Siegesallee

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Pfeil 1 start metapedia.png Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Straßen sind unter Siegesallee (Auswahlseite) aufgeführt.

Die Siegesallee (auch Sieges-Allee) war eine Straße in der deutschen Reichshauptstadt Berlin, die vom Königsplatz mit der Siegessäule direkt vor dem Brandenburger Tor in südlicher Richtung verlief und deren Gestaltung im Jahre 1901 abgeschlossen war. Gesäumt war das „Alleedenkmal der Sieger“ mit 32 Figuren von siegreichen Männern der deutschen Geschichte. Die Abbilder waren keineswegs ausschließliche Phantasiegebilde, sondern orientierten sich nach Möglichkeit an damals auffindbaren vorhandenen Vorlagen. Nur, wenn keine Abbilder vorhanden waren, ließ der Kaiser auch den Vorstellungen der jeweiligen Künstler Raum.

Bundesarchiv Bild 102-15302, Berlin, Siegesallee im Schnee.jpg
Bundesarchiv Bild 102-10741, Berlin, Verschneite Siegesallee.jpg
Der Königsplatz um 1930 mit der Siegesallee am unteren Bildrand (rechts das Reichstagsgebäude mit dem Bismarck-Denkmal)
Die Standorte der Standbilder bzw. Einzeldenkmäler
Situationsplan (unten Norden, oben Süden)

Erläuterung

Siegesallee Panorama.jpg
Ansichtskarte Siegesallee 01.jpg
Ansichtskarte Siegesallee 02.jpg

Zur Auswahl der Personen heißt es:

Nicht auf die Hohenzollern also wird sich die jetzt erstehende Herrscher-Galerie beschränken; nicht einen Ahnenkultus zur einseitigen Verherrlichung des regierenden Fürstenhauses gilt es, sondern eine Veranschaulichung und Verkörperung der ganzen Geschichte unseres Staates. Die Askanier haben unsere Städte gebaut, unseren Adel ins Land geführt, unsere Bauern angesetzt. In der Flucht der Jahrhunderte ist die Erinnerung an die Begründer der Mark bei den Märkern nicht erloschen, die askanische Dynastie ist, ohne Uebertreibung, noch heute populär, und jedenfalls von Albrecht dem Bären und Waldemar weiß in der Mark jedes Kind. Unmöglich also dürften die Askanier in der Sieges-Allee fehlen. Daß dann zwischen ihnen und den Hohenzollern auch die Wittelsbacher und Luxemburger ihren Platz erhalten werden, haben sie weniger ihrem Verdienste um das Land zu danken, als dem Umstand, daß sie die Nachfolger jener und die Vorgänger dieser gewesen sind.[1]

Die Straße und auch die Denkmalgruppen wurden im Zuge der sogenannten „Befreiung“ dem Erdboden gleichgemacht. Nach der Zerstörung ordneten die Besatzer 1947 die Einebnung der Allee an, um die kollektive Erinnerung im deutschen Volk an die eigene Geschichte auszulöschen. An der gegenüberliegenden Stelle der Einmündung der jetzt nicht mehr vorhandenen Straße befindet sich zur Zeit ein sowjet-bolschewistisches Besatzerdenkmal. Östlich des Bereiches der ehemaligen Siegesallee ließ die BRD ein Schwulendenkmal aufstellen. Die Allee selbst ist von Bäumen überwachsen und nicht mehr auffindbar.

Idee und Lage

Die Allee führte vom Königsplatz mit der Siegessäule (derzeit sogenannter „Platz der Republik“) zum Rolandbrunnen am Kemperplatz und kreuzte in die Charlottenburger Chaussee (derzeit sogenannte „Straße des 17. Juni“).

Erst seit dem Westfälischen Frieden entsteht derjenige brandenburgisch-preußische Staat, der sich mit allgemein deutschen Gedanken und Aufgaben erfüllen konnte. Die Markgrafen und Kurfürsten der Siegesallee im Berliner Tiergarten stehen dort als Ahnen und Vertreter der brandenburgischen Territorialgeschichte, aber vor dem Großen Kurfürsten keineswegs als Ahnen des Reiches, weder als Träger nationaler Ideen und Gestaltungen, noch ihrer Anbahnungen. Nichtsdestoweniger ist es voll begreiflich, voll berechtigt und nur logisch, wenn das neue Reich, bei seiner hohenzollerischen Führung, die öffentliche Aufmerksamkeit auf die alten partikularen Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg in ganz Deutschland lebendiger gemacht und gesteigert hat.[2]

Die Skulpturen wurden aus weißem Marmor gefertigt. Das jeweilige Hauptstandbild war dabei flankiert von zwei Büsten, die miteinander durch eine halbrunde Bank verbunden waren.

Errichtung

Die Straße wurde 1873 als Sichtachse für die Siegessäule errichtet, die sich damals noch vor dem Reichstagsgebäude befand. Die Ränder der Allee wurden dann in der Zeit von 1895 bis 1901 mit insgesamt 32 je 2,75 m hohen Standbildern der brandenburgisch-preußischen Herrscher und weiteren 64 Büsten verdienstvoller Deutscher unter der Leitung von Reinhold Begas gestaltet. Am 18. Dezember 1901 erfolgte die Fertigstellung der Siegesallee. Der Kaiser hielt dabei eine Rede an die Künstler, die an der Herstellung beteiligt waren.[3] Im Jahre 1903 wurden noch zwei weitere Denkmalgruppen hinzugefügt. Die landschaftsgärtnerische Ausgestaltung des Umfeldes erfolgte unter Leitung von Gartendirektor Eduard Neide.

Zur fertigen Allee

Über die fertige Allee:[4]

Kirchen, Denkmäler und Bestattungsanlagen - Siegesallee 01.jpg
Kirchen, Denkmäler und Bestattungsanlagen - Siegesallee 02.jpg
Kirchen, Denkmäler und Bestattungsanlagen - Siegesallee 03.jpg
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Kirchen, Denkmäler und Bestattungsanlagen - Siegesallee 05.jpg
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Kirchen, Denkmäler und Bestattungsanlagen - Siegesallee 07.jpg

Aufstellung der Figuren

Die Aufstellung der ersten Figuren:

Entwurf der Banklehne von Walter Schott
Siegesallee in Berlin mit Spaziergänger neben dem Standbild Friedrichs II.
Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Am 22. März sind die drei ersten in der Reihe der 32 Denkmäler brandenburgisch - preussischer Fürsten „von der Begründung der Mark Brandenburg bis zur Wiederaufrichtung des Reichs“, die Kaiser Wilhelm II. durch Erlass vom 27. Januar 1895 gestiftet, in Gegenwart des Kaiserpaares feierlich enthüllt worden. Als der Erlass vor drei Jahren veröffentlicht wurde, wurden allerlei Bedenken laut. Man befürchtete nach dem aufgestellten Plane vor allen Dingen eine Monotonie, die nicht weit von Langweiligkeit sein würde, man zog militärische Vergleiche von Compagniefronten und dergl. heran, und nicht wenig befürchtete man auch von der Hast, mit der künstlerische Dinge seit zehn Jahren in Berlin betrieben werden. Alle diese Besorgnisse und Befürchtungen sind durch die drei ersten Denkmäler widerlegt worden, die zugleich den Künstlern die grösste Schwierigkeit geboten hatten, weil sie sich fast ganz und gar auf ihre Phantasie verlassen mussten und darum vom Beschauer ein bereitwilliges Eingehen auf ihre Absichten verlangen.

Auf der anderen Seite haben sie freilich dadurch den Vorteil, dass sie die ganze Wirkung durch ihre Kunst allein hervorgerufen haben, da der Beschauer trotz aller Vorbereitungen durch einen Geschichtskursus des „Reichsanzeigers“ der Bedeutung ihrer Figuren so gut wie gar kein Verständnis entgegenbringt. Wenn man etwa von dem eigentlich mehr durch den Roman von W. Alexis als durch seine Thaten berühmt gewordenen echten oder falschen Waldemar und dem Markgrafen Albrecht dem Bären absieht, der wenigstens noch durch seinen Beinamen mit dem Berliner Stadtwappen in gewisser Beziehung steht, so hat unsere heutige Generation für die askanischen Markgrafen nur noch ein mässiges Interesse übrig, und die karge geschichtliche Überlieferung scheint diesen Mangel an Interesse zu rechtfertigen.

Ihre spärlichen Züge von Charakteristik waren die einzigen Urkunden, auf die sich die drei Bildhauer stützen konnten, und aus ihnen haben sie Temperamente entwickelt, die so ausdrucksvoll für sich sprechen, dass der Beschauer beim Anblick dieser Gestalten ihre historische Bedeutung und ihre persönlichen Lebensschicksale über dem rein Menschlichen vergisst und darum jeder Vorkenntnisse entraten kann. Markgraf Otto I., den Max Unger geschaffen hat, ist ein Sanguiniker. Immer kampfbereit, aber auch immer hoffnungsvoll stützt er die Rechte auf die Parirstange des Schwertes und blickt entschlossen in die Ferne. Markgraf Otto II. ist ein Melancholiker von Geblüt. Er war ein schwankender Charakter, den selbst Hofhistoriographen nicht von dem Vorwurf der Zweideutigkeit freisprechen können. Josef Uphues hat ihn mit geneigtem Haupt, das die emporgehobene Rechte unter dem Kinn stützt, dargestellt, in sorgenvollem Nachdenken. Einen „Grübler“ hat ihn der Kaiser bei der Enthüllung genannt, und diese Bezeichnung giebt wohl den Schlüssel zu dieser rätselhaften Gestalt, die für sich selbst keine Bedeutung beanspruchen würde, wenn sie nicht gerade in den historischen Zusammenhang gehörte. Auch der dritte der in Marmor verkörperten Askanier, Markgraf Albrecht II., war in der Politik eine etwas schwankende Gestalt, aber im Dreinschlagen ein gewaltiger Herr. Darum hat ihn auch Johannes Böse in seiner kriegerischen Eigenschaft aufgefasst, als Choleriker, der, mit der Rechten den Griff des entblössten Schwertes umklammernd, nur auf den Augenblick wartet, wo er wieder zum Hiebe gegen die Feinde, die diesmal von Norden drohten, ausholen kann.

Dieser Mannigfaltigkeit in der Gestaltung, Bewegung und Charakteristik der Hauptfiguren entspricht auch ihre Umgebung. Einzelstandbilder wären allerdings langweilig gewesen. Dieser Gefahr ist aber durch die architektonische und die gärtnerisch-landschaftliche Umgebung begegnet worden. Jede der drei Figuren erhebt sich auf kräftigem Sockel im Vordergrunde einer mit figürlich und ornamental geschmückten Mosaikplatten belegten Plattform, zu der mehrere Stufen emporführen und die rückwärts durch eine halbkreisförmige Marmorbank begrenzt wird. Den nächsten Hintergrund bildet dann eine hohe, ebenfalls im Halbrund angeordnete Taxushecke, und in weiterem Abstande wird die Perspektive durch die Baumgruppen des Tiergartens abgeschlossen. Die Lebendigkeit dieses wohlerwogenen Zusammenwirkens von künstlerischen mit landschaftlichen Elementen wird noch durch die Teilung und Gliederung der Bänke verstärkt, deren Rückenlehnen rechts und links von je einer Halbfigur in Hermenform unterbrochen werden, während die Bänke nach vorn durch Kaiserkronen abgeschlossen sind.

Für die sechs Hermen sind Männer gewählt, die den betreffenden Herrschern im Leben nahestanden oder doch als Repräsentanten ihrer Zeit gelten können. Auch bei ihrer Gestaltung konnten sich die Bildhauer nur auf allgemeine Züge aus der Überlieferung stützen. Das hat sie aber nicht gehindert, daraus scharf und fein charakterisirte Gestalten von vollster Lebenswahrheit zu entwickeln. Zu dem Markgrafen Otto I. sind die feiste Gestalt des Abtes Sibold von Lehnin und der zum Christentum bekehrte Wendenfürst Pribislaw, zu dem Markgrafen Otto II. Johann Gans zu Putlitz als Vertreter des märkischen Uradels und Heinrich von Antwerpen, der erste Geschichtsschreiber der Mark Brandenburg, zu dem Markgrafen Albrecht II. der staatskluge Hochmeister des deutschen Ordens Hermann von Salza und der gelehrte Verfasser des Sachsenspiegels Eike von Repkow gesellt. Es ist schwer und wäre auch ungerecht, wenn man einem der drei Standbilder oder einer der sechs Halbfiguren den Vorzug vor einem oder einer andern geben wollte. Es liegt eben nur in der Eigenart der dargestellten Figur, nicht in der grösseren Kraft des Künstlers, wenn die jugendliche Gestalt des Markgrafen Otto I. und der fein und geistreich individualisirte, etwas an Mommsen erinnernde Kopf des Geschichtsschreibers Heinrich von Antwerpen am anziehendsten wirken.

Dass trotz der im grossen und ganzen durch einen im voraus festgesetzten Plan geforderten Übereinstimmung der Aufgaben die künstlerische Persönlichkeit der Bildhauer nicht beschränkt worden ist, gereicht der Mannigfaltigkeit der Anlagen ebenfalls zum Vorteil. Wer mit dem Stile der Bildhauer auch nur einigermassen vertraut ist, erkennt sofort, was von Unger und was von Uphues ist. Nur Böse hat uns eine, wie wir bekennen müssen, freudige Überraschung bereitet. Wer die Stimmung in den künstlerischen Kreisen Berlins kennt, der weiss, dass Böse sich nicht einer sehr hohen Schätzung erfreut. Mag dieses Urteil nun begründet gewesen sein oder nicht— genug, Böse hat es durch sein Standbild des Markgrafen Albrecht II. und die beiden Nebenfiguren glänzend widerlegt, durch die darin offenbarte Kraft der Charakteristik wie durch die energische, kühn bewegte Stellung der Hauptfigur, nicht zum wenigsten aber auch durch die geistvoll erfundenen Ornamente und Architekturteile romanischen Stils, die den Schmuck der Bankwand und der Figurensockel bilden. Auch die beiden andern Künstler haben darin Hervorragendes geleistet.

Die Lebendigkeit der Figuren wird noch wesentlich gesteigert durch die meisterhafte Marmorausführung, die unter der Leitung des Bildhauers Casal durch italienische Marmorarbeiter in Berlin erfolgt ist.

Quelle: „Die Denkmäler in der Sieges-Allee in Berlin“, Adolf Rosenberg in: Kunstchronik - Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe, 1897/98, (Netzbuch)


Liste der Denkmalgruppen in der Berliner Siegesallee

Gruppe I.

Künstler: Walter Schott

Gruppe II.

Künstler: Max Unger

Gruppe III.

Künstler: Joseph Uphues

Gruppe IV.

Künstler: Johannes Böse

Gruppe V.

Künstler: Max Baumbach

Gruppe VI.

Künstler: Reinhold Felderhoff

Gruppe VII.

Künstler: Karl Begas

Gruppe VIII.

Künstler: Reinhold Begas

Gruppe IX.

Künstler: August Kraus

Gruppe X.

Künstler: Ernst Herter

Gruppe XI.

Künstler: Emil Graf von Görtz

Gruppe XII.

Künstler: Adolf Brütt

Gruppe XIII.

Künstler: Ludwig Cauer

Gruppe XIV.

Künstler: Eugen Börmel

Gruppe XV.

Künstler: Ludwig Manzel

Gruppe XVI.

Künstler: Alexander Calandrelli

Gruppe XVII.

Künstler: Otto Lessing

Gruppe XVIII.

Künstler: Albert Manthe

Gruppe XIX.

Künstler: Johannes Götz

Gruppe XX.

Künstler: Harro Magnussen

Gruppe XXI.

Künstler: Martin Wolff

Gruppe XXII.

Künstler: Norbert Pfretzschner

Gruppe XXIII.

Künstler: Peter Breuer

Gruppe XXIV.

Künstler: Kuno von Uechtritz

Gruppe XXV.

Künstler: Fritz Schaper

Gruppe XXVI.

Künstler: Gustav Eberlein

Gruppe XXVII.

Künstler: Rudolf Siemering

Gruppe XXVIII.

Künstler: Joseph Uphues

Gruppe XXIX.

Künstler: Adolf Brütt

Gruppe XXX.

Künstler: Gustav Eberlein

Gruppe XXXI.

Künstler: Karl Begas

Gruppe XXXII.

Künstler: Reinhold Begas

Nicht zur Siegesallee gehörende Denkmäler am Brandenburger Tor

Die nachfolgend errichteten beiden Denkmäler am Brandenburger Tor gehören nicht zur Siegesallee, werden jedoch auf Grund des ähnlichen Stiles zumeist dieser noch zugerechnet.

Über die beiden zusätzlichen Denkmäler:[5]

Zentralblatt der Bauverwaltung - Denkmäler am Brandenburger Tor 01.jpg
Zentralblatt der Bauverwaltung - Denkmäler am Brandenburger Tor 02.jpg
Zentralblatt der Bauverwaltung - Denkmäler am Brandenburger Tor 03.jpg
Zentralblatt der Bauverwaltung - Denkmäler am Brandenburger Tor 04.jpg

Gruppe XXXIII.

Künstler: Adolf Brütt

Gruppe XXXIV.

Künstler: Fritz Gerth

Die Verlegung

Die „Befreiung“

1938 wurden im Zuge des Gesamtbauplanes für die Reichshauptstadt die Figuren etwas weiter westlich in die Große Sternallee verlegt, wo sie zusammen mit der gleichfalls leicht versetzten Siegessäule, dem Bismarck-Nationaldenkmal und den Denkmälern von Albrecht von Roon und Helmuth Karl Bernhard von Moltke das Forum des II. Reiches bildeten.

Nach der sogenannten „Befreiung“

Zur gegenwärtigen Zeit des BRD-Regimes

Die Kunstwerke waren willkommene Zielscheiben für die sowjet-bolschewistischen Invasoren. Von dem, was durch anglo-amerikanische Terror-Bomber bis dahin nicht schon zerstört war, wurde das deutsche Volk auf diesem Wege dann auch noch „befreit“:

Buchstäblich jedes Denkmal lag in Trümmer zerschlagen kreuz und quer am Boden. Es war ein geisterhafter Anblick und für Menschen mit schwachen Nerven durchaus ungeeignet, wenn man über die im Widerschein des durch die Brände hell erleuchteten Himmels unheimlich, leuchtenden abgeschlagenen Hohenzollernköpfe, -körper und -beine kroch.[6]

Die Besatzer ließen anschließend die noch nicht vollständig zerschossenen Reste der Figuren verscharren:

Nach 1945 wurden Begas’ Denkmale auf Straßen und Plätzen sowohl im Ost- [gemeint ist hier der mittlere Teil Deutschlands] wie im Westteil Deutschlands gezielte Opfer politisch motivierter Zerstörungsakte von Verwaltungen. (...) Der politisch gewollte Zerstörungsprozess, gegen den sich auch mahnende Stimmen erhoben, wurde oft minutiös als Zeitgeschehen fotografisch dokumentiert. Auch in West-Deutschland und West-Berlin wurden zahlreiche Denkmale abmontiert, vergraben, deponiert oder versetzt. Das Verscharren der Siegesallee 1954 vollzog sich als geheime Aktion.[7]

Mit Ausnahme der Denkmäler von Albrecht dem Bären und Friedrich Wilhelm IV., die in der Zitadelle Spandau aufbewahrt wurden, wurden die Reste der Denkmäler zunächst in das Schloß Bellevue gebracht, bis sie im Schlosspark verscharrt wurden.

Zerstört, geschändet, verleugnet

Nachdem bereits während des Zweiten Weltkriegs viele der Standbilder durch die alliierte Bombenbarbarei beschädigt worden waren, befahlen die alliierten Besatzer 1947 die Zerstörung der Siegesallee. Einige der Denkmäler wurden 1954 im Schloßpark verscharrt. Dem damaligen Landeskonservator Hinnerk Scheper fällt das Verdienst zu, die Denkmäler auf diese Weise vor dem Haß und der Zerstörungswut der Besatzer gerettet zu haben. Trotzdem sind sie durch diese Art der „Lagerung“ aber weiterem Verfall ausgesetzt gewesen.

Die noch übrigen Trümmer der Figuren wurden dann ab 1979 wieder ausgegraben, nach Kreuzberg und später in die Zitadelle Spandau verbracht, soweit wie noch möglich (es fehlen oft ganze Gliedmaßen, die man nicht rekonstruiert hat) gereinigt und stehen heute ebenfalls in der Zitadelle Spandau, wo sie ab 2012 als Teil der neuen Dauerausstellung mit dem typisch zweideutigen Namen „Enthüllt – Berlin und seine Denkmäler“ präsentiert werden sollen und dort aus dem Zusammenhang gerissen zur Belustigung der umerzogenen BRD-Bewohner zur Schau gestellt werden. Einige der Standbilder sind bis heute - vermutlich unwiederbringlich - verschollen.

Das BRD-Regime hat naturgemäß keinerlei Interesse an einer Wiederherstellung der Allee. Diese ist begraben zwischen den derzeitigen, nach jüdischen Politikern benannten Ben-Gurion- und Yitzhak-Rabin-Straßen, dem sowjet-bolschewistischen „Ehrenmal“ und dem BRD-Schwulendenkmal. Mitte der 80er Jahre war allerdings ein Wiederaufbau kurz im Gespräch, da sich das damalige West-Berlin gegenüber der SBZ profilieren wollte.[8] Nach dem Beitritt Mitteldeutschlands zum Geltungsbereich des Grundgesetzes für die BRD ist das jedoch nicht mehr notwendig.

Filmbeiträge

V.S.-Produktion: Das Denkmal #15 Die Berliner Siegesallee (2020):

Literatur

Die Siegesallee. Amtlicher Führer durch die Standbildergruppen.jpg
  • Reinhold Koser: Hohenzollernjahrbuch 1897-1916: Die historischen Denkmale in der Sieges-Allee des Berliner Tiergartens (Bestellmöglichkeit):
    • PDF-Dateien: Teil 1 1898, Teil 2 1900, Teil 3 1901, Teil 4 1902
    • Fehlerhafte Darstellung des Bildes zu Gruppe XI. im Jahrgang 1900 ist hier auf Seite 21 enthalten: PDF-Datei, Nachtrag zweier fehlender Bilder des Jahrganges 1901 ist hier im Jahrgang 1902 auf den ersten vier Seiten enthalten PDF-Datei (Allerdings jeweils in schlechterer Bildqualität)
  • Ernst Friedel: Die Herrscher-Galerie in der Siegesallee zu Berlin, 1895 in: Der Bär, Illustrierte Wochenschrift, 21. Jahrg. 1895, S. 80-.82, 91-94, 102—105, 113—115. (Auch als Sonderabdruck 8. 36 S., Berlin 1895, erschienen)
  • Richard Sternfeld: Die Siegesallee. Amtlicher Führer durch die Standbildergruppen, Oldenbourg-Verlag, 1895 (Bestellmöglichkeit)
  • Otto Zarn: Die Sieges-Allee in Bild und Wort, Sagawe-Verlag, Berlin 1903
  • Die Denkmäler der Sieges-Allee - 35 Ansichten nach Momentaufnahmen in Photographiedruck, Globus-Verlag, Berlin ca. 1900
  • Wolfgang Kirchbach: Die Siegesallee und das Bismarckdenkmal - Ein Geschichtsspaziergang in: Westermanns Monatshefte, Band 93, Oktober 1902 - März 1903, S. 36ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Sarotti-Sammelbilderalbum: Die Denkmäler der Siegesallee in Berlin, 1905
  • Gustav Albrecht: Die Denkmäler in der Siegesallee zu Berlin in ihrer Bedeutung für die vaterländische Geschichte, 1898 (Bestellmöglichkeit als PDF oder Ausdruck)
  • Richard George: Hie gut Brandenburg alleweg! Geschichts- und Kulturbilder aus der Vergangenheit der Mark und aus Alt-Berlin bis zum Tode des Großen Kurfürsten, mit Bildern der Statuen, Berlin 1900 (Netzbuch)
  • Jan von Flocken: Die Siegesallee - Auf den Spuren der brandenburgisch-preußischen Geschichte, 2001 (Bestellmöglichkeit)

Filme

  • Denkmals-Enthüllung (Otto II.) in der Siegesallee zu Berlin, 22.III.1898, Deutschland 1898, Dokumentarfilm (Kurzinformation)
  • Der Kaiser und die Kaiserin auf dem Korso in der Sieges-Allee in Berlin, Deutschland 1903, Dokumentarfilm (Kurzinformation)

Verweise

Fußnoten

  1. Reinhold Koser: Hohenzollernjahrbuch 1897: Die historischen Denkmale in der Sieges-Allee des Berliner Tiergartens.
  2. Eduard Heyck: Deutsche Geschichte. Volk, Staat, Kultur und geistiges Leben, Band 3, 1906, S. 82 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  3. Die Rede in: Kaiserreden, Reden und Erlasse. Briefe und Telegramme Kaiser Wilhelms des Zweiten, ein Charakterbild des deutschen Kaisers, 1902, S. 310ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  4. „Kirchen, Denkmäler und Bestattungsanlagen“, 1906, S. 753ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  5. Zentralblatt der Bauverwaltung, Band 23, 1903, S. 572ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  6. Erich Kuby: „Die Russen in Berlin“, in: Der Spiegel, 09.06.1965
  7. DHM: Begas Monumente für das Kaiserreich
  8. DER SPIEGEL 48/1985 Vorsicht! Umerziehungsliteratur im antideutschen Sinne!