Houtermans, Friedrich Georg
Friedrich Georg Houtermans (* 22. Januar 1903 in Zoppot bei Danzig; † 1. März 1966 in Bern) war ein deutscher Physiker. Er soll Mischling 2. Grades (Vierteljude) gewesen sein. Vierteljude ist derjenige, unter dessen Großeltern sich ein Jude befand. Mischlinge 2. Grades gelten auf Grund der entfernten Verwandtschaftsmöglichkeit somit nicht als Juden sondern gehören nach den Nürnberger Gesetzen der deutschen Volksgemeinschaft an und können Reichsbürger werden.
Wirken
Nach Studium der Physik und anschließender Promotion war er in Berlin tätig. Den Kommunisten nahestehend, wanderte er 1933 nach England aus und ging 1935 in die Sowjetunion. Dort wurde er 1937 im Zuge der Stalinschen Säuberungsaktionen vom NKWD verhaftet. Nach zwei Jahren Haft wurde er 1940 aufgrund des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes von Deutschland freigetauscht. Der Physiker Max von Laue machte seinen Einfluß geltend, so daß Houtermans eine Anstellung an Manfred von Ardennes privatem Forschungsinstitut in Berlin verschafft werden konnte.
Dort gelang es ihm während des Krieges gegen Deutschland anstelle einer Isotopentrennungsapparatur eine Isotopenumwandlungsapparatur zu entwickeln, die mit gewöhnlichen chemischen Methoden Plutonium produzieren konnte und somit den Prozess der Plutoniumherstellung enorm abkürzte. Durchgeführt wurden die Versuche in der 1MeV-van de Graaf-Atomumwandlungsanlage (Zyklotron und Eine-Million-Volt-Atomumwandlungsanlage) in Berlin-Lichterfelde. Dies war der entscheidende Schritt auf dem Wege zu einer deutschen Atombombe.
Houtermans' Verfahren für die Produktion von kernwaffenfähigem Uran235 auf chemischem Wege erklärt, warum das Manhattan-Projekt nach der Kapitulation der Wehrmacht in den VSA kurzfristig und in der UdSSR ein vergleichbares Vorhaben dann zumindest noch innerhalb weniger Jahre realisiert werden konnte.
Im Jahre 1952 ging er in die Schweiz, da sich dort nach dem Zusammenbruch Deutschlands für ihn bessere Arbeitsmöglichkeiten boten. Nach ihm ist ein Mondkrater benannt.