Waldeck, Georg Friedrich von

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Georg Friedrich, erster Fürst von Waldeck, Graf von Pyrmont und Culemborg; er verwendete zur Geheimhaltung von Schriften zuweilen das Pseudonym „Germanicus Hahnenfeind“.

Georg Friedrich Graf von Waldeck-Eisenberg, ab 1682 Reichsfürst von Waldeck-Wildungen (auch: Fürst von Waldeck-Pyrmont-Culemborg; Lebensrune.png 31. Januar 1620 auf Schloß Arolsen; Todesrune.png 19. November 1692 ebenda) war ein deutscher Politiker (Initiator des Laxenburger Verteidigungsbündnis und der Augsburger Allianz), Reichsfürst, Offizier des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, siegreicher Feldherr und Reichsgeneralfeldmarschall der Reichsarmee (vom Reichstag ernannt) sowie Generalkapitän der Generalstaaten der Vereinigten Provinzen der Niederlande.

Leben

Georg Friedrich Graf von Waldeck (mit Kommandostab), gemalt von Johann Valentin Tischbein um 1750

1641 trat Georg Friedrich, Sohn von Wolrad IV. Graf von Waldeck (Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft), nach seiner Ausbildung bei der Reiterei als Freiwilliger in die militärischen Dienste der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen unter Friedrich Heinrichs von Oranien ein. 1645 nach dem Tod seines älteren Bruders folgte er diesem in der Regierung zu Eisenberg und Pyrmont. 1651 wurde er Kurbrandenburgischer Gesandter beim Pfalzgrafen (dem späteren König Schwedens) und war mehrmals als Gesandter in Schweden. Er war, im Gegensatz zu Otto Christoph von Sparr, ein Gegner Königsberger Vertrages, handelte aber am 23. Juni 1656 den Marienburger Bündnis in Marienburg zwischen Brandenburg und Schweden aus, in dem sich der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm zum Beistand im Krieg gegen Polen verpflichtete und dafür das Bistum Ermland und vier polnische Woiwodschaften von Schweden zu Lehen erhielt.

In der dreitägigen Schlacht bei Warschau im Zweiten Nordischen Krieg, vom 28. bis 30. Juli 1656, befehligte Generalleutnant Georg Friedrich die brandenburgische und schwedische Kavallerie; sein jüngerer Bruder Wolrad befehligte als Generalmajor drei Brigaden Infanterie im Zentrum der schwedisch-brandenburgischen Schlachtordnung. 1658 quittierte Georg Friedrich den Dienst beim Großen Kurfürsten, nachdem dieser 1657 mit Polen den Vertrag von Wehlau geschlossen und darin zugesichert hatte, von der schwedischen auf die neu koalierte polnisch-dänische Seite zu wechseln. Diese Wankelmütigkeit konnte er dem Kurfürsten nicht verzeihen.

Seinem Standpunkt getreu, verließ er 1658 den Dienst des Kurfürsten und trat in denjenigen Schwedens. Unter Karl X. Gustav von Schweden kämpfte Georg Friedrich von Waldeck in dessen beiden letzten Feldzügen gegen Dänemark. 1660, mit dem Tod des Königs, suchte er vergebens eine seinem Rang und Neigungen entsprechende Stelle in Frankreich und England. Namentlich die Weigerung Ludwigs, der ihn mit einem Geldgeschenke heimschickte, wie sein Biograph Rauchbar sagt, „weil er ein allzu patriotisches deutsches Gemüt an ihm verspürte“, scheint ihn gekränkt zu haben. Er kehrte in das Heilige Römische Reich Deutscher Nation zurück.

Im Jahr 1664, nach dem frühen Tod seines Neffen Heinrich Wolrad, erbte er u. a. die Teilgrafschaft Waldeck-Eisenberg sowie die Grafschaft Cuylenburg. Er war nun Besitzer dreier souveräner, wenn auch ungeordneter Grafschaften. Dann kam der Türkenkrieg und Graf von Waldeck wurde Reichs-General-Feldmarschall-Leutnant (RGFML) der Reichsarmee als Stellvertreter des Reichsgeneralfeldmarschalls Leopold Wilhelm von Baden-Baden.[1] Als solcher nahm er an der der Schlacht bei Sankt Gotthard (Mogersdorf) teil, wo er sich hervorragend bewährte.

Nach dem Frieden von Eisenburg trat er 1665 in Dienst des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg-Celle und leitete die Belagerung der Stadt Braunschweig, welche dem braunschweigischen Fürstenhause sich nicht unterwerfen wollte, sondern eine reichsstädtische Stellung beanspruchte. 1671 wurde er Generalfeldmarschall des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel. Als der Krieg zwischen Frankreich und Holland eine Gewißheit wurde, war niemand tätiger als er, in Deutschland für ein Zusammengehen der Deutschen mit Spanien und Holland gegen Frankreich zu werben.

Im September 1672 trat er in die Dienste von Wilhelm III. von Oranien in dessen Hauptquartier zu Bodegraven an der holländischen Utrechter Grenze. Er widmete sich der Übung, der Organisation, der Intendantur und Verwaltung der Armee, insbesondere auch dem geregelten Verpflegungs- und Sanitätswesen. Er erhielt große Anerkennung für seine Verdienste bei der Reorganisation des Heeres und der Verteidigung.

1682 brachte er das sogenannte Laxenburger Bündnis zusammen, das man nach dem Grafen auch den „Waldecker Rezeß“ nannte, eine Vereinigung der deutschen Fürsten mit dem römisch-deutschen Kaiser gegen die Bedrohung Frankreichs nach dem räuberischen Überfall auf Straßburg im Jahre 1681.

Am 17. Juni 1682 wurde er durch Kaiser Leopold I. in den Reichsfürstenstand erhoben (1686 erfolgte die feierliche Zulassung Georg Friedrichs zum Reichsfürstenrat) und wurde vom Reichstag (HRR) zum Reichs-General-Feldmarschall (RGFM) ernannt. Während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 führte er die Truppen Bayerns, Frankens und Oberhessens zum Kampf gegen die Türken in die Schlacht am Kahlenberg. Auch als militärischer Berater des Herzogs von Lothringen und der Kurfürsten von Sachsen und Bayern sowie der Führer der Kaiserlichen Armee nahm er einen ehrenvollen Anteil am Entsatz von Wien.

1687 wurde er Kapitän-General der Niederlande und am 9. April 1689 Herrenmeister der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens Sankt Johannis vom Spital zu Jerusalem (10. Dezember 1652 Ritter des Johanniterordens, 1654 übernahm er als Komtur die Kommende Lagow, 1679 Nachfolger des Ordensseniors der Balley Brandenburg, Maximilian von Schlieben).

1688 begann der Pfälzische Erbfolgekrieg. 1689 verteidigte Fürst zu Waldeck im Verein mit Brandenburg in Belgien den Niederrhein gegen die Franzosen. Der Krieg ging 1697 mit dem Frieden von Rijswijk und einem Teilerfolg für Leopold I. zu Ende, dies jedoch erlebte der verdiente Heerführer des Kaisers nicht mehr.

Tod

Kurz nach der blutigen Schlacht bei Steenkerke, welche Wilhelm August 1692 gegen Luxemburg verlor, war von Waldeck durch seine überhand nehmende Krankheit gezwungen, die Armee zu verlassen und in Ems Linderung zu suchen. Dann reiste er noch zu seiner Residenz Arolsen, wo er meistens den Winter zubrachte, wo er am 19. November 1692, fast 73 Jahr alt, verschied. Seine Gemahlin überlebte ihn, wie mehrere Töchter. Der Fürstentitel und seine sämtlichen deutschen Besitzungen fielen seinem Vetter anheim, weil er keine lebenden männlichen Nachkommen hinterließ.

„Wenig bekannt ist, dass die Nikolaikirche in Korbach, die sich ja in unmittelbarer Nähe des gräflichen Stadtschlosses befand, im 16. und 17. Jahrhundert als gräflich und fürstlich waldeckische Begräbnisstätte diente. Bei einer Neuplattung des Chores und der Anlage von Heizungskanälen stieß man im August 1895 auf die Gewölbe der Gruft. Fürst Georg Friedrich fand seine letzte Ruhe in einem Grabdenkmal in der Nicolaikirche. Das kurz nach dem Tod des Fürsten von Heinrich Papen in Giershagen (Westfalen) geschaffene und von dem Mengeringhäuser Goldschmied und Graveur Heinrich Esau entworfene Denkmal reicht fast bis zum Deckengewölbe des Chores. Es zeigt in seinem Zentrum den Fürsten als Feldmarschall hoch zu Ross. Als Verstorbener ruht er auf einem wuchtigen Sarkophag. Neben üppigen barocken Ausschmückungen finden wir vier weibliche Figuren, die Tugenden Hoffnung, Klugheit, Gerechtigkeit und Treue darstellend, Palmbäume mit den Namen verstorbener Familienmitglieder des Fürsten und Statuen von Soldaten, darunter auch Türkenkrieger. Das in Marmor, Alabaster und Sandstein ausgeführte Grabdenkmal wurde noch im Todesjahr des Fürsten von seiner Gemahlin Elisabeth Charlotte von Nassau-Siegen in Auftrag gegeben. Schon zwei Jahre später wurde sie an seiner Seite in der Gruft der Kirche beigesetzt.“[2]

Grabinschrift

Die Inschrift auf dem Grab in der Nikolaikirche in Korbach besagt:

Georg Friedrich von Gottes Gnaden, Fürst von Waldeck, Graf in Pyrmont und Cuylenburg.
Meister des Johanniter-Ordens in der Mark, in Sachsen, in Pommern und in Mecklenburg. Propst der Domkirche zu Halberstadt und Kommendator zu Lagow.
Der Hl. Kaiserlichen Majestät und der vereinigten niederländischen Provinzen Generalfeldmarschall und Gouverneur von Maastricht.

Familie

Aus seiner am 29. November 1643 in Cuylenburg geschlossenen Ehe mit Elisabeth Charlotte von Nassau-Siegen (1626–1694), einer Tochter des Grafen Wilhelm von Nassau-Siegen (1592–1642), stammten (acht, ggf. neun Kinder):

  • Wolrad Christian (1644–1650)
  • Friedrich Wilhelm (1649–1651)
  • Louisa Anna (1653–1714) ∞ Georg IV., Graf von Erbach-Fürstenau
  • Charlotte Amalie (1654–1657)
  • Karl Wilhelm (1657–1670)
  • Karl Gustav (1659–1678)
  • Sophie Henriette (1662–1702) ∞ Ernst, Herzog von Sachsen-Hildburghausen
  • Albertine Elisabeth (1664–1727) ∞ Philipp Ludwig, Graf von Erbach-Erbach

Beförderungen

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Der Artikel „Georg Friedrich, Fürst von Waldeck, Graf von Pyrmont und Culemborg“ von Pieter Lodewijk Muller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 701–709 gibt an, daß er 1664 zum Feldmarschall-Leutnant bzw. Reichs-General-Feldmarschall-Leutnant (RGFML) der Reichsarmee befördert wurde.
  2. Fürst Georg Friedrich