Frischau

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Frischau

Staat: Deutsches Reich
Gau: Niederdonau
Einwohner (1939): 1.162
Höhe: 206 m ü. NN
Koordinaten: 48° 52′ 12″ N, 16° 20′ 30″ O
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Frischau befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von der Tschechei vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
Ortsansicht von Frischau (1939).

Frischau ist ein deutscher Ort in Südmähren, Sudetenland, 23 km östlich von Znaim sowie nordwestlich von Grusbach in der Thayaebene gelegen. Nachbarorte sind Tullnitz, Leipertitz im Nordosten, Probitz im Südosten sowie Moskowitz im Nordwesten.

Geschichte

Mittelalter

Es ist anzunehmen, daß der Ort ein Teil des 1205 gestifteten Gründungskapitals von Markgraf Ladislaus Heinrich an das Kloster Velehrad war. Jedenfalls gehörte er zum Klosterbesitz.

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Zuge der Erhebung der Kirche St. Bartholomäus zur Pfarrkirche durch den Bischof Robert von England als „Vrishan“ im Jahr 1222. Die Schreibweise änderte sich im Lauf der Jahrhunderte. So wurde der Ort als „Vrischaw“ 1338 von Markgraf Karl zum Markt erhoben und erhielt die Hochgerichtsbarkeit. Durch Seuchen und Raubzüge wurde der Ort in den nächsten Jahrhunderten fast menschenleer. Von 1347 bis 1349 wütete die Pest in Frischau und der Ort wurde bis 1681 noch öfters von der Seuche heimgesucht.

Die Herrschaft des Klosters dauerte bis 1490 an. In dieser Zeit erlebte Frischau seine Hochblüte. In der Folgezeit wechselten die Besitzer häufiger.

Neuzeit

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Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort mehrmals sowohl von kaiserlichen (1619, 1622), als auch von schwedischen (1645) Truppen geplündert. 1619 wurde er fast ganz zerstört. Die Täufergemeinde wurde aufgrund der gegenreformatorischen Bewegung aus Frischau vertrieben.

Ab dem Jahr 1672 ist die Bezeichnung „Frischau“ für den Ort bekannt. Nach mehrmaligen Besitzerwechseln im 17. Jahrhundert übernahmen die Liechtensteiner 1692 die Allodialherrschaft über Frischau. Von diesen wurde im Jahr 1713 auch das Schloß errichtet. Das Stift Klosterbruck, welches das Pfarrpatronat seit 1539 über Frischau inne hatte, richtete 1744 wieder eine eigene Pfarrei in Frischau ein (bis dahin war Frischau in Grillowitz eingepfarrt). Unter den Liechtensteinern wurde 1771 auch die spätbarocke Kirche gebaut.

1805 und 1809 schleppten französische Truppen während der Napoleonischen Kriege die Cholera ein. Die Seuche brach 1831 und 1866 erneut aus, weshalb ein eigener Friedhof (Cholerafriedhof) für die Opfer angelegt wurde.

In den Jahren 1818/19 wurde das Schloß unter Moritz von Liechtenstein umgebaut und im Stil der Zeit ein englischer Landschaftspark angelegt. Nachdem 1848 die Patrimonialherrschaft abgeschafft worden war, wurde Frischau zu einer selbständigen Gemeinde im Bezirk Znaim. Zuständiger Gerichtsbezirk war Joslowitz. Die übliche Infrastruktur (Feuerwehr, Postamt, Schule) wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingerichtet. Auch erhielt Frischau 1870 einen Anschluß an das Bahnnetz.

Der Erste Weltkrieg forderte 33 Gefallene und Vermisste aus dem Ort. Nach der Errichtung des Kunststaates Tschecho-Slowakei wurde der fürstliche Eigenbesitz (Meierhof) konfisziert und aufgrund der „Bodenreform“ 1924 hauptsächlich unter tschechischen Siedlern aufgeteilt. Das Schloß wurde 1925 an die Kongregation der St. Hedwig-Schwestern übergeben, die darin ein Heim für hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche einrichteten.

1938 kam Frischau zum Landkreis Znaim in Gau Niederdonau wo es bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges verblieb.

Am 6. Mai 1945, in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, zerstörte ein alliierter Bombenangriff viele Häuser und forderte zwei Tote. Der Krieg kostete insgesamt 87 Opfer aus dem Ort (gefallen oder vermißt).

Vertreibung der Deutschen 1945/46

Von den deutschen Einwohnern wurden 200 aus ihren Häusern getrieben und in ein Lager in Znaim zur Zwangsarbeit verschleppt. Dabei starben vier Einwohner an den Folgen der Mißhandlungen, drei blieben verschollen. Die Zwangsaussiedlung der restlichen rund 500 Frischauer infolge des „Potsdamer Abkommens“ erfolgte zwischen Juli und September 1946 nach Westdeutschland. Von den Vertriebenen konnten 156 in Österreich bleiben während die restlichen in andere Teile Deutschlands transferiert wurden (600 nach Baden-Württemberg, 117 nach Bayern). Eine Familie wanderte nach Schweden und zwei in die VSA aus.

Kulturerbe

Kirche von Frischau
  • Pfarrkirche Mariae „Verkündigung“: Rokokobau aus den Jahren 1765/71 nach den Plänen von Bartholomäus Zinner aus Brünn. Saalartiges Langhaus mit Spiegelgewölbe. Halbkreisförmig abgeschlossene Apsis; Hochaltar in die Architektur eingebunden, reich figürlich stukkiert, ebenso die beiden Nebenaltäre. Alle Altarblätter von Eichstätt. Orgel von Sieber aus Brünn 1773.
  • Schloß: Erbaut 1713 mit vier langgestreckten Flügeln um rechteckigen Hof. Im Hof befinden sich Lauben mit Rustikabänderung. Der Südflügel wurde 1818 klassizistisch erbaut. Das Schloss wurde 1818/19 vollständig umgebaut und mit einem englischem Landschaftspark umgeben. Bis zum Umbau befand sich im Schloss eine bedeutende Gemäldesammlung, die Moritz von Liechtenstein an den Grafen von Desfours verkaufen wollte. Allerdings ging diese beim Transport nach London verloren. Ab 1925 diente das Schloss unter anderem als lokale Stelle des Klosters der St. Hedwig-Schwestern (mit Kinder- und Altenheim).
  • Bildsäulen: Dreifaltigkeit, Statuen der christlichen Heiligen Johann von Nepomuk und Florian, alle aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Bildstock der Maria.
  • Pfarrhof von 1744.

Wirtschaft und Infrastruktur (vor der Vertreibung)

Landwirtschaft: Auf den 1.557 ha Ackerfläche wurden um 1900 vor allem Getreide, Kartoffeln, Mais, Futter- und Zuckerrüben sowie Gemüse angebaut. Daneben wurden Obst- und Weinbau betrieben. Letzterer ging allerdings bis 1945 immer mehr zurück.

Gewerbe: Neben dem herrschaftlichen Meierhof gab es eine Schnapsbrennerei und florierendes Kleingewerbe in Frischau.

Einrichtungen: Volksschule (1834 erbaut, 1907 erweitert auf drei Klassen), Gemeindeschule (1727), tschechischsprachige Schule (1931, 1939-1945 deutschsprachige Hauptschule), Gemeinde- (1932) und Postamt (1870), Gendarmerieposten, Raiffeisenkasse und Milchabgabestelle (1929), Elektrifizierung (1929), Freiwillige Feuerwehr (1897).

Einwohnerentwicklung

Volkszählung Einwohner insgesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen andere
1793 554      
1836 905      
1880 972 947 25 0
1890 920 918 0 2
1900 1000 977 12 11
1910 1060 1054 0 6
1921 1064 948 66 50
1930 1216 955 210 51
1939 1162      
2010 915      
2013 891      

Bekannte, in Frischau geborene Personen

  • Franz Hilmer (1892–1975), Direktor des Zentralverbandes der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften in Brünn
  • Anna Wamboldt von Umstadt (1907–1986), fertigte religiöse Plastiken für den Saldenburger Kreuzweg

Literatur

  • Franz Josef Schwoy: Topographie vom Markgrafthum Mähren. 1793, Frischau Seite 118
  • Hora, Johann/Muthny, Josef: Heimatbuch der Gemeinde Frischau. 1972
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren, Frischau: Seite 10; C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0
  • Hörmann, Karl: Die Herrschaften Grusbach und Frischau unter den Herren Breuer (1622 - 1668). Geislingen/Steige 1997