Kaganowitsch, Lasar

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Lasar Kaganowitsch als Redner bei einer Massenkundgebung (undatiert)
Lasar Kaganowitsch (links) mit Stalin (2. v.l.), Pavel Postyshev und Kliment Voroshilov (Januar 1934)

Lasar Moissejewitsch Kaganowitsch, eigentlich Lazar Mossjewitsch Kogan, (russisch Ла́зарь Моисе́евич Кагано́вич, geb. 22. November 1893 in Kabany, Kreis Radomyschl, Gouvernement Kiew, Russisches Reich (heute Dibrowa im Rayon Poliske in der Oblast Kiew, Ukraine); gest. 25. Juli 1991 in Moskau) war ein jüdischer[1] Politiker und von 1924 bis 1957 Mitglied des Zentralkomitees der KPdSU. Kaganowitsch war ein Hauptverantwortlicher für den Völkermord Holodomor, der zum Tod von sieben Millionen Ukrainern führte, davon drei Millionen Kinder.

Werdegang und Wirken

Herkunft

Lasar (Lazar) Moissejewitsch Kaganowitsch stammte aus einem Dorf in der Nähe von Kiew in der Ukraine und war Sohn eines jüdischen Gutsinspektors (Schuhhändlers).

Ausbildung

Nach Schulbesuch erlernte er das Sattlerhandwerk.

Neben seinem Beruf betätigte sich Kaganowitsch als Führer einer illegalen Schuster- und Sattlergewerkschaft und schloß sich 1911 den Bolschewisten in Kiew an. Er entfaltete eine umfangreiche subversive Tätigkeit gegen das zaristische System und wurde deswegen auch zeitweilig inhaftiert. Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde Kaganowitsch stellvertretender Vorsitzender des Arbeiterrats Jusowka (später Stalino), später Vorsitzender des Gebietssowjets von Nischnij Nowgorod. 1919 nahm er angeblich am Bürgerkrieg im Gebiet von Woronesch teil. 1920 erhielt Kaganowitsch die Aufgabe, in den noch unsicheren zentralasiatischen Provinzen das Sowjetregime zu festigen. Er war damals Mitglied des Turkestan-Büros des ZK, Volkskommissar für Arbeiter- und Bauerninspektion in Turkestan und schließlich Vorsitzender des Stadtsowjets von Taschkent.

Als Gegner Trotzkis kam Kaganowitsch in nähere Fühlung mit Stalin, der ihn 1922 zum Leiter der Abteilung Organisation des ZK der KPdSU ernannte. Dem ZK der KPdSU gehörte er ab 1923 als Kandidat, von 1924 bis 1957 ununterbrochen als Vollmitglied an. Von 1924 bis 1925 war er erstmals Sekretär des ZK. Nach dem Tode Lenins entsandte ihn Stalin 1925 als Ersten Sekretär des ZK der KP der Ukraine nach Kiew. Der Bau des Dnjepr-Kraftwerkes geht auf Kaganowitschs Initiative zurück. In dieser Zeit war Kaganowitsch ein maßgeblicher Förderer Chruschtschows, mit dem er auch später längere Zeit in gutem Einvernehmen stand.

Schon 1926 Kandidat des Politbüros, wurde Kaganowitsch 1928 nach Moskau zurückberufen und erneut zum Sekretär des ZK der KPdSU ernannt (bis 1939). 1930-1952 gehörte er ununterbrochen als Vollmitglied dem Politbüro an. 1930-1935 leitete er ferner die Parteiorganisation in Moskau (Stadt und Gebiet). Unter ihm erfolgte damals in Moskau u. a. die Zerstörung der Christ-Erlöser-Kathedrale und der Bau der Untergrundbahn.

Massenmord zur Zwangskollektivierung in der Ukraine

1933 setzte Kaganowitsch die bolschewistischen Planungen zur landwirtschaftlichen Kollektivierung in der Ukraine mit Massenmord und Terror durch. Hierbei kam die „Hungerwaffe“ gegen die einheimischen Bauern zum Einsatz. Sie galten als „Klassenfeinde“, die dem Aufbau des Sozialismus im Weg standen, und mußten so millionenfach sterben. Der staatliche russische Sender „Russia Today“ referiert im Jahr 2014 in einem Portrait Kaganowitschs eine mögliche Zahl von sieben Millionen Opfern.[2]Holodomor

Hiernach befaßte sich Kaganowitsch mit der Reorganisation des Eisenbahnwesens (1935), zunächst als Leiter der Transportkommission des ZK und 1935-1944 als Volkskommissar für Verkehrswesen. 1937-1939 war Kaganowitsch auch Volkskommissar für die Schwerindustrie.

Als Chef der „Zentralkommission für die Überprüfung der Parteikader“ war er hauptverantwortlich für willkürliche Erschießungen und andere blutige „Säuberungen“ innerhalb der Partei.

Lasar Kaganowitsch, Portraitfoto

Massaker von Katyn

Während des Krieges gehörte Kaganowitsch zu den wichtigsten Männern um Stalin, 1938-1946 war er stellvertretender Vorsitzender des Rats der Volkskommissare, 1939 Volkskommissar für die Brennstoffindustrie, 1939-1940 Volkskommissar für die Erdölindustrie und 1941-1945 Mitglied des Verteidigungsrates und des Kriegsrates an der nordkaukasischen Front.

Der am 5. März 1940 unterschriebene Befehl an den NKWD, etwa 25.700 polnische Offiziere, Soldaten, Reservisten, Intellektuelle, Polizisten und Kriegsgefangene in den sowjetisch besetzten Gebieten zu massakrieren, trägt nach den im Oktober 1992 von Rußland an Polen übergebenen Dokumenten auch Kaganowitschs Unterschrift. Das Verbrechen fand im April/Mai 1940 statt. → Massaker von Katyn

Nach 1945

Bei der Umorganisation der Regierung im März 1946 blieb er einer der stellvertretenden Vorsitzenden des Ministerrats und Minister für Baustoffindustrie. Alle Ämter gab er ab, als ihn Stalin im März 1947 wieder als Erster Parteisekretär der Ukraine nach Kiew entsandte. Ende 1947 kehrte Kaganowitsch nach Moskau zurück und nahm seinen Posten als stellv. Ministerpräsident wieder ein. 1953 wurde er Erster Stellv. Ministerpräsident (bis 1956). Von 1952 bis 1957 ist er Mitglied des damals im Parteipräsidium umbenannten Politbüros gewesen. Da er Chruschtschows Entstalinisierungspolitik zu sabotieren versuchte, manövrierte er sich selbst ins politische Abseits. Chruschtschow nannte ihn einmal einen „Kettenschweinehund und Speichellecker“.[3]

Nach dem Rücktritt Molotows Anfang Juni 1956 legte Kaganowitsch sein Amt als stellv. Regierungschef ebenfalls „auf eigenen Wunsch“ nieder und übernahm im September 1956 die Leitung des relativ unbedeutenden Ministeriums für die Baustoffindustrie. Anfang Juli 1957 wurde Kaganowitsch zusammen mit Molotow, Malenkow und Schepilow aus dem Parteipräsidium und dem Zentralkomitee der KPdSU ausgeschlossen und aller sonstigen Ämter enthoben.[4] Mehr noch als die anderen gestürzten Mitglieder der sogenannten „Anti-Partei-Gruppe“ stand Kaganowitsch im Kreuzfeuer der Kritik. Man hörte dann von dem früher mit fünf Leninorden und zahllosen anderen Auszeichnungen Bedachten nur, daß er Direktor des „Ural-Asbest-Kombinats“ sei. Seine Versuche, sich eine neue Machtbasis zu schaffen, scheiterten. 1963 wurde er pensioniert. 1961 war er auch aus der Partei ausgeschlossen worden.

Kaganowitsch verbrachte seinen Ruhestand zurückgezogen in Moskau. Sein Wunsch nach Wiederaufnahme in die Partei wurde nicht erfüllt.

Eine politische Gruppierung in der Ukraine mit dem Namen Narodnyj Ruch Ukrajiny („Ruch“) forderte seit 1989 von der Sowjetunion die Auslieferung Kaganowitschs an die ukrainische Justiz. KPdSU-Chef und Präsident Michail Gorbatschow hielt aber seine schützende Hand über den verdienten Bolschewiken, der 1991 unbehelligt in Moskau als Staatspensionär starb.

In einer 1987 erschienenen Biographie seines in den USA lebenden Neffen, des jüdischen Publizisten Stuart Kahan[5], nennt dieser den jahrzehntelang führenden Bolschewisten im Buchtitel den „Wolf des Kreml“. Kaganowitsch sei der „Architekt der Furcht“ gewesen. Kahan:

„Als Stalins Schwager und engster Vertrauter war Kaganowitsch einer der mächtigsten und gefährlichsten Männer der Welt, ein Vollstrecker, an dessen Händen das Blut von 20 Millionen Menschen klebt.“

Familie

Sein Bruder Michail Kaganowitsch – hoher Parteifunktionär und möglicherweise um 1939 Kandidat des Politbüros – wurde 1941 von der Partei gerügt und verwarnt; er nahm sich daraufhin das Leben.

Seine Schwester oder Nichte Rosa Moissejewna Kaganowitsch galt als Rosa Stalina bei einigen Forschern als dritte Ehefrau Stalins.

Im Jahr seines Todes (1991) meldeten die „Israel Nachrichten“ (Tel Aviv), daß Kaganowitschs Familie in Israel lebe.

Auszeichnungen

Siehe auch

Literatur

  • Kevin MacDonald: Stalins willige Vollstrecker: Juden als feindliche Elite in der UdSSR, Kapitel in ders.: Kulturumsturz – Aufsätze über die Kultur des Abendlandes, jüdischen Einfluß und Antisemitismus. Verlag libergraphix, Gröditz 2012, ISBN 978-3-95429-005-5
  • Kris Dietrich: Taboo Genocide: Holodomor 1933 & the Extermination of Ukraine, Xlibris, 2015, ISBN 978-1499056068 [1000 Seiten]
  • Stuart Kahan: Wolf des Kremls – Der Architekt der Angst

Quellen

Fußnoten

  1. Olga Prodan: Prominent Russians: Lazar Kaganovichrussiapedia.rt.com:

    „His family was Jewish“

  2. Portraitseite Lasar Moissejewitsch Kaganowitsch, Russia Today (russiapedia.rt.com), abgerufen am 1. September 2014
  3. ZEIT, 2. August 1991: Auch vor der eigenen Familie kannte Karaganowitschs Blutgehorsam gegenüber Stalin keine Grenzen. Auf Geheiß des Diktators trieb er seinen Bruder in den Selbstmord. Chruschtschow nannte ihn einen „Kettenschweinehund und Speichellecker“. Sein Neffe Stuart Kahan zeichnete Karaganowitschs Vita nach. Der Titel dieser Biographie: „Wolf des Kremls — Der Architekt der Angst“.
  4. Nach Stalins Tod wurde er aller Ämter enthoben, 1961 aus der Partei entfernt.
  5. Siehe Johannes Rogalla von Bieberstein: „Jüdischer Bolschewismus“ – Mythos und Realität (Ausgabe 2010), S. 50