Stephani, Franz von

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Franz von Stephani
Unterschrift

Friedrich Franz Adolf Louis Ferdinand von Stephani (Lebensrune.png 12. Juni 1876 in Bielefeld; 24. April 1939 in Berlin) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, der Schutztruppe, des Deutschen Heeres, der Freikorps und der Vorläufigen Reichswehr, zuletzt Major sowie Politiker.

Er war Expeditionsleiter in Deutsch-Südwestafrika, Grenzkommissar in Deutsch-Kamerun, Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg, Freikorpsführer, Stahlhelmbundführer (Oberlandesführer- und Bundeshauptmann), SA-Gruppenführer und seit 12. November 1933 für die NSDAP Mitglied des Reichstages.

Werdegang

Laufbahn
Alfred Hugenberg, Franz von Stephani und Stahlhelmführer Franz Seldte am 24. September 1929 im Berliner Sportpalast
Franz von Stephani bei einer Stahlhelmbund-Veranstaltung im Berliner Lustgarten im März 1931
Ernst Röhm (Mitte) kurz nach seiner Ernennung zum Minister ohne Geschäftsbereich im Kabinett Hitler (Dezember 1933), rechts SA-Gruppenführer Karl Ernst, links Stahlhelm-Bundeshauptmann Franz von Stephani.

Kurzchronologie

  • 22. März 1895 aus dem Kadettenkorps kommend Eintritt als Leutnant in das Braunschweigisches Infanterie-Regiment Nr. 92
  • 1. Dezember 1901 kommandiert zur Dienstleistung beim Auswärtigen Amt
  • 31. August 1904 vom Kommando zur Dienstleistung beim Auswärtigen Amt enthoben
  • 3. April 1905 pro forma aus dem Heer ausgeschieden
  • 4. Aprl 1905 als Oberleutnant zur Kaiserlichen Schutztruppe übergetreten
  • 14. Juni 1906 in die Schutztruppe für Deutsch-Kamerun versetzt
    • Kommissar bei der Yola-Tschadsee-Grenzexpedition in Kamerun
  • 27. Juli 1907 zur Dienstleistung beim Auswärtigen Amt (Kolonialabteilung) versetzt
    • 1907/08 als Mitglied (1908/09 als Führer nach dem gesundheitsbedingten Ausscheiden des Majors Walter Haering) der Yola-Croßschnellen-Expedition; Die Aufgabe der Grenzkommission bestand darin, die diplomatisch vereinbarten Grenzen nach astronomischen und trigonometrischen Geländevermessungen exakt zu vermessen. Bereits in den Jahren 1903 bis 1907 hatten (u. a. unter Major Harry Puder) Vermessungsarbeiten in Teilbereichen des Grenzgebietes stattgefunden. Die Yola-Croßschnellen-Grenzexpedition, u. a. mit Hermann Detzner, sollte die noch bestehende Lücke zwischen diesen schon vermessenen Gebieten schließen.
  • 21. Juli 1908 dem neu gebildeten Reichskolonialamt unterstellt
    • Oktober 1908 Wiederaufnahme der Vermessungsarbeiten mit vier Offizieren, einem Sanitätsoffizier, einem Unterzahlmeister, drei Unteroffizieren und 91 schwarze Soldaten der Schutztruppe (Reichsneger) sowie 2.500 Eingeborene als Träger.
    • Dezember 1908 im britisch-deutschen Gefecht gegen den immer wieder angreifenden Stamm der Gaja auf britischem Kolonialgebiet. Major George F. A. Whitlock, der zahlenmäßig weit unterlegen war, hatte die Deutschen dringendst um Waffengehilfe gebeten. Oberleutnant von Stephani eilte den Engländern höchstpersönlich mit zwei deutschen Feldwebeln, 40 Reichsnegern und einem Maschinengewehr zu Hilfe. Es war ein schwerer und erbittert geführter Kampf, oft Mann zu Mann. Die deutsche Abteilung hatte sich heldenhaft bewährt, am Ende gehörte ihnen der Sieg. Oberleutnant von Stephani hatte zwei Gefallene und 15 Verwundete zu beklagen, darunter er selbst mit einer Rücken- und einer Armverwundung. Die Gaja verbuchten, je nach Quelle, 1.000 bis 1.200 Tote. Die Deutschen konnten zurück ins Hauptlager, denn am 24. Dezember 1908, Weihnachtsabend, traf die 1. Kompanie des britischen Southern Nigeria Regiment ein, brannte die Gaja-Dörfer nieder und brach die Macht des Stammes.
    • 16. April 1909 Zwischen den Grenzkommissaren von Stephani und Whitlock wurde in Baschu ein vorbehaltliches Grenzabkommen unterzeichnet, der später von den beiden Regierungen ratifiziert wurde. Ein Abschlußbericht erfolgte dann am 6. Oktober 1909. Damit waren die Vorleistungen der Grenzkommission vollbracht.
    • 1. Februar 1910 vom Kommando zur Dienstleistung beim Reichskolonialamt enthoben
    • seit 1911/12 Resident von Deutsch-Kamerun; seit 1. Februar 1913 war er Resident in Ngaundere, wo er die Geschäfte des Residenten unter Gouverneur Karl Ebermaier übernahm.

Erster Weltkrieg

  • 1914 bis 1915 Kompanie- und Bataillonsführer im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 5
  • 1916 Oberkommando der Küstenverteidigung.
  • 1917 bis 1918 Bataillonskommandeur im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 93
  • Zuletzt Kommandeur des I. Bataillons/1. Garde-Regiment zu Fuß/Garde-Korps
  • 1918 Gründer des Freikorps Potsdam

Zwischenkriegszeit

  • 1920 aus der Vorläufigen Reichswehr verabschiedet
  • 1921–1923 Geschäftsführer der völkischen Wehrverbände
  • 1924 Führung des Landesverbandes Groß-Berlin des Frontkämpferverbandes „Stahlhelm“
  • 1929 stellvertretender Vorsitzender des „Vereins der Offiziere, Sanitätsoffiziere und oberen Beamten der ehemaligen Kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun“
  • 24. September 1929 Berliner Sportpalast: Kundgebung der Deutschnationalen Volkspartei und des Stahlhelms zum Volksbegehren gegen die Annahme des Youngplans
    • Bildbeschreibung: „Die große Kundgebung für das Volksbegehren im Sportpalast in Berlin! Das Präsidium des Reichs-Ausschusses für das Volksbegehren von links nach rechts: Geheimrat Hugenberg, der bekannte Herausgeber der Hugenberg-Presse und Führer der Deutschnationalen Volkspartei, Major von Stephani, Führer der Stahlhelmgruppe Berlin, Seldte, der Führer und Gründer des Stahlhelms während der Kundgebung für das Volksbegehren im Sportpalast in Berlin.“
  • 1933 Oberstlandesführer, Führer der SA-Reserve I, Bundeshauptmann des „Stahlhelms“
  • 30. Januar 1934 Rücktritt aus dem Stahlhelmbund und der SA-Reserve I

Deutsches Kolonial-Lexikon (1920)

Freikorps Potsdam, Ärmelabzeichen.jpg
Franz von Stephani.jpg
Generalleutnant Louis Ferdinand Oskar von Stephani I.jpg
Generalleutnant Louis Ferdinand Oskar von Stephani II.jpg
„Stephani, Franz von, Hauptmann in der Schutztruppe für Kamerun, geb. 12. Juni 1876 zu Bielefeld. S. wurde 1895 Leutnant in der preuß. Armee und war 1903/04 Mitglied der Jola-Tsadsee-Grenzexpedition, wurde 1905 in die Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika versetzt und dem Feldvermessungstrupp zugeteilt. 1906/07 war er Kommissar für die Vermarkung der Grenze von Jola zum Tsadsee, 1907/08 Mitglied der Expedition Jola-Crossschnellen, 1908/09 Leiter dieser Expedition (s. Grenzfestsetzungen), während welche er in Gefechten zweimal verwundet wurde (s. Grenzexpeditionen, Kamerun).“

Datenbank der deutschen Parlamentsabgeordneten

„Geboren am 12. Juni 1876 in Bielefeld; evangelisch. Besuchte das Gymnasium zu Oldenburg (Oldb.), später im Kadettenkorps Potsdam und Groß-Lichterfelde. 1895 zum Leutnant im Braunschw. Inf.-Regt. 92 ernannt. 1898 Bataillons-Adjutant. 1901 à la suite gestellt und zur Dienstleistung bei der Kolonialabt. des A. A. kommandiert. 1901 bis 1902 auf die Sternwarte in Göttingen kommandiert, Besuch der dortigen Universität; später zur Seewarte in Hamburg und zur Presse-Abt. des Kolonialamtes kommandiert. Besuch des orientalischen Seminars. 1902 bis 1904 Mitglied der Jola-Tsadsee-Grenzexpedition. 1904 bis 1905 zur Kriegsakademie und zur trigonometrischen Abt. des Generalstabes kommandiert. 1905 Oberleutnant. 1905 bis 1906 im Feldvermessungstrupp der Schutztruppe für Südwestafrika und auf die Sternwarte in Capstadt zur telegraphischen Bestimmung des Längengrades von Swakopmund kommandiert. 1906 bis 1907 Leiter der Vermarkung der Nordwestgrenze Kameruns. 1907 bis 1910 Reichskommissar für die Vermessung der Nordwestgrenze Kameruns von Jola bis zur den Großschnellen. Bei dieser Gelegenheit zweimal schwer verwundet, Kronenorden 4. Kl. Kronenorden 4. Kl. mit Schwertern, engl. Westafrika- Medaille. 1910 Hauptmann und Kompanieführer in der Schutztruppe für Kamerun. 1910 bis 1912 Resident in Banjo, 1912 bis 1914 Resident in Ngaundere. 1914 bis 1918 Weltkrieg, 1914 bis 1915 Kompanie- und Bataillonsführer Res.-Inf.-Regt. 5, 1916 Oberkommando der Küstenverteidigung. 1917 bis 1918 Bataillonskommandeur Res.-Inf.-Regt. 93 und ab April 1917 zum Kommandeur des I. Batl. des Kgl. Preuß. Ersten Garde-Regt. zu Fuß mit Wirkung für das Friedensverhältnis ernannt. 27. Januar 1917 Major. Dreimal verwundet, davon einmal schwer. Hohenzollernscher Hausorden mit Schwertern, E. K. I. und II. Kl. Dezember 1918 Gründer und Führer des Freikorps Potsdam. Januar 1919 Eroberer des Vorwärts-Gebäudes. März 1919 angeklagt wegen angeblichen 7fachen Mordes (Erschießung der Vorwärtsparlamentäre), Juni 1921 außer Verfolgung gesetzt. 1. Mai 1919 zum Stabe des Oberkommandos v. Oven nach München kommandiert, später Verbindungs-Offizier beim Bayer. Kriegsministerium. 1920 Abschied. Teilnahme am Kapp-Putsch. Aufenthalt in Bayern, Österreich und Ungarn. 1921 bis 1923 Geschäftsführer der völkischen Wehrverbände. April 1923 wegen angeblichen Hochverrats in Untersuchungshaft; nach 14 tagen außer Verfolgung gesetzt. Seit 1924 Führer des Stahlhelms, Landesverband Groß-Berlin. 1933 Oberstlandesführer, Führer der SA.-Reserve I, Bundeshauptmann des Stahlhelms. Januar 1934 nach Eingliederung der SA.-R. I in die SA.-R. aus beiden Ämtern ausgeschieden. - Mitglied des Reichstags seit der 9. Wahlperiode 1933.“[1]

Freikorps Potsdam

Das „Freikorps Potsdam“, auch „Regiment Potsdam“ oder „Freiwilligen-Regiment Potsdam“, wurde Ende 1918 von Major Franz von Stephani aus zurückgekehrten Fronteinheiten aufgestellt. Zu den Mitgliedern gehörten u. a. die späteren Vizeadmirälen Martin Baltzer und Gerhard Wagner. Im Januar 1919 wurde das Freiwilligen-Regiment zur Niederschlagung des Spartakistenterrors in Berlin herangezogen und rückte am 10. Januar 1919 in einer Stärke von 560 Mann in Berlin ein, wo es die von schwer bewaffneten Kommunisten besetzte Vorwärts-Redaktion eroberte, das Freikorps hatte sieben Gefallene und elf Verwundete, darunter von Stephani. Bei der Erstürmung des „Vorwärts“ wurden 300 Gefangene gemacht, von denen keiner getötet wurde. Um zu erfahren, was er mit ihnen machen solle, rief Stephani in der Reichskanzlei an und erhielt vom „Oberbefehlshaber der Regierungstruppen“ Gustav Noske (SPD) die Antwort: „Alle erschießen!“ Die Ausführung dieses Befehls verweigerte er.

Familie

Franz war der Sohn des preußischen Generals der Infanterie Louis Ferdinand Oskar von Stephani (Lebensrune.png 25. September 1843 in Minden; Todesrune.png 28. Februar 1916 Berlin) und dessen Ehefrau Marie Sophie Dorothea Johanna, geborene Mensing (Lebensrune.png 1. Juli 1847 in Bückeburg; Todesrune.png 1. Oktober 1919 in Schönwaldau). Seine Großeltern väterlicherseits waren der Premierlieutenant a. D., Landesrentenmeister und Stadtmajor Ferdinand von Stephani (Lebensrune.png 21. Oktober 1812 in Biebersdorf bei Reinerz; Todesrune.png 18. November 1868 in Minden) und die Wilhelmine, geb. von Boyen (Lebensrune.png 8. Januar 1818 in Jülich; Todesrune.png 29. September 1845 in Minden), Tochter des Generalleutnants Ludwig Wilhelm Otto Karl von Boyen (1780–1845) und der Sophie Amalie Karoline, geb. von Kottwitz (Lebensrune.png 3. Juni 1790; Todesrune.png 7. Juni 1852).

Brüder

Franz’ beide Brüder Friedrich Ferdinand Franz Clemens von Stephani (Lebensrune.png 30. Juni 1872 in Minden) und Wolfgang Arndt Georg von Stephani (Lebensrune.png 15. März 1884 in Oldenburg) waren Offiziere u. a. des Garde-Schützen-Bataillons, zuletzt Oberstleutnant und Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 360 (Friedrich) bzw. Major im Generalstab des Generalgouvernements Warschau (Wolfgang) im Ersten Weltkrieg.

Ehen

1905 heiratete Oberleutnant von Stephani seine Verlobte Else, geschiedene von Dülong, geb. Rütgers. Die Ehe wurde allerdings 1908 geschieden, sie hatte die lange Trennung nicht überstanden. 1912 heiratete er dann Elisabeth von Hahn (Lebensrune.png 1868), Portraitmalerin, Schriftstellerin, Inhaberin eines Ateliers für künstlerische Beratung und Lehrerin an der Reimann-Schule in Berlin-Schöneberg. Elisabeth von Stephani-Hahn vom Hause Wertheim (seit 1904 angestellt) gilt international als die Wegbereiterin der künstlerischen Schaufenstergestaltung. Sie entwickelte den werblichen Schauraum von der reinen Verkaufsauslage zu einer Bühne des künstlerischen Schaffens und der Schaufensterkunst, die sie als Kulturfaktor betrachtete, auf den der Zeitgeist großen Einfluß nahm.[2]

Beförderungen

Auszeichnungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Die Yola-Croßschnellen-Grenzexpedition, in: „Deutsches Kolonialblatt“ Nr. 24, 1909, S. 1147–1149
  • Ein Gefechtstag der Jola-Croßschnellen-Grenzexpedition. Ein Blatt aus dem Tagebuch, in: „Mittlers Almanach – Ein Jahrbuch für alle Freunde der Wehrmacht“, 1911, S. 135–141
  • Taschenbuch der Sprache der Fulbe in Adamaua, Berlin 1912

Fußnoten

  1. Datenbank der deutschen Parlamentsabgeordneten
  2. Ursula Schimmer: Die Didaktik des Schaufensters – Das Modeschaufenster als kunstpädagogisches Problem mit Blick auf die Zielgruppe der Jugendlichen, 2012, S. 34