Komödianten (Film)

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Komödianten
Komödianten.jpg
Filmdaten
Deutscher Titel: Komödianten
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1941
Stab
Regie: G. W. Pabst
Drehbuch: Axel Eggebrecht, Walther von Hollander, G. W. Pabst
Produktion: Bavaria
Musik: Lothar Brühne
Kamera: Bruno Stephan
Schnitt: Ludolf Grisebach
Besetzung
Darsteller Rollen
Käthe Dorsch Karoline Neuber
Hilde Krahl Philine Schröder
Henny Porten Amalia, Herzogin von Weißenfels
Gustav Dießl Ernst Biron, Herzog von Kurland
Friedrich Domin Johann Neuber
Ludwig Schmitz Müller, der Hanswurst
Sonja-Gerda Scholz Die Feigin
Lucie Millowitsch Die Lorenz
Bettina Harnbach Victorine
Walter Janssen Koch
Alexander Ponto Kohlhardt
Viktor Afritsch Graf Paul
Curt Müller-Graf Studiosus Gotthold
Harry Langewisch Professor Gottsched
Arnulf Schröder Klupsch, Ratsherr in Leipzig
Hans Stiebner Schröder
Karin Evans Cousine Vera
Erich Dunskus General beim Herzog
Leopold von Ledebur
Aruth Wartan
Ernst Legal

Komödianten ist ein Historienfilm von 1941 über die Anfänge der deutschen Theaterkultur. Die Dreharbeiten wurden in dem Zeitraum vom 21. Oktober 1940 bis April 1941 gedreht. Die Uraufführung fand am 5. September 1941 im Ufa-Palast am Zoo in Berlin statt.

Handlung

Quelle
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Um die Mitte des 18. Jahrhunderts gewann das deutsche Theater eine immer größere öffentliche Bedeutung. Unzählige „Theaterbanden" durchzogen die deutschen Länder und Ländchen . . . Miserable, bessere und gute. Aber in einem glichen sie sich alle: sie liefen dem Publikum nach. Sie spielten die Haupt- und Staatsaktionen, die Moritaten und Hanswurstiaden, die der unerzogene Geschmack der breiten Massen verlangte. Eine der ersten Banden, die das Publikum zu erziehen suchte, war die Neubersche Bande. Ihr Herz, ihr Haupt, ihre Seele war die Schauspielerin Karoline Neuber. Sie wußte aus langer Theatererfahrung, welche ungeheure Macht im Guten wie im Bösen die Bühne auf die Gemüter der Menschen haben könne, und sie begann mit dem Feuer des Revolutionärs und mit der Energie und Klugheit der praktischen Frau eine Reform an Haupt und Gliedern. Wenn man den Schauspielern Achtung verschaffen wollte, so mußte man mit Ernst und Strenge ihre Lebensführung ändern. Wenn das Theater wirkend werden sollte, dann brauchte man Dramen, die zum Herzen sprechen, die Sinne packen, den Geist beschäftigen. Die Hebung des Schauspielerstandes, die Erziehung des Publikums, die Reform der Bühne ... Eine Riesenaufgabe für einen einzelnen Menschen! Wie die Neuberin diese Aufgabe bewältigte, was sie erkämpfte, was sie erlitt, das schildert der Film. In einem trüben Saal in Merseburg beginnt das Spiel. Noch ist die Neuberin weit ab von ihrem Ziel. Noch kann der Hanswurst, der Liebling des Publikums, seine Zoten und Possen zum Verderb des Geschmacks servieren. Aber schon weist die Neuberin den Hanswursten in seine Schranken zurück, obwohl das Publikum ihn liebt, obwohl mächtige Persönlichkeiten, wie der Ratsherr Klupsch aus Leipzig, ihn verteidigt. Dieser Ratsherr Klupsch ist kein böser, aber ein gewöhnlicher Mensch, und darum der Freund des Gewöhnlichen, der Feind des Besonderen, also auch der Feind, der Neuberin. Hier in Merseburg hat er ein dunkles Erlebnis. Philine, das junge Mündel eines ihm verschuldeten Lohgerbers, will er sich auf billige Weise erobern. Aber das Mädchen, ein zartes, willensstarkes Geschöpf, leistet Widerstand und flieht auf die Landstraße. Auf ihrer Flucht stößt sie auf die anderen Heimatlosen, auf die Komödianten der Neuberschen Bande, die von Merseburg nach Leipzig zieht. Sie wird von der Neuberin aufgenommen, und ihr Lebensschicksal verknüpft sich aufs engste mit dem Schicksal der Neuberschen Truppe. Die Neuberin erwartet viel von Leipzig. An der Universität lehrt Professor Gottsched, der Literaturpapst des damaligen Deutschlands. Er ist immer für die Reinigung der deutschen Bühne eingetreten und darum eigentlich ihr natürlicher Bundesgenosse. Sie hofft, er werde ihr die Dramen verschaffen, die sie braucht. Aber Gottsched muss sie enttäuschen. Er klebt noch allzu sehr am französischen Vorbild, seine eigenen Dramen sind sauber, aber ledern, und so kommt es zu einer Entfremdung zwischen der Neuberin und dem Professor. Aber zwei von Gottscheds Hörern werden bedeutsam für das weitere Schicksal der Neuberschen Bande: der junge Baron Armin von Perckhammer, ein glänzender Kavalier, und sein Freund, der Student der Theologie Gotthold Ephraim Lessing, der dumpf den Ruf einer anderen Berufung hört. Perckhammer hat unter den Schauspielerinnen der Neuberschen Bande eine kleine Liaison von früher, die liebenswürdige Victorine. Aber er verliebt sich von ganzem Herzen in die unschuldige Philine und umwirbt sie so heftig, daß Philine von ihm gefangen wird. Die Neuberin ist sehr enttäuscht, denn sie hatte in Philine schon etwas Besonderes gesehen, ein starkes Bühnentalent. Nun behält Neuber, ihr weicher, kluger Mann, recht: Philine verläßt ihren Beruf, da sie Aussicht hat, Armin zu heiraten. Und die ganze Philinengeschichte liefe nun ihren gewöhnlichen Weg, wenn nicht Perckhammer der Neffe einer regierenden Fürstin wäre, der Herzogin Amalia wenn er nicht von ihr aus Leipzig zurückbeordert und zu einer Verlobung mit irgend einer Komtesse befohlen würde, während in Leipzig ein Vetter der Herzogin erscheint, um der kleinen Philine ihre Liebe in gutem Gold abzukaufen. Amalia wünscht die standesgemäße Heirat Perckhammers aus Gründen der Staatsraison, der Standesraison. Im Übrigen ist sie eine kunstsinnige, eigenwillige Fürstin, die besondere Gönnerin der Karoline Neuber, welche in jedem Jahr bei ihr gastiert. Leider liegt das diesjährige Gastspiel unmittelbar nach Perckhammers „Escapade" mit Philine. Und so kommt es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Amalia und der Neuberin. Das Streitobjekt, Philine, ist zwar nicht da. Die hat der saubere Ratsherr Klupsch wieder aufgestöbert und ins Leipziger Spinnhaus gesperrt unter dem Vorwand, sie sei sittlich gefährdet. Die Philine ist der Herzogin auch nicht sehr wichtig. Sie wurmt es vielmehr, daß eine Aktrice es wagt, an eine Ehe mit einem Adeligen zu denken, während bisher die Aktricen nur zum Plaisir der feinen Herren da waren. Die Neuberin, die ihre Lebensaufgabe gerade darin sieht, die Aktricen aus der Verachtung zu erlösen, sagt der Herzogin ihre Meinung. Der Künstler ist dem Adeligen ebenbürtig. Alte und neue Welt prallen zusammen. Die Neuberin muß weichen, muß ihr Gastspiel abbrechen. Aber sie hat einen mächtigen Verbündeten gefunden, einen Gast der Herzogin, Baron von Kurland, den Günstling der russischen Zarin Anna. Biron wittert in ihr die Frau, die er für seinen schweren Lebenskampf braucht. Schon in der ersten Stunde ihrer Bekanntschaft wirbt er leidenschaftlich um sie, versucht er sie von ihrer Truppe, von ihrem Lebenswerk zu trennen. Karoline widersteht. Sie hält ihrer Bande die Treue. Aber als in Leipzig die Schulden ihr einziger Besitz sind, als sie den Hanswursten, ihren Kassenmagneten, hinauswerfen muß, als die Truppe revoltiert, da kommt das Angebot eines Gastspiels in Rußland als die große Rettung. Philine und Perckhammer sind voneinander getrennt, und viele Sorgen dafür, daß sie nichts voneinander hören. Nachdem Philine lange gegen alle Vernunft und gegen die ganze Welt zu Armin gehalten hat, muss sie schließlich glauben, dass er sie vergaß. Sie schließt sich endgültig der Neuberin an und geht mit ihr nach Rußland. Perckhammer kommt zu spät nach Leipzig, fühlt sich von ihr verraten und zieht in den Türkenkrieg. Für immer scheinen die Liebenden getrennt. Das Gastspiel in Rußland wird ein Erfolg und eine Katastrophe. Die Zarin Anna ist todkrank. Biron steht vor dem Untergang oder dem ungeheuren Aufstieg. Nochmals wirbt er um die Neuberin, und dieses Mal gibt sie nach. Sie ist bereit, sich von ihrer Truppe und von ihrer Aufgabe zu trennen. Zum ersten Mal hat die Liebe ihr Herz besiegt. Aber als sie nach einem kurzen Zusammensein mit Biron zu ihrer Truppe zurückkehrt, findet sie die Bande in eine Orgie verstrickt Sie erkennt, daß ihre Leute ohne sie zugrunde gehen müssen. Sie weiß: ihr privates Leben muss zurückstehen vor ihrer Aufgabe. Da Biron in der gleichen Nacht gestürzt wird, steht die Neuberin mit ihrer Truppe mittellos da und muß unter ungeheuren Schwierigkeiten ihre Leute nach Deutschland zurückführen. Nicht genug damit: als sie endlich erschöpft wieder in Leipzig landet, hat sich der Hanswurst mit Hilfe des Ratsherrn Klupsch im Theater der Neubers eingenistet, und die Neubers dürfen nicht mehr in Leipzig spielen. Die Neuberin gibt sich nicht geschlagen. Sie greift den Hanswursten an, um ihn endgültig zu erledigen. In einem Biergarten vor den Toren Leipzigs vollzieht sich die historische Tat der Neuberin, die Verbrennung Hanswursts, seine endgültige Vertreibung von der Bühne. Äußerlich erleidet Karoline allerdings eine Niederlage. Denn mit brutaler Gewalt bricht der Hanswurst, unterstützt von Knüppelschwingenden Kumpanen, in die Vorstellung ein, vertreibt die Zuschauer, zertrümmert und zerschlägt die Habe der Neubers und zersprengt die Bande. Die Schauspieler fliehen oder gehen sogar offen zu Hanswurst über. Neuber und seine Frau bleiben mit Philine allein zurück. Als aber am anderen Morgen auch Philine verschwunden ist, fühlt sich die Neuberin von aller Welt verraten. Sie glaubt, ihr Werk sei ihr entglitten; ihr Leben scheint ohne Ergebnis. Ihre Kraft ist gebrochen. In einem schäbigen Planwagen, der von einem elenden Gaul gezogen wird, flieht sie mit Neuber ziellos, planlos. Ihre alte Heimat, die Landstraße, nimmt sie wieder auf. Philine ist aufgebrochen, um die Neubers zu retten. Sie ist nach Weißenfels gewandert, zu Amalia, der ehemaligen Gönnerin der Neubers, der Vernichterin von Philines Glück. Es gelingt ihr, das Herz der Herzogin für das Schicksal der Neuberin wieder zu erwärmen. Darüber hinaus vermag sie der gescheiten Fürstin zu zeigen, daß sie ein Mensch ist, mit dem verbunden zu sein Armin von Perckhammers Glück bedeuten kann. Und da Armin, verwundet aus dem Türkenkrieg, zurückgekehrt, lebensunmutig in Weißenfels sitzt, weil er Philine nicht vergessen kann, so meint der Herzogin, sie könne die beiden jungen Leute ebenso leicht miteinander verbinden, wie sie sie getrennt hat. Aber Philine lehnt jetzt die Heirat ab. Sie will der Bühne treu bleiben, und Armin ... muß er ihr nicht deshalb entsagen? Die Herzogin schickt Reiter aus, um die Neubers zu suchen. Sie läßt auch die Mitglieder der Truppe zusammenholen und nach Weißenfels bringen. Sie will endgültig das äußere Leben der Neuberin unter ihren Schutz stellen und ihren Ideen zum Siege verhelfen. Noch aus einem anderen Grunde scheint sich das Schicksal der großen Prinzipalin zum Guten wenden zu wollen: der Studiosus Lessing ist auf der Suche nach den Neubers ebenfalls in Weißenfels erschienen. Er hat geringes Gepäck mit sich, aber sehr gewichtiges: Emilia Galotti, ein deutsches Trauerspiel. Die Herzogin weiß, dass Karolines Sehnsucht das deutsche Drama gewesen ist. Welch ein Glück, daß nun die Neuberin Bande mit einem kraftvollen deutschen Trauerspiel erneut an die Öffentlichkeit treten wird! Man braucht also Karoline Neuberin nur zu finden, um sie in die Erfüllung ihres Lebens hineinführen zu können. Die Neuberin zieht mit Neuber im Lande umher. Kein Wirt, der sie behalt, kein Freund, der sie aufnimmt. Die Mühsale und Entbehrungen haben sie entkräftet. Eine schwere Krankheit hat sich ihrer angenommen. Und eines Tages, an einer beliebigen Landstraße, ist ihr Weg zu Ende. Arm und verzweifelt, in Visionen verfolgt vom Gelächter des Hanswursten und von der nicht gestillten Sehnsucht nach dem reinen deutschen Theater, stirbt sie. Sie geht im Film genau so zugrunde, wie sie im Leben zugrunde gegangen ist. Aber das, was sie erkämpfte, lebt. Die Schauspieler in Weißenfels proben die Emilia Galotti. Der Glanz und das Feuer der Lessing`schen Sprache reißen sie fort. Philine, durch Leid zur Künstlerin geworden, ist die Emilia Galotti. Armin führt mit Hilfe Lessings die Regie, und man spürt, wie zwischen Armin und Philine sich die endgültige Verbindung anbahnt. Da Philine nicht das Leben Armins teilen will, wird Armin sich dem Leben Philines unterordnen und beim Theater bleiben. Mitten in eine Probe hinein fährt der Wagen des vereinsamten Neuber, und die Nachricht vom Tode Karolines scheint alle Pläne zu zerschlagen. Die Herzogin ist es, die zuerst begreift, daß man die kämpferische Tote nicht beweinen soll, sondern dass man in ihrem Sinne weiterarbeiten muss. Wir sehen am Schluß des Films, wie das zum Andenken an die Neuberin von der Herzogin gestiftete erste ständige Theater eingeweiht wird. Als Nachfolgerin der Neuberin betritt Philine zuerst das neue Haus und übernimmt es im Namen der Verstorbenen. Sie ruft den alten Kampfruf der Neuberin, mit dem sie ihre Truppe immer wieder anfeuerte, und das Echo antwortet mit der Stimme der Neuberin und in ihrem Geiste: „Weiter ... weiter!" — Immer weiter wird sich das Theater entwickeln, immer größer werden seine Aufgaben werden. Unvergessen bleibt der Lebenskampf der tapferen Frau, welche die Fundamente der deutschen Schaubühne legen half der Karoline Neuberin.


Auszeichnung

Prädikat
  • staatspolitisch wertvoll
  • künstlerisch besonders wertvoll
  • kulturell wertvoll
  • volksbildend

Kritik

  • „Das Publikum wurde spürbar gefangengenommen... Die feierliche Schlußsteigerung ging unmittelbar im stürmischen langanhaltenden Beifall über“, Berliner Zeitung am Mittag, 1941
  • „Käthe Dorsch – erschütternd in der Stunde des Todes. Sehr groß ist der Beifall!“, Berliner illustrierte Nachtausgabe, 1941
  • „Das Publikum begrüßt den Film als eine Huldigung der Leinwand an die Bühne. Herzlicher Beifall!“, Berliner Morgenpost, 1941
  • „Die Zuschauer feiern die „Komödianten“, die uns mit ihrer Kunst einen ehrlichen Film gegeben haben.“, Der Angriff, 1941
  • „Käthe Dorsch voll bezwingender und anrührender Wärme, eine große Frau in einer großen Rolle.“, Deutsche Allgemeine Zeitung, 1941
  • „Die Zuschauer ließen sih nur zu gern gefangennehmen von zwei wundervollen Frauenstimmen: von Käthe Dorsch und Hilde Krahl. Es waren Stimmen aus Menschenherzen.“, Berliner Volks-Zeitung, 1941
  • „Die Zuschauer, stark beeindruckt, dankten durch immer wiederholte Hervorrufe“, Berliner Lokal-Anzeiger, 1941

Filmplakat