Gotische Sprache
Die gotische Sprache ist eine bereits ausgestorbene ostgermanische Sprache, welche von den Goten gesprochen wurde.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung für die Sprachwissenschaft
Das Gotische ist sprachwissenschaftlich von ungemeiner Wichtigkeit, da in dieser Sprache die ältesten Überreste germanischer Sprachen geschrieben sind und ein Studium anderer germanischer Sprachen ohne das Gotische nicht gut denkbar ist. Vor allem für die deutsche Sprachgeschichte erweist sich das Gotische als hilfreich, da man dadurch Rückschlüsse auf mögliche voralthochdeutsche Formen schließen kann.
Lautformen
Der gotische Konsonantismus steht noch auf der Stufe der ersten Lautverschiebungen, d. h.
- indogermanisch (lateinisch-altgriechisch) d, b, g wird zu t, p, k,
- ζ, φ, χ (h) zu d, b, g
- t, p, k zu ß, f, h
Der Vokalismus weicht von der urgermanischen Muttersprache dadurch ab, daß er das urgermanische e, welches das Althochdeutsche noch erhält, zu i geschwächt und vor h und r das e in ai und o in aú gebrochen hat.
In der Formenlehre findet sich noch eine reichere Formenfülle, das Verb hat neben dem Aktivum ein besonderes Medium, neben Singular und Plural noch den Dual; die Endsilben sind noch in ihrer alten Reinheit und Ungeschwächtheit bewahrt.
Quellen
Die Quellen der gotischen Sprache sind die Fragmente der gotischen Bibelübersetzung des Bischofs Ulfilas (d. h. Wölflein, 311–381), deren umfangreichstes der Codex aegenteus in Uppsala ist, welcher einen großen Teil der Evangelien enthält. Andere Bruchstücke, namentlich der Briefe, finden sich in Wolfenbüttel, Mailand und Turin, Fragmente einer gotischen Erklärung des Johannes-Evangeliums in Rom.
Siehe auch
Literatur
- Oskar Priese: Deutsch-gotisches Wörterbuch nebst einem Anhang enthaltend eine sachlich geordnete Uebersicht des gotischen Wortschatzes und eine Sammlung von Redensarten und Sprüchen (1890); PDF-Datei
- Johannes Friedrich: Lehrbuch der gotischen Sprache für den Selbstunterricht; mit Übungsbeispielen, Lesestücken und Wörterverzeichnis (1930); PDF-Datei
- Theodor von Grienberger: Untersuchungen zur gotischen Wortkunde (PDF-Datei)
- Christianus Cornelius Uhlenbeck: Kurzgefasstes etymologisches Wörterbuch der gotischen Sprache (1896); PDF-Datei
- Friedrichg Kluge: Die Elemente des Gotischen; eine erste Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft (1911); PDF-Datei
- Ernst Schulze (Sprachforscher): Gothisches Glossar. Mit einer Vorrede von Jacob Grimm (PDF-Datei)
- Franz Eduard Christoph Dietrich: Ueber die Aussprache des Gothischen waehrend der Zeit seines Bestehens. Eine sprachgeschichtliche Abhandlung, 1862 (PDF-Datei)
- Wilhelm Weingaertner: Die Aussprache des Gothischen zur Zeit des Ulfilas. Eine sprachwissenschaftliche Abhandlung, 1858 (PDF-Datei)