Kreis, Wilhelm
Wilhelm Kreis ( 17. März 1873 in Eltville am Rhein; 13. August 1955 in Bad Honnef) war einer der bedeutendsten deutschen Architekten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Kreis war der Sohn eines Landvermessers. Er studierte Architektur in München, Karlsruhe, Berlin, Braunschweig und erhielt schon als 22jähriger Student den ersten Preis beim Wettbewerb um das Völkerschlachtdenkmal. Mit 25 Jahren errang er die ersten drei Preise beim Wettbewerb um die Bismarksäulen.[1]
Bekanntheit erlangte er bereits 1902 mit seinem eingeweihten Burschenschaftsdenkmal zu Eisenach.
1902 wurde Kreis Professor an der Kunsthochschule in Dresden. Er erhielt auf den Weltausstellungen in Paris, Turin, Brüssel und St. Louis die höchsten Auszeichnungen und Goldene Medaillen auf den Kunstausstellungen in Dresden und Berlin (1912 Preußische Goldene Medaille für Verdienste um die Kunst). 1908 folgte er einem Ruf als Direktor der Kunstgewerbeschule nach Düsseldorf und gründete dort die Architekturabteilung, welche später der Akademie in Düsseldorf angegliedert wurde, der er von 1920 bis 1926 als Professor und Leiter der Architekturabteilung angehörte.
Bis zum Ersten Weltkrieg, an dem er mit seinen Mitarbeitern und Studenten als Freiwilliger teilnahm, hatte Kreis bereits zahlreiche Bismarck-Denkmäler im Deutschen Reich geschaffen. In der Sommeschlacht wurde Kreis verwundet.
Entwurf eines Bismarck-Denkmals für Hamburg:
Als Hochschullehrer an der Düsseldorfer Kunstakademie war er Lehrer von Arno Breker und zählte gleichzeitig zu den auch international meistbeschäftigten deutschen Architekten. 1922 bis 1924 schuf er das erste deutsche Hochhaus (Wilhelm-Marx-Haus in Düsseldorf) und wirkte auch als Vorsitzender des deutschen Architektenbundes.
1924 wurde Wilhelm Kreis von der Technischen Hochschule Dresden zum Ehrendoktor ernannt, von 1926 bis 1941 leitete er als Professor an der Staatlichen Kunsthochschule Dresden deren Architekturabteilung und war von 1938 bis 1941 Rektor der Hochschule. Von 1926 bis 1933 war er Präsident des Bundes Deutscher Architekten, 1933 ernannte ihn die Reichskammer der bildenden Künste zum Ehrenpräsidenten. 1934 wurde Kreis Mitglied der NSDAP, später erhielt er den Titel Reichskultursenator
1938 erhielt Professor Kreis zu seinem 65. Geburtstag von Adolf Hitler die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft.
Im Auftrag von Albert Speer, dem Generalbauinspektor für die Neugestaltung der Reichshauptstadt, arbeitete er Entwürfe für die Umgestaltung Berlins aus. Nach seinen Plänen sollte ein ganzes neues Museumsviertel um die Berliner Museumsinsel entstehen sowie der Neubau für das Oberkommando des Heeres mit der Soldatenhalle. 1941 wurde Professor Wilhelm Kreis vom Führer zum Generalbaurat für die Gestaltung der deutschen Kriegerfriedhöfe ernannt. Er bearbeitete in Zukunft alle mit der Gestaltung der Ehrenfriedhöfe verbundenen künstlerischen Aufgaben. 1943 wurde er Vorsitzender der Reichskammer für Bildende Künste.
Für seine Arbeiten mußte er sich vor den „Befreiern“ rechtfertigen, blieb dann aber vor weiteren Nachstellungen verschont. Später schuf er die LZB in Dortmund, wo er schon das Kaufhaus Althoff erschaffen hatte. Ebenso war Kreis Architekt der Beethovenhalle in Bonn.[2]
Werke (Auswahl)
- 1900: Umbau und Neuausstattung einer Villa für den Unternehmer Karl August Lingner in Dresden, Leubnitzer Straße 30
- 1900–1902: Burschenschaftsdenkmal in Eisenach (erhalten)
- 1906: Neuausstattung der Villa Stockhausen für Karl August Lingner
- 1907: Grabmal für Familie Lupprian in Braunschweig
- 1907–1908: Umbau eines Wohnhauses für den Kaufmann Robert Wollner, heute Villa Wollner, in (Dresden-) Wachwitz (Elbe), Am Steinberg
- 1907–1910: Friedrich-August-Brücke in Dresden
- 1908–1910: Verwaltungsgebäude der Emschergenossenschaft in Essen, Kronprinzenstraße
- 1909: Grabmal für Antoinette und Friedrich Zinzen in Düsseldorf, auf dem Nordfriedhof
- 1909: Wohnhaus mit Atelier für den Maler Fritz Reusing in Düsseldorf, Venloer Straße
- 1909–1910: Wohnhaus für den Textilfabrikanten Alex Oppenheimer in Krefeld, Uerdinger Straße
- 1910: Grabmal der Familie Kommerzienrat Friedrich Soeding in Witten, auf dem evangelischen Friedhof
- 1910–1911: Erweiterungsbau des Warenhauses der Theodor Althoff AG
- 1911: Ehrenmal für 349 tödlich verunglückte Bergarbeiter der Zeche Radbod in (Hamm-) Hövel (Westfalen)
- 1911–1912: Warenhaus der Theodor Althoff AG in Essen, Limbecker Platz
- 1911–1912: Rathaus der Stadt Herne, Friedrich-Ebert-Platz 1
- 1911–1912: Warenhaus der Leonhard Tietz AG in Elberfeld (heute zu Wuppertal), Neumarktstraße
- 1911–1913: Museum für deutsche Vorgeschichte in Halle (Saale), Rosa-Luxemburg-Platz
- 1911–1914: Offiziers-Genesungsheim, später „Schlosshotel Bühlerhöhe“ bei Bühlertal (Schwarzwald)
- 1912: Wohn- und Geschäftshaus „Palatium“ in Köln, dreieckiger Baublock Hohe Straße 55-61 / Schildergasse 1-5 / Gürzenichstraße 1-5
- 1912–1913: Warenhaus der H. & C. Tietz AG (vulgo Hermann Tietz) in Chemnitz, Bahnhofstraße (erhalten, heute Kulturzentrum)
- 1912–1913: Ausstellungshalle, so genannte „Betonhalle“ (Halle 12, später Halle 16) für die Internationale Baufachausstellung Leipzig 1913, auf dem (ehemaligen) Gelände der Technischen Messe (unter Denkmalschutz)
- 1912–1913: Warenhaus der Fa. Geschwister Knopf in Karlsruhe, Kaiserstraße
- 1912–1914: Warenhaus der Leonhard Tietz AG in Köln, Hohe Straße
- 1913: Gefallenen-Ehrenmal in Emmerich
- 1913–1914: „Teehaus“ (auch „Parkhaus“) für die Deutsche Werkbund-Ausstellung 1914 in Köln-Deutz
- 1913–1914: Wohnhaus für den Maler Walter Petersen in Düsseldorf, Lindemannstraße 42 (unter Denkmalschutz)
- 1914: „König-Ludwig-Brunnen“ in Zweibrücken
- 1915: Neubauten der AG für Zellstoff- und Papierfabrikation in Aschaffenburg
- 1915: Neubauten für die Farbenfabrik C. F. Beer Söhne in Köln
- 1917: diverse Neubauten für die Rheinische Metallwaren- und Maschinenfabrik AG (Rheinmetall) in Düsseldorf
- 1921–1922: Kohlensilo für die Kokerei der Zeche Hannibal in Bochum
- 1922–1923: Kesselhaus der Zeche Constantin der Große in Bochum
- 1922–1924: Büro- und Geschäftshaus „Wilhelm-Marx-Haus“ in Düsseldorf, Heinrich-Heine-Allee
- 1923: Verwaltungsgebäude für das Werk Höntrop des Bochumer Vereins in Bochum-Höntrop, Essener Straße
- 1923–1924: Geschäftshaus der Brennerei Wilhelm Strothmann in Minden
- 1924: Kriegerehrenmal in Hattingen
- 1925: Umbau bzw. Innenausstattung des Kinos „Residenz-Theater“ in Düsseldorf
- 1925: Grabmal der Familie Leonhard Tietz in Köln, auf dem jüdischen Friedhof
- 1925–1926: so genannte Dauerbauten der GeSoLei in Düsseldorf, Joseph-Beuys-Ufer / Ehrenhof
- 1927: Empfangsgebäude des Bahnhofs Meißen (Überarbeitung eines Entwurfs der Reichsbahn-Bauverwaltung)
- 1927–1930: Deutsches Hygiene-Museum in Dresden, Lingnerplatz (unter Denkmalschutz)
- 1927–1928: Kino „Gloria-Palast“ in Bielefeld (Außenbau und Innenausstattung)
- 1928–1929: Kommunalbank (heute: Sparkasse Bochum) in Bochum, Dr.-Ruer-Platz
- 1929–1932: Staatliches Kurhotel in Bad Schwalbach
- 1937–1938: Luftgaukommando IV in Dresden-Strehlen, August-Bebel-Straße
- 1940/1941: Erweiterungsbau, so genannter „Rotunda-Bau“ der Metall- und Lackwarenfabrik Johannes Großfuß in Döbeln, Grimmaische Straße
Bismarck-Denkmäler
- Bad Ems, auf der Bismarckhöhe (1901)
- Bonn-Gronau, am Rheinufer (1900)
- Dresden-Räcknitz, auf der Franzenshöhe (1906)
- Eisenach auf dem Wartenberg (1901–1902)
- Erfurt, im Steigerwald (1901)
- Gera, auf dem Steinertsberg (1902)
- Görlitz, auf der Landeskrone (1901)
- Greifswald, auf dem Epistelberg (1900)
- Hagen, auf dem Goldberg (1900–1901)
- Heidelberg, am Heiligenberg (1902)
- Idar-Oberstein, auf dem Wartehübel (1907)
- Kirn an der Nahe, auf dem Gauskopf (1901)
- Bad Kissingen
- Landstuhl, auf dem Kirchberg (1900)
- Markneukirchen (1900)
- Reinbek-Schönningstedt (bzw. Aumühle?), auf dem Hammelsberg (1903)
- Rothenburg-Kyffhäuser, neben der gleichnamigen Burgruine (1906)
- Sargenroth, im Hunsrück (1902)
- Stuttgart, auf dem Gähkopf (1904)
- Viersen, auf dem Hohen Busch (1900–1901)
- Wuppertal, auf dem Hardtberg (1907)
Entwürfe
- 1904: Bismarckturm in Asch (erhalten)
- 1905–1906: Bismarckturm auf der Rothenburg am Kyffhäuser
- 1906–1909: Bismarckturm bei Jena
- 1907: Bismarckturm in (Radebeul-)Oberlößnitz, auf dem Spitzhausplateau
- 1907–1908: Bismarckturm auf dem Wachtelberg bei Wurzen (erhalten)
- 1907–1912: Bismarckturm auf der Waldeck, Ingelheim am Rhein
- 1910: Bismarckturm bei Hameln, auf der Knabenburg
- 1910–1921: Bismarckturm in Stettin-Gotzlow
- 1912: Bismarckturm in Rosengarten (bei Hamburg-Harburg)
- 1940: Neubau OKH und Soldatenhalle in Berlin (nicht ausgeführt)
Auszeichnungen
- 1938: Goethe-Medaille
- 1943: Adlerschild
Siehe auch
Literatur
- Richard Katz: „Wilhelm Kreis, seine Ideen und ausgeführten Werke“, 1902
- „Neue Arbeiten von Wilhelm Kreis“ in: „Die Kunst“, Band 10, 1904, S. 44ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Max Creutz: „Das Warenhaus Tietz in Elberfeld, von Prof. Wilhelm Kreis“ (1912) (PDF-Datei ohne Fotos PDF-Datei mit Fotos) letztere Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Carl Meissner: „Wilhelm Kreis“, 1925
- Hans Stephan: „Wilhelm Kreis“, Stalling-Verlag 1944
- Mortimer G. Davidson: Kunst in Deutschland 1933–1945, Bd. 3 Architektur, Grabert-Verlag, Tübingen, 1995, ISBN 978-3-87847-111-0 [repräsentativ, Atlasformat, 1.012 Abbildungen. Beschreibung auf Netzpräsenz Buchdienst Hohenrain]