Hausen, Max von
Max Clemens Lothar Freiherr von Hausen ( 17. Dezember 1846 in Dresden; 19. April 1922 ebenda) war ein deutscher Offizier der Sächsischen Armee, des Deutschen Heeres und der Vorläufigen Reichswehr, zuletzt Generaloberst, Staats- und Kriegsminister sowie Bevollmächtigter zum Bundesrat.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Als Politiker war er von 1902 bis 1906 Kriegsminister und von 1912 bis 1914 Ministerpräsident Sachsens. Im Ersten Weltkrieg befehligte er die Sächsische Armee als 3. deutsche Armee von 2. August bis 12. September 1914. Nach dem Ende der Marneschlacht gab er sein Amt als Befehlshaber auf Grund einer Erkrankung ab.
Sächsische Biografie
- Die Ursprünge der Familie von Hausen liegen im lothringischen Raum. Durch Heirat und wechselnde militärische Dienste trat Anfang des 19. Jahrhunderts mit Clemens Wenzeslaus von Hausen der Stammvater der sächsischen Linie in die Dienste Kursachsens. Bis zu ihrer Auflösung dienten 18 männliche Nachkommen als Offiziere in der sächsischen Armee, wovon sechs bis in Generalsränge aufstiegen. – H.s militärische Laufbahn begann - für die damalige Zeit selbstverständlich - in der Königlich Sächsischen Kadettenschule in Dresden. Ende 1863 verließ er diese militärische Erziehungsanstalt. Nach seinem Eintritt in das 3. Jägerbataillon wurde er 1864 zum Secondeleutnant ernannt, nahm am Deutschen Krieg 1866 als Führer einer Sektion teil und bewährte sich im Gefecht bei Problus. Im Zuge der Umgliederung der sächsischen Armee nach dem verlorenen Krieg wurde H. Adjutant im 2. Jägerbataillon Nr. 13. Mit diesem zog er 1870 in den Deutsch-Französischen Krieg. Nach dem Krieg stand für die nächsten Jahre seine Ausbildung an der Kriegsakademie in Berlin im Vordergrund. Dort lernte er auch seine spätere Frau kennen. Seine sehr guten und teilweise „vorzüglichen“ Leistungen auf den Lehrgängen führten bereits 1875 zur Kommandierung in den Großen Generalstab der Armee in Berlin. H. verblieb dort bis 1887 und wuchs somit in die Elite der preußisch-deutschen Militärführung hinein. Als Mitglied einer sächsischen Militärfamilie und Angehöriger des letztendlich maßgebenden preußisch-deutschen Großen Generalstabes der Armee bestanden nun die günstigsten Aussichten für den Aufstieg in höchste Ämter der Königlich Sächsischen Armee. Durch die Übernahme der Kommandos über das 1. sächsische Jägerbataillon Nr. 12 in Freiberg und das 2. Grenadierregiment Nr. 101 in Dresden sowie des Dienstpostens als Chef des Generalstabs des XII. (sächsischen) Armeekorps wurden seine Verwendungen in Berlin unterbrochen. 1893 zum Generalmajor ernannt, wurde er 1897 Divisionskommandeur der 3. sächsischen Division Nr. 32 und 1900 Kommandierender General des XII. Korps. Die Übernahme eines Korps war laut der Militärkonvention mit Preußen von 1867, die auch im Deutschen Reich Gültigkeit behalten hatte, an die Zustimmung des Kaisers gebunden. H. gehörte nun auch zum Kreis ausgewählter Militärs, die aufgrund ihrer Stellung dem Kaiser unmittelbar vortragen durften. Seine Prägung im preußischen Generalstabsdienst wird bei dieser Auswahl eine Rolle gespielt haben. H. war durch diese Verwendung in die Militärpolitik des Gesamtreichs eingebunden. Hier galt es, die Zusammenarbeit mit der preußischen Vormacht effektiv, jedoch unter Wahrung der militärischen Reservatrechte des sächsischen Königs zu gestalten. Dass H.s Leistungen anerkannt wurden, bestätigt der abschlägige Bescheid seines Rücktrittsgesuchs 1901, das er aus Rücksicht auf Prinz Friedrich August gestellt hatte, um dem angehenden Thronfolger eine vermeintliche Zurücksetzung gegenüber anderen Divisionskommandeuren im Reich zu ersparen, kam doch dessen Beförderung zum Kommandierenden General nur in Sachsen in Frage. – 1902 wurde H. zum sächsischen Kriegsminister und 1910 zum Generalobersten ernannt. Im Gesamtministerium stand er im Gegensatz zu Finanzminister Wilhelm von Rüger, dem er unnötige Provokationen gegenüber Preußen vorwarf. Dadurch wurde aus seiner Sicht die bisher zu Sachsens Vorteil zurückhaltende Auslegung von Verfassung und Militärkonvention durch Preußen und auch den Kaiser gefährdet. Im Mai 1914 wurde H. aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs übernahm er den Oberbefehl über die 3. Armee an der Westfront, den er bereits am 12.9.1914 wegen Krankheit an den preußischen General der Kavallerie Karl von Einem abgeben musste. Neuere Forschungen weisen ihm durchaus Verantwortung dafür zu, dass er es nicht vermochte, in Konkurrenz zu anderen Armeeoberbefehlshabern im Marnefeldzug den Zusammenhalt seiner Armee zu wahren. V.a. in der unmittelbaren Auseinandersetzung seiner Zeitgenossen um die Frage des Scheiterns der deutschen Westoffensive an der Marne 1914 wurde auch H. kritisiert. Allerdings verschob sich der Schwerpunkt der Diskussion und Forschung relativ schnell auf andere Personen und Umstände. – Nach seiner Genesung wurde H. trotz seiner Bemühungen beim sächsischen König und beim Kaiser nicht wieder in den aktiven Dienst berufen.[2]
Familie
Max war der Sohn des sächsischen Generalleutnants und Stadtkommandanten von Dresden Clemens Heinrich Lothar Freiherr von Hausen (1809–1879) und dessen Ehefrau Anna Wilhelmine, geborene von Ammon, Tochter des Augenarztes Friedrich August von Ammon (1799–1861) und der Natalie Ernestine, geb. von Bodelschwingh. Seine beiden Brüder Lothar Friedrich Clemens (1845–1920; in den Ranglisten anfänglich als „von Hausen I“ geführt) und Arndt Clemens Lothar (1851–1919) waren Generalleutnante der Sächsischen Armee. Seine Schwester war Helene Natalie Anna Freiin von Hausen ( 13. April 1849).
Hauptmann von Hausen heiratete am 18. November 1876 in Berlin seine Verlobte Marie von Salviati (1853–1933), eine Tochter des Geheimen Oberregierungsrats und Herren auf Gossendorf Karl von Salviati (1823–1878; Sohn von Peter Heinrich August von Salviati) und der Helene, geb. Freiin von Bjelke (1821–1899). Aus der Ehe sind drei Töchter entsprossen: Erna ( 1877), Gerda ( 1878) und Asta ( 1880).
Beförderungen
- 1861 Aufnahme im Kadettenkorps
- 1.12.1863 Portepeejunker (später als Portepee-Fähnrich bezeichnet) im 3. Jäger-Bataillon
- 31.7.1864 Sekonde-Lieutenant mit Patent vom 25.10.1863 im 3. Jäger-Bataillon
- im 2. Königlich Sächsischen Jäger Bataillon Nr. 13 in Dresden
- 15.6.1866 Teilnahme am Deutschen Bruderkrieg von 1866
- 31.7.1866 Premier-Lieutenant im 3. Jäger-Bataillon
- 24.8.1866 Adjutant im 2. Königlich Sächsischen Jäger-Bataillon Nr. 13 in Dresden
- 19.7.1870 Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg im Schützen-(Füsilier)-Regiment „Prinz Georg“ Nr. 108
- 1871 bis 1874 zur Preußische Kriegsakademie in Berlin kommandiert
- 2.1.1872 Hauptmann
- 1875 Großer Generalstab in Berlin
- 1877/78 beim General-Kommando des Generalstabes in Dresden
- 1.4.1881 Major
- im Generalstab der 1. Infanterie-Division Nr. 23
- 1.4.1887 Oberst-Lieutenant
- 1.4.1887 Kommandeur des 1. Königlich Sächsischen Jäger-Bataillons Nr. 12 in Freiberg
- 20.3.1890 Oberst
- 20.3.1890 Kommandeur des 2. Königlich Sächsischen Grenadier-Regiments „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“ Nr. 101 in Dresden
- 9.3.1892 Chef des Königlich Sächsischen Generalstabs in Dresden als Nachfolger von Eduard Heinrich von Treitschke
- 25.3.1893 Generalmajor
- weiterhin Chef des Generalstabes
- 1.3.1895 Großer Generalstab, als Oberquartiermeister nach Berlin kommandiert
- 17.12.1896 General-Lieutenant
- 27.5.1897 Kommandeur der 32. Infanterie-Division (3. Königlich Sächsische) in Bautzen
- 23.3.1900 Kommandierender General des XII. (I. Königlich Sächsisches) Armeekorps in Dresden als Nachfolger des Prinzen Georg von Sachsen
- 12.5.1901 General der Infanterie
- 29.8.1902 Königlich Sächsischer Staats- und Kriegsminister in Dresden als Nachfolger von Paul Edler von der Planitz
- 17.12.1910 Generaloberst
- 2.8.1914 Befehlshaber der 3. Armee
- 12.9.1914 Generaladjutant Seiner Majestät des Königs von Sachsen
- 21.1.1920 aus dem Heeresdienst verabschiedet
Auszeichnungen (Auszug)
- Erinnerungskreuz für den Feldzug 1866 (Sachsen)
- Eisernes Kreuz (1870), II. Klasse (PEK2)
- Albrechts-Orden, Ritterkreuz mit der Kriegsdekoration (ARKD)
- am 2. Februar 1876 in Ritterkreuz I. Klasse umbenannt (AR1KD)
- später die Schwerter zum Ritterkreuz I. Klasse erhalten
- Kriegsdenkmünze für die Feldzüge 1870–71 (Deutsches Reich) mit fünf Gefechtsspangen
- Hausorden vom Weißen Falken, Ritterkreuz I. Klasse (SWFR1)
- Königlich Sächsisches Dienstauszeichnungskreuz, 1888 (DAK)
- Orden vom Zähringer Löwen, Ritterkreuz I. Klasse mit Eichenlaub (BZLR1mE)
- Königlich Sächsischer Verdienstorden, Ritterkreuz I. Klasse (VR1)
- Preußischer Kronenorden, III. Klasse (PK3)
- Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Komturkreuz II. Klasse (SEHC2)
- Königlich Sächsischer Verdienstorden, Komturkreuz II. Klasse (VC2)
- Jubiläums-Eichenlaub „25“ 1870/1895
- Albrechts-Orden, Komturkreuz I. Klasse (AC1)
- Preußischer Kronenorden, II. Klasse (PK2)
- Albrechts-Orden, Großkreuz (AG)
- Königlich Sächsischer Verdienstorden, Komturkreuz I. Klasse (VC1)
- Orden der Aufgehenden Sonne, I. Klasse (JVAS1)
- Militär-Verdienstorden (Spanien), IV. Klasse bzw. Großkreuz (SpMV4)
- Österreichisch-kaiserlicher Leopold-Orden,Großkreuz (ÖLG)
- Orden der Württembergischen Krone, Großkreuz (WKG)
- Preußischer Kronenorden, I. Klasse (PK1)
- Militärverdienstorden (Bayern), Großkreuz (BMVG)
- Orden Berthold des Ersten, Großkreuz (BBIG)
- Hausorden vom Weißen Falken, Großkreuz (SWFG)
- Verdienstorden Philipps des Großmütigen, Großkreuz (GHPG)
- Fürstlich Reußisches Ehrenkreuz, I. Klasse mit der Krone (RE1mK)
- Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Großkreuz (SEHG)
- Verdienstorden der Preußischen Krone (PVK)
- Roter Adlerorden, Großkreuz mit der Krone (PRAGmK)
- Schwarzer Adlerorden (PSA)
- Albrechts-Orden, Großkreuz mit Schwertern am Ring (AG)
- Königlich Sächsischer Verdienstorden, Großkreuz (VG)
- Hausorden der Rautenkrone (RK; SR/SRK)
- Wiederholungsspange (1914) zum Eisernen Kreuz II. Klasse (1870)
- Eisernes Kreuz, I. Klasse (1914); nachweislich auf dem Portraitbild des Generalobersten in dessen „Erinnerungen an den Marnefeldzug 1914“
Werke (Auswahl)
- Meine Erlebnisse und Erfahrungen als Oberbefehlshaber der 3. Armee im Bewegungskrieg 1914
- Des Generalobersten Frhrn. von Hausen Erinnerungen an den Marnefeldzug 1914 (PDF-Datei), herausgegeben von Friedrich Max Kircheisen, Leipzig 1920
Literatur
- Artur Brabant: Generaloberst Max Freiherr von Hausen. Ein deutscher Soldat, Dresden 1926
Fußnoten
- Geboren 1846
- Gestorben 1922
- Deutscher Politiker
- Deutscher Generaloberst
- Generaloberst (Sachsen)
- Befehlshaber im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Freiherr
- Ministerpräsident (Sachsen)
- Person im Deutschen Krieg
- Person im Deutsch-Französischen Krieg
- Träger des Albrechts-Ordens (Großkreuz)
- Träger des Ordens vom Zähringer Löwen (Ritter)
- Träger des Bayerischen Militärverdienstordens
- Träger des Großherzoglich Hessischen Ludwigsordens
- Träger des ö.k. Leopold-Ordens (Großkreuz)
- Ritter des Schwarzen Adlerordens
- Träger des Großkreuzes des Roten Adlerordens
- Träger des Preußischen Königlichen Kronenordens 1. Klasse
- Träger des Ordens der Württembergischen Krone (Großkreuz)