Schlacht von Peterwardein

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Die Schlacht von Peterwardein ereignete sich am 5. August 1716 während des Ersten Türkenkrieges Karls VI. (auch bekannt als Venezianisch-Österreichischer Türkenkrieg oder 6. Österreichischer Türkenkrieg). Die beteiligten gegnerischen Kriegsparteien waren die Kaiserliche Armee des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation unter Prinz Eugen von Savoyen und die doppelt so große Osmanische Armee bei Peterwardein[1]. Weil er sich hervorragend bewährt hatte, erhielt Oberst Ludwig Andreas Graf von Khevenhüller den Auftrag, nach Wien zu reiten und dem römisch-deutschen Kaiser vom Sieg zu berichten, was am 8. August 1716 geschah.

Geschichte

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Schlacht von Peterwardein, Schlachtszene, Gemälde von Jan von Huchtenburg.jpg

250 Jahre lang beherrschten die Türken fast den gesamten Balkan und bedrohten somit die Grenzen des Reiches. Erst Ende des 17. Jahrhunderts setzte eine europäische Gegenbewegung ein, die den Invasoren aus dem Orient unter anderem Ungarn entriß, um den südöstlichen Teil des Abendlandes wieder zu befreien.

Im Spanischen Erbfolgekrieg hatte Prinz Eugen von Savoyen das Heer des deutschen Kaisers befehligt und fügte den Franzosen empfindliche Niederlagen in den Schlachten bei Höchstädt 1704 sowie bei Oudenaarde und Malplaquet 1708/09 zu. Nach dem Friedensschluß wollte Prinz Eugen eigentlich den verdienten Ruhestand in seinem prächtigen Wiener Belvedere-Palast genießen, als im April 1716 – trotz des Friedens von Karlowitz aus dem Jahre 1699 – die erneute osmanische Bedrohung erfolgte. Immer wieder kam es zu räuberischen Einfällen der Osmanen- und Tatarenhorden in die aufblühenden Gemeinden und fruchtbaren Gebiete an der Donau und an der Theiß. Wie eine fortwährende Drohung für die abendländische Kultur standen die Türken der teilweise offenen Südostgrenze des Ersten Reiches gegenüber. Die Grenzen liefen entlang der Wasserlinien von Donau, Theiss und Maros und waren durch die Festungen von Peterwardein, Szegedin und Arad gesichert. Die allgemeine Kriegsabsicht von Eugen von Savoyen lag darin, daß Banat, den letzten Rest der Türkenherrschaft in Ungarn, wieder zu erlangen und die kaiserliche Macht weiter nach Serbien und Bosnien zu erweitern.

Ohne Kriegserklärung wälzte sich eine türkische Soldatenflut donauaufwärts, insgesamt an die 200.000 Mann (mindestens 150.000 von ihnen sollten später an der Schlacht teilnehmen), angeführt vom Großwesir Damad Ali. Ihr Ziel war Peterwardein, das „Gibraltar an der Donau“. Die Regimenter der Kaiserlichen Armee waren noch im Frühjahr 1716 in verschiedenen Ländern verteilt und vom Kriegsschauplatz weit entfernt, so daß eine Verlegung der Truppen erst im Juni 1716 erfolgen konnte. Am 2. Juli 1716 verließ Prinz Eugen auf 16 Schiffen, begleitet von den Segenswünschen des Kaisers und der ganzen Bevölkerung, mit mehreren Generälen die Reichsstadt Wien. Am 9. Juli kam er in Futak an. Es kam zu Verzögerungen beim Aufmarsch der Truppen, die Donauflottille, ein wesentlicher Teil der Armee, fehlte noch vollständig. Auch die Finanzierung dieses Feldzuges bereitete noch Schwierigkeiten. Die Kriegskasse des Kaisers war, auch wegen der vor kurzem beendeten Kriege mit Frankreich, leer.

Am 27. Juli 1716 standen die Türken nur mehr drei Tagesmärsche entfernt von Peterwardein. Nur noch durch die Donau getrennt von der, bei Batsch, Futok und der Römerschanze, versammelten kaiserlichen Armee. Der Prinz verlegte sein Hauptquatier nach Raizenstadt (Neusatz) und am 2. August nach Peterwardein.

Unter dem Kommando von General der Kavallerie Franz Freiherr von Falkenstein ( Herbst 1716 vor Temesvár), dem Feldmarschall-Leutnant Conde de Ahumada und Feldmarschall-Leutnant Karl Freiherr Hochberg von Hennerstorff ( Herbst 1716 vor Temesvár) rückten die Truppen am 29. Juli 1716 von Batsch über Futag (heute Futog) nach Peterwardein vor. Das kaiserliche Heer bestand nun insgesamt aus 67 Bataillonen und 218 Eskadronen. Dazu kamen noch 18 Bataillone aus den Festungen des damaligen Ungarn. Zusammen also 60.000 bis 70.000 Soldaten. Die türkische Streitmacht war doppelt so groß.

Reitergefecht bei Karlowitz

„Der Anmarsch der Türken verstärkte sich. Eine Vorhut von ca. 4000 Osmanen zerstörte Niederlassungen und plünderten die zur Festung gehörenden Bauernhöfe aus. Die Aussendung von Streifen ergaben nur unsichere Nachrichten über Stärken und Absichten des Feindes. Unklar blieb auch das eigentliche Ziel des Grossvesiers der Türkenarmee, ob er Peterwardein angreifen oder mit seiner Armee auf die andere Seite der Donau wechseln, wollte. Zur Klärung wurde ein starkes Streifenkommando unter dem Feldmarschall Graf Palffy zusammengestellt, um die Lage auskundschaften. Mit 3000 Reitern setzte er sich am 2. August in Bewegung. Die Absicht war, vor allem den etwa 5 Kilometer südlich von Karlowitz ziehenden Bergrücken in der Fruska Gora zu erreichen. Er hoffte von dort eine genügend gute Aussicht zu haben, um sich über die Stärke und Ausrüstung des türkischen Heeres informieren zu können.
Er befand sich mit seinem Streifenkommando in der Nähe von Karlowitz als unerwartet türkische Reitermassen, mehr als 10000 Pferde, vor ihnen auftauchten. Ein Kampf war unvermeidlich. Es kam zu einem schweren Gefecht in dessen Verlauf die kaiserlichen Reiter in große Gefahr gerieten. Vier Stunden dauerte das Gefecht, wobei die kaiserlichen Reiter, trotz der Übermacht, tapfer standhielten. Der Rückzug wurde durch das bergige Gelände stark erschwert, die Türken folgten ihnen bis vor die Festung, wo sie durch die Infanterie aber auf respektvoller Entfernung gehalten wurden. Dieses Gefecht kostet 700 Soldaten das Leben, 392 Pferde wurden getötet und 297 verletzt. Eines hatte sich jedoch bestätigt, daß die Türken mit der Hauptmacht nach Peterwardein vorrückten. [...]
Die Türken lagerten am 3. August nur 3 Kilometer von der Festung, nordwestlich von Karlowitz. Der Grossvezier schickte einen Parlamentär in die Festung mit einer schriftlichen Aufforderung die Festung Peterwardein kampflos zu übergeben. Eine Rückantwort bekam er von Eugen nur mündlich ‚der Grossvezier möge thun, was er wolle und könne, an einer Entgegnung zur rechten Zeit werde es nicht fehlen.‘ Die Türken (Janitscharen) begannen Laufgräben, vor allem in der Nacht, auszuheben und näherten sich so bis auf 50 Schritte den Verteidigungslinien. Die schwere Artillerie des Großveziers beschoß mit einzelnen vorgezogen Batterien die Retranchements. Prinz Eugen ordnete an, das Feuer nur durch wenige Kanonenschüsse zu beantworten. Von 150000 Türken halbkreisförmig eingeschlossen war es jedoch keineswegs seine Absicht den Angriff in dem engen Raum vor der Festung abzuwarten. Am 4. August stand die Kavallerie und Teile der Infanterie noch am anderen Donau-Ufer. Um seine Angriffspläne nicht zu verraten, wollte er die Kavallerie nicht zu frühzeitig in den ungedeckten Bereich der Festung holen. Am Nachmittag wurde der Angriffsplan für die Infanterie, Kavallerie und Artillerie festgelegt. Am Morgen des 5. August sollte der Angriff erfolgen.“[2]

Die Schlacht

Bei Peterwardein in nächster Nähe von Neusatz (damals Raizenstadt) kam es dann zur Schlacht, den ersten Angriff führte Ober-Feldzeugmeister Karl Alexander (später Herzog und Reichsgeneralfeldmarschall) mit seinem württembergischen Regiment, an seiner Seite seine Brüder Generalfeldmarschalllieutenant Heinrich Friedrich von Württemberg-Winnental und Friedrich Ludwig von Württemberg-Winnental (später Generalfeldzeugmeister der Kaiserlichen Armee).

Im Gegensatz zu den meisten Heerführern seiner Zeit hielt Prinz Eugen sich meist nicht auf einem Feldherrenhügel weitab vom Schuß auf, sondern gab durch persönliche Tapferkeit seinen Soldaten ein Vorbild. Ein Teilnehmer der Schlacht schrieb später:

„Der Prinz hat sich ungemein exponiert [...] und war in der größten Gefahr, von den Türken niedergesäbelt oder gefangen zu werden.“

Der Großwesir hatte während der ganzen Schlacht die Fahne des Propheten gehalten, bis zum Zeitpunkt, als seine Getreuen in rasender Flucht das Lager verließen und nur mehr ein paar Edelleute bei ihm ausharrten, er ließ alle Gefangenen, die teilweise tagelang mit Fesseln an Hals und Füßen ausharren mußten, bestialisch ermorden (als sich Prinz Eugen dem Zelt des Großveziers näherte, bot sich ein erschütternder Anblick dar. Neben dem Zelte fanden sie zahlreiche Köpfe). Eine Kugel traf den Osmanen-Führer, der sich zum Endkampf gestellt hatte, ihn in den Kopf und tötete ihn. Um 12 Uhr Mittags war der Kampf zu Ende. Dabei siegten die deutschen Truppen – vorwiegend des Erzherzogtums Österreich und des Herzogtums Württemberg –, unterstützt von Ungarn, kroatischen Grenzsoldaten und serbischen Garnisonstruppen, unter dem kaiserlichen Feldherr Reichsgeneralfeldmarschall Eugen Franz, Prinz von Savoyen-Carignan auf der Wahlstatt gegen die fremdrassigen Invasoren unter Großwesir Damad Ali. Ungarn, das von der moslemischen Festung im Süden bedroht wurde, konnte endgültig von der türkischen Herrschaft befreit werden.

„Im Frieden zu Poscharewatz (21. Juli 1718) verblieb die Stadt dem Kaiser. Berühmt ist Peterwardein durch den Sieg des Prinzen Eugen von Savoyen 5. Aug. 1716 über die Türken, an den ein 1902 auf dem Schlachtfeld errichtetes 6 m hohes Kreuz erinnert.“Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1908

Erst die Eroberung der Festung Temesvár im Herbst 1716 und der Sieg bei der Schlacht um Belgrad am 16. August 1717 konnten die endgültige Entscheidung bringen. Nach ihrer Niederlage zogen sich die Türken aus Siebenbürgen und Oberungarn zurück. Der folgende Friede von Passarowitz beendete die Balkankriege für die nächsten zwei Jahrzehnte.

Truppenstärke

Osmanisches Prunkzelt als Beute der Schlacht von Peterwardein 1716, zu sehen in der Dauerausstellung des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums. Darüber hinaus wurden auch Ketten mit integrierten Halseisen in der Schlacht erbeutet, welche gegenüber dem Prunkzelt zu sehen sind. Mit Ketten dieser Art verschleppten die Osmanen Kriegsgefangene wie auch Zivilisten in die Sklaverei. An einer der Ketten fand man nach der Schlacht – nahe dem Zelt des Großwesirs – den enthaupteten Leichnam des erst wenige Tage vorher in türkische Gefangenschaft geratenen Feldmarschall-Leutnants Graf von Breuner.

Kaiserliche Armee

  • 60.000[3] bis 70.000, ggf. 80.000 Mann, darunter die überlegene schwere Reiterei

Osmanische Armee

  • 150.000 Mann, mindestens 10.000 zu Pferde (die an dem Reitergefecht bei Karlowitz teilnahmen), dazu kamen noch gut 1.000 Kurac Reiter (Kavallerie)

Verluste

Kaiserliche Armee

  • 2.122 Gefallene, darunter auch fünf Generäle[4] (vor Temesvár weitere zwei, vor Belgrad weitere sieben):
    • Feldmarschall-Leutnant Seyfried Christof Graf von Breuner[5] (Lebensrune.png 5. Oktober 1670; beim Reitergefecht vor Karlowitz/Carlowitz gefangengenommen und am 5. August durch Enthauptung ermordet)
    • Feldmarschall-Leutnant Ernst Philipp von der Lancken
    • Feldmarschall-Leutnant Johann Hannibal Freiherr von Wellenstein
    • General-Feld-Wachtmeister Bertram Adolf Graf von Hoensbroek-Gehlen
    • General-Feld-Wachtmeister Helmard Freiherr von Schilling
  • 2.357 Verwundete, darunter 206 Offiziere
  • 1.574 Pferde

Osmanische Armee

  • 30.000 Gefallene
  • Anzahl der Verwundeten unbekannt
  • 140 erbetete Kanonen

Fußnoten

  1. Die einstige königliche Freistadt Peterwardein ist seit 1928 ein Bestandteil der Stadt Neusatz an der Donau bzw. Novi-Sad in Serbien.
  2. Prinz Eugen von Savoyen – Die Schlachten bei Peterwardein, Temesvár und Belgrad 1716-1717
  3. A Global Chronology of Conflict: From the Ancient World to the Modern Middle East, Vol. II, ed. Spencer C. Tucker, Verlag ABC-CLIO, 2010, Seite 721
  4. Gaston Bodart: Militär-historisches Kriegs-Lexikon (1618–1905), Wien und Leipzig 1908, Seite 901
  5. Er wird teilweise auch als Wenzel Siegfried Graf von Breuner geführt; dem bekannten Dichter Johann Nepomuk Vogl bot Graf von Breuners tragisches Ende den Stoff zu der Ballade: „Die Breuner-Eiche bei Peterwardein“, da nach anderer Version der Graf, an eine Eiche gefesselt, mit Pfeilen zu Tode geschossen wurde.