Tunesien
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Amtssprache | Arabisch | ||||
Hauptstadt | Tunis | ||||
Staatsform | Republik | ||||
Staatsoberhaupt | Moncef Marzouki | ||||
Regierungschef | Hamadi Jebali | ||||
Fläche | 163.610 km² | ||||
Einwohnerzahl | 10.732.900 | ||||
Bevölkerungsentwicklung | +0,964% pro Jahr | ||||
Weltnetz-TLD | .tn | ||||
Telefonvorwahl | +216 |
Tunesien ist ein mohammedanisch geprägter Staat in Nordafrika. Er liegt im Norden und Osten an der Mittelmeerküste und grenzt im Westen an Algerien, im Süden an Libyen. Seit dem 20. März 1956 ist Tunesien von seiner früheren Kolonialmacht Frankreich politisch unabhängig. Ende 1942 bis Mai 1943 war Land Kriegsschauplatz der „Schlacht um Tunesien“ im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Arabischer Frühling
Überblick
Tunesien ist das Ursprungsland der als „Arabischer Frühling“ oder auch „Arabellion“ bezeichneten Revolution. Es handelt sich dabei um eine im Dezember 2010 beginnende Serie von Protesten, Straßenblockaden und Aufständen in der arabischen Welt, welche sich, beginnend mit der Revolution in Tunesien, danach in etlichen Staaten im Nahen Osten (Maschrek) und in Nordafrika (Maghreb) gegen die dort autoritär herrschenden Regime und die politischen und sozialen Strukturen dieser Länder richteten.
Die initiale Selbstverbrennung
Am 17. Dezember 2010 begannen in Tunesien Proteste gegen die Regierung von Staatsoberhaupt Zine el-Abidine Ben Ali. Auslöser der Unruhen war die sich rasch verbreitende Nachricht über die Selbstverbrennung des Gemüsehändlers Mohamed Bouazizi am 17. Dezember 2010 in Sidi Bouzid, der damit gegen Polizeiwillkür und gegen eine ihm zugefügte schwere Demütigung protestierte.
Rascher Regierungswechsel
Innerhalb weniger Wochen kam es zu landesweiten Massenunruhen, die im Verlauf weniger Monate auf etliche Staaten übergriffen. Die auch als Jasmin-Revolution bezeichneten politischen Ereignisse in Tunesien wurden medial begleitet von Akteuren in den Neuen Medien. Es kam zur Absetzung und Flucht des tunesischen Machthabers Zine el-Abidine Ben Ali. Am 14. Januar 2011 verließ das kurios geschminkte - und am Haupthaar stets tiefschwarz gefärbte - Staatsoberhaupt nach nach 23 Regierungsjahren fluchtartig das Land, über das der Ausnahmezustand verhängt wurde. Am 17. Januar 2011 bildete Ministerpräsident Mohamed Ghannouchi eine Übergangsregierung. Doch bereits am 27. Februar 2011 mußte Ghannouchi, nach massiven Protesten der tunesischen Bevölkerung, seinerseits wiederum zurücktreten.
Ob als Ergebnis der „Arabellion“ vor allem islamistische Regime sich behaupten werden oder tatsächlich parlamentarische auf Gewaltentrennung gegründete – Verhältnisse Einzug haben werden, ist immer noch völlig offen.
Wirtschaft
Tunsesien ist eng mit der Wirtschaft Europas verwoben. 80 % der tunesischen Exporte gegen nach Europa, während 75 % aller Importe aus Europa stammen. Die für die tunesische Wirtschaft wichtige Tourismusbranche zieht ca. 50 % ihrer Gäste aus Europa an. Weitere 20 bis 30 %[1] der Feriengäste stammen aus den angrenzenden Ländern Algerien und Libyen. 2001 besuchten etwa eine Million Touristen aus der BRD Tunesien, diese Zahl hat sich seitdem allerdings um 50 % verringert. Hintergrund sind die Terroranschläge auf Touristen durch radikale Mohammedaner. Alleine 2015 gab es zwei verheerende Anschläge mit 24 und 38 Toten.[1]
18 % der Beschäftigten sind in der Landwirtschaft beschäftigt und 32 % in der Industrie, weitere 15 %[1] arbeiten im Tourismussektor.
Tunesische Diaspora
In der BRD lebten Ende 2015 knapp 31.000 Tunesier.[2]
Zitat
- „Ein Wiener Freund, der Nordafrika und den Nahen Osten aus beruflicher Erfahrung kennt, ordnet die Vorgänge in Tunesien in die Szenarien von Washingtons Geopolitik ein, der zufolge für Amerika gut ist, was Europa schwächt. Die Destabilisierung Nordafrikas werde mittelfristig zu einer Schwächung Europas führen, da es in absehbarer Zeit zahlreiche Flüchtlinge aus den agitierten Regionen wird aufnehmen müssen. Das Argument ist leicht zu fassen: Binnen eines Jahres ist die Genugtuung über die Vertreibung des Despoten Ben Ali verraucht, dann setzt die Phase der Enttäuschung ein, weil alles viel langsamer vorangeht als erhofft. An der Enttäuschungsklippe scheiden sich die Ströme – auf der einen Seite wird es zu Radikalisierungen kommen, auf der anderen zu Resignation und Auswanderung, und weder die eine noch die andere Entwicklung kann den Europäern willkommen sein. In Wahrheit sind die Dramen an der Peripherie für die Nationen nördlich des Mittelmeers nur so lange zu begrüßen, wie ihre Konsequenzen nicht allzu belastend auf das Zentrum übergreifen. Sarkozys dubioses spätes Angebot an den tunesischen Despoten, mit französischer Hilfe für Ruhe im Land zu sorgen, sei ein Ausfluß nüchterner politischer Kalküle gewesen. Es bezeichnet Sarkozys Leichtsinn, wenn er nicht erkannte, daß man mit einem müden Despoten keine Realpolitik mehr treiben kann. Hier kam ihm das historisch Neue in die Quere, sofern es ein Novum darstellt, wenn auf die Brutalität arabischer Diktatoren kein Verlaß mehr ist.“ — Peter Sloterdijk[3]
Siehe auch
Verweise
- Außenministerium der BRD: Tunesien
- CIA World Factbook: Tunesien (Englisch)
- Open Doors: Tunesien — Lage der Christen im Land
- Rigolf Hennig: Der tunesische Doppeleffekt (Volk in Bewegung – Der Reichsbote, Ausgabe 1-2011)