Guericke, Otto von
Otto von Guericke (Aussprache und ursprünglich: Gericke; 20. November 1602 in Magdeburg; 11. Mai 1686 in Hamburg) war ein deutscher Physiker, Jurist, Politiker und Erfinder. Bekannt ist der Walhalla-Genosse vor allem für seine Experimente zum Luftdruck mit den Magdeburger Halbkugeln. Von Guericke erlang auch neue, bahnbrechende Erkenntnisse auf dem Gebiet der Elektrizität, er wurde dafür von Benjamin Franklin dafür mehrmals schriftlich dankend erwähnt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Von Guericke, der in der Reichsstadt Magdeburg im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation geboren wurde, studierte in Leipzig, Helmstedt, Jena und Leiden Rechts- und Naturwissenschaften und unternahm anschließend Bildungsreisen nach Frankreich und England. 1626 wurde er zum Ratsherrn in Magdeburg berufen und erlebte 1631 die Belagerung, Erstürmung und Verwüstung Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg.
1631 trat er als Oberingenieur in schwedische Dienste und kehrte 1632 in seine Heimatstadt zurück. Von 1646 bis 1678 war Guericke einer der vier Bürgermeister Magdeburgs und arbeitete in dieser Zeit an seinen wissenschaftlichen Experimenten. Seine bekannten Magdeburger (Halb)-Kugeln führte er auch im Frühjahr 1657 auf dem Reichstag zu Regensburg vor. In diesen hohlen Kupferkugeln wurde mit der von ihm erfundenen Luftpumpe die Luft entfernt, so daß sie 16 Pferde nicht auseinanderziehen konnten.
Der Professor für Philosophie und Mathematik Gaspar Schott in Würzburg veröffentlicht 1657 seine „Mechanica hydraulico-pneumatica“, in deren Anhang der Magdeburger Versuch als erste wissenschaftliche Veröffentlichung Gerickes erscheint. Erst als 70jähriger publizierte Guericke selbst seine Experimente in seinem in Amsterdam erschienenen Buch „Experimenta Nova (ut vocantur) Magdeburgica de vacuo spatio“.
Reichsadelstand
1666 wurde Otto von Guericke von Kaiser Leopold I. geadelt und änderte seinen Namen von „Gericke“ in „von Guericke“.
Tod
Nach seinem Tod in Hamburg 1686, wohin er mit seiner Familie wegen der Pest in Magdeburg zu seinem Sohn gezogen war, wurde sein Leichnam ehrenvoll nach Magdeburg überführt und in der St. Johannis Kirche beigesetzt.
Würdigungen (Auszug)
- Die Universität von Magdeburg trägt als Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg seinen Namen, ebenso wie die zuvor bestehende Technische Hochschule Magdeburg. Seit 1831 beriefen sich die Magdeburger Bürgermeister und die Stadt auf ihren großen Sohn. Seine Büste wurde 1842 in der Walhalla bei Regensburg aufgestellt.
- 1907 erhielt Guericke sein eigenes Denkmal nahe dem Magdeburger Rathaus. Seine Heimatstadt Magdeburg und viele andere deutsche Städte benannten ihm zu Ehren zentrale Straßen nach ihm.
- Die Otto-von-Guericke-Gesellschaft und -Stiftung pflegen sein Erbe. Im Otto-von-Guericke-Museum in der Lukasklause, Magdeburg, sind seine Experimente originalgetreu nachvollziehbar.
- Der Mondkrater Guericke wurde nach ihm benannt.
- 2002 gab die Deutsche Post AG eine Sonderbriefmarke zu seinem 400. Geburtstag heraus.[1] Zehn Jahre später zeigte die Suchmaschine Google ein Google Doodle, das sich an die oben gezeigte Darstellung von Caspar Schott anlehnte.[2]
- Die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) trägt den Beinamen „Otto von Guericke“ und vergibt den Otto von Guericke-Preis.[3]
- 2002 wurde in Magdeburg die von Thomas Virnich geschaffene Großplastik zum Magdeburger Halbkugelversuch eingeweiht.
Werke (Auswahl)
- Experimenta nova (ut vocantur) magdeburgica de vacuo spatio (1672) (PDF-Datei, Netzbuch)
- Geschichte der Belagerung, Eroberung und Zerstörung Magdeburg's (erstmals veröffentlicht 1860) (PDF-Datei)
Literatur
- Friedrich Wilhelm Hoffmann: Otto von Guericke, Bürgermeister der Stadt Magdeburg. Ein Lebensbild aus der deutschen Geschichte des 17. Jahrhunderts (1874) (PDF-Datei)
- Erich Regener: „Otto von Guericke, der Erfinder der Luftpumpe, und seine Beziehungen zum Großen Kurfürsten“ in: „Hohenzollern-Jahrbuch. Forschungen und Abbildungen zur Geschichte der Hohenzollern in Brandenburg-Preussen“, 1908 (PDF-Datei)
- Hans Schimank: Otto von Guericke, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Erster Band, S. 606–615