Geschlossene Wohnanlage
Unter einer geschlossenen Wohnanlage (engl.: Gated Community) versteht man einen unterschiedlich stark zugangsbeschränkten Wohnkomplex. Die Größe der Wohnkomplexe reicht von einzelnen Appartementhäusern bis zu großflächigen Gemeinden mit über 100.000 Einwohnern mit eigener Infrastruktur wie Einkaufsmöglichkeiten, Gemeinschaftseinrichtungen, eigenen Schulen und Krankenhäusern und sonstigen Gewerbeflächen. In den VSA entstanden eingefriedete Wohnkomplexe Mitte des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal, ebenso in Paris. Besonders seit den 1970er Jahren ist die Zahl dieser eingefriedeten Wohnanlagen in Nord- und Südamerika – vor allem aufgrund der dort zunehmend prekären rassischen Situation – immer weiter angestiegen.[1]
Inhaltsverzeichnis
Verbreitung
In den VSA gibt es inzwischen über 40.000 eingefriedete Wohnanlagen, Schätzungen zufolge ebenso viele in Süd- und Mittelamerika.[1] Mehr als 20 Mio. VS-amerikanische Bürger wohnen in solchen Anlagen, die sich durch eine größere ethnische sowie rassische Homogenität auszeichnen. Seit dem Ende des Sozialismus in Osteuropa und Rußland findet diese Wohn- und Lebensform auch dort immer größere Verbreitung[2], hier jedoch vornehmlich aufgrund des dort seit dem Zerfall der Sowjetunion herrschenden (oligarchischen) Plutokratismus. Der erste in der BRD errichtete eingefriedete Wohnkomplex befindet sich in Potsdam.
Motive zur Gründung und zum Beitritt
Die Motive zur Gründung und zum Beitritt in eingefriedete Wohnkomplexe sind der Wunsch nach:
- (höherer) Sicherheit und besserer Privatsphäre
- Abgrenzung von unerwünschten Personengruppen[3]
- Unzufriedenheit mit staatlichen Dienstleistungsangeboten
Kritik
Von politisch linksgerichteten Egalitaristen wird vor allem kritisiert, daß öffentlicher Raum verschwinde, was den vermeintlichen europäischen Standards zuwiderlaufe, die sich durch „offenes, demokratisches und soziales Miteinander“ auszeichneten. Ferner bemängelt man, daß die Betreiber dieser Wohnkomplexe einen zu großen vertraglichen Einfluß auf die Auswahl der Bewohner nehmen könnten bzw. die Mitbestimmung der Bewohner „nur“ nach einer Art Zensuswahl organisiert sei. Klarerweise sind „gated communities“ (und sogar schon der Wunsch danach) ein Schlag ins Gesicht für jene linke Propaganda, die besagt, Grenzen seien überflüssig, sie seien lediglich rückwärtsgewandte Überbleibsel aus unaufgeklärten Zeiten. Das glatte Gegenteil ist der Fall: Wenn die linke Mißtrauens- und Kontrollgesellschaft nach stalinistischem Vorbild sich noch weiter etabliert, dann vervielfachen sich auch gesellschaftliche und topographische Grenzen.
Rechts und national Orientierte erkennen in der zunehmenden Ausbreitung abgeschotteter Wohnkomplexe Anzeichen für die Balkanisierung einstmals vergleichsweise homogener Gesellschaften, die solche Einrichtungen überhaupt erst nötig machen.
Siehe auch
Verweise
- Am Beispiel Hamburgs: Westend Village, Theodorstraße in Hamburg Bahrenfeld
- Abgerufen am 14. August 2014. Bei WebCite® archivieren.Wo Johannesburgs Reiche wohnen, FAZ, 13. August 2014
- Abgerufen am 14. August 2016. Bei WebCite® archivieren.Arne M. Schemmerling: Multikulti konsequent: gated communities, Sezession, 1. April 2006
- Abgerufen am 14. August 2016. Bei WebCite® archivieren.André F. Lichtschlag: Megatrend „Gated Communities“: Private Sezession, eigentümlich frei, 16. Oktober 2012