, das Gefangenenlager von einer VS-amerikanischen Sondereinheit mit Waffengewalt evakuiert und anschließend die Festung von der Roten Armee als Lazarett, aber auch als Verhör- und Folterzentrum verwendet. Von 1949 bis 1955 wurde sie als so genannter Jugendwerkhof zur Umerziehung straffälliger und nicht ins Bild der „sozialistischen Gesellschaft“ passender Jugendlicher genutzt.
Gefangene auf der Festung Königstein (Auswahl)
- Nikolaus Krell 1591–1601, kursächsischer Kanzler
- Wolf Dietrich Graf von Beichlingen 1703–1709, kurfürstlich-sächsischer Großkanzler und Oberhofmarschall
- Franz Conrad Romanus 1705–1746, Leipziger Bürgermeister[1]
- Johann Friedrich Böttger 1706–1707, neben Tschirnhaus Miterfinder des europäischen Porzellans
- Johann Reinhold von Patkul 1706–1707, livländischer Staatsmann
- Karl Heinrich Graf von Hoym 1734–1736, kurfürstlich-sächsischer Kabinettsminister, beging in seiner Zelle Selbstmord
- Friedrich Wilhelm Menzel, 1763-1796, sächsischer Beamter und Verräter von Staatsgeheimnissen[2]
- Bernhard Moßdorf 1831–1833, sächsischer Rechtsanwalt und Verfasser eines repräsentativen Verfassungsentwurfs
- Michail Alexandrowitsch Bakunin 1849–1850, russischer Anarchist und Revolutionär
- August Bebel 1872–1874, deutscher Politiker, SPD-Vorsitzender
- Thomas Theodor Heine 1899, Karikaturist und Kunstmaler
- Frank Wedekind, 1899–1900, Schriftsteller und Schauspieler
- Henri Giraud 1940–1942, französischer General, ihm gelang die Flucht von der Festung
- Gustave Mesny 1940–1945, französischer Generalmajor
Fremdenverkehr
Heute zieht die imposante Bergfestung nicht nur wehrgeschichtlich Interessierte in ihren Bann, sondern auch Naturliebhaber, denen sich entlang der 2,2 km langen Brustwehr ein fantastischer Ausblick auf das bizarre Elbsandsteingebirge und die Ausläufer des Osterzgebirges bietet. Bis zu 40m hohe Felswände, der Blick in den 152,5m tiefen Brunnen und über 30 Bauwerke laden heute ein zu einem Besuch.
Literatur
- Leopold von Schirnding: „Ansichten von der Festung Königstein in Sachsen. Panorama in X lithographirten Blaettern“, 1836 (Bestellmöglichkeit der PDF-Datei und des Ausdrucks)
- August Siegesmund Manitius: „Die Festung Königstein im Königreiche Sachsen, nach d. vorh. Hilfsquellen geogr., naturgesch., gesch., topogr. u. statist. beschrieben“, 1860 (PDF-Datei)
- Th. Haffner: „Chronik der Stadt und Festung Königstein“, 1879 (Bestellmöglichkeit der PDF-Datei und des Ausdrucks)
- Eduard Dietrich: „Geschichte und Sage der Festung Königstein“, 1890 (Bestellmöglichkeit der PDF-Datei und des Ausdrucks)
- Heinrich Schuster: „Die Baugeschichte der Festung Königstein“, 1927