Sparr, Otto Christoph von

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Generalfeldzeugmeister Otto Christoph von Sparr, 1652; „Die Geschichte vom alten Sparr hatte, seit meinen Kindertagen, immer den Zauber jener unbestimmten Linien für mich gehabt, die mehr ahnen lassen als geben.“Theodor Fontane im Oderland-Kapitel „Vom Sparrenland und Sparren-Glocken“

Otto Christoph Freiherr von Sparr, seit 1664 Reichsgraf von Sparr (auch: Christof; Lebensrune.png 13. November 1599[1] in Lichterfelde bei Eberswalde oder 1605 in Prenden bei Bernau bei Berlin; Todesrune.png 9. Mai 1668 in Prenden), war ein deutscher Adliger und Offizier. Er war seit 1657 erster kurfürstlich-brandenburgischer Generalfeldmarschall und nach der Schlacht bei St. Gotthard 1664 (Türkenkriege) kaiserlicher Feldmarschall. Er galt nicht als genialer Feldherr, aber sehr wohl als ein tüchtiger, tapferer und zuverlässiger Soldat. Er spielte eine wichtige Rolle in der Landespolitik und wurde weit über Kurbrandenburg hinaus verehrt. Sein Vetter war der nicht minder berühmte Ernst Georg Reichsgraf von Sparr.

Werdegang

Von Sparr, von seinen Untergebenen liebevoll „Vater Sparr“ genannt, war insbesondere bei die Fortentwicklung des Geschützwesens (Artillerie) und des „Geniewesens“ (Pioniere) erfolgreich.
Reichsgraf von Sparrs Grabmal, geschaffen von Artus Quellinus dem Älteren, befindet sich in der Berliner Marienkirche.

Im Zweiten Nordischen Krieg 1655-1661 versuchte der Große Kurfürst, sich durch wechselnde Allianzen von der polnischen Lehensabhängigkeit zu befreien. Er verbündete sich zunächst mit den Schweden. Als die schwedische Königin Christine 1654 abdankte, hatte sie ihren Vetter Karl Gustav von Pfalz-Zweibrücken zu ihrem Nachfolger bestimmt, worauf es zum polnisch-schwedischen Erbkrieg kam.

Am 8. April 1655 erhielt von Sparr den Oberbefehl über die Armee aus Kleve und Brandenburg gegen Schweden (26.800 Mann mit zahlreicher Artilleriestücke), denn König Karl X. Gustav trachtete nach dem Besitze des Herzogtums Preußen. Friedrich Wilhelm von Brandenburg wurde in die schwedische Auseinandersetzung mit Johann II. Kasimir als Lehnsträger der polnischen Krone über das Herzogtum Preußen mit eingebunden. Nachdem die Schweden die faktische Kontrolle über das Herzogtum Preußen (bis auf Königsberg) errungen hatten, riet Generalfeldzeugmeister den Großen Kurfürsten, den Königsberger Vertrag zu unterschreiben. Nicht alle waren mit diesem Schritt einverstanden, von Sparrs Widersacher am Hof, Generalleutnant Georg Friedrich Graf von Waldeck, hatte für Krieg plädiert.

Dann aber erhoben sich die Polen erneut, und die zu den Schweden übergewechselten polnischen Adligen wurden erneut wortbrüchig. Schweden und das verbündete Brandenburg schlugen zunächst die Polen in der Schlacht vor Warschau. Diese dauerte drei Tage und hier brillierte vor allem der brandenburgische Generalfeldzeugmeister und baldige Generalfeldmarschall Otto Christoph von Sparr, dessen Hauptangriff die Polen in die Flucht schlug.

„Polen erhob sich von neuem und bald war Karl X. Gustav der Bedrängte, welcher jetzt die brandenburgische Hilfe in Anspruch nahm. Der Kurfürst gewährte sie ihm auf Grund eines am 15. Juni zu Marienburg abgeschlossenen Bündnisses. Vereint zog nun die schwedisch-brandenburgische Macht den Polen entgegen. Bei Warschau kam es zu dreitägiger Schlacht. Am dritten Kampfestage, dem 20./30. Juli 1656 erwarb S. unvergänglichen Ruhm, indem er, in der Mitte der Stellung kämpfend, mit dem ihm unterstellten Fußvolke, über dessen Stärke und Zusammensetzung die Angaben auseinandergehen, ‚mit besonderer Dexteriät und guter Disposition‘ mit stürmender Hand das Gehölz von Praga nahm und damit den Ausgang des langen Ringens entschied. Die brandenburgischen Truppen kehrten dann nach Preußen zurück und fochten 1657 unter Sparr's Oberbefehl in einer langen Reihe kleinerer kriegerischer Unternehmungen gegen die keineswegs ganz niedergeworfenen Polen und Lithauer. Am 26. Juni jenes Jahres wurde er zum Generalfeldmarschall ernannt. Es ist das erste Mal, daß diese höchste militärische Würde im brandenburgischen Heere verliehen ward. Zugleich wurde ihm die oberste Instanz in allen Commando-, Commissariats-, Proviant- und Justizsachen, ‚wie sie Namen haben mögen‘, übertragen. Am 19. September machte der Kurfürst mit Polen seinen Frieden und versuchte nun zwischen dieser Macht und Schweden zu vermitteln; auch S. ward mit einer diesem Endzwecke dienenden Sendung nach Warschau beauftragt, hatte aber keinen Erfolg. 1658 machte er unter dem Kurfürsten, welcher wie 1656 den Oberbefehl über seine Truppen selbst führte, dessen Feldzug gegen die Schweden in Holstein und Schleswig mit; im folgenden Jahre war er mit der Belagerung von Demmin beauftragt, und nahm die Stadt durch Capitulation. Nachdem am 1. Mai 1660 der Friede von Oliva seinem vierjährigen Kriegsleben ein Ende gemacht hatte, war S. zunächst bei der Befestigung von Berlin thätig. Als der Kurfürst 1662 auf längere Zeit nach Preußen ging, übertrug er S. seine Vertretung in den übrigen Provinzen. — Im folgenden Jahre wurde die schon länger drohende Türkengefahr dringlich. Der Kurfürst leistete dem Kaiser Beistand, indem er ihm Hilfsvölker sandte und ihm auch S. überließ. Ein von letzterem bei dieser Gelegenheit abgegebenes Gutachten über die Art, wie der Krieg gegen die Ungläubigen zu führen sei, zeugt von Sparr's Kriegserfahrung und Einsicht. Der Feldzug ward durch die am 1. August 1664 gelieferte Schlacht bei Sanct Gotthard an der Raab zu Gunsten der christlichen Waffen beendet. S. mit seinen Brandenburgern focht in derselben mit hoher Auszeichnung.“[2]
Sparr’sche Erbbegräbnis in der Marienkirche.png

Türkengefahr

Freiherr von Sparr gehörte im Rang eines Feldmarschalleutnants zur den Hilfstruppen der Kaiserlichen Armee während der Schlacht bei St. Gotthard, wo er sich beim Fußvolk (Infanterie) bewährte und dafür zu kaiserlichen Feldmarschall und Reichsgraf ernannt wurde. Kaiser Leopold I. schrieb ihm u. a.:

„Ihr habt Eure Kriegserfahrung und Valeur bei dieser jüngsten Occasion gewiß rühmlich erwiesen.“

Biographie

Kurze Biographie:[3]

Biographisches Lexikon aller Helden und Militairpersonen - OC von Sparr 01.jpg
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Tod

Frank Göse Otto Christoph Freiherr von Sparr 1605-1688.jpg

Reichsgraf Otto Christoph von Sparr verstarb am 9. Mai 1668 auf seinem Gute Prenden bei Bernau im Kreise Niederbarnim und wurde am 12. Mai 1668 in der Marienkirche zu Berlin beigesetzt. Er starb arm und kinderlos, wenngleich begütert.

Sparr’sche Erbbegräbnis in der Marienkirche

Sein Grabmal, daß er schon sechs Jahre vor seinem Tod errichten ließ (und das ein Großteil seines Vermögens verschlang) befindet sich heute in der Berliner Marienkirche. In der Kirche von Trampe (Gemeinde Breydin; das Rittergut bzw. die Gutsherrschaft in Trampe lag von 1412 bis 1771 in den Händen der Familie von Sparr) trägt eine 1660 gegossene Glocke (Jakob Neuwert zu Berlin) folgenden Text:

„Otto Christoph Freiherr von Sparr, der Kurfürstlichen Durchlaucht zu Brandenburg Geheimer Kriegsrat, Feldmarschall, Obergouverneur der in der Kur und Mark Brandenburg, Herzogtum Hinterpommern und Fürstentum Halberstadt belegenen Festungen, Obrister zu Roß und zu Fuß, Herr zu Trampe, Prenden, Lanke und Neustadt an der Dosse.“

Beförderungen

  • Vermutlich hat er, wie viele seiner Landsleute, etwa 1626 unter Wallenstein zu den kaiserlichen Fahnen geschworen
    • Im Oktober 1636 stand Otto Christoph von Sparr in Wittenberg und berichtete Melchior von Hatzfeldt vom Marsch des kursächsischen Generalleutnants Klitzing von Spandau nach Frankfurt/Oder.
  • 8. Mai 1637 kaiserlicher Oberst
    • Im Juli 1637 führte er Verhandlungen mit Georg Wilhelm von Brandenburg, im August trat er sein Kommando in Landsberg an.
    • 1638 Kommandant zu Landsberg an der Warthe
  • 20. Oktober 1638 durch nächtlichen Überfall bei Sassenberg in pfälzische und somit schwedische Kriegsgefangenschaft
    • Februar 1639 saß Sparr als schwedischer Gefangener in Osnabrück
    • März 1639 Gefangenenaustausch (gegen den Bruder des Kommandanten von Osnabrück)
    • Im Juni 1639 wurden zwei kaiserliche Regimenter unter den Obersten Sparr und Meuter ins Herzogtum Berg verlegt.
    • 1642 bestellte ihn Johann von Werth als Kommandanten von Grevenbroich, er befestigte die Stadt und unternahm von hier aus erfolgreiche Streifzüge in die Umgebung
  • 1644 kaiserlicher Generalwachtmeister des Niederrheinisch-Westfälischer Reichskreis
  • 14. März 1648 westfälischer Kreis-Obrist (Oberkommandant der rheinischen Quartiere)
  • 1649 kurfürstlich kölnischer General-Feldwachtmeister (ggf. Generalwagenmeister) und Generalkommandant des Westfälischen Reichskreises (Reichsexekution gegen Lüttich, am 29. August 1649 zog er in die Stadt ein)
  • 22. September 1649 kaiserlicher Feldzeugmeister
  • 14. Juni 1649 kurbrandenburgischer Generalmajor
    • schon am 14. Juni 1649 die erste Bestallung, am 8. Oktober 1649 folgte eine umfangreichere, wesentlich günstigere
    • September 1650 endgültiger Abschied aus der Kaiserlichen Armee und nun zur vollen Verfügung des Kurfürsten
    • Da Kolberg, wo er als Gouverneur seinen Wohnsitz zu nehmen hatte, noch von den Schweden besetzt war, blieb er vorläufig in Lippstadt, seine Tätigkeit auf Befestigungsarbeiten und auf den Betrieb von Galmeigruben in der Grafschaft Mark verteilend. Es galt in jenen Landen die Hoheitsrechte des Kurfürsten zu wahren, die Stände zu Leistungen für die Truppen gefügig zu machen und Frieden zu stiften zwischen Lutheranern und Reformierten.
  • 9. Juli 1651 General-Feldzeugmeister und „capo bei Dero itztrichtenden armee“ von Brandenburg-Preußen
    • Am 6. Juni 1653 hielt er seinen Einzug in das von den Schweden geräumte Kolberg, verließ die Stadt jedoch schon zu Anfang des|nächsten Jahres wieder um den Befehl von Hilfsvölkern zu übernehmen, welche des Kurfürsten von Köln Lande von den in dieselben eingefallenen Scharen des Herzogs Karl von Lothringen befreien und den Kurfürsten zugleich vor dem unwillkommenen, durch Frankreich angebotenen Schutze durch französische Truppen bewahren sollten. Der Kölner Kurfürst hatte von Sparr für diese Stellung erbeten.
    • nach seiner Verlegung seines Wohnsitzes nach Berlin
  • 26. Juni 1657 Generalfeldmarschall von Brandenburg-Preußen
  • 7. August 1664 kaiserlicher Feldmarschall (nach manchen Quellen mit Wirkung vom 10. Januar 1664)

Ehrungen (Auszug)

  • 1664 Erhebung in den Reichsgrafenstand durch Kaiser Leopold I. für seine Leistung bei der St. Gotthard-Schlacht
  • Am 27. Januar 1889 ehrte Kaiser Wilhelm II. hervorragende Kriegsleute durch entsprechende Benennung von Regimentern. So erhielt ihm zu Ehren das 3. westfälische Infanterieregiment Nr. 16 den Namen Infanterie-Regiment „Freiherr von Sparr“.
  • 1892 wurde die Sparrstraße, 1897 der Sparrplatz in Berlin-Wedding nach ihm benannt
  • In Köln wurde die Von-Sparr-Straße nach ihm benannt
  • Das Panzerbataillon 203 der Bundeswehr führt das Wappen von Sparr fort

Literatur

Fußnoten

  1. Geburtsdatum und -ort in: „Militär-Wochenblatt. Unabhängige Zeitschrift für die deutsche Wehrmacht“, Band 21, 1836, S. 3 (PDF-Datei)
  2. Sparr, Otto Freiherr von, Allgemeine Deutsche Biographie (ADB)
  3. Anton Balthasar König: „Biographisches Lexikon aller Helden und Militairpersonen, welche sich in Preußischen Diensten berühmt gemacht haben. Sel - Z : Nebst einer Tabellarischen Uebersicht der Avancements sämtlicher Königl. Preuß. Generalfeldmarschälle, Generale von der Kavallerie und Infanterie, Generallieutenants, Generalmajors und Obristen, welche Regimenter gehabt haben, nach alphabetischer Ordnung, durch welche auch besonders die Familien bemerkbar werden, von 1587 bis 1790“, Band 4, 1791, S. 20ff. (PDF-Datei)