Oppenheim, Max von

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Dr. Max Freiherr von Oppenheim

Max Freiherr von Oppenheim (Lebensrune.png 15. Juli 1860 in Köln am Rhein; Todesrune.png 15. November 1946 in Landshut) war ein halbjüdischer[1] Rechtswissenschaftler, Diplomat in deutschen Diensten, Forschungsreisender, Orientalist und Archäologe.

Leben

Dr. Max Freiherr von Oppenheim, 1927.jpg

Sein Vater war Teilhaber und Gesellschafter der jüdischen Privatbank Sal. Oppenheim. Nach dem Jurastudium in Straßburg promovierte der Corpsstudent im Februar 1883 in Göttingen. 1884 bereiste er erstmals den Orient. Im Frühjahr und Sommer 1886 reiste er dann nach Tunesien, Algerien und insbesondere Marokko, wo er von Tanger aus eine Expedition ins Landesinnere unternahm. Im Herbst 1892 begab er sich wieder nach Marokko, reiste über Algerien, Tunesien, Tripolis nach Ägypten, wo er das Arabische gründlich erlernte, reiste dann von Damaskus aus ins Haurangebirge und, von Drusen begleitet, durch die Steinwüste El Harra zu den Es Safa-Vulkanen, die er bestieg, und zur der Oase Er Ruhebe. Von dort aus ging er nach Norden zum Djebel Saes und durchzog die Wüste bis Palmyra und überschritt bei Der es Sor den Euphrat. Danach reiste er über Mossul nach Bagdad, von dort nach Basra, durch Südpersien und Maskat nach Vorderindien und von Bombay nach Sansibar. Von Sansibar ging er zur deutschen Küste und besuchte auch Bondei und Usambara, wo er bedeutende Landerwerbungen machte. Die Reise fand mit der im Januar 1894 erfolgten Rückkehr über Ägypten nach Deutschland ihren Abschluß.

1896-1910 war er Attaché im preußischen diplomatischen Dienst am Kaiserlichen Generalkonsulat für Ägypten. 1899 reiste er von Damaskus nach Aleppo und weiter durch den Obermesopotamischen Raum, die Nomaden-Steppe zwischen Euphrat und Tigris und zurück durch die südliche Türkei. 1911 übernahm er eine Grabung am Tell Halaf, wo er große Steinskulpturen zutage förderte.

Erster Weltkrieg

Während des Ersten Weltkrieges gegen Deutschland war er im Auswärtigen Amt in Berlin, wo er auf persönlichen Befehles des Kaisers Wilhelm II., der von Oppenheimer schätze und förderte, die „Nachrichtenstelle für den Orient“ gründete, sowie in der deutschen Botschaft mit Sitz in Konstantinopel unter Hans von Wangenheim beschäftigt. Von hier aus reiste er 1915 mit der Bagdad-Bahn, an deren Trassenverlegung er durch Stellungnahmen mitgewirkt hatte, kurzzeitig auch erneut zum Tell Halaf. Er suchte während des Kriegs die islamische Bevölkerung des Nahen Ostens (insbesondere Indien und Ägypten) gegen England zu mobilisieren und kann somit als deutsches Gegenstück zu Lawrence von Arabien gesehen werden, immerhin trugen ihm seine Aktivitäten im Interesse eines Glaubenskriegs gegen die Kolonialherren unter den Arabern den Beinamen Abu Djihat ein.[2] U. a. plante er gemeinsam mit dem von ihm persönlich angeworbenen deutschen Diplomat und Spion bzw. Feindaufklärer Dr. Prüfer den Polizei-Offizier Robert Mors, Vater vom späteren Befreier Mussolins Otto-Harald Mors, nach Ägypten zu versenden, um dort einen Glaubens- und Sabotagekrieg gegen die Briten zu führen. Das Auswärtige Amt verfolgte eine Strategie der islamischen Revolten im kolonialen Hinterland der deutschen Gegner. Der geistige Vater dieses doppelten Konzepts, des Krieges erstens durch Truppen an der Front und zweitens durch völkisches Aufbegehren „in der Tiefe“, war von Oppenheim.[3]

Zweite Grabung und Krieg

1929 übernahm er dann eine zweite Grabung. Eine für 1939 geplante dritte Grabung scheiterte am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gegen Deutschland. Anschließend wohnte er in Dresden. Die Zerstörung Dresdens 1945 durch anglo-amerikanische Terror-Bomber überlebte er zwar, mußte aber 1946 aus der nun unbewohnbar gewordenen Ruinenstadt nach Landshut emigrieren.

Die von ihm gesicherten Skulpturen des Tell Halaf galten nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit als zerstört oder verschollen, da anglo-amerikanische Terrorflieger auch das Tell-Halaf-Museum in Berlin 1943 in Schutt und Asche gelegt hatten und dabei eine 900 Grad heiße Glut entfachten. Beim Löschen des Brandes zersprangen die Bildwerke. Übrig blieben 27.000 Basaltbrocken, teils nur daumengroß, die zu DDR-Zeiten in einem Keller lagerten. Die Bruchstücke galten als nicht zu restaurieren. In den 1990er Jahren wurden in einem Depotraum des Pergamon-Museums einige größere verbliebene Stücke aufgefunden und anschließend restauriert und zusammengesetzt.

Werke (Auswahl)

  • Rabeh und das Tschadseegebiet (1902) (PDF-Datei)
  • Vom Mittelmeer zum Persischen Golf durch den Haurän, die Syrische Wüste und Mesopotamien (1899) (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)

Verweise

Fußnoten

  1. Da seine Mutter nicht jüdisch war, gilt er nach jüdischem Rasseverständnis als Nichtjude
  2. Klaus Jürgen Bremm, Propaganda im Ersten Weltkrieg, Theiss-Verlag 2014; Besprechung davon in der Ö1-Sendung Kontext vom 28. März 2014 Online hier (Eingesehen 28. März 2014)
  3. Wolfgang G. Schwanitz: Djihad „made in Germany“. Der Streit um den Heiligen Krieg 1914–1915. In: Sozial. Geschichte. Zeitschrift für historische Analyse des 20. und 21. Jahrhunderts, 18, 2003, H. 2, S. 7–34