Burstyn, Gunther

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Dr. h. c. Generalbaurat a. D. Gunther Burstyn

Gunther Adolf Burstyn (bis mindestens 1906 Günther; Lebensrune.png 6. Juli 1879 in Aussee in der Steiermark; Todesrune.png Freitod 15. April 1945 in Korneuburg, 12 km nordwestlich von Wien) war ein deutscher Offizier der Gemeinsamen Armee, der k. u. k. Armee, der Deutschösterreichischen Volkswehr und des Bundesheeres, zuletzt Oberstleutnant, sowie Waffentechniker. Er entwickelte drei Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges mit seinem „Motorgeschütz“ den ersten geländegängigen Panzerkampfwagen der Welt.

Leben

Oberleutnant der Genietruppe Gunther Burstyn
Burstyn-Motorgeschütz
Gunther Burstyn (links, in Zivil) bei der Übergabe des Kriegsverdienstkreuzes; vor ihm ein deutscher General des Heeres, der zuweilen fälschlicherweise mit Heinz Guderian angegeben wird.
Burstynkaserne (Bundesheer)

Günther (Taufname), der sich später stets Gunther ohne Umlaut schrieb, war einer von drei Söhnen des Ingenieurs, Oberinspektors der österreichischen Eisenbahnen in Bad Aussee und Erfinders eines Oberbausystems Adolf Burstyn und Adolf Burstyn (1843–1917) und dessen Frau Juliane „Julia“, geborene Hoffmann (1844–1931), die als Journalistin arbeitete. Er besuchte vier Jahre das Gymnasium in Budweis und Wien.

Von 1895 bis 1899 war er Zögling der Pionierkadettenschule in Hainburg und war dann als Fähnrich dem Eisenbahn- und Telegraphenregiment zugeteilt. Anschließend war er Angehöriger der Genietruppen (Pioniertruppen) der Gemeinsamen Armee. Als erster entwickelte er den Gedanken des Baues von gepanzerten geländegängigen Kampfwagen und wies in mehreren Veröffentlichungen 1912 auf die Bedeutung der Panzerwaffe hin. Doch wurden seine Eingaben von den Kriegsministerien in Wien und Berlin nicht weiter verfolgt. Nachdem sein Entwurf eines Kampfpanzers noch vor dem Ersten Weltkrieg abgelehnt worden war, betraute man ihn nach Kriegsausbruch mit dem Bau und der Wiederherstellung von Eisenbahnlinien und Brücken. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg fand er dann verschiedene technische Verwendungen, leitete die technohistorische Sammlung des Wiener Heeresmuseums und wechselte dann in das Bundesministerium für Landesverteidigung. Er erfand auch ein zerlegbares Panzerhindernis und konstruierte 1920 einen Gefällmesser zur beschleunigten Trassierung von Straßen und Eisenbahnen. Von 1926 bis 1933 war er pioniertechnischer Sachbearbeiter im österreichischen Bundesministerium für Heerwesen.

1934 wurde er als Generalbaurat aufgrund seiner zunehmender Sehschwäche in den Ruhestand versetzt. Nach einer Augenoperation befaßte er sich wieder mit der Panzerwaffe und entwickelte eine Falle für Kampfwagen - den Vorläufer der später weit verbreiteten Panzerhöcker - und ließ sich seine Erfindung patentieren. Außerdem verfaßte er mehrere Arbeiten über die Panzerwaffe.

Am 31. März 1941 konnte Burstyn aufgrund einer Intervention seines Bruders Prof. Dr. Walther Burstyn (1877–1961) seine Idee einer Panzerfähre Hitler persönlich vortragen und erhielt hierfür das Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern II. und I. Klasse.

Motorgeschütz

Das von k. u. k. Genie-Oberleutnant Burstyn bereits vor dem Ersten Weltkrieg 1911 entwickelte gepanzertes „Motorgeschütz“ mit Gleisketten und Kanonen-Drehturm nimmt bereits alle Eigenschaften eines modernen Kampfpanzers vorweg. Den gepanzerten Aufbau, den Kettenantrieb und eine in einem drehbaren(!) Turm angebrachte Kanone. Burstyns statisch und dynamisch vollkommen berechneter Entwurf wäre allen Panzerfahrzeugen des ersten Weltkrieges überlegen gewesen und hätte das Kräftegleichgewicht der Kriegsparteien stark verschoben - wenn er realisiert worden wäre. Auf die Idee, an Stelle von Rädern einen Raupenantrieb (oder ein „Gleitband“, wie er sich ausdrückte) zu verwenden, kam Burstyn beim Anblick eines Holt-Traktors. Aber er wollte nicht einfach das Fahrgestell der Holt-Traktoren übernehmen, sondern konstruierte seinen eigenen Raupenantrieb.

Die Skizze zum späteren deutschen Patent zeigt eine deutliche Verbesserung des Fahrgestelles gegenüber den ersten Entwürfen. 1911 begann Burstyn, seine Gedanken zu Papier zu bringen und legte noch Ende des gleichen Jahres dem k.u.k. Kriegsministerium den Entwurf für sein Motorgeschütz vor. Drei Monate nach der Einreichung erhielt Burstyn eine ablehnende Entscheidung. Aus Kostengründen und aufgrund des Desinteresses wollte man nicht einmal einen Prototypen bauen. Daraufhin legte Burstyn seine Entwürfe auch dem Kriegsministerium des Deutschen Reiches vor. Doch auch hier lehnte man die Finanzierung eines Prototypen ab.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges gegen Deutschland konstruierte die Entente erst Jahre später – als Folge des festgefahrenen Stellungskrieges im Westen – teils bizarr wirkende sogenannte „Tanks“ mit Kasematten (seitlichen Geschütz- oder Maschinengewehrerkern), die gegenüber Burstyns Konzept beträchtliche Nachteile aufwiesen. Nichtsdestoweniger erfolgte der Einsatz dieser Tanks überraschend und mit verheerenden Auswirkungen für die Mittelmächte und letztlich für das gesamte Schicksal Europas.

„Gunther Burstyn […] gilt heute als ein Revolutionär der Panzertechnik und Panzertaktik. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts allerdings erlitt der junge Soldat mit seinen Erfindungen und Entwicklungen das weithin als typisch österreichisch bekannte Erfinderschicksal. Die Realisierung seiner den damaligen militär-technischen Standard weit übertreffenden Ideen scheiterten am Unvermögen der k. u. k. Armee, aber auch des Bundesheeres der Ersten Republik sowie an fehlenden budgetären Mitteln der österreichischen Regierung. So musste Burstyn, der Erfinder des Panzerkampfwagens, zusehen, wie andere Nationen ‚seine‘ Idee verwirtschafteten – und damit möglicherweise Sieg und Niederlage des Ersten Weltkriegs beeinflussten.“

Österreichisches Biographisches Lexikon

Burstyn Gunther, Offizier. Geb. Aussee (Bad Aussee, Steiermark), 6. 7. 1879; gest. Korneuburg (Niederösterreich), 15. 4. 1945 (Selbstmord); röm.-kath. Sohn des Vorstands der Bahnerhaltungssektion Aussee Adolf Burstyn (geb. Lemberg, Galizien / L’viv, UA, 28. 6. 1843; gest. Wien, 28. 8. 1917) und der Journalistin Julianna Burstyn, geb. Hoffmann (geb. Villach, Kärnten, 14. 2. 1844; gest. Wien, 3. 5. 1931), Bruder des Ministerialrats Werner Burstyn und von Walther Burstyn (geb. Admont, Steiermark, 2. 9. 1877; gest. Henningsdorf, DDR / D, 1961), der sich als Dr. der Physik der Universität Wien (1901) ab 1923 als ao. Prof. für Hochfrequenztechnik an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg in den Bereichen Funktechnik und Elektroakustik mit zahlreichen Erfindungen einen Namen machte; ab 1910 verheiratet mit Gabriele Burstyn, geb. Wagner (1888–1945). – Nach Besuch von Gymnasien in Budweis (České Budějovice) und Wien trat B. 1895 in die Pionierkadettenschule in Hainburg ein. 1899 ausgemustert, kam er als Kadett-Offiziersstellvertreter zum Eisenbahn- und Telegraphenregiment, wo er eine Spezialausbildung im Eisenbahn- und Brückenbau, in der Erhaltung und Wiederherstellung von Bahnstrecken sowie in der fachgerechten Zerstörung von Betriebsanlagen erhielt; 1900 Leutnant. 1902 wurde B. nach Pola (Pula) versetzt, 1904–06 besuchte er den höheren Geniekurs in Wien. 1906 Oberleutnant, wurde er dem Geniestab bei der Geniedirektion in Trient (Trento) innerhalb des Eisenbahn- und Telegraphenregiments zugeteilt, 1909–12 fungierte er als Subalternoffizier, danach bis 1913 als Interimskompaniekommandant. In diesem Jahr wurde er auch zum Hauptmann befördert. 1914 als technischer Adjutant zum Kriegsdienst einberufen, war er zunächst an der Ostfront mit dem Bau von Feldeisenbahnen und Brücken bzw. mit der Instandsetzung zerstörter Eisenbahnlinien beauftragt. 1916 ins österreichische Küstenland versetzt, kam er Anfang März 1918 zum Eisenbahnersatzbataillon nach Korneuburg und übernahm dort bis Ende September 1918 das Kommando der Motorfeldbahn (im November Major).
Mit März 1919 kurzfristig in den Ruhestand versetzt, diente B. (ab 1921 Oberstleutnant) bis 1922 als Referent für Eisenbahnwesen in der Verwaltungsabteilung 5 der Heeresversorgungsstelle Wien, 1922–24 leitete er die Materialprüfungsstelle des Bundesheeres in Korneuburg und war gleichzeitig stellvertretender Anstaltsleiter der Technischen Zeugsanstalt. Danach fungierte er als Leiter der Abteilung für technische Exponate im Österreichischen Heeresmuseum in Wien. 1926 kam B. als Sachbearbeiter ins Bundesministerium für Heerwesen, wo er sich insbesondere mit der Weiterentwicklung der Panzerwaffe auseinandersetzte. 1934 zum Generalbaurat ernannt, musste er wegen eines Augenleidens frühzeitig pensioniert werden. Bedeutung erlangte B. als Erfinder: Seine Konstruktion eines geländegängigen gepanzerten und bewaffneten Fahrzeugs gilt heute als erstes Panzermodell, das zwar noch technische Mängel aufwies, die grundsätzlichen Kriterien Beweglichkeit, Panzerschutz und Feuerkraft aber erfüllte. Die Umsetzung des B.-Modells in die Praxis scheiterte in Österreich jedoch an Fachverständnis und an Finanzierungsmöglichkeiten, Ideen der Konstruktion fanden sich in geringem Maße in den britischen und vor allem in den französischen Tanks des 1. Weltkriegs wieder. 1912 erfand B. einen Pendelgefällsmesser, ein optisches Instrument zur raschen Messung von Hangneigungen, darüber hinaus Panzerfallen, Fangvorrichtungen für Kampfwagen, den sogenannten Durchbruchstank, ein extrem kleines, leichtes und geländegängiges Kampffahrzeug, Scheinperiskope und Panzerfähren. Letztere Erfindung präsentierte er aufgrund von Ablehnungen in Österreich 1941 →Adolf Hitler in Berlin, der 2. Weltkrieg verhinderte aber auch dort eine Umsetzung in die Praxis. B.s Rolle im Nationalsozialismus ist bis heute Gegenstand kontroversieller Diskussionen. Darüber hinaus machte sich B. als Publizist einen Namen. In frühen Jahren befasste er sich mit der Eisenbahntruppe, später rückten militär-strategische Themen wie Kampfwagen, Panzerabwehr, Verteidigungsstrategien, aber auch militärhistorische Themen wie die Geschichte der Kriegsbaukunst, die Aufgaben von Kriegsmuseen oder die 1. Türkenbelagerung in den Vordergrund. In der Pension entstand eine Reihe von Arbeiten rund um das Gebiet der Panzerwaffe. In seinen Publikationen hatte B. die Probleme der Entwicklung der Panzerwaffe und der Panzerabwehr umfassend erkannt und versucht, innovative und brauchbare Lösungsmöglichkeiten zu bieten, die bis weit ins 20. Jahrhundert Anwendung fanden.[1]

Tod

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges nahm er sich beim Sturm der sowjet-bolschewistischen Soldateska bei der Schlacht um Wien das Leben. Fünf Tage nach seinem Freitod wurde seine Ehefrau Gabriele, geb. Wagner (1888–1945), anstatt seiner am 20. April 1945 von Sowjet-Bolschewisten grausam ermordet. Sohn Walter Hans Burstyn (Lebensrune.png 14. Oktober 1914 in Wien) war am 19. Dezember 1941 als Oberleutnant der Wehrmacht an der Ostfront gefallen.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Literatur

  • Walther Albrecht: Gunther Burstyn (1879-1945) und die Entwicklung der Panzerwaffe, Biblio-Verlag 1973, ISBN 978-3764809287
  • Daniela & Ewald Angetter: Gunther Burstyn (1879-1945). Sein „Panzer“ - Eine bahnbrechende Erfindung zur falschen Zeit am falschen Ort, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2008, ISBN 978-3700165309

Verweise

Fußnoten

  1. Burstyn, Gunther (1879–1945), Offizier, Österreichisches Biographisches Lexikon