Khevenhüller, Ludwig Andreas von

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Ludwig Andreas Graf von Khevenhüller-Frankenburg, Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, Geheimer Rat, Vizepräsident des Hofkriegsrates, Kommandierender General in Slawonien und Syrmien und seit den 31. Mai 1737 Feldmarschall. Geboren zu Linz den 30. November 1683, gestorben in Wien am 20. Januar 1744.

Ludwig Andreas Khevenhüller Graf von Aichelburg auf Frankenburg (Lebensrune.png 30. November 1683 in Linz; Todesrune.png 26. Januar 1744 in Wien) war ein deutscher Offizier der Kaiserlichen Armee, zuletzt Feldmarschall, wenngleich er auch als königlich ungarischer Generalfeldmarschall geführt wird.

Werdegang

Ludwigs Vater, der kaiserliche Kämmerer Franz Christoph Graf Khevenhüller zu Frankenburg (1634–1684)
Feldmarschall Ludwig Andreas Graf von Khevenhüller-Frankenburg, Graf Thürheim.jpg
K.s militärische Laufbahn begann während des Spanischen Erbfolgekrieges in Italien, wo er 1702 als Rittmeister in das Kürassierregiment Visconti eintrat. Prinz Eugen von Savoyen führte den Oberbefehl. Bedeutsam wurde für K. der Türkenkrieg 1716–18, in dem sich der junge Oberst [Anm.: seit 1713] als Generaladjutant des Prinzen Eugen so auszeichnete, daß dieser ihn mit der Kunde vom Siege bei Peterwardein am 5.7.1716 an den kaiserlichen Hof nach Wien sandte. 1723 wurde er Generalmajor [Anm.: General-Feldwachtmeister am 25. Oktober 1723], 1726 Inhaber des Dragonerregiments Schönborn. Für dieses Regiment schrieb er ein Reglement, die „Observationspunkte“. 1733 [Anm.: 14. November 1733] wurde er Feldmarschalleutnant und Kommandant der Stadt Esseg und des Königreich Slavonien. Im Polnischen Thronfolgekrieg (1733–35) befehligte er als General der Kavallerie [Anm.: seit dem 30. April 1735] die österreichischen Streitkräfte in Italien, nachdem Feldmarschall Lothar Joseph Graf Königsegg die kleine und schlecht versorgte österreichische Armee in die Tiroler Berge gerettet hatte. K. schlug sein Hauptquartier in Ala auf und gedachte alsbald in das Gebiet von Vicenza vorzubrechen. Seiner Tatkraft setzten die Friedenspräliminarien Anfang Oktober 1735 ein Ende. Betrüblich wurde für K. der nutz- und zwecklos von Karl VI. im Bunde mit Rußland geführte Türkenkrieg 1736–39, für dessen vollkommenes Mißlingen er, der selbst eine Schlappe vor Widdin erlitt, den Oberbefehlshaber Friedrich Heinrich Graf Seckendorff verantwortlich machte. Den Höhepunkt seiner Laufbahn erreichte K. im Dienste Maria Theresias. Als Bayern und Franzosen 1741 in die Erblande eingerückt waren, ernannte sie K. zum Oberbefehlshaber der Armee. Glänzend rechtfertigte er das Vertrauen der Fürstin. Er setzte zunächst Wien in Verteidigungszustand, vertrieb die Feinde aus Oberösterreich und stieß bis München vor an dem Tage, an dem Kurfürst Karl Albrecht in Frankfurt zum Kaiser gekrönt wurde. K.s Siegeszug wurde dadurch gehemmt, daß er Truppen an Karl von Lothringen nach Böhmen abgeben mußte. Es gelang ihm aber, Bayern ein zweites Mal zu besetzen und bis an den Rhein vorzustoßen; als siegreicher Feldherr kehrte er nach Wien zurück und wurde am 6.1.1744 mit dem Orden des Goldenen Vlieses ausgezeichnet. Kurz darauf erkrankte er schwer und starb binnen weniger Wochen.[1][2]

Zur Charakteristik

Alle Zeugnisse seiner Zeitgenossen stimmen darin überein, daß Kh. ebenso als Feldherr wie als Mensch überhaupt im hohen Grade achtungswerth war. Die Soldaten liebten ihn wie ihren Vater und hatten blindes Vertrauen auf seine Verfügungen, hatte er sie ja doch – sein Grabstein spricht es deutlich aus: „nullo unquam proelio victus“ – immer nur zum Siege geführt. Er war, um sich eines uns noch nahe genug liegenden Vergleiches zu bedienen, der Radetzky seiner Zeit. Sein Antheil an den Reformen der kaiserlichen Armee, an der Steigerung ihrer Schlagfertigkeit, ist merkwürdiger Weise noch gar nicht gewürdigt worden und verdiente wahrhaftig einer eingehenden Darstellung, die uns in Kh. den wahren Schüler eines Eugen und Montecuccoli erkennen ließe. Die Soldaten nannten ihn auch ihren zweiten Eugen, und französische Berichte jener Zeit melden von seinen Kriegern: „Qu’ayant Khevenhiller à leur tête, il n’y avait point de danger, qu’ils l’affrontassent“. Als Feldherr überlegte er seine Pläne mit Vorbedacht und stellte die Combinationen für jedweden Ausgang, daher auch das unerschütterliche Vertrauen der Untergebenen auf seine Anordnungen. „Il était“, heißt es im Mercure hist. et polit. de l’an 1744 mois février „tellement méthodique dans l’execution des mésures, qu’il avait concertées, qu’il prevoit ordinairement par les prémiers succès les avantages qui devoient en résulter.“ Nicht geringer wie als Held bot er als Mensch ein nachahrnenswerthes Beispiel. Seine Gerechtigkeit und Uneigennützigkeit lebten in Aller Munde. So konnte er denn auch wenige Stunden vor seinem Hinscheiden ausrufen: „Zwei Sachen trösten mich in meinem Tode: daß ich keinen ungerechten Heller weder zum Nachtheile meines Nächsten jemals genommen und daß ich Keinen aus Neigung oder Mißgunst jemals belohnt oder bestrafet habe“. Maria Theresia aber, als sie die Trauerbotschaft von des Grafen Hinscheiden erhielt, rief im Schmerze aus: „Ich verliere einen getreuen Diener und einen Beschützer, den nur Gott belohnen kann!“[3]

Familie

Ludwig Andreas war der Sohn des kaiserlichen Kämmerers und Oberstjägermeisters Franz Christoph Graf Khevenhüller zu Frankenburg (1634–1684) und dessen Frau Ernestine, geb. Gräfin Montecuccoli, verwitwete Gräfin von Weissenwolff. Sein Bruder war Franz Ferdinand Anton Graf Khevenhüller zu Frankenburg (1682-1746), er hatte aber auch mehrere Halbgeschwister.

Gräfin Montecuccoli (Mutter)

Ernestine Faustina Barbara Gräfin von Montecuccoli (1663–1701) war die Tochter von Raimondo Fürst von Montecuccoli, Herzog von Melfi (1609-1680) und der Maria Margarethe Josepha, geb. Gräfin von Dietrichstein zu Nikolsburg (1637–1676). Ernestine, die schließlich Mutter von insgesamt sechs Kindern werden sollte, heiratete am 23. Januar 1678 in Wien Michael Wenzel Ungnad Reichsgraf von Weissenwolff (Lebensrune.png 14. September 1658 in Wien). Am 27. November 1678 wurde die Tochter Maria Theresia Ungnad Reichsgräfin von Weissenwolff in Prag geboren (Todesrune.png April 1741).

Ihr Vater Michael duellierte sich am 10. Februar 1679 mit dem siebenundzwanzig Jahre älteren Lobgott Graf von Kuefstein. Offenbar waren Lobgott Graf Kuefstein und der junge Reichsgraf Weissenwolff zu Jahresbeginn 1679 in Streit geraten, wobei die Familien grundsätzlich befreundet waren. Michaels Vater, Landeshauptmann Helmhard Christoph (1634–1702), war noch am 10. Januar 1678, eine Woche vor Michaels Wiener Hochzeit, Trauzeuge bei der Hochzeit von Lobgott Graf Kuefsteins Tochter in der Linzer Stadtpfarrkirche. Der junge Michael verstarb am 23. März 1679 mit nur 21 Jahren auf Schloß Ennsegg. Noch heute wird gerätselt, ob an Verletzungen des Duells oder an der Pest.[4]

In zweiter Ehe heiratete Ernestine dann im Februar 1680 Franz Christoph Graf Khevenhüller zu Frankenburg, der jedoch am 11. September 1684 verstarb. Aus dieser Ehe stammen drei Söhne, darunter Franz Ferdinand Anton und Ludwig Andreas. Am 15. Januar 1688 heiratete sie dann den 61jährigen Wolfgang Andreas Graf Ursin von Rosenberg (1626–1695), aus dieser Ehe Stammen die Kinder Margarethe Maria Antonia (1690–1715) und Philipp Joseph (1691–1765).

Ehe

Oberst Graf von Khevenhüller heiratete am 28. September 1718 seine Verlobte Philippina Maria Anna Josepha Gräfin von Lamberg (1695–1762). Aus der Ehe ist Tochter Maria Antonia Josepha (1726–1746) etsprossen, die am 17. Februar 1743 in Wien Leopold Karl Joseph Graf zu Windisch-Graetz (1718–1746) heiratete. Ihr gemeinsames Kind war Joseph Ludwig Nikolaus Anton de Paula Johannes Nepomuk Adam Graf zu Windisch-Graetz, Freiherr von Waldstein und Thal (1744–1802).

Ehrungen (Auszug)

  • 1863 wurde durch die kaiserliche Entschließung von Franz Joseph I. vom 28. Februar 1863 Graf von Khevenhüller in die Liste der „berühmtesten, zur immerwährenden Nacheiferung würdiger Kriegsfürsten und Feldherren Österreichs“ aufgenommen, zu deren Ehren und Andenken auch eine lebensgroße Statue in der Feldherrenhalle des damals neu errichteten k.k. Hofwaffenmuseums (heute: Heeresgeschichtliches Museum Wien) errichtet wurde. Die Statue wurde 1866 vom Bildhauer Waldemar Schützinger aus Carrara-Marmor geschaffen, gewidmet wurde sie von der Familie Khevenhüller.
  • 1876 wurde in Linz eine Straße nach Khevenhüller benannt, der am 24. Jänner 1742 Linz erobert hatte.
  • 1888 wurde Khevenhüller als Namensgeber für das k.u.k. Infanterieregiment Nr. 7 bestimmt.
  • 1963 wurde die Bundesheer-Kaserne in Klagenfurt-Lendorf nach ihm benannt und das dort stationierte Jägerbataillon 25 beruft sich auf die Tradition dieses Regiments.
  • Der 7er-Regimentsmarsch „Khevenhüller-Marsch“ wurde von Anton Fridrich komponiert.
  • 1997 wurde das Gymnasium in der Linzer Khevenhüllerstraße in „Khevenhüller Gymnasium“ umbenannt.

Weitere

  • Reiterstandbild als Teil des Maria-Theresia-Denkmals zwischen Kunsthistorischem Museum und Naturhistorischem Museum in Wien
  • Standbild im Heeresgeschichtlichen Museum

Schriften (Auswahl)

  • Des G. F. M. Grafen von Khevenhüller Observationspunkte für sein Dragoner-Regiment (1734 und 1748)
  • Kurzer Begriff aller militärischen Operationen (Wien 1756; Französisch als Maximes de guerre, Paris 1771)

Bildergalerie

Literatur

  • Biographie in: Biographien K.K. Heerführer und Generale (1888), S. 33ff. (PDF-Datei)
  • Joseph Andreas Graf Thürheim: Feldmarschall Ludwig Andreas Graf von Khevenhüller-Frankenburg seiner großen Herrscherin treuer Vasall und Beschützer. Eine Lebensskizze. (1878) (PDF-Datei)
  • Geschichte und Thaten des jüngstverstorbenen grossen Kriegs-Helden, Ludwig Andreas des Heil. Röm. Reichs Grafen v. Khevenhüller. Unpartheyisch entworffen und mit einigen Anmerckungen erläutert, deme noch eine richtige Stamm-Tafel des Hoch-Gräfl. Khevenhüllerischen Hauses beygefüget ist. Die andere verb. u. vermehrte Aufl., Breßlau; Leipzig, 1744 (Netzbuch)

Fußnoten

  1. Khevenhüller, Ludwig Andreas Graf von K.-Frankenburg, Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 571-572
  2. Ludwig Andreas Khevenhüller Graf von Aichelburg auf Frankenburg, in: Biographen k.k. Heerführer und Generale, Wien 1888, S. 31–38
  3. Khevenhüller, Ludwig Andreas Graf, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich (BLKÖ)
  4. Barbara Albrecht: Michael Wenzel Weissenwolff, 30. September 2017