Katholische Kirche – Geldgeschäfte
Inhaltsverzeichnis
Geldgeschäfte
Der Artikel ergänzt den Hauptartikel Römisch-katholische Kirche.
Spekulationsverluste in Slowenien
In Slowenien haben die beiden Erzbischöfe des Landes,[1] Anton Stres und Marjan Turnsek, in den zurückliegenden Jahren zwischen 800 Millionen und 1,7 Milliarden Euro Kirchengelder verspekuliert, unter anderem mit Fernsehsendern, die pornographische Programme ausstrahlen. Im Jahr 2013 quittierten sie den Dienst. Bereits im Jahr 2010 hatte sich der Vorgänger Turnseks, Erzbischof Franc Kramberger, in den Ruhestand begeben, als ihn Weiterungen ähnlicher Geldgeschäfte einholten.[2]
Geldgeschäfte des Erzbischofs Róbert Bezák
Im Juli 2012 wurde der slowakische Erzbischof von Trnava, Róbert Bezák, vom Vatikan ohne Angabe von Gründen abgesetzt. Finanzielle Unregelmäßigkeiten in Millionenhöhe sollen nach Presseberichten der Grund gewesen sein.[3]
Kardinal Bertone unter Untreueverdacht
Im Mai 2014 berichteten Medien, gegen den Kurienkardinal Tarcisio Bertone liefen Ermittlungen wegen des Verdachts, er habe 15 Millionen Euro veruntreut.[4] Wie im April 2016 außerdem bekannt wurde, ließ Bertone sich sein im Vatikan gelegenes 700 Quadratmeter großes Penthouse mit Dachterrasse für 400.000 Euro umbauen. Zur Finanzierung sollen in beträchtlichem Umfang Gelder aus einer Kinderkrankenhausstiftung abgezweigt worden sein.[5]
Kirchlicher Bankensektor
Vatikanbank
Die katholische Vatikanbank (Istituto per le Opere di Religione – IOR –) in Rom entwickelte sich aus Vorläufern und wurde im Jahr 1942 als eigenständige Bank gegründet. Das IOR hat 18.900 Kunden und eine Bilanzsumme von rund fünf Milliarden Euro (Stand: 2013); bis zum Jahr 2013 veröffentlichte man keine Bilanzen.[6]
Seit Jahrzehnten werden in der Öffentlichkeit und in den Medien Vorwürfe erhoben, die Vatikanbank betätige sich in der Geldwäsche für Mafia-Organisationen und andere Kriminelle.[7][8] Lange bestritt Rom die Vorwürfe, dagegen räumte der im Jahr 2013 als Bankchef berufene Ernst von Freyberg solche Beschuldigungen im Wege von Reformankündigungen ein;[9][10] im Juli 2014 wurde von Freyberg wieder abgelöst. Nachdem immer wieder interne Dokumente aus dem Vatikan an italienische Medien weitergegeben worden waren, in denen es unter anderem um Korruption, Geldwäsche und Kindesmißbrauch innerhalb der katholischen Kirche ging, und Ermittlungen wegen des Verdachts auf Geldwäsche aufgenommen wurden, trat im Mai 2012 Ettore Gotti Tedeschi nach einem Mißtrauensvotum des Aufsichtsrats als Präsident der Vatikanbank zurück.[11] Die Betreiber der Bank halten es nun für angemessen, eine „Anti-Geldwäsche-Firma“ zu beauftragen, um die Strukturen der Bank untersuchen zu lassen.[12][13] Man ließ sich zwecks Abwehr von Aufdeckungen seit 2006 auch von dem langjährigen Vorstand von Goldman Sachs International Peter Sutherland beraten.
Katholische Banken in der BRD
Die katholische Kirche in der BRD betreibt durch verschiedene Rechtsträger ebenfalls Geschäftsbanken. Das Geschäftsvolumen dieser Banken ist mehr als dreimal so hoch wie das der Vatikanbank. Die größten katholischen Banken in der BRD sind:[14]
- Die Liga-Bank, gegründet 1917, verwaltete 2016 eine Bilanzsumme von 5,745 Milliarden Euro und hatte 5,231 Milliarden Euro Kundeneinlagen. Sie unterhält zwölf Geschäftsstellen und eine Repräsentanz in Linz.[15]
- Die Bank für Kirche und Caritas, gegründet 1972, verwaltete 2016 eine Bilanzsumme von 4,563 Milliarden Euro und hatte 3,965 Milliarden Kundeneinlagen.[16]
- Die DKM Darlehnskasse Münster, gegründet 1961, verwaltete 2016 eine Bilanzsumme von 4,15 Milliarden Euro und hatte 5,502 Milliarden Euro Kundeneinlagen.[17]
- Die Pax-Bank, gegründet 1917, verwaltete 2016 eine Bilanzsumme von 2,563 Milliarden Euro und hatte 2,155 Milliarden Euro Kundeneinlagen; mit Repräsentanz in Rom.[18]
- Die Bank im Bistum Essen, gegründet 1966, verwaltete 2016 eine Bilanzsumme von 4,728 Milliarden Euro und hatte 3,710 Milliarden Euro Kundeneinlagen.[19]
- Die Bank für Orden und Mission verwaltete 2016 eine Bilanzsumme von 899 Millionen Euro und hatte 720 Millionen Euro Kundeneinlagen.
- Die Steyler Ethik Bank, gegründet 1964, verwaltete 2016 eine Bilanzsumme von 298 Millionen Euro und hatte 279 Millionen Euro Kundeneinlagen, mit Filiale in Österreich.[20]
Siehe auch
Literatur
- Hans-Lothar Merten: Scheinheilig – Das Billionen-Vermögen der katholischen Kirche, FinanzbuchVerlag, 2018, ISBN 978-3959720892 [250 S.]
- Curzio Maltese: Scheinheilige Geschäfte: Die Finanzen des Vatikans, Verlag Antje Kunstmann, 2009, ISBN 978-3888975585 [160 S.]
Verweise
- Der zurückgetretene Kardinal Becciu hat mit Spekulation und Korruption im Vatikan angeblich einen Schaden von 454 Millionen Euro verursacht, Neue Zürcher Zeitung, 25. September 2020
- Roland Beck: Die „höchst fragwürdigen Anlagen“ des Bistums Eichstätt, Welt, 6. Februar 2018