Kuhl, Hermann von
Hermann Josef Kuhl, seit 1913 von Kuhl ( 2. November 1856 in Koblenz; 4. November 1958 in Frankfurt am Main), war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee und des Deutschen Heeres – zuletzt mit dem Charakter als General der Infanterie – sowie Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ beider Klassen und promovierter Militärhistoriker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
- „Von Kühl, Sohn eines Gymnasialdirektors, wandte sich erst nach einem abgeschlossenen philologischen Studium dem militärischen Beruf zu — zunächst in der Erwartung, Lehrer an einer Kadettenanstalt zu werden. Erst nach zehnjährigem Offiziersdienst meldete er sich zur Kriegsakademie; 1897 erfolgte seine Versetzung in den Generalstab, wo sich seine Wesensart und seine hohe Begabung voll entfalten sollten. 1902 trat er mit einer Forschungsleistung ersten Ranges hervor: dem grundlegenden Buch ‚Bonapartes erster Feldzug von 1796, der Ausgangspunkt moderner Kriegsführung‘. Vor allem aber war er als naher Mitarbeiter Schlieffens intensiv an dessen operativen Studien beteiligt und wurde folgerichtig 1914 zum Generalstabschef der rechten Flügelarmee bestellt, bei der die Entscheidung der großen Umfassungsbewegung liegen sollte. Mit der Krise, in die sie geriet, und mit seiner Rolle dabei hat sich von Kühl 1921 in einer historisch-kritischen Gesamtdarstellung Der ‚Marnefeldzug‘ auseinandergesetzt. Auch sonst nutzte er seinen Ruhestand neben der Veröffentlichung von zahlreichen Aufsätzen zu archivalisch unterbauten und literarisch bedeutenden Studien zur selbsterlebten Geschichte. Zu nennen sind sein wohl meistgelesenes Buch ‚Der deutsche Generalstab in Vorbereitung und Durchführung des Weltkrieges‘ (1920) und die mehrfach aufgelegte Schrift ‚Der Weltkrieg im Urteil unserer Feinde‘ (1922). Schließlich wagte er schon 1929, eine Gesamtgeschichte des Weltkrieges 1914/18 in zwei sehr umfänglichen Bänden zu veröffentlichen, die seinen Ruf als Historiker fest begründet haben.“[1]
Chronologie
- 1.10.1878 Fähnrich im 5. Westfälischen Infanterie-Regiment Nr. 53, Köln
- 12.8.1879 Sekonde-Lieutenant
- 1.10.1889 Preußische Kriegsakademie, Berlin
- 22.7.1892 5. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 53, Köln
- 16.2.1889 Premier-Lieutenant
- Bezirkskommando, Wesel (Adjutant)
- 14.9.1893 Hauptmann
- 14.9.1893 Grenadier-Regiment „Friedrich Wilhelm I.“ (2. Ostpreußisches) Nr. 3, Königsberg (Kompaniechef)
- 10.9.1897 Großer Generalstab - Berlin (Abteilungsleiter bis 2.9.1913)
- 10.10.1898 Preußische Kriegsakademie, Berlin
- 13.9.1899 Major
- 1.4.1902 Verbindungsoffizier des Heeres zur Kaiserliche Marine (beim Admiralstab bis 30.9.1902)
- 10.4.1906 Oberstleutnant
- 24.3.1909 Oberst
- 4.6.1912 Generalmajor
- 3.6.1913 25. Infanterie-Brigade, Münster (Kommandeur)
- 8.12.1913 Generalstab der Armee, Oberquartiermeister im Großen Generalstab, Berlin
- 2.8.1914 1. Armee (Alexander von Klucks und Max von Fabecks Generalstabschef der Armee im AOK 1)
- 18.4.1915 Generalleutnant
- 22.9.1915 12. Armee (von Fabecks Chef des Generalstabes)
- 24.11.1915 6. Armee (Kronprinz Rupprechts Chef des Generalstabes)
- 28.8.1916 Heeresgruppe „Kronprinz Rupprecht“ (Kronprinz Rupprechts Chef des Generalstabes)
- 12.1.1919 zur Disposition gestellt
- 10.9.1919 Charakter als General der Infanterie mit Wirkung vom 12.1.1919
Familie
Hermann von Kuhl war der Sohn von Professor Matthias Joseph Kuhl ( 30. Oktober 1830 in Koblenz; 8. April 1906 in Köln) und dessen Ehefrau Juliane Amalie, geborene Boecking ( 31. August 1830 in Kirn; 4. April 1901 in Köln). Kuhl heiratete am 24. September 1889 in Wesel seine Verlobte Helene Richter ( 25. Mai 1865 in Wesel; 18. März 1933 in Berlin), aus der Ehe sind zwei Kinder entsprossen:
- Hilda ( 26. Oktober 1890 in Berlin), Studienrätin
- Hermann ( 28. August 1895 in Königsberg; 11. Oktober 1925 in Berlin-Steglitz)
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Zentenarmedaille
- Albrechts-Orden
- Orden der Württembergischen Krone
- Militärverdienstorden (Bayern)
- Franz-Joseph-Orden
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Roter Adlerorden, II. Klasse mit Eichenlaub und Schwertern am 15. Januar 1916
- Pour le Mérite mit Eichenlaub
- Verdienstorden am 28. August 1916
- Eichenlaub am 20. Dezember 1916
- Komtur des Militär-Max-Joseph-Ordens am 13. Dezember 1916
- Bruststern zum Roten Adlerorden II. Klasse am 12. Januar 1918
- Kronenorden I. Klasse mit Schwertern am 22. März 1918
- Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste für seine historischen Studien am 6. Dezember 1924
- Hermann von Kuhl war einer der wenigen Inhaber (wie Helmut Graf von Moltke und Ernst Jünger), der sowohl mit der „Militärklasse“ als auch der „Friedensklasse“ des Pour le Mérite ausgezeichnet wurde
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
Ehrungen
- Zum 25jährigen Regierungsjubiläum Wilhelms II. wurde Kuhl am 16. Juni 1913 in den erblichen Adelsstand erhoben
- Benennung einer Straße in Koblenz in Von-Kuhl-Straße
- Ehrenbürger von Jülich
Schriften (Auswahl)
- Dissertation De Saliorum carminibus, 1878 (Note „magna cum laude“)
- Bonapartes erster Feldzug von 1796, der Ausgangspunkt moderner Kriegsführung, Eisenschmidt, 1902
- Der deutsche Generalstab in Vorbereitung und Durchführung des Weltkrieges, Mittler, Berlin 1920
- Der Marnefeldzug 1914, Mittler, Berlin 1921
- Der Weltkrieg im Urteil unserer Feinde – ein kritischer Überblick (1922)
- Ursachen des Zusammenbruchs: Entstehung, Durchführung und Zusammenbruch der Offensive von 1918, Hobbing, Berlin 1923 (mit Bernhard Schwertfeger und Hans Delbrück)
- Der Weltkrieg 1914–1918. Dem deutschen Volke dargestellt, 2 Bände, Tradition W. Kolk, Berlin 1929