Junkers Ju 88

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Die Junkers Ju 88 war ein deutsches Kampfflugzeug der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke. Neben der Aufgabe als sturzflugfähiger leichter Bomber wurde das Flugzeug auch als mittlerer Bomber, schwerer Jäger, Nachtjäger, Zerstörer, Torpedobomber und Aufklärer eingesetzt.

Ju 88.jpg

Erläuterung

Rund 100 Junkers Ju 88 A-4 von KG 54 und KG 76 führten den erfolgreichen Luftangriff auf den Hafen von Bari 1943 aus.

Konzipiert für die Luftwaffe als Schnellbomber mit 20 Metern Spannweite verfügte das Flugzeug über zwei Motoren mit je 1.410 PS. Der Erstflug erfolgte am 21. Dezember 1936, die Serienproduktion begann 1938. Hauptaufgabe der Ju 88 waren Bombenangriffe auf feindliche Kräfte, die sowohl im Horizontal- als auch im präziseren Sturzflug ausgeführt werden konnten.

Herstellungszahlen

Wilhelm Heute mit seiner Gattin vor seiner Ju 88 mit Tarnanstrich

Insgesamt wurden etwa 15.000 Stück in über 50 Versionen hergestellt, es wurden auch große Stückzahlen exportiert, u. a. nach Finnland und Italien.

Kriegseinsatz

Nach dem Angriff der Kampfgruppe 88 auf die Brücke bei Guernica im spanischen Bürgerkrieg zeigte sich, daß zur Vermeidung von Opfern unter der Zivilbevölkerung eine absolut genaue Treffsicherheit bei Bombenabwürfen notwendig war. Bei keiner anderen Luftwaffe wurde das Konzept des punktgenauen taktischen Einsatzes so konsequent verfolgt wie bei der Deutschen Wehrmacht.

Als strategischer Bomber für Bombenterror war das Flugzeug nicht konzipiert und wurde demzufolge auch nie als solcher eingesetzt. Diese Art der Kriegsführung gegen Zivilisten und Kulturgüter blieb den demokratischen alliierten „Befreiern“ vorbehalten. Deutschland verfügte demzufolge bis Kriegsende über keine strategische Bomberflotte.

Einer der erfolgreichsten Schnellbomberangriffen des Zweiten Weltkriegs war der Luftangriff auf den Hafen von Piräus 1941. Ihren wichtigsten Einsatz hatten etwa 100 Flugzeuge am 2. Dezember 1943 im italienischen Hafen Bari, wo der geplante Giftgas-Einsatz gegen die deutsche Zivilbevölkerung verhindert werden konnte, indem die gesamte anglo-amerikanische Transportflotte versenkt wurde.

Besatzung

Letzte Besprechung vor dem Start der Ju 88.jpg

Bei der Bomberversion bestand die Besatzung normalerweise aus vier, beim Zerstörer/Nachtjäger (nur bei den Jägerversionen) vorwiegend aus drei Mann.

Flugzeugführer

Im Gegensatz zu bisherigen Bombenflugzeugen der deutschen Luftwaffe wie der He 111 war die Ju 88 als „Pilotenflugzeug“ ausgelegt, in dem der Flugzeugführer das Flugzeug kommandierte und im Prinzip das Flugzeug alleine fliegen konnte.

Der Flugzeugführer saß links vorne in der Führerkanzel in einem gepanzerten Sitz und konnte durch die verglaste Kanzel fast senkrecht nach unten schauen, was vor allem vor dem Sturzangriff wichtig war. Der Flugzeugführer flog nicht nur das Flugzeug, sondern war beim Sturzangriff auch für das Zielen und Abwerfen der Bomben zuständig, wobei sein Beobachter hierfür Geschwindigkeit und Windverhältnisse berechnete.

Beobachter

Der Beobachter saß rechts vom Flugzeugführer auf einem ungepanzerten Klappsitz. In früheren Bombern war der Beobachter oft Offizier und Kommandant (wenn er den höchsten Dienstgrad hatte) des Flugzeuges. In der Ju 88 hingegen war der Beobachter lediglich für die Navigation zuständig. Beim weniger präzisen, wenngleich weitaus komplizierterer Horizontalangriff, bediente er das Bombenzielgerät und löste die Bomben aus. Ferner bediente er das nach vorne gerichtete Maschinengewehr. Bei den Nachtjagdflugzeugen suchte er den Luftraum nach feindlichen Nachtjägern ab, während der Bordfunker das Funkmeßgerät bediente.

Funker

Der Funker saß mit dem Rücken zum Flugzeugführer und bediente die Funkgeräte, die in der Rückwand der Führerkabine eingebaut waren. Er war nicht nur für die Kommunikation zuständig, sondern mittels Funkpeilung auch für die Navigation. Bei Jägerangriffen bediente er eines der beiden nach hinten gerichteten Maschinengewehre, das andere bediente der Beobachter. Bei den mit Funkmeßgeräten ausgestatteten Nachtjagdflugzeugen führte der Bordfunker den Flugzeugführer bis auf Sichtkontakt an das Ziel heran.

Bordschütze

Der Bordschütze lag meist den ganzen Flug über auf dem Bauch in der Bodenlafette („Bola“) und bediente die wichtigste Abwehrwaffe, das nach hinten unten gerichtete Maschinengewehr. Beim Bombenangriff war es zudem seine Aufgabe zu beobachten, ob die Bomben getroffen hatten, und oft auch Fotos mit einer mitgeführten Kamera zu machen. Er hatte zudem noch die Funktion eines Bordmechanikers. Bei den Jägerversionen fiel der Bordschütze weg, bei manchen Versionen ohne Bodenlafette auch der Beobachter.

Siehe auch

Versionen der Serienproduktion

Junkers Ju 88 A-4 des KG 54, Catania (Invasion auf Sizilien) 1943
Eine von der USAAF erbeutete Junkers Ju 88; ein rumänischer Flugzeugführer war desertiert und steuerte die Maschine der rumänischen Luftwaffe 1943 nach Zypern, das von den Briten kontrolliert wurde. Sie wiederum übergaben die Junkers den US-Amerikanern, die im Mittelwesten der USA intensive Erprobungsflüge unternahmen, wie mit zahlreichen weiteren deutschen Flugzeugtypen, die sie ebenfalls erbeutet hatten. Große Erkennungszeichen wurden angebracht, um den Abschuß von eigenen Jägern des Heimatsschutzes zu verhindern.
  • Ju 88 A-0
    • Vorserienmuster
  • Ju 88 A-1
    • Bomber - 1. Serienausführung des Prototyps V-6 ab 1939 - 2 x Jumo B-1-Motoren - verstärkte Bewaffnung
  • Ju 88 A-2
    • mit Spezialausrüstung für Katapultstart
  • Ju 88 A-3
    • Übungsflugzeug mit Doppelsteuer
  • Ju 88 A-4
    • auf 20,08 m vergrößerte Spannweite - verstärkte Bewaffnung - erhöhte Bombenlast - leistungsfähigere Triebwerke - verstärktes Fahrwerk
  • Ju 88 A-5
    • 2 x Jumo 211 G-Motoren - vergrößerte Bombenzuladung - sonst aber der A-1 entsprechend
  • Ju 88 A-6
    • mit Ballonabschervorrichtung - eine Rohrkonstruktion zerschneidet Ballonseile
  • Ju 88 A-7
    • Schulflugzeug - 2 x Jumo 211 H-Motoren.
  • Ju 88 A-8
    • mit „Kuto-Nase“ als Ballonseilabschneidevorrichtung - sonst ähnlich A-4
  • A-9 bis A-11
    • Tropenausführung für Wüsteneinsatz - zusätzliche Spezialausrüstung mit u. a. Wasserbehältern
  • Ju 88 A-12
    • Übungsflugzeug mit Doppelsteuer - Kabine verbreitert - der A-4 entsprechend
  • Ju 88 A-13
    • Schlachtflugzeug - mit verstärkter Panzerung - je 4 x MG 81 starr - der A-4 entsprechend
  • Ju 88 A-14
    • Bomber zur Schiffszielbekämpfung - mit stärkerer Panzerung - 2 x Jumo 211 J-Motor
  • Ju 88 A-15
    • Bomber mit einer Bombenwanne zur Zuladung von 3.000 kg - 2 x MG 15
  • Ju 88 A-16
    • Schulflugzeug
  • Ju 88 A-17
    • Torpedoflugzeug
  • Ju 88 B-0
    • Fernaufklärer - 3 MG 81
  • Ju 88 B-3
    • Zerstörerversion - BMW 801-Motoren - Vollsichtkanzel mit 3 x MG 17 und 1 x MG 15 starr
  • Ju 88 C-1
    • Zerstörer mit Spannweite von 18,37 m - 2 MG/FF, 2 MG 17 starr, 1 MG 15 im B-Stand und 1 MG 15 beweglich im Heck
  • Ju 88 C-2
    • Umwandlung der A-1-Serie zu Jagdbombern mit unverglasten Blechbug
  • Ju 88 C-4
    • Großserie der Jäger-Version A-5 - Spannweite stieg auf 20,08 m - 2 x Jumo 211 B-1
  • Ju 88 C-6
    • Zerstörerhauptversion dieser C-Serie - ab 1942 produziert - 2 x Jumo 211 J-Motoren
  • Ju 88 D-Reihe
    • Aus der A-Reihe entwickelter strategischer Fernaufklärer mit zusätzlichen Kraftstofftanks und Kameraausrüstung im Rumpf
  • Ju 88 G-Reihe
    • Nachtjäger-Version - 2 x Jumo 213 A-Motoren - z. T. mit Radar
  • Ju 88 H-Reihe
    • Langstreckenfernaufklärer und Langstreckenzerstörer - Reichweite 4.680 km
  • Ju 88 P-Reihe
    • schwerer Jäger zur Bekämpfung der Terrorflieger mit solider Bugnase und Flak u. a.
  • Ju 88 R-Reihe
  • Ju 88 S-Reihe
    • Langstrecken-Bomber - aerodynamisch verbesserte und leistungsfähigere Version - BMW 801
  • Ju 88 T-Reihe
    • Photo-Aufklärer - Abwandlung der S-Reihe
  • Ju 188

Weiterentwicklung als Bomber/Aufklärer

  • Ju 388
    • Weiterentwicklung als Bomber/Aufklärer/Nachtjäger für große Höhen

Verweise

Fußnoten

  1. Am 18. September 1940 in Haute-Fontaine nach dem ersten Feindflug Dünkirchen–Harwich–Insel Wight mit der Ju 88 A-1F nach der Umstellung von der Do 17 M; von links: Unteroffizier Herbert Krebs (Bordschütze), Leutnant Brinckmann (Flugzeugführer), Leutnant Johannes Weineck (Beobachter) und Feldwebel Josef Reuter (Bordfunker).