Marco, Enric

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Enric Marco

Enric Marco (Lebensrune.png 12. April 1921 in Barcelona) war seit 2001 Präsident der spanischen KL-Überlebendenorganisation Amical de Mauthausen y otros campos de concentración, mußte jedoch im Mai 2005 zurücktreten, als durch einen Forschungsbericht des spanischen Historikers Benito Bermejo bekannt wurde, daß wesentliche Daten seiner Biographie, die seine behauptete Inhaftierung in den Konzentrationslagern Mauthausen und Flossenbürg betrafen, gefälscht waren.

Marco avancierte über die Jahre mehr und mehr zum Holocaust-Ausstellungsstück sowie zur „Symbolfigur der spanischen Deportierten“.[1] Enric Marco hielt in seiner Funktion als Verbandspräsident Hunderte Vorträge über den Holocaust. Im Jahr 1978 veröffentlichte er seine Autobiographie „Erinnerungen an die Hölle“,[2] in der er seine angeblichen Erlebnisse im Lager schilderte.

Noch am 28. Januar 2005 rührte der Möchtegern-KZ-Häftling die Abgeordneten im spanischen Kongreß zu Tränen, als er, der Ehrengast des Tages, ein bitteres Zeugnis ablegte:

„Als wir ankamen, mußten wir uns ausziehen, die Hunde bissen uns, ihre Lampen blendeten uns. Wir waren normale Leute, so wie Sie es auch sind. Sie brüllten uns auf deutsch ihre Befehle zu: links, rechts! Verstanden haben wir gar nichts, aber einen Befehl nicht zu verstehen, konnte dich das Leben kosten.“[3][1]

Zeitweise war Marco Mitglied und sogar, als er sich Enrique Marcos nannte, Generalsekretär der anarchosyndikalischen Gewerkschaft Confederación Nacional del Trabajo (CNT).

2001 wurde der spanische „KL-Häftling“ in Barcelona mit dem St.-Jordi-Kreuz ausgezeichnet.

Die Wahrheit

Im Jahr 2005 wurde bekannt, daß der Vorsitzende der spanischen KL-Überlebenden „Agrupación Amical Mauthausen“ Enric Marco niemals Häftling in einem Konzentrationslager war. Fast 30 Jahren lang reiste der inzwischen 84jährige durch die Lande und erzählte Lügen und Geschichten von den Greueltaten, denen er im deutschen Konzentrationslager Flossenbürg als KL-Häftling No. 6.448 ausgesetzt gewesen sei.

„Ich habe die Hoffnung, daß diesmal alle die Lektion lernen. Den Jungen, die nichts von der Geschichte wissen, fehlt jemand wie ich, der es ihnen erzählt.“

In Spanien trat er zum letzten Mal bei der Gedenkfeier anläßlich des 60. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im spanischen Parlament auf. Am 3. Mai 2005 war Marco in Linz (bei Mauthausen), um während der Zeremonien der Befreiung von Mauthausen Spanien zu repräsentieren. Der spanische Staatschef José Luis Zapatero war ebenfalls anwesend. Umarmungen waren auf der Tribüne vorgesehen, die Tränen in den Augen auch. Im letzten Moment bat die Vereinigung Mauthausen Marco, daß er sich zurückziehe und nach Barcelona zurückkehre. Die Amical verschwieg den Skandal, um die Ehrungen nicht zu unterbrechen und gab öffentlich bekannt, daß Marco sich nach Barcelona zurückbegeben habe, weil er sich krank fühle.

Marco war nicht, wie er behauptete, 1943 in Frankreich von der Gestapo als Mitglied der französischen Résistance verhaftet und in einem Konzentrationslager interniert worden, sondern hatte sich 1941 als Freiwilliger nach Deutschland gemeldet, als Franco auf Hitlers Wunsch hin Facharbeiter in die deutsche Kriegsindustrie entsandte. Marco arbeitete bis 1943 in einer Kieler Werft und kehrte dann nach Spanien zurück.[4]

Der Schatzmeister des Verbandes, Jesús Ruiz, bedauerte den Vorfall außerordentlich, denn diese Geschichte sei ein gefundenes Fressen für die Leugner des Holocaust.[2] Allzu übel nahm man Marco seine Lüge aber nicht, denn, wie die neue Präsidentin des Opferverbandes, Rosa Toran, anmerkte: „Die Menschen sind komplex, wer weiß schon, was hinter einer solchen Lüge steckt.“ Und Marco selber beteuerte: „Alles, was ich erzählt habe, habe ich selbst erlebt, wenn auch an einem anderen Ort.“ Er behauptete, er wollte nur, daß die Leiden der Opfer nicht in Vergessenheit geraten.[1]

Ganz so selbstlos war sein Handeln dann aber wohl nicht, denn mit seinen Holocaust-Lügen baute er seine profitable Karriere auf, die letztendlich sogar in dem Kinofilm „Ich bin Enric Marco“ gezeigt wurde.[5]

Ähnliche Fälle

Siehe auch

Literatur

  • Sebastian Schoepp: Falscher KZ-Überlebender Enric Marco: Hochstapler des Holocaust, Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2017
  • KL-Biographien als Fälschungen entlarvt, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 2, Grabert Verlag, Tübingen 2006, S. 154–159

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 Ute Müller: Spaniens berühmtester KZ-Häftling war gar keiner, Die Welt, 13. Mai 2005, S. 27
  2. 2,0 2,1 Verbandspräsident in Spanien erfand eigene KZ-Haft, Die Welt, 12.5.2005, S. 4
  3. Aus seiner Rede zur Ehrung der Opfer des Holocausts im Parlament – Congreso de los Diputados , Madrid, 28. Januar 2005
  4. Wolfgang Heuer: Wilkormski
  5. Ich bin Enric Marco, IMDb