Janich, Oliver
Oliver Janich ( 3. Januar 1973 in München) ist ein Selbstdarsteller in „alternativen Medien“ und Desinformant. Der ehemalige Journalist verbreitet seine Ansichten über das Weltnetz und bedient eine große Anhängerschaft. 2016 zog er auf die Philippinen.
Inhaltsverzeichnis
Tätigkeit als Journalist
Janich war nach Banklehre und Studium der Betriebswirtschaftslehre bei Euro am Sonntag und Focus Money unter Vertrag. Focus Money kündigte ihm wegen einer strafrechtlichen Beschuldigung, die im Zusammenhang mit seiner Stellung als Mitarbeiter der Zeitschrift stand. Es ging um eine angebliche Beteiligung an der Manipulation von Aktienkursen. Die zuständige Staatsanwaltschaft hielt die Ermittlungen von Ende 2010 an über Jahre in der Schwebe. Als Freier Journalist schrieb Janich unter anderem für die Financial Times Deutschland, Euro, die Süddeutsche Zeitung und für Kopp Online.
Janich bezeichnet sich selbst als Anarchist.[1]
Verhältnis zu Wikipedia
Er verfaßte 2014 in einem seiner Bücher einen seitenlangen, kritischen Exkurs zu Wikipedia mit dem Titel „Wikipedia – Tummelplatz und Herrschaftsinstrument der Psychopathen“,[2] gleichwohl beruft er sich in vielen seiner Videos auf Wikipedia, um eigene Aussagen zu belegen.
Ausrichtung
Janich nimmt eine ausgeprägt individualistische Haltung ein und lehnt Kollektive und kollektive Willensbildung grundsätzlich ab, erst recht Pflichten, die aus der Zugehörigkeit zu gegebenen Kollektiven herrühren. In seinem Anarchismus setzt er umfassend auf das Privatrecht, das heißt auf eine Ordnung, die durchgesetzt werden muß – an sich ein Widerspruch in sich. Er erklärt nicht, wer letztlich die Einhaltung eingegangener privatrechtlicher Vereinbarungen gewährleisten bzw. wie die Umsetzung von Schiedssprüchen im Ernstfall erzwungen werden soll, ohne daß Terror seitens privater Vollstreckungsagenturen entsteht bzw. zur Dauererscheinung wird.
Gemeinschaftsbegriffe wie Rasse, Volk, Nation oder Nationalkultur existieren in seinem libertären Weltbild nicht bzw. haben für ihn keine werthaltige Bedeutung.
Janich lehnt die EU wie auch andere Organisationen der Neuen Weltordnung vehement ab. Den in seinen Augen abgründig bürgerfeindlich-bösartigen Charakter der EU versucht er dabei linksideologisch und in Umerziehermanier damit zu begründen, daß die Pläne für ihre Errichtung nationalsozialistischen Überlegungen entstammten, also sozusagen deutsch seien. Die EU ist für Janich verwerflich, weil im Deutschen Reich Vorstellungen für eine europäische Zusammenarbeit und Einigung nach dem Krieg entwickelt wurden. Der Umstand, daß es nach dem Krieg in den USA wirkende überstaatliche Finanzeliten waren, die unter langjährigem Einsatz von Geheimdiensten die NWO-Organisation EWG (spätere EG/EU) tatsächlich und nach ganz eigenen Plänen ins Leben riefen, ist für Janich weniger von Belang. Ihm ist es fanatisch um die „finstere deutsche Herkunft“ von Vorstellungen und Plänen für ein einiges, friedliches Nachkriegseuropa zu tun. Entsprechende sensationell aufgemachte „Enthüllungen“ dient Janich dem Lesepublikum seines Buches Die Vereinigten Staaten von Europa aus dem Jahr 2014 an.
Janich greift, sofern er etwas als indiskutabel hinstellen oder verteufeln will, routinemäßig zum Nazi-Vergleich: „... wie im Dritten Reich“. Seine Buch- und Netzveröffentlichungen strotzen davon, die deutsche Vergangenheit in ein schlechtes Licht zu rücken. Gegen „Antisemitismus“ und „Rassismus“ bekennt er sich in vielen seiner gefilmten Spontanerzählungen.[3]
Partei der Vernunft
Janich gründete 2009 die Partei der Vernunft. Er wurde als Parteivorsitzender gewählt und bestätigt; am 17. April 2013 trat er nach Querelen zurück.
Auswanderung
2016 begab sich Oliver Janich in die Philippinen. Er beteiligte sich dort an dem inzwischen für ihn gescheiterten Projekt „Liberty Islands“, bei dem es sich um eine libertäre Kolonie handeln soll. Nur Immobilienkäufer können sich beteiligen.
Q-Anon
Janich verbreitete jahrelang absurde und auch erkennbar unbeweisbare Q-Anon-Geschichten.
Verurteilungen
2015 verurteilte ihn das Amtsgericht München wegen des Vorwurfs der Marktmanipulation zu einer Geldstrafe. Er hatte laut Spiegel „im Magazin »Focus Money« in der Rubrik »Hot Stocks« eine kanadische Ramschaktie zum Kauf empfohlen – und dafür mindestens 15.000 Euro von einem Bekannten bekommen. Gleichzeitig hielt er selbst in großem Umfang Aktien des angepriesenen Unternehmens. Seine Leser erfuhren davon nichts.“[4]
Am 17. August 2022 nahmen ihn die Behörden in den Philippinen in Untersuchungshaft,[5] die bis zum 20. Januar 2023 dauerte. Wie im Januar 2023 bekannt wurde, verurteilte ihn das Amtsgericht München wegen verschiedener Straftaten, u. a. wegen öffentlicher Aufforderung zu Straftaten, Belohnung und Billigung von Straftaten, Beleidigung und übler Nachrede, rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von zehn Monaten, welche zur Bewährung ausgesetzt wurde, sowie zu einer Geldauflage.
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Das Kapitalismus-Komplott – Die geheimen Zirkel der Macht und ihre Methoden, FinanzBuch Verlag, München 2010
- Das Tagebuch des Horrors – Wie Angela Merkel Deutschland zerstört, 2018 [Sammlung von Einzelfällen]
Verweise
- Die Scheinheiligen oder wie man eine Medienlandschaft für die Alternativgläubigen installiert, Netzpräsenz Jenseits des Nordens, 16. Juli 2019
- Sebastian Leber: Deutscher Verschwörungsideologe verhaftet: Was wollte Oliver Janich auf den Philippinen?, Tagesspiegel, 25. August 2022