Matthäus, Lothar
Lothar Herbert Matthäus ( 21. März 1961 in Erlangen) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler (Mittelfeldspieler, Libero) und –trainer. Neben Franz Beckenbauer ist er der wohl größte und erfolgreichste deutsche Fußballer. Sein Leben und seine Karriere nach seiner Spielerzeit stehen in deutlichem Gegensatz zu dem Ruf, den Matthäus als Fußballer weltweit genießt.[1]
Inhaltsverzeichnis
Jugend
Matthäus ist Einzelkind und stammt aus einer einfachen Arbeiterfamilie, seine Eltern Heinz und Katharina waren weitgehend mit dem Verdienen des Lebensunterhaltes beschäftigt.[2] Bereits frühzeitig entdeckte Matthäus seine Liebe zum Ballsport. Seinen Lederball, damals ein kleines Vermögen, nahm er mit ins Bett[3].
Beim 1. FC Herzogenaurach begann Matthäus als 9jähriger mit dem Fußballspielen. Nach Ende seiner Schulzeit, die er mit der mittleren Reife beendete, begann er eine Ausbildung zum Raumausstatter.[4] 1979 bestritt er das erste Spiel in einer DFB-Jugendauswahl (A-Jugend-Nationalspieler).[5]
Fußball-Bundesliga
Borussia Mönchengladbach
Mit 18 Jahren wurde Matthäus Spieler von Borussia Mönchengladbach; es sollte der erste von drei Vereinen werden, für die er während seiner seriösen Spielerkarriere spielen sollte;[6] am Ende seiner Karriere hatte Matthäus noch ein kurzes Gastspiel in Neu York, was mehr von finanziellem Interesse geprägt war. Unter dem Trainer Jupp Heynckes erhielt er einen Platz im zentralen Mittelfeld; es war die Position, die ihm später zu Weltruhm verhelfen sollte. Sein erstes Gehalt betrug nach eigenen Aussagen 2500 D-Mark brutto[7].
Bis 1984 spielte er am Niederrhein und wechselte dann zum FC Bayern München. Matthäus behauptete noch Jahre später, nicht wegen des Geldes nach München gegangen zu sein, da Jupp Heynckes ihn sogar teilweise aus eigener Tasche hatte bezahlen wollen [8]. Im letzten Spiel für Mönchengladbach tritt der sonst extrem sichere Elfmeterschütze Matthäus im DFB-Pokal-Endspiel 1984 gegen seinen neuen Arbeitgeber Bayern München an und verschießt, was ihm in Mönchengladbach den Ruf eines Verräters (Judas) einbrachte[9]. Die damalige Ablösesumme betrug zwischen 2,2 und 2,4 Millionen D-Mark.
Sonstiges
Matthäus war mit 2, 06 Promille in einen Autounfall verwickelt, wobei sein Mercedes einen Totalschaden erlitt. Er wurde zu 8 Monaten Führerscheinentzug und 13.000 D-Mark Geldstrafe verurteilt[10].
Vereinswechsel
FC Bayern München
In München wurde Matthäus zum damals bestbezahlten Fußballprofi der BRD. Der von Uli Hoeneß ausgearbeitete Vertrag wies rund 500.000 D-Mark Jahresgehalt, 200.000 D-Mark Werbeprämien sowie mögliche Punktprämien von rund 100.000 D-Mark aus. Eine Knebelklausel verpflichtete Matthäus zu einer Jahreszahlung von 50.000 D-Mark an den FC Bayern, sofern er den Wechsel verweigerte[11].
In München feierte Matthäus große fußballerische Erfolge. Er feierte bei seinem ersten Auftritt in München drei Meistertitel, einen DFB-Pokalsieg und gewann den DFB-Superpokal. Als entscheidender Antreiber im Mittelfeldspiel der Münchner hatte er an den Siegen der Bayern großen Anteil.
Inter Mailand
Im Frühjahr 1988 wurde sein Wechsel zum italienischen Edelverein Inter Mailand bekannt. Angesichts der Tatsache, daß die italienische Liga zur damaligen Zeit als die beste der Welt galt waren die rund 8,4 Millionen D-Mark Ablösezahlung für Matthäus der Ritterschlag in die Weltklasse der Fußballspieler. Im Gegensatz zu vielen anderen Ausländern zeigte Matthäus keinerlei Anpassungsschwierigkeiten an den defensiv ausgerichteten italienischen Fußball. Sein Trainer, Giovanni Trapattoni, der später als Bayern-Trainer aufgrund eines skurrilen Presseauftritts Kultstatus erlangen sollte, übergab Matthäus in Mailand die legendäre Trikotnummer 10, die traditionell großen Spielmachern vorbehalten ist. Matthäus wurde neben dem argentinischen Ausnahmefußballer Diego Maradona der stärkste Fußballer der Liga und gewann mit Inter Mailand nach 9 Jahren erstmals wieder die italienische Meisterschaft. Hinzu kamen die Siege im italienischen Superpokal und der Sieg des UEFA-Pokals 1991. Für die Fußballanhänger des Mailänder Vereins ist er “Matthäus der Große” ( Il Grande)[12]; er gilt bis heute als einer der größten Spieler von Inter Mailand.
1992 ging Matthäus für geschätzte 4,2 Millionen D-Mark zum FC Bayern München zurück, nachdem Mailand aufgrund einer Knieverletzung Matthäus eine Vertragsverlängerung verweigerte.
Rückkehr zum FC Bayern
Bis zum Jahr 2000 feierte Matthäus erneut große sportliche Erfolge mit dem FC Bayern. Er wurde 4 Mal BRD-Meister, DFB-Pokalsieger, gewann 3 Mal den DFB-Ligapokal und wurde 1996 UEFA-Pokal-Sieger.
Ausklang der Fußballerkarriere
Matthäus wechselte in die VSA zu den Neu York Metro Stars, wo er lediglich 16 Spiele absolvierte. Im Gedächtnis ist dieser Wechsel hauptsächlich durch eine peinliche Pressekonferenz von Lothar Matthäus geprägt, in der er seiner neuen Mannschaft mit unzureichenden englischen Sprachkenntnissen Glück wünschte ( I hope we have a little bit lucky).
BRD-Nationalmannschaft
Matthäus bestritt 5 große Turniere und errang dabei den Welt- und Europameistertitel. Seine absolute Weltklasse demonstrierte er bei der Fußballweltmeisterschaft 1990, als er der überragende Akteur des Turniers war.
Bereits 1980 war er Mitglied des Kaders der Europameistermannschaft. 1986 wurde ihm durch Franz Beckenbauer die Aufgabe zugeteilt, als defensiver Mittelfeldspieler Diego Maradona auszuschalten, was ihm weitgehend gelang.
Sein inniges Verhältnis zur Bild-Zeitung führte zur zeitweiligen Verbannung aus der BRD-Nationalmannschaft, als er 1996 dort interne Gespräche veröffentlichte. Bis heute ist Matthäus mit 150 BRD-Länderspielen Rekordspieler der BRD und dazu einer von 4 Ehrenspielführern.
Trainerstationen
Seine Karriere als Fußballtrainer war bereits nicht von Stabilität geprägt und steht in keinem Verhältnis zur Spielerlaufbahn. Er trainierte in Wien, Belgrad, Ungarn, Salzburg und Israel, wobei er einen Vertrag in Brasilien mit dem Verein Atletico Paranaense nicht einhielt. Insbesondere in Belgrad war seine Arbeit erfolgreich, da er den Verein in die UEFA-Champions-League führte. Als Nationaltrainer von Ungarn besiegte er mit seiner unterklassigen Mannschaft 2004 die BRD-Nationalmannschaft mit 2:0. Seine letzte Trainerstation war die des Nationaltrainers von Bulgarien. Von Seiten der Spieler, die mit ihm gearbeitet haben, sind keinerlei negative Stellungnahmen bekannt; sein ehemaliger Spieler Andreas Ivanschitz lobte im Gegenteil seine hohe Fachkompentenz und sein gutes Verhältnis zu den Spielern[13].
Der Absturz eines Weltstars
Seine unbestrittenen Qualitäten als Fußballer vermag Matthäus bis heute nicht in Anerkennung jenseits der Spielerkarriere zu transferieren.
2002 gab es Vorwürfe, Matthäus habe seine Spendenzusagen aus den Einnahmen aus seinem Abschiedsspiel im Mai 2000 nicht eingelöst. Es handelte sich um eine Summe von etwa 300.000 Euro. Matthäus verwies zur Begründung darauf, daß er Abrechnungen des FC Bayern München verspätet erhalten habe. Im Jahr 2003 verklagte er seinen Ex-Verein FC Bayern München wegen ausstehender Zahlungen, womit er das Münchner Machtkartell gegen sich aufbrachte. Die ihm zuvor angetragene Ehrenmitgliedschaft gab er ab.[14]
Im März 2003 schließlich spendete er das Geld an fünf Organisationen, im Juli einigte er sich mit den Bayern auf einen Vergleich.
Der umtriebige Manager des FC Bayern, Uli Hoeneß, prophezeite ihm, er könne noch nicht mal „Greenkeeper im neuen Stadion werden“.[15]
Der heutigen Generation ist er in erster Linie durch wechselnde Liebesbeziehungen zu wesentlich jüngeren (aus- und fremdländischen Frauen bekannt. Sein Privatleben inszenierte er zuletzt in VOX in der Serie „Lothar – Immer am Ball“, mit der er gängige Vorurteile widerlegen wollte, sie jedoch weitgehend bestärkte.
Sein peinlicher Auftritt bei dem arabischen Sender Al-Dschasira erlangte auf der Weltnetzplattform youtube weltweite Bekanntheit.
Nachdem ihm die Bild-Zeitung Liebeleien seiner Frau Liliana vorführte, legte er medienwirksam in einem Weltnetzvideo seinen Ehering ab.
Aktuell ist er bei Sky Sport Experte und führt dort das Abendspiel der Fußball Bundesliga.
Titel (Auswahl)
- Deutscher Meister: 1985, 1986, 1987, 1994, 1997, 1999, 2000
- Italienischer Meister: 1989
- DFB-Pokal-Sieger: 1986 und 1998
- DFB-Superpokal-Sieger: 1987
- DFB-Ligapokal-Sieger: 1997, 1998, 1999
- Italienischer Supercupsieger: 1989 mit Inter Mailand
- Sieger im UEFA-Pokal: 1991 mit Inter Mailand, 1996 mit dem FC Bayern München
- Weltmeister: 1990
- Vize-Weltmeister: 1982, 1986
- Europameister: 1980
Ehrungen (Auswahl)
- Europas Fußballer des Jahres
- Weltfußballer des Jahres (1990 (Ballon d´Or - inoffizieller Titel), 1991)
- Ehrenspielführer der BRD
- Bayerischer Verdienstorden
Familie
Matthäus war fünf Mal verheiratet und hat vier Kinder (Alisa, Viola, Loris).
Aus erster Ehe mit Silvia (von 1981 bis Dezember 1992) hat Matthäus zwei Töchter (Alisa, geb. 1986, und Viola, geb. 1988), die beide bei der Mutter leben. Von Januar 1994 bis Juli 1999 war Lothar Matthäus mit der Schweizer Fernsehmoderatorin Lolita Moreno verheiratet und hat mit ihr einen Sohn (Loris, geb. 1992). Im November 1995 trennte sich das Paar, und Lolita Moreno kehrte mit dem Kind in die Schweiz zurück. Einige Jahre existierte die Verbindung laut Matthäus als „eine Ehe auf Distanz, mit verschiedenen Wohnsitzen“[16] weiter, im Juli 1999 kam es dann aber doch zur Scheidung, nachdem einige Wochen zuvor das Verhältnis Matthäus' mit der 16 Jahre jüngeren Studentin Maren Müller-Wohlfahrt, Tochter des Bayern-Arztes und populären Sportmediziners Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, bekannt geworden war. Nach der Trennung 2001 wurde über zahlreiche Affären des Franken (u. a. mit Ulli Kläger aus München und einer minderjährigen Wienerin namens Giulia) spekuliert. Im November 2003 heiratete er in Belgrad Marijana Kostic, die Besitzerin eines Modesalons in Budapest, die drei Kinder in die Ehe brachte. Seinen Wohnsitz verlegte er 2004 nach Salzburg.[17]
Sonstiges
In seinem 2012 erschienenen Buch berichtet er von Bordellorgien der BRD-Nationalspieler, Intrigen und seinen Eindrücken vom professionellen Fußball. Er beschreibt sich selbst als gutmütig, naiv und gradlinig. Matthäus ist der einzige Weltfußballer der BRD und Mitglied der FIFA 100. Sein zeitweiliger Mitspieler Stefan Effenberg nannte Matthäus einen “Verpisser”, der sich stets von entscheidenden Situationen auf dem Spielfeld fernhielt[18]. Aktuell lebt Matthäus in Ofenpest.
Buch
- Martin Häusler: Ganz oder gar nicht: Autobiographie, Bastei Lübbe 2012, ISBN 9783785724675
Video
Lothar Matthäus bei der WM 1990
Verweis
- Das traurige Leben des Herrn Matthäus
- Weltnetzseite von Lothar Matthäus
- Der Star der WM 1990
- Spielerprofil von Lothar Matthäus