Hexenverfolgung
Als Hexenverfolgung wird die Verfolgung von (meist weiblichen) Personen bezeichnet, denen der Einsatz von Magie, in der Regel Schadenszauber, unterstellt wird. In Europa handelte es sich um ein Phänomen, das insbesondere während der Frühen Neuzeit verbreitet war. Hierbei wurden Männer und Frauen verfolgt, die der „Hexerei„“ verdächtigt wurden. Jedes vierte Opfer war ein Mann. Eine nicht selten vorgekommene Mordvariante war dabei nach einem entsprechenden „Urteil“ der Tod auf dem Scheiterhaufen.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Begründet wurden die Verfolgungen mit der päpstlichen Hexenbulle. Die Verfolgung der Menschen fiel dabei jedoch je nach Region sehr unterschiedlich aus, so gab es auch Gebiete, die kaum davon betroffen waren. Zu beachten ist, daß es sich bei den Menschenverfolgungen nicht um ein rein europäisches Phänomen handelt, denn bis heute gibt es Staaten in der Dritten Welt, in denen sich ähnliche Vorwürfe finden. Die Menschenverfolgungen in Europa werden von verschiedenen Gruppen ideologisch ausgenutzt, etwa Neuheiden, Kirchengegnern, Nationalisten oder Feministen.
Mythen über die Hexenverfolgungen
Hexen und das Mittelalter
Häufig wird behauptet, die Verfolgung habe im Mittelalter stattgefunden, was aber nicht der Wahrheit entspricht, sondern vielmehr dazu dienen soll, das Bild des „dunklen Mittelalters“ zu fördern. Hexerei spielte während des Mittelalters keine besondere Rolle, vor allem Ketzer (etwa die Katharer) waren damals im Fadenkreuz kirchlicher Glaubensvereinheitlichung.
Hexen und heidnischer Glaube
Oft wird „Hexentum“ (vor allem von heidnischen Gruppen) in einen Zusammenhang mit vorchristlichen heidnischen Kulten gebracht, denen die Opfer angehört haben sollen. Vor allem das germanische und keltische Heidentum werden hierbei gerne angeführt, obwohl es zu den Zeiten der Verfolgung von „Hexen“ wohl keine authentisch-heidnischen Priester mehr gab. Vor allem in der modernen Musik findet sich dieses Motiv jedoch häufig, z. B. bei „Die letzte Kräuterhexe“ (Falkenstein) oder „Walvater Wotan“ (Landser).
Opferzahlen
Bis heute ist das Ausmaß der Opfer nicht sicher, es kann nur spekuliert werden. Da von den Prozessen oft keine Protokolle überliefert sind, schwanken die Schätzungen über die Gesamtzahl der Hinrichtungen in Europa; zumeist werden 50.000 bis 80.000 Todesopfer angesetzt.[1] Dagegen war die Zahl von neun Millionen Opfern das Resultat einer kirchenfeindlichen Propaganda, auch wenn sie noch in den heutigen Tagen genannt wird, so auch im „Spiegel“.
Wie aber kommen nun die oft kolportierten über neun Millionen Opfer des „Großen Hexenwahns“ in die Welt? Behringer, der jene Horrorzahl als Mythos entlarvt hat, nennt zwei Gründe: Zum einen eine fahrlässige Deutung der originalen Quellen durch Hobby-Historiker. Verhörprotokolle, in denen damalige „Hexenjäger“ die Bedrohung durch die Teufelsbünde und die „Luzifer-Mafia“ aufbauschen, werden in späteren Jahrhunderten als seriöse Dokumente und bare Münze gewertet. Zum anderen: Die Opferzahlen werden von diesen späteren Autoren auch mutwillig gefälscht und aufgebauscht. Als Ur-Lügenbold, welcher bis heute nur zu gern eifrige Abschreiber findet, wurde indes der weiland Quedlinburger Stadtsyndikus und selbsternannte protestantische Aufklärer Gottfried Christian Vogt dingfest gemacht. Er setzte anno 1784 den „Neun-Millionen-Mythos" (bei ihm „exakt“ 9.442.994 Hinrichtungen) in die Welt, indem er die Horrorzahl kühn aus einigen regionalen Prozeßakten auf ganz Europa sowie auf das Jahrtausend zwischen dem 7. und dem 17. Jahrhundert hochrechnete.
Der ehemalige katholische Priester und BRD-Soziologieprofessor Horst Herrmann gab für die Zeit zwischen 1450 und 1790 etwa zwei bis vier Millionen ermordete Frauen im katholischen und protestantischen Europa an.[2]
Literatur
- Johann Moritz Schwager: Versuch einer Geschichte der Hexenprocesse, Band 1, 1784 (PDF-Datei)
- Wilhelm Gottlieb Soldan: Geschichte der Hexenprozesse, aus dem Quellen dargestellt, 1843 (PDF-Datei)
- Carl Haas: Die Hexenprozesse. Ein cultur-historischer Versuch nebst Dokumenten, 1865 (PDF-Datei)
- Mathilde Ludendorff / Walter Löhde: Christliche Grausamkeit an Deutschen Frauen, Ludendorffs Verlag, München 1936 [19 S.]
- Wilhelm Soldan / Heinrich Heppe: Geschichte der Hexenprozesse, Antäus-Verlag, Lübeck 1938
- ExpressZeitung: Massenpsychose, Ausgabe 43/44 (Dezember 2021), Vorstellung und Bezugsnachweis – geht auf einschlägige Manipulationsmethoden ein
- Gerhard Zacharias: Satanskult und Schwarze Messe. Ein Beitrag zur Phänomenologie der Religion, Limes-Verlag, Wiesbaden ²1970 [keine ISBN zugewiesen, Erstausgabe: 1964]
- Horst Herrmann: Sex & Folter in der Kirche – 2000 Jahre Folter im Namen Gottes, Bertelsmann, München 1994; Sonderausgabe Orbis Verlag für Publizistik, München 1998
- Marco Frenschkowski: Die Hexen. Eine kulturgeschichtliche Analyse (marixwissen), marixverlag, Wiesbaden 2012
Verweise
- Abgerufen am 13. April 2017. Bei WebCite® archivieren.Bernau rehabilitiert Hexen, Junge Freiheit, 13. April 2017