Ziemann, Hans

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Generaloberarzt a. D. Prof. Dr. med. Hans Ziemann; 1898 erschien seine erste größere Monographie: „Über Malaria und andere Blutparasiten“. Er brachte hier als erster von den Deutschen in den Tropen eine Bestätigung der Ross'schen Entdeckung über die Weiterverbreitung der Malaria durch Stechmücken.

Johannes „Hans“ Ziemann (Lebensrune.png 5. Juli 1865 in Berlin; Todesrune.png 3. Dezember 1939 ebenda) war ein deutscher Arzt, Tropenmediziner, Sanitätsoffizier und Leiter der Medizinalverwaltung der Kolonie Kamerun. Als solcher bestand er auf eine gerechte Behandlung der Eingeborenen, war aber auch ein vehementer Gegner von Rassenvermischung.

Der Hochschullehrer und Parasitologe Generaloberarzt a. D. Prof. Dr. med. Ziemann war Begründer der Tropenpathalogischen Abteilung an der Berliner Militärärztlichen Akademie. Durch beträchtliche Erweiterung der Ziemann’schen Tropenabteilung entstand unter Ernst Robert Carl Rodenwaldt ein vollständiges tropenmedizinisches Institut (Institut für Tropenmedizin und Tropenhygiene in der Lehrgruppe C der Militärärztlichen Akademie) der Wehrmacht.

Werdegang

Ueber Malaria- und andere Blutparasiten nebst Anhang – Eine wirksame Methode der Chromatin- und Blutfärbung von Hans Ziemann.png
Aus Malaria und Schwarzwasserfieber von Hans Ziemann.png
Generaloberarzt a. D. Prof. Dr. med. Hans Ziemann (2).png
Auswahl an Prof. Dr. Ziemanns Veröffentlichungen besonders zu Infektionskrankheiten, zur Parasitologie und tropische Pathologie und Hygiene sowie zur Hämatologie in „Okkupation und Militärverwaltung in Kamerun“ von Florian Hoffmann, S. 250
  • 1865 geboren in Berlin als Sohn des Leutnants a. D. und Rendanten Ernst Ziemann
  • Besuch des Gymnasiums in Celle (Abitur zu Ostern 1885)
  • 1. April 1885 Einjährig-Freiwilliger im 2. Hannoverschen Infanterie-Regiment Nr. 77
  • 2. Oktober 1885 bis 15. Februar 1890 Studium an der Medizinisch-Chirurgischen Akademie für das Militär; als solcher Korporierter (Mitglied des Corps Franconia)
    • 1895 erfolgte die Zusammenlegung des Friedrich-Wilhelm-Instituts und der 1811 gegründeten Medizinisch-Chirurgischen Akademie für das Militär zur „Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen“ (KWA)
  • 12. Dezember 1889 mit der Arbeit „Ueber Aphasie“ zum Dr. med. promoviert
    • Er fand seine weitere Ausbildung an der Charité in Berlin.
  • 29. Januar 1890 Unterarzt im Infanterie-Regiment „Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig“ (Ostfriesisches) Nr. 78
  • 1. April 1890 Übertritt zum Sanitätsoffizierkorps der Kaiserlichen Marine
  • 14. Juli 1891 Staatsexamen in Berlin
  • 27. September 1891 Marineoberassistenzarzt
  • 21. Juni 1894 Marinestabsarzt
  • 1894/95 Assistenzarzt I. Klasse auf dem Kanonenboot SMS „Hyäne“ auf der Westafrikanischen Station
  • 1896 als Stipendiat (Bosestipendium) der Medizinischen Fakultät der Universität Berlin bei einer sechsmonatigen Malaria-Expedition nach Italien; im Norden Italiens fand er einen neuen Herd der Rinderkrankheit „Lomadera“ fand und mit Hilfe seiner Färbemethode die Lehre von der Struktur der Krankheitserreger bei seinen Rinderpiroplasmosestudien zum Abschluß gebracht hat. 1901 in Venezuela sollte er erneut auf das „Texasfieber“ (eine durch Zecken übertragene Infektions- bzw. Blutkrankheit, die in manchen Beziehungen der Malaria nahesteht) bei Rindern stoßen.
  • 1. Januar bis 1. April 1897 an das Hygienische Institut in Berlin kommandiert
  • 1. Oktober 1898 bis 9. Februar 1899 an das Institut für Infektionskrankheiten in Berlin kommandiert
  • 1899 als Regierungsarzt ohne Gehalt und Vertreter von Dr. Albert Plehn nach Duala kommandiert
    • er übernahm die Leitung der Medizinalangelegenheiten beim Gouvernement von Kamerun; aus hygienischen Gründen, vor allem im Hinblick auf die hohe Malariaquote bei den Eingeborenen, trat er für die Trennung der Wohngebiete in eine Europäer- und eine Stammessiedlung ein, um beide Rassen zu schützen.
  • 1901/02 Aufenthalt auf der SMS „Moltke“
    • Nach einer Überholung in Kiel führte die SMS „Moltke“ ab dem 21. Mai 1901 eine hydrographische Untersuchung des Adlergrunds durch, wo das Linienschiff „Kaiser Friedrich III.“ Anfang des Jahres auf Grund gelaufen und schwer beschädigt worden war. Die Vermessungsarbeiten endeten am 18. Juni und am 1. August begann sie die jährliche Schulungskreuzfahrt, die mit Besuchen in Kopenhagen und auf den Färöern begann und bis nach Westindien führte, wo ein Konflikt zwischen Venezuela und Kolumbien die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands in der Region bedrohte. Vom 28. November bis 17. Dezember 1901 lief die SMS „Moltke“ alle Küstenplätze Venezuelas an, Ziemann fand dabei die Gelegenheit, von La Guaira aus mit der Eisenbahn durch das Küstengebirge bis nach Caracas bzw. nach La Victoria und von Porto Cabello auch bis nach Valencia zu gelangen. Auf einem Spaziergang nach Macuto entdeckte er eine Herde von Zecken behafteten Rindern, die vom Texasfieber erfaßt waren. Schon zuvor auf St. Thomas (Westindien) hatte er seltene Fälle von Texasfieber entdeckt. SMS „Moltke“ verließ das Gebiet am 19. Dezember und erreichte am 24. Januar Baltimore. Anschließend besuchte eine Delegation des Schiffes Washington, D.C., wo sie von Präsident Theodore Roosevelt empfangen wurde. Nach Besuchen in Annapolis, dem Standort der US Naval Academy, kehrte sie nach Europa zurück, war in Dartmouth bei der Grundsteinlegung des neuen Gebäudes am Royal Naval College anwesend und erreichte schließlich am 20. März 1902 Kiel.
  • April 1902 Ziemann der experimentelle Nachweis, die er selbst aus mit nach Europa gebrachten Eier der „Ixodes australis“ (auch: australiensis) gezüchtet, die Lomadera bei einem völlig gesunden deutschen Kalbe aus immuner Gegend innerhalb sieben Tagen erzeugten. Die Larven wuchsen zu geschlechtsreifen Tieren auf dem Kalbe heran. In Bezug auf „Ixodes reduvius“ (Violettrother Holzbock) war das nicht möglich zu erzielen.
  • 1903 als Nachfolger von Dr. Plehn Medizinalreferent des Schutzgebiets
  • 1. April 1904 Marineoberstabsarzt
    • Bei einer Exkursion in das Kameruner Hinterland im November und Dezember 1904 befaßte er sich mit der Erforschung der Bevölkerungs- und Viehfrage der bereisten Region.
  • 1906 zum Titularprofessor ernannt
  • 31. Juli 1908 Abschied bewilligt
  • 1. August 1908 als Oberstabsarzt Übertritt zur Kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun
    • Mit dem Übertritt zur Schutztruppe 1908 war Ziemann gleichzeitig Leiter des zivilen und des militärischen Sanitätswesens in Kamerun. Er setzte neue Standards für die Malariaprophylaxe fest, organisierte die Bildung von Sanitätskolonnen für die Sanierung von Wohnplätzen in den stark betroffenen Regionen des Hinterlandes und machte sich für die Gründung eines Tropeninstituts in Duala unter der Leitung des Medizinalreferenten stark.
  • 20. Dezember 1912 Abschied aus dem Kolonialdienst mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubnis zum Tragen der bisherigen Uniform
  • 1913 Habilitation, danach Privatdozent an der Universität Berlin
  • Erster Weltkrieg: Generaloberarzt des Deutschen Heeres und Berater der Deutschen Militärmissionen im Osmanischen Reich; Dienst u. a. in Kleinasien, Syrien und Palästina.Von ihm wurde die Behandlung der Ruhr mit „Bismuthuni subnitricum“ und Karlsbader Wasser empfohlen.
  • Nach dem Krieg Facharzt bei den Hauptversorgungsämtern Berlin und Brandenburg
  • 1923 (nach einer anderen Quelle schon 1921) außerordentlicher Professor für Tropenpathologie und Hämatologie an der Universität Berlin und Mitbegründer des dortigen Instituts für Tropenmedizin.
    • Sein Forschungsschwerpunkt lag auf dem Gebiet der Parasitologie und der Infektionskrankheiten (Malaria, Schwarzwasserfieber) und tropischer Pathologie und Hygiene. Er beschrieb als erster die Kieferkrankheit der Pferde und Maultiere in Kamerun, war unter anderem Entdecker des Malariaerregers Plasmodium „vivax“ und hat 1905 als erster die Filariamuskelabszesse in Kalabarbeulen beschrieben.
  • 1933 Sommersemester: Lehrauftrag als nebenamtlicher Dozent am Seminar für Orientalische Sprachen
  • 1938 Leiter der Tropenmedizinisch-parasitologischen Abteilung der von ihm mitbegründeten Militärärztlichen Akademie in Berlin

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • Bernhard-Nocht-Medaille für Verdienste um die Tropenhygiene
  • Ehrenmitglied der deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft
  • Ehrenmitglied der englischen Gesellschaft für Tropenmedizin und Hygiene
  • Mitglied des internationalen Kolonialinstituts in Brüssel (Institut Colonial International)
  • Korrespondierendes, später dann Ehrenmitglied der französischen Tropenmedizinischen Gesellschaft (la sociétéde Pathologie exotique) in Paris
  • Ehrenmitglied der italienischen Tropenmedizinischen Gesellschaft
  • Ehrenmitglied der Société de Pathologie Exotique (1937)
  • Ehrenmitglied des Vereins der Offiziere, Sanitätsoffiziere und oberen Beamten der ehemaligen Kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun (Stellvertretender Vorsitzender u. a. Franz von Stephani)

Werke (Auswahl)

  • Über Blutparasiten bei heimischer und tropischer Malaria, Vortrag, Frankfurt am Main 1896
  • Zur Morphologie des Malariaparasiten, 1897
  • Ueber Malaria- und andere Blutparasiten nebst Anhang – Eine wirksame Methode der Chromatin- und Blutfärbung , Verlag von Gustav Fischer, Jena 1898
  • Tse-tse-Krankheit in Togo (West-Afrika), in: „Berliner Klinische Wochenschrift“ Nr. 39, 1902, S. 930–936
  • Ueber Lomadera, eine Art äußerst verbreiteten Texasfiebers in Venezuela. Deutsch. med. Wochenschr. 1902, No. 20, S. 366 und No. 21, S. 385
  • Über Chininprophylaxe in Kamerun, Sonderabdruck aus dem „Archiv für Tropenhygiene“, Johann Ambrosius Barth Verlag, Leipzig 1904
  • Gegenüberstellung der Tätigkeit der geringen Anzahl der Truppenärzte und die sich daraus ergebende Überbewertung des truppenärztlichen Dienstes im Jahresbericht über die Tätigkeit der Schutztruppe für Kamerun 1905/06, Denkschrift als Medizinalreferent und Marine-Oberstabsarzt, 1906
  • Ueber Malaria und Schwarzwasserfieber, in „Menses Handbuch der Tropenkrankheiten“, Johann Ambrosius Barth Verlag, Leipzig 1906/07
    • Malaria und Schwarzwasserfieber (aus dem pathologischen Museum der Universität Berlin), Johann Ambrosius Barth Verlag, Leipzig 1924, 3. Aufl.
  • Wie erobert man Afrika für die weiße und farbige Rasse, Vortrag auf dem Internationalen Hygiene-Kongreß in Berlin, Johann Ambrosius Barth Verlag, Leipzig 1907
    • Wie erobert man Afrika für die weiße und farbige Rasse?, Johann Ambrosius Barth Verlag, Leipzig 1939, 2. erg. u. verb. Aufl.
  • Belehrungen für Europäer an tropischen Orten ohne Ärzte, Berlin 1910
  • Verlauf der Dysenterie-Epidemie in Duala bei den dort stationierten Angehörigen der Schutztruppe für Kamerun, Bericht, 1910
  • Zur Hygiene des Wohnens und Schlafens in den Tropen, mit besonderer Berücksichtigung der Wohnungskühlung, Vortrag auf der Tagung der Tropenmedizinischen Gesellschaft, Dresden 1910
  • Ueber das Bevölkerungs- und Rassenproblem in den Kolonien, Süsserott, Berlin 1912
  • Gesundheits-Ratgeber für die Tropen, D. Reimer, Berlin 1913, 4. verm. u. verb. Aufl.
    • Gesundheits-Ratgeber für heiße Zonen, D. Reimer, Berlin 1917, 5. verm. u. verb. Aufl.
    • Gesundheits-Ratgeber für wärmere Zonen, D. Reimer, 1928, 6., stark verm. u. verb. Aufl., mit 26 Abb.; in diesem Jahr auch in Englische übersetzt.
    • Gesundheitsratgeber für wärmere Zonen, D. Reimer, Berlin 1941, 7. Aufl.
  • Hämatologisches Praktikum, S. Karger, Berlin 1927 [Ausg. 1926]
  • Hämatologisches Praktikum", Berlin 1930 (auch ins Spanische übersetzt)
  • Die ubiquitären Hauterkrankungen bei den farbigen Rassen, in: „Handbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten“, Band 12, 1932
  • Zur medikamentösen Behandlung der Ruhr, Istanbul 1936
  • Ueber Erkaeltungen und Erkaeltungskrankheiten [Berlin NW 40, Scharnhorststr. 35, Militärärztl. Akad.], 1936

Literatur

  • Hans Ziemann, Marinestabsarzt, der unermüdliche Erforscher der Morphologie und Biologie der Malariaerreger, in: „Jahresbericht über die Fortschritte und Leistungen auf dem Gebiete der Hygiene“, Band 16, 1900, S. 186–188
  • Marinestabsarzt Dr. Hans Ziemann in Venezuela, in: „Österreichische Wochenschrift für Tierheilkunde und Revue für Tierheilkunde und Tierzucht“, Band 26, 1902, S. 353–361
  • Hans Ziemann: Über Chininprophylaxe in Kamerun, in: „Jahresbericht über die Fortschritte und Leistungen auf dem Gebiete der Hygiene“, Band 22, 1907, S. 203–205
  • Heinrich Werner: Hans Ziemann zum 70. Geburtstag, in: „Deutsche Medizinische Wochenschrift“ Nr. 61 (1935), S. 1093