Middelhoff, Thomas

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Thomas Middelhoff (2007)

Thomas Middelhoff (Lebensrune.png 11. Mai 1953 in Düsseldorf) ist ein deutscher ehemaliger Wirtschaftsmanager. Er war von Mai 2005 bis Februar 2009 Vorstandsvorsitzender des Essener Handels- und Touristikkonzerns Arcandor, vormals KarstadtQuelle AG.

Das Landgericht Essen verurteilte Middelhoff am 14. November 2014 wegen Untreue in 27 Fällen und Steuerhinterziehung in drei Fällen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren. Er wurde noch im Gerichtssaal verhaftet, da nach Ansicht der Kammer Fluchtgefahr bestand.[1]

Werdegang

Thomas Middelhoff wurde am 11. Mai 1953 in Düsseldorf geboren und entstammt einer Unternehmerfamilie. Er studierte von 1975 bis 1979 Betriebswirtschaftslehre an der Universität Münster und schloß dort mit dem Diplom ab. Von 1980 bis 1983 war er wissenschaftlicher Assistent am Institut für Marketing der Universität Münster bei Prof. Heribert Meffert. 1986 promovierte er mit einer Arbeit über ein planungsorientiertes Thema aus dem Bereich der Informationstechnologien/Neue Medien zum Dr. rer. oec. und wurde Mitglied des Marketing Alumni Münster e.V., einem Ehemaligenverein der Marketingstudenten in Münster.

Wirken

Erste unternehmerische Erfahrungen sammelte Thomas Middelhoff bereits während seiner Assistentenzeit an der Universität Münster, als er im Textilunternehmen seines Vaters half, einen Produktionsbetrieb in Griechenland aufzubauen. 1984 übernahm er offiziell die Leitung von Marketing und Vertrieb sowie Aufbau und Leitung der ausländischen Produktionsstätten der Middelhoff GmbH in Fernost und Griechenland (bis 1985). Im November 1986 wurde Middelhoff Assistent der Geschäftsführung bei der Mohndruck Graphische Betriebe GmbH in Gütersloh und damit Mitarbeiter des Bertelsmann-Konzerns, in dem er schon bald der Führungsreserve zugerechnet wurde. Von Mai 1987 bis Dezember 1988 war er Geschäftsführer der Konzerntochter Elsnerdruck GmbH in Berlin und stieg 1989 zum Geschäftsführer von Mohndruck auf. 1990 wurde Middelhoff Vorstandsmitglied des Bertelsmann-Unternehmensbereiches Druck- und Industriebetriebe. Vier Jahre später wurde er in den Vorstand der Bertelsmann AG berufen und übernahm die Leitung der Zentralen Unternehmensentwicklung sowie die Koordination der Multimediageschäfte von Bertelsmann. In diesen Funktionen hatte Middelhoff maßgeblichen Anteil an der strategischen Neuausrichtung des Konzerns mit verstärkten Aktivitäten in Bezug auf die elektronische Unterhaltung. Hier eignete er sich eine fundierte Kenntnis von digitalen Medien an.

Digitale Medien

Middelhoff erkannte früh das Potential der damals neuen digitalen Medien. So tätigte er für Bertelsmann zunächst kleinere Investments, u. a. in die Berliner Firma Pixelpark. Später investierte er für Bertelsmann in den damals stark expandierenden Weltnetzdienst America Online (AOL). Eine Investition, welche sich innerhalb weniger Jahre vervielfachte und auf Middelhoffs späteren Aufstieg zum Vorstandsvorsitzenden der Bertelsmann AG einen entscheidenden Einfluß hatte. Middelhoff war von Mai 1995 an Aufsichtsratmitglied von AOL und wurde in dieser Zeit ein enger Freund von Steve Case, dem Gründer von AOL. 1995 ging AOL Europe mit der Bertelsmann AG das Gemeinschaftsunternehmen AOL Deutschland ein.

Vorstandsvorsitzender

Von November 1998 bis Juli 2002 war Middelhoff Vorsitzender des Vorstandes der Bertelsmann AG. In dieser Zeit schuf er die RTL Group, Europas größtes Fernseh- und Radiounternehmen und heute der größte Gewinnbringer von Bertelsmann, baute die Buchsparte durch den Kauf von Random House zum Weltmarktführer aus, intensivierte die Internetaktivitäten des Unternehmens, u. a. 1999 durch den Start des größten europäischen Online-Buch- und Softwarehändlers BOL Bertelsmann Online; das deutsche Portal wurde 2002 an buch.de internetstores AG verkauft.

Bertelsmann verließ das Gemeinschaftsunternehmen AOL-Europe nach der Fusion von AOL mit dem direkten Bertelsmann-Konkurrenten Time Warner und verkaufte den 50-Prozent-Anteil für 7,5 Milliarden Euro – den höchsten Gewinn, der bis dahin in der Geschichte des Internets erzielt wurde. Middelhoff verließ in Rahmen der Trennung auch den Aufsichtsrat von AOL. In seiner knapp vierjährigen Tätigkeit verdoppelte er den Umsatz der Bertelsmann AG, verdreifachte den Gewinn und verfünffachte das Eigenkapital.

2000 beteiligte sich Bertelsmann unter Middelhoffs Führung auf dem Höhepunkt der sogenannten New-Economy-Euphorie an der Musiktauschbörse Napster, einem Geschäft, das ihm schon damals viel Kritik einbrachte.

Middelhoff zeigte sich stets auch direkt spendabel für jüdisch/israelische Belange. So überreichte er Anfang 2001 eine Million D-Mark an den Zentralrat der Judenzur Integration jüdischer Einwanderer aus Rußland“.[2]

Trennung

Die Trennung zwischen Middelhoff und Bertelsmann im Juli 2002 geht auf Differenzen über die zukünftige Strategie des Unternehmens mit Reinhard Mohn, dem „Firmenpatriarchen“ der Bertelsmann AG, zurück. Insbesondere ging es um die grundsätzliche Frage, ob das Unternehmen an die Börse gebracht wird und sich damit Mittel zur weiteren Expansion beschaffen kann oder weiter darauf angewiesen ist, die Entwicklung aus dem cash-flow zu finanzieren. Middelhoff erhielt eine Abfindung in zweistelliger Millionenhöhe.

Nachdem er Bertelsmann verlassen hatte, leitete sein Nachfolger Gunther Thielen mehrere Strategiewechsel ein. Unter anderem wurde auch die Einigung mit mehreren Musikkonzernen, die gegen eine Gewinnbeteiligung auf Klagen wegen Urheberrechtsverletzungen der Musiktauschbörse Napster verzichteten, aufgegeben. Middelhoff hat in Napster die Urform der heutigen social networks wie myspace, Facebook oder StudiVZ erkannt und das Unternehmen mit Krediten unterstützt. Nach seinem Abgang wurde das Unternehmen bewußt in die Insolvenz geschickt, die Klagen gegen Bertelsmann lebten wieder auf und wurden erst 2007 durch Zahlung von dreistelligen Millionensummen endgültig beigelegt.

Investcorp

Im Sommer 2003 wechselte Middelhoff zum Finanzinvestor Investcorp, einer in London ansässigen Privat-Wagniskapital-Beteiligungsgesellschaft.

Arcandor

Als Vertrauter von Madeleine Schickedanz wurde er Juni 2004 als Vorsitzender des Aufsichtsrates der KarstadtQuelle AG bestellt und übernahm im Mai 2005 den Posten des Vorstandsvorsitzenden, als sich die KarstadtQuelle AG in einer existenziellen Schieflage befand. Ihm gelang es, das Unternehmen durch Verkäufe von Immobilien und die Trennung von Randaktivitäten wieder in einen verhandlungsfähigen Zustand zu führen.

Die Arcandor AG baute unter seiner Führung die operativen Geschäfte in seinen drei Kernbereichen Warenhaus (Karstadt), Versandhandel (Primondo) und Touristik (Thomas Cook) um, steigerte den Umsatz um ein Drittel auf 21 Milliarden Euro (durch den Ausbau des Touristikgeschäfts 2007), vervielfachte das Eigenkapital und ist dabei ohne Nettofinanzschulden. Bis Ende 2008 sollte der Sanierungsprozeß des Unternehmens abgeschlossen sein.

Vereinzelt wird jedoch kritisiert, daß die von Middelhoff erzielten Abschlüsse nicht in den angegebenen Fristen getätigt werden. Diese Kritik ist insbesondere beim Immobilienverkauf sowie im Zuge des Teilausstiegs aus der Versandhandelstochter Neckermann laut geworden. Hier habe Middelhoff mit einem Börsengang für reichlich Phantasie bei den Arcandor-Aktionären gesorgt, herausgekommen sei zunächst aber nur eine Abgabe zum Nulltarif und eine Option auf einen Börsengang.

Seit 2007 ist Middelhoff Aufsichtsratsvorsitzender der Thomas Cook Group plc, dem weltweit zweitgrößten Touristikunternehmen, an dem die Arcandor AG 52 Prozent der Anteile hält.

Rückzug von der Konzernspitze

Arcandor-Chef Thomas Middelhoff räumte im Dezember 2008, drei Monate vor seinem Rückzug von der Konzernspitze, eine Teilschuld an der Krise bei der Kaufhaus-Tochter Karstadt ein.

„Die Probleme bei den Warenhäusern im September 2007 seien ‚leider ganz klar hausgemacht gewesen.‘. Den Rückschlag ‚habe ich zu verantworten, weil ich falsche Personalentscheidungen getroffen habe‘. Middelhoff legte zum 1. März 2009 den Vorstandsvorsitz bei dem Essener Handels- und Touristikkonzern nieder.

Bei Karstadt habe im Jahr 2007 eine Fehlentwicklung eingesetzt, ‚weil dem zuständigen Management die Kosten aus dem Ruder liefen‘, sagte Middelhoff. Er selbst habe das Problem zwar frühzeitig erkannt, sich aber gescheut das Management auszuwechseln. Weil der Konzern damals in Fusionsverhandlungen mit anderen Kaufhausbetreibern steckte, ‚hielt ich es nicht für günstig, den Chef der Warenhaussparte auszutauschen‘. Das sei aus heutiger Sicht ein Fehler gewesen. Die Banken hatten Arcandor im September vorübergehend die Kredite gedeckelt.“ [3]

Am 1. März 2009 wurde er in seiner Position als Vorstandsvorsitzender der Arcandor AG und der Thomas Cook Group von Dr. Karl-Gerhard Eick, dem ehemaligen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom AG, abgelöst. Schon beim Amtsantritt sprach der neue Konzernchef Eick von einer Krise des Konzerns, im Mai 2009 mußte Arcandor AG um staatliche Bürgschaften und Kredite bitten, da ansonsten eine Insolvenz unvermeidlich sei.[4]

Bei Arcandor steht Middelhoff in der Kritik. Das Bundesjustizministerium prüfe ein Ermittlungsverfahren gegen Middelhoff. Der Manager und seine Ehefrau seien an Immobilienfonds beteiligt, die mehrere Gebäude zu außergewöhnlich hohen Mieten an Karstadt verpachteten.[5]

Berger Lahnstein Middelhoff & Partners LLP

Am 1. März 2009 gründete Middelhoff als Vorsitzender – zusammen mit dem ehemaligen Investmentbanker Florian Lahnstein, Politikberater Roland Berger und anderen Finanzgrößen – in London die Investmentgesellschaft nach britischem Recht „Berger Lahnstein Middelhoff & Partners“ (BLM), bei der u. a. der frühere Bundesminister Wolfgang Clement als Strategic and Operational Partner fungierte.[6]

Verurteilung

Das Landgericht Essen verurteilte Middelhoff am 14. November 2014 wegen Untreue in 27 Fällen und Steuerhinterziehung in drei Fällen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren. Er wurde noch im Gerichtssaal verhaftet, da nach Ansicht der Kammer Fluchtgefahr bestand. Gegen das Urteil liegt ein Revisionsantrag vor.

Middelhoff hatte in 26 Fällen ganz oder überwiegend aus privaten Interesse Flüge zu Unrecht dem Arcandor-Konzern, dessen Chef er von 2005 bis 2009 war, in Rechnung gestellt. Dies schloß sowohl Flüge nach Neuyork zu Vorstandssitzungen der New York Times als auch Hubschrauberflüge von seinem Wohnsitz zur Firmenzentrale ein. Ferner hatte Middelhoff eine Festschrift für seinen Mentor Mark Wössner auf Kosten seines Unternehmens erstellen lassen. Das Gericht veranschlagte einen Schaden von 500.000 Euro.[1] Ende April 2015 wurde Middelhoff in Aussicht gestellt, gegen Zahlung einer Kaution von knapp 900.000 Euro, verbunden mit weiteren Auflagen, vorläufig aus der Haft entlassen zu werden, bis das Urteil – gegen das seine Anwälte Revision einlegten –, rechtskräftig ist.[7]


Auszeichnungen

  • 1998: Vernon-A.-Walters-Preis (→ Vernon A. Walters)
  • Oktober 2007: Vorbildpreis der Universität Bayreuth
  • Januar 2008: Ehrendoktortitel der Handelshochschule Leipzig, zusammen mit Michael E. Porter

Mitgliedschaften/Ämter

Seit 2003 ist Middelhoff Mitglied im Aufsichtsrat der New York Times Company. Im Juli 2006 übernahm er den Vorsitz im Aufsichtsrat der Senator Entertainment AG.
Das Film- und Fernsehunternehmen Senator Entertainment AG teilte am 2. August 2011 mit, daß Thomas Middelhoff aus Zeitgründen den Vorsitz des Aufsichtsrates voraussichtlich zum 1. September 2011 abgeben wird. Er bleibt aber Mitglied im Aufsichtsrat, der künftig von Andreas Pres geführt werden soll.

Middelhoff engagiert sich für die Weiterentwicklung der Corporate Governance in der BRD und fordert eine deutliche Professionalisierung in diesem Bereich. Seit Mai 2006 ist er Unterstützer und Mitglied im Beirat des Instituts für Corporate Governance (ICG) an der Universität Witten/Herdecke. Seit 2008 ist er Vorsitzender des Beirates.

Seit Mai 2007 Aufsichtsratsvorsitzender der Moneybookers Ltd., einem der führenden Weltnetz-Payment-Anbieter Europas mit Sitz in London.
Seit 2007 ist er Mitglied der von Bundesminister Sigmar Gabriel anläßlich der CBD-COP9 ins Leben gerufenen Naturallianz, die sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt einsetzt.

Middelhoff ist seit März 2008 Mitglied des Hochschulrates der Universität Münster und seit 2007 Mitglied der Naturallianz. Mai 2010: Nach Angaben eines Sprechers der Universität Münster soll Thomas Middelhoff eine neue Finanzkommission leiten, die die Finanzverwaltung der Hochschule kontrollieren soll.

Aus der Einladung vom 26. November 2009 zur Hauptversammlung des Klinikbetreibers Marseille Kliniken geht hervor, daß Thomas Middelhoff am 18. Dezember 2009 in den Aufsichtsrat des Unternehmens gewählt werden soll.

Familie

Thomas Middelhoff ist mit einer Architektin verheiratet. Sie haben drei Söhne und zwei Töchter und leben in Bielefeld.

Filmbeiträge

COMPACT: So schlimm ist die Migranten-Kriminalität wirklich: Die Woche COMPACT, mit: Nach dem Knast – Thomas Middelhoff ist zurück, 25. August 2019 (18 min.)

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 National-Zeitung, 21. November 2014, S. 4
  2. David Korn: Das Netz: Israels Lobby in Deutschland – FZ-Verlag ISBN 978-3924309664
  3. Middelhoff gibt zu: Karstadt-Krise „hausgemacht“, weltexpress.info, 14. Dezember 2008
  4. Karstadt-Kette – Ohne Staatshilfe steht Arcandor vor dem Aus, zeit.de, 24. Mai 2009
  5. Thomas Middelhoff - Arcandor prüft rechtliche Schritte gegen Ex-Chef, welt.de, 6. Juni 2009
  6. Munzinger-Archiv GmbH, 2010
  7. WELT: Middelhoff muss 895.000 Euro Kaution hinterlegen