Feuchtwanger, Lion

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Lion Feuchtwanger
Lion Feuchtwanger-Unterschrift.jpg

Lion Feuchtwanger (Lebensrune.png 7. Juli 1884 in München; Todesrune.png 21. Dezember 1958 in Los Angeles) war ein jüdischer Schriftsteller.

Leben

Lion Feuchtwanger war der Sohn eines jüdischen Unternehmers. In seiner Schulzeit studierte er den jüdischen Talmud und das Alte Testament auf Hebräisch. In Berlin studierte er Geisteswissenschaften und promovierte zu einem jüdischen Thema und den Juden Heinrich Heine.

Am Ersten Weltkrieg nahm er nicht teil. In der Weimarer Republik lebte er in wohlhabenden Verhältnissen in Berlin. Er trat für jüdische Interessen ein und stand 1933 auf der Ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reiches. Ab 1932 hielt er sich im Ausland auf, zuerst beruflich auf Vortragsreise im englischsprachigen Ausland, danach lebte er in Frankreich. Er reiste in den 1930er Jahren auch in die Sowjetunion, traf Stalin persönlich, und tat sich durch Lobpreisungen Stalins hervor. Nach der Besetzung Frankreichs 1940 siedelte er von Frankreich in die Vereinigten Staaten von Amerika über.

Schriften

Romane und Erzählungen

  • Die Einsamen, Zwei Skizzen, 1903
  • Karneval von Ferrara, 1908
  • Der tönerne Gott, 1910
  • Jud Süß, EA 1925, Drei Masken-Verlag München (Entstehung 1921/1922)
  • Die häßliche Herzogin, EA 1923 (Rücken grün), Volksverband der Bücherfreunde
    • Neuausgabe für die DDR: Die häßliche Herzogin Margarete Maultasch, Aufbau-Verlag, Berlin 1956
    • Neuausgabe: Die hässliche Herzogin Margarete Maultasch, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-7466-5005-4
  • Wartesaal-Trilogie, Romane über das Aufkommen des Nationalsozialismus und die Reaktionen darauf
  • Josephus-Trilogie, Romane über den jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus
    • Erstausgabe
      • Der jüdische Krieg, Propyläen-Verlag, Berlin 1932
      • Die Söhne, Querido Verlag, Amsterdam 1935 (Exilverlag)
      • Der Tag wird kommen, Bermann-Fischer Verlag, Stockholm 1945 (Exilverlag)
    • Einbändige Ausgabe: Der jüdische Krieg. Der Tag wird kommen, Die Söhne (Josephus Trilogie), Aufbau-Verlag Berlin und Weimar GmbH, 1998, 2. Auflage, ISBN 3-351-01755-3
    • Neuauflage: Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-596-25707-7
  • Der falsche Nero, Querido Verlag, Amsterdam 1936 (Exilverlag), dt.EA 1947 Aufbau-Verlag Berlin
  • Die Brüder Lautensack, 1943
  • Die Gesichte der Simone, 1942/1943, Drama, gemeinsam von Feuchtwanger mit Bertolt Brecht, Die 15-jährige Simone Planchard identifiziert sich träumend mit Jeanne d'Arc und verübt 1940 kurz vor dem Einmarsch der Deutschen in ihre Stadt einen Anschlag, Feuchtwanger schrieb den Stoff alleine 1944 zu dem Roman Simone um
  • Waffen für Amerika, 2 Bände, Querido Verlag, Amsterdam 1947/1948
    • als Fischer-Taschenbuch: Die Füchse im Weinberg, Erster Teil: Waffen für Amerika, Roman, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-596-22545-0
  • Venedig (Texas) und vierzehn andere Erzählungen, Aurora-Verlag, New York 1946 (Auflage 4000)
    • in Deutschland zuerst veröffentlicht unter: Panzerkreuzer Potemkin und andere Erzählungen, Reclam, Leipzig 1954
  • Goya oder der arge Weg der Erkenntnis, EA 1951, Neuer Verlag Stockholm (Exilverlag, ab 1952: Frankfurter Verlagsanstalt)
  • Odysseus und die Schweine und vierzehn andere Erzählungen, 1950
  • Narrenweisheit oder Tod und Verklärung des Jean-Jacques Rousseau, EA 1952, Frankfurter Verlagsanstalt (in rotem Leinen), ab 1953 auch im Aufbau-Verlag Berlin, in Westdeutschland ab Herbst 1955 im Rowohlt Verlag Hamburg
  • Die Jüdin von Toledo, EA 1955 Aufbau-Verlag Berlin mit Nachwort des Autors (ab 1955 auch bei Rowohlt Verlag Hamburg unter dem Titel „Spanische Ballade“ ohne Nachwort des Autors)
  • Jefta und seine Tochter, EA 1957 im Aufbau-Verlag Berlin, dann auch ab 1957 im Rowohlt Verlag Hamburg

Lyrik

  • Pep – J. L. Wetcheeks amerikanisches Liederbuch, Potsdam 1928 Ironische Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Glauben an die Kraft des Kapitals

Autobiografische Schriften

  • Moskau 1937: Ein Reisebericht für meine Freunde, Querido Verlag, Amsterdam 1937 – Es gibt zahlreiche Neuausgaben, z. B. Aufbau Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-7466-0168-1
  • Unholdes Frankreich, 1942 (später „Der Teufel in Frankreich“), ISBN 3-7466-5018-6, beschreibt Feuchtwangers Erlebnisse in Frankreich 1940 im französischen Internierungslager Les Milles, während die deutsche Front sich auf das Lager zubewegt
    • als Fischer-Taschenbuch, mit einem Nachwort von Marta Feuchtwanger, Der Teufel in Frankreich. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-596-25918-5
  • Ein möglichst intensives Leben. Die Tagebücher, Tagebücher 1906-1940, Aufbau-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-351-03726-0

Erzählungen

  • Panzerkreuzer Potemkin. Aufbau Verlag (DDR), 1946, veröffentlicht in der Bundesrepublik 1985 im Fischer Taschenbuch Verlag, ISBN 3-596-25834-0, Enthält verschiedene Erzählungen, darunter auch „Venedig (Texas)“

Theaterstücke

  • Kleine Dramen (Joel; König Saul; Das Weib des Urias; Der arme Heinrich; Donna Bianca; Die Braut von Korinth) 1905–1906
  • Der Fetisch, Schauspiel in fünf Akten, 1906
  • Julia Farnese, Ein Trauerspiel in drei Akten, 1915
  • Warren Hastings, Schauspiel in vier Akten und einem Vorspiel, 1915
  • Jud Süß, Schauspiel in drei Akten, 1918
  • Die Kriegsgefangenen, Ein Schauspiel in fünf Akten, 1918
  • Thomas Wendt, Ein dramatischer Roman, 1918–1919
  • Der holländische Kaufmann, Ein Schauspiel, 1920
  • Der Amerikaner oder die entzauberte Stadt, Eine melancholische Komödie in vier Akten, 1921
  • Die Petroleuminsel, Ein Stück in drei Akten, 1923
  • Wird Hill amnestiert? Komödie in vier Akten, 1923
  • Zusammen mit Bertolt Brecht:
    • Leben Eduards des Zweiten von England, Historie nach Marlowe, 1924
    • Kalkutta 4. Mai, Drei Akte Kolonialgeschichte, 1925, Überarbeitung des Warren Hastings
    • Die Gesichte der Simone Machard, 1941–1943
  • Wahn oder Der Teufel von Boston, Ein Stück in drei Akten (1948), Premiere Frankfurt am Main 1949, in englischer Übersetzung („The Devil in Boston“) Los Angeles 1953

Sonstige Schriften und Sammlungen

  • Heinrich Heines Rabbi von Bacherach, Mit Heines Erzählfragment, Eine kritische Studie Dissertation an der Universität München 1907; Neuausgabe S. Fischer, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-596-25868-5
  • Ein Buch nur für meine Freunde, Aufbau, Berlin 1956, Neuausgabe: Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-596-25823-5. Sammlung von etwa 100 verstreut veröffentlichten kleineren Werken Feuchtwangers (Studien, Theaterkritiken, Literaturgeschichtliches, Autobiografisches, Erzählungen)
  • Das Haus der Desdemona. Größe und Grenzen der historischen Dichtung, Greifenverlag, Rudolstadt 1961 (aus dem Nachlass)
  • Harold von Hofe (Hrsg.): Briefwechsel 1933–1958: Arnold Zweig − Lion Feuchtwanger. 2 Bände, Aufbau, Berlin 1984. Taschenbuch: Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-596-25783-2 (Band 1) und ISBN 3-596-25784-0 (Band 2)
  • Harold von Hofe, Sigrid Washburn (Hrsg.): Briefwechsel mit Freunden 1933–1958, 2 Bände, Aufbau, Berlin 1991, ISBN 3-351-01665-4
  • Nortrud Gomringer (Hrsg.): Lion Feuchtwanger, Briefe an Eva van Hoboken, Edition Splitter, Wien 1996, ISBN 3-901190-26-0

Werkausgabe

Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Aufbau, Berlin 1959–1989

  • Band 1: Die häßliche Herzogin Margarete Maultasch. Jud Süß
  • Band 2: Der jüdische Krieg
  • Band 3: Die Söhne
  • Band 4: Der Tag wird kommen
  • Band 5: Der falsche Nero
  • Band 6: Die Füchse im Weinberg
  • Band 7: Goya oder der arge Weg der Erkenntnis
  • Band 8: Narrenweisheit oder Tod und Verklärung des Jean-Jacques Rousseau
  • Band 9: Die Jüdin von Toledo. Jefta und seine Tochter
  • Band 10: Erfolg – drei Jahre Geschichte einer Provinz
  • Band 11: Die Geschwister Oppermann
  • Band 12: Exil
  • Band 13: Die Brüder Lautensack. Simone
  • Band 14: Erzählungen. Pep – J. L. Wetcheeks amerikanisches Liederbuch
  • Band 15: Dramen 1
  • Band 16: Dramen 2

Verfilmungen seiner Werke

Hörbücher und Hörspiele

Literatur

Fußnoten

  1. Rezension: Sylvia Prahl: Neue Hörbücher über Anti-Nazi-Sender. Never tell a lie. In: Taz online, 1. Februar 2007