Freundschaft
Freundschaft (mhd. vriuntschaft, ahd. friuntscaf) ist ein auf gegenseitiger Zuneigung, Vertrauen und Wertschätzung beruhendes Verhältnis von Menschen, die sich meist aus gemeinsamen Idealen, Interessen oder Unternehmungen entwickelt.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Eine tiefgreifende, oft transzendente Freundschaft zweier Menschen nennt man Seelengemeinschaft oder -verwandtschaft. Ein Freund ist ein Konfident, d. h. ein Vertrauter. In der objektiven Wertung steht die Freundschaft oberhalb der Kameradschaft und unterhalb der familiären Blutsbande, wobei in früheren Zeiten das Ritual des Blutsbundes den Status einer Blutsfreundschaft besiegelte und somit die Stellung einer Blutsverwandtschaft einnahm.
Insbesondere in Deutschland werden derartige soziale und emotionale Bindungen stufenweise definiert:
- Bekannte
- gute Bekannte
- Freunde
- gute Freunde
- enge/intime Freunde
Bruderschaft
In den vaterländischen Kreisen und Organisationen der deutschsprachigen Länder Europas (z. B. Burschenschaften)[1] bezeichnet eine Bruderschaft eine philosophische, politische und zuweilen kulturromantische (ggf. geheime resp. konspirative) Gemeinschaft von selbstlosen Gleichgesinnten, die zugleich Kameraden, Freunde und Kampfgefährten sind. Solche Geistesverwandten innerhalb der Volksgemeinschaft erhalten die Ehrenbenennung „Bruder“ (oder ggf. „Schwester“).
- „Uns verbindet die geheime Bruderschaft jener, die es immer wieder zum Aufbruch treibt – und daß sie sich überall, wo sie sich in der Welt begegnen, erkennen, ist nur ein Zeichen der Verwandtschaft, die jenseits der Zeiten begründet ist.“ — Ernst Jünger, in: An einen verschollenen Freund, 1930
Im Lied der Deutschen wird die Notwendigkeit einer Bruderschaft aller Deutschen im ersten und im dritten Vers angemahnt.
Definitionen
Aristoteles unterschied drei Arten Freundschaft: die um des Vergnügens willen (Zech-, Spiel-, Jugendfreundschaften), die um des Nutzens willen (politische, gelehrte, kommerzielle) und die um der Tugend willen geschlossene. Die dritte Art entspricht am meisten dem Ideal.
Berühmte Freundschaftspaare in Dichtung und Wirklichkeit sind: Achilleus und Patroklos, Orestes und Pylades, die Pythagoreer Damon und Phintias[2], Scipio und Lälius, Konradin und Friedrich, Ernst von Schwaben und Werner von Kyburg, Ludwig von Bayern und Friedrich, Graf Egmont und Wilhelm von Oranien, Don Karlos und der Marquis von Posa[3], Schiller und Goethe.
Zitate
- „Von allen Geschenken, die uns das Schicksal gewährt, gibt es kein größeres Gut als die Freundschaft – keinen größeren Reichtum, keine größere Freude.“ — Epikur von Samos
- „Ältere Bekanntschaften und Freundschaften haben vor neuen hauptsächlich das voraus, daß man sich einander schon viel verziehen hat.“ — Johann Wolfgang von Goethe
- „Freundschaft ist die Blüte des Augenblicks und die Frucht der Zeit.“ — August von Kotzebue
- „Ein bißchen Freundschaft ist mir mehr wert als die Bewunderung der ganzen Welt.“ — Otto von Bismarck
- „Eine Freundschaft, die der Wein macht, wirkt wie der Wein nur eine Nacht.“ — Friedrich von Logau
- „Dauernde Freundschaft kann nur zwischen Menschen von gleichem Wert bestehen.“ — Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
- „Ihr Brüder, durch diese unzähligen und schrecklichen Nachtwachen in der Finsternis habt ihr für Deutschland einen Schatz angesammelt, der nie verzehrt werden kann. Der Glaube an die Einsamen entspringt der Sehnsucht nach einer namenloseren Brüderlichkeit, nach einem tieferen geistigen Verhältnis, als es unter Menschen möglich ist.“ — Ernst Jünger, in: Das Abenteuerliche Herz
Siehe auch
- Wahre Freundschaft soll nicht wanken (Volkslied)
- Den will ich Bruder nennen (Gedicht)
- Treue um Treue
Literatur
- Freundschaft, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm
- Carl Friedrich Stäudlin: Geschichte der Vorstellungen und Lehren von der Freundschaft. Hannover 1826
- Jan Assmann: Freundschaft, Feindschaft und Gemeinschaft im Alten Ägypten, München 2012 (Netzbuch)
Verweise
- Sprichwörter über die Freundschaft, in: Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867
- Arthur Schopenhauer über Freundschaft und Charakter
- ...eines Freundes Freund zu sein, Der Schattenmacher, 9. März 2019