Ludwig III. (Bayern)

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Reichsfürst König Ludwig von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern, Franken, Schwaben usw.; Mit seiner Absetzung 1918 endete die 738 Jahre währende Herrschaft der Wittelsbacher Dynastie.

Ludwig III. (Lebensrune.png 7. Januar 1845 in München; Todesrune.png 18. Oktober 1921 auf Schloß Sarvar bei Rotenturm an der Raab) war ein deutscher Fürst und von 1913 bis 1918 der letzte König von Bayern. Er war als Generalfeldmarschall der Bayerischen Armee im Ersten Weltkrieg Befehlshaber des Ersatzheeres in Bayern sowie ab 1915 auch Generalfeldmarschall der Preußischen Armee.

Werdegang

König Ludwig III. und sein Sohn sowie Ordonnanzoffizier Kronprinz Rupprecht von Bayern
König Ludwig (III.) von Bayern in Felduniform
König Ludwig von Bayern empfängt General der Kavallerie von Böhm-Ermolli von der k. u. k. Armee anläßlich der Verleihung des Großkreuzes des Königlich Bayerischen Militärverdienstordens mit Schwertern im Sommer 1915.
L. hatte als Neffe von Kg. Max II. in der Jugend kaum Aussicht auf den Thron. Er verlebte die Kinderzeit mit seinen Vettern in Schloß Nymphenburg und erhielt eine harte Erziehung besonders durch den romtreuen Geistlichen Karl Rinecker. Seine Anwartschaft auf den griech. Thron entfiel 1862.|1864-65 hörte er an der Univ. München Vorlesungen über Philosophie, Geschichte, Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft und Kunstgeschichte. Der Oberleutnant im Inf.-Leibregiment wurde 1866 [Anm.: im Deutschen Bruderkrieg] als Ordonnanzoffizier seines Vaters im Gefecht von Helmstedt schwer verwundet. Seit 1868 war L. Ehrenpräsident des Zentralkomitees des Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern. Als Reichsratsmitglied sprach er sich, obwohl seit kurzem mit einer Habsburgerin verehelicht, am 30.12.1870 für die bayer. Annahme der Versailler Bundesverträge[1] aus. Bei der ersten Reichstagswahl 1871 kandidierte er im Wahlkreis München II erfolglos für die kath.-konservative Patriotenpartei (die spätere Zentrumspartei). L.s Sommersitz war zunächst Luitpolds Villa Amsee in Lindau; 1875 kaufte er als Privatschloß das Hofgut Leutstetten am Starnberger See. Kg. Ludwig II. und L. standen sich kritisch gegenüber. Die Tragödie Ludwigs II. und die Regierungsunfähigkeit Kg. Ottos I. eröffneten ihm 1886 die Aussicht auf die Erbfolge im Regentenamt, auf das er jedoch bis ins hohe Alter warten mußte. Außer für praktische Landwirtschaft interessierte sich Prinz L. lebhaft für Tiermedizin, Technik und den Ausbau der bayer. Wasserkraftwerke. Auf seine Anregung hin wurde 1891 der Bayer. Kanalverein für den Ausbau des Rhein-Main-Donau-Kanals gegründet. Politisch galt er als Förderer der Zentrumspartei und der Landtags- und Wählerrechte sowie als Vertreter einer strikt bundesstaatlichen Auslegung der Reichsverfassung. Dies kam 1896 durch den sogen. Moskauer Vorfall zum öffentlichen Ausdruck, als L. Mitglied der deutschen Prinzendelegation zur Krönung von Zar Nikolaus II. war: Als der dortige deutsche Verein Prinz Heinrich von Preußen und dessen „Gefolge“ begrüßte, verwahrte sich L., die deutschen Fürsten seien „nicht Vasallen, sondern Verbündete des deutschen Kaisers“. 1906 setzte er sich im bayer. Reichsrat nachdrücklich für die Einführung des direkten relativen Mehrheitswahlrechts des Reiches auch in Bayern ein; im Reichstag rühmte ihn August Bebel dafür als besten Volkskaiser für den irrealen Fall demokratischer Kaiserwahl. Nach 1900 immer häufiger Repräsentationsvertreter seines Vaters, wurde L. im Dez. 1912 dessen Nachfolger als Prinzregent. Die auf die Mehrheitsfraktion des Zentrums gestützte Regierung Hertling betrieb alsbald die Umwandlung der Regentschaft in ein Königtum L.s noch zu Lebzeiten Kg. Ottos. Gründe der bundesstaatlichen Repräsentation, aber auch des finanziellen Bedarfs des Regenten führten schließlich zur Überwindung der Verfassungsbedenken. Nach Zustimmung beider Kammern teilte L. am 5.11.1913 dem Landtag die Beendigung der Regentschaft und seine Proklamation zum König mit. Dieser Schritt stellte eine bedenkliche Aushöhlung des monarchischen Prinzips dar. – Als König verhielt sich L. verfassungskonform; die Einschränkung der sozialdemokratischen Gewerkschaften bei den Staatseisenbahnen billigte er auch aus militärischer Sicht. Ob er „freiwillig auf dem Wege zum Volkskönigtum“ (A. Kraus) war, ist umstritten. Als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundesrats blieb der König angesichts der Ausweitung des österr.-serbischen Konflikts zum Weltkrieg untätig, wobei natürlich auch seine engen Verwandtschaftsbeziehungen zum Haus Habsburg mitspielten. Durch den Kriegsausbruch blieb er bezüglich der bayer. Armee als Generalfeldmarschall nur Befehlshaber des Ersatzheeres in Bayern. Er wurde 1915 auch preuß. Generalfeldmarschall, hatte sich aber auf Besuche bei Truppen und Rüstungsbetrieben zu beschränken. In optimistischer Einschätzung der Kriegslage erstrebte er (da Baden die rechtsrhein. Kurpfalz nicht tauschen wollte) mit Hartnäckigkeit eine Vergrößerung der bayer. Pfalz um das Elsaß, wenigstens um das Unterelsaß mit Straßburg. Preußens Westansprüche wollte er auf Annexion Belgiens umlenken; in seiner unbedachten Rede bei der Generalversammlung des Kanalvereins 1915 wünschte er sogar einen deutschen „direkten Ausgang vom Rhein zum Meer“. In der Kanzlerkrise von 1917 ließ L. sich für eine offene Unterstützung der Vaterlandspartei gewinnen, was ihm zunehmend den Ruf der Preußenhörigkeit zuzog. Mit der Einsetzung seines Chefs des Kabinetts v. Dandl als Nachfolger Hertlings machte er einen vorsichtigen Hofbeamten zum leitenden Staatsmann. Auch im Okt. 1918 konnte er sich nicht entschließen, als zweiter Reichsfürst Wilhelm II. die Abdankung als Kaiser nahezulegen, der ihn offenbar grundlos ob eigenen Strebens nach der Kaiserkrone für Wittelsbach beargwöhnte. Der Kriegsaustritt Kaiser Karls I. brachte L. in den vollen Zielkonflikt zwischen Reichstreue und der (unsicheren) Möglichkeit, die bayer. Monarchie zu retten durch sofortigen Einzelschritt zur Kampfeinstellung. Er scheute den Verdacht des Verrats und verzichtete auch darauf, die Rückberufung des Heeresgruppenführers Kronprinz Rupprecht von der West- an die neue Alpen-Südfront durchzusetzen. Nur geheim im bayer. Staatsrat bezichtigte er Preußen der Verantwortung für den Kriegsausgang. Hingegen verkündete er am 2.11. die Einführung des parlamentarischen Regierungssystems in Bayern und die rasche Einsetzung einer Staatsregierung mit Beteiligung der MSPD. Der Münchener Umsturz und der Kriegsaustritt unter Kurt Eisner vom 7./8.11. kamen dem knapp zuvor und veranlaßten L. zur überstürzten Flucht mit seiner Familie nach dem 1914 geerbten Privatschloß Wildenwart am Chiemsee, um nicht zu Abdankung oder Reichsabfall erpreßt zu werden. Von dort floh er weiter ins Ausland, nach Schloß Anif bei Salzburg, wo er am 13. zwar nicht abdankte, jedoch Beamte, Offiziere und Soldaten vom Treueid entband. Die Regierung des „Volksstaates“ erlaubte ihm die Rückkehr nach Wildenwart und überwies ihm auch Geldmittel. Der Räteumsturz vom April 1919 veranlaßte L., inzwischen Witwer, erneut zur Flucht außer Landes, nach Liechtenstein und schließlich zum Bischof von Chur nach Zizers in die Schweiz. 1920 nach Wildenwart zurückgekehrt, starb er im folgenden Jahr auf dem ungar. Erbgut der Königin. Die Beisetzung des Königspaares in München wurde zu einer großen Treuekundgebung für die bayer. Monarchie, ohne daß ein tatsächlicher Schritt zur Thronerhebung Kronprinz Rupprechts erfolgte. Die rechtliche Vermögensauseinandersetzung des Freistaats mit dem Königshaus kam erst 1923 zum Abschluß. Der letzte bayer. König verfügte über hohes Pflichtgefühl und zeitgemäßen Sinn für Modernisierung. Sein Interesse an den schönen Künsten war vergleichsweise gering. Sein eigener Lebensstil war – abgesehen von den offiziellen höfischen Formen – eher bürgerlich-großbäuerlich, mit Vorliebe für Kegel-Bierabende, Jagd und Pferdezucht. Den Sohn Rupprecht ließ er als ersten Erbprinzen ein Münchener Gymnasium absolvieren. Wirklich populär war L. indessen nie. Sein volkstümlicher Spitzname „Millibauer“ enthielt im Krieg auch Kritik aus der Sicht der hungernden Stadtbevölkerung. Im Familienleben war L. „wohl der sittenstrengste unter den bayer. Königen“ (H. Rall). Als Mitglied der Corpus-Christi-Bruderschaft München hatte er 1885 den Leitspruch „In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas“ gewählt. Von Papst Benedikt XV. erwirkte er die Einführung des kirchlichen Landesfestes der Patrona Bavariae. L. wäre in Friedenszeiten seinem Amt zweifellos gerecht geworden. Die Kriegsentwicklung hat den politischen Realitätssinn und die Entschluß- und Führungskraft des über 70jährigen jedoch überfordert.[2]

Familie

Nachkommen

Ludwig III., Sohn von Prinzregent Luitpold von Bayern (1821–1912) und dessen Gemahlin Auguste Ferdinande von Österreich (1825–1864), heiratete am 20. Februar 1868 in Wien die Erzherzogin Marie Therese von Österreich-Este (1849–1919), Tochter von Erzherzog Ferdinand von Österreich-Modena und seiner Gattin Erzherzogin Elisabeth Franziska Maria von Österreich. Aus der Ehe sind dreizehn Kinder entsprossen:

  1. ⚭ 1900 Herzogin Marie Gabriele in Bayern (1878–1912)
  2. ⚭ 1921 Prinzessin Antonia von Luxemburg und Nassau (1899–1954)
  • Adelgunde (1870–1958) ⚭ 1915 Fürst Wilhelm von Hohenzollern (1864–1927)
  • Maria (1872–1954) ⚭ 1897 Ferdinand Herzog von Kalabrien (1869–1960)
  • Karl (1874–1927)
  • Franz Maria (1875–1957) ⚭ 1912 Prinzessin Isabella von Croy (1890–1982)
  • Mathilde (1877–1906) ⚭ 1900 Prinz Ludwig Gaston von Sachsen-Coburg und Gotha (1870–1942)
  • Wolfgang (1879–1895)
  • Hildegard Maria (1881–1948)
  • Notburga (Lebensrune.png/Todesrune.png 1883)
  • Wiltrud Marie Alix (1884–1975) ⚭ 1924 Herzog Wilhelm Karl II. von Urach (1864–1928)
  • Helmtrud (1886–1977)
  • Dietlinde (1888–1889)
  • Gundelinde (1891–1983) ⚭ 1919 Graf Johann Georg von Preysing-Lichtenegg-Moos (1887–1924)

Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)

Ehrungen

  • Dr. rer. pol. h. c. (München 1872)
  • Dr. rer. techn. e. h. (TH München 1901)
  • Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1896)
  • Oberstinhaber (Regimentschef) des k.u.k. Infanterie-Regiments „Rupprecht Kronprinz von Bayern“ Nr. 43

Zahlreiche Regimenter, Bauwerke, Straßen und Plätze wurden nach ihm benannt. Außerdem widmete ihm Georg Fürst den Militärmarsch „König Ludwig III.“

Literatur

  • W. Zils (Hg.): König Ludwig III. im Weltkrieg – Briefe, Erlasse, Reden und Telegramme des Königs aus eiserner Zeit, J. F. Lehmanns Verlag, München 1917

Fußnoten

  1. Am 23. November 1870 wurde der Vertrag von Versailles zwischen Bayern und dem Norddeutschen Bund unterzeichnet. Das Königreich Bayern trat darin in einen „ewigen Bund“ mit den Mitgliedern des Norddeutschen Bundes, ebenso wie das Großherzogtum Hessen, Baden und Württemberg. König Ludwig II. ratifizierte den Bundesvertrag am 7. Dezember 1870.
  2. Ludwig III., Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 379-381