Haus des Fremdenverkehrs

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Modell des Runden Platzes – mittig ist das Haus des Fremdenverkehrs zu sehen.

Das Haus des Fremdenverkehrs war das einzige Gebäude, dessen Errichtung im Zuge der Neugestaltung Berlins durch den Generalbauinspektor Albert Speer nicht nur begonnen (wie z. B. die Große Halle), sondern das im Rohbau fertiggestellt wurde. Es war Teil des Runden Platzes, eines Sternplatzes, der im Verlauf der Nord-Süd-Achse (geplanter späterer Name: Große Straße, gerüchteweise auch Siegesallee) durch die Kreuzung mit der Potsdamer Straße (Reichsstraße 1 AachenKönigsberg) entstanden wäre. Es wurde von den Architekten Hugo Röttcher und Theodor Dierksmeier entworfen, die 1936 den ersten Preis bei einem Architektenwettbewerb über die Errichtung des Hauses gewonnen hatten.

Die Grundsteinlegung erfolgte am 14. Juni 1938 durch den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler in Anwesenheit von Reichsminister Dr. Joseph Goebbels in seiner Eigenschaft als Gauleiter von Groß-Berlin und Generalbauinspektor Albert Speer.

Architektur

Das Haus des Fremdenverkehrs sollte nur eines von insgesamt sechs großen Häusern werden, die den Runden Platz städtebaulich fassen und als Ensemble prägen sollten. Über einem Sockel, den zwei von einer Rundbogenarkade optisch zusammengefaßte Normalgeschosse bildeten, erhob sich an der Fassade zum Runden Platz im Stil einer Beletage ein doppelt so hohes Hauptgeschoß, das in den Gebäudeflügeln aus zwei Normalgeschossen bestand, darüber folgten zwei weitere in der Fassade allerdings unterschiedlich gestaltete Normalgeschosse, und hinter dem Hauptgesims lag als Staffelgeschoß noch ein Mezzanin mit sehr kleinen Rundfenstern, so daß das Haus insgesamt sieben Geschosse hoch war bzw. sechs am Runden Platz. Wie bei allen am Runden Platz geplanten Bauten war das Sockelgeschoß in Natursteinmauerwerk errichtet worden, der Hauptbaukörper war verputzt, alle Gesimse und Fensterrahmen waren aus Naturstein.

Geschichte bis 1945

Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Bauarbeiten an dem Haus eingestellt und nicht wieder aufgenommen, die deutsche Niederlage verhinderte die Fertigstellung. Der Krieg konnte an dem Gebäude wegen seiner massiven Bauweise, bei der auch die Anforderungen des Luftschutzes berücksichtig worden waren, nur wenig Schaden anrichten, lediglich am Ende des südlichen Flügels zum Landwehrkanal wurde bei einem Terrorangriff der Alliierten ein Bereich zerstört.

Nach der Niederlage

Trotz der Niederlage des Großdeutschen Reiches blieb die Ruine des Hauses noch bis in die frühen 1960er Jahre erhalten. Sie wurde in den ersten Nachkriegsjahren zeitweise zweckentfremdet, u. a. als Freibad und Filmkulisse (so für das Lustspiel „Eins, Zwei, Drei“ von Billy Wilder) und fiel dann – wie viele andere erhaltungsfähige Bauten aus der Zeit vor 1945 – der Abrißwut im West-Berlin der Nachkriegszeit zum Opfer. 1962 wurde die wiederaufbau- und weiterbaufähige und damit nutzbare Ruine abgerissen, um, wie schon bei der Neuen Reichskanzlei, ein weiteres Zeugnis der Baukunst des nationalsozialistischen Deutschlands zu beseitigen. Damit verschwand auch der einzige erhaltene Bau der letzten Entwicklungsphase nationalsozialistischer Architektur und das einzige Gebäude der Nord-Süd-Achse. Der Abriß ist daher vor allem politisch-ideologisch zu verstehen, denn nun errichtete mit Hans Scharoun ein Architekt hier die Neue Staatsbibliothek als Teil des sogenannten Kulturforums, der vollkommen diametral stand zu der Baukunst des nationalsozialistischen Deutschlands und hier für eine „durchgrünte Stadtlandschaft“ mit Solitären warb, die sich an den städtebaulichen Vorstellungen des Funktionalismus orientierte und damit der Charta von Athen der CIAM. Dieses Leitbild, das eine völlige Abkehr von der tradionellen europäischen Stadt darstellte, stellte sich als völliger Fehlschlag heraus. Statt einer einst lebendigen und durchmischten Innenstadt schuf man ein monofunktionales und architektonisch teilweise vollkommen mißlungenes Kulturviertel ohne städtisches Leben und ohne Aufenthaltsqualität, das mittlerweile zwar Objekt von zahlreichen Wettbewerben war und dennoch städtebaulich ein Fehlschlag bleibt – eine Tatsache, die selbst von der BRD-Presse nicht geleugnet wird.

Am früheren Standort des Hauses des Fremdenverkehrs befindet sich bis heute die Neue Staatsbibliothek, ein Bau der ebenfalls sowohl funktional als auch städtebaulich massive Mängel aufweist und bis heute eine Barriere bildet, die durch die Neugestaltung des Bereiches um den Potsdamer Platz nach der deutschen Teilvereinigung nur noch deutlicher auffällt.