Näther, Hans-Joachim

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Hans-Joachim Näther.jpg

Hans-Joachim Näther (Lebensrune.png 8. Dezember 1929 in Dresden-Albertstadt; Todesrune.png 13. Dezember 1952[1] in Moskau ermordet) war ein deutscher Dichter und Widerstandskämpfer gegen den Bolschewismus im sowjetisch besetzten Gebiet in Mitteldeutschland.

Leben

Geboren wurde er in Dresden-Albertstadt. Seine Eltern zogen später nach Stettin, von wo sie gegen Kriegsende vor den polnischen Mordbanden fliehen mußten. Mit 16 Jahren wurde er als Flakhelfer verpflichtet. Nach dem Zusammenbruch Deutschlands und der Errichtung der bolschewistischen Herrschaft in Ost- und Mitteldeutschland floh die Familie nach Thüringen, und ab dem 16. Oktober 1946 wurde Altenburg seine neue Heimat.

In der damaligen Karl-Marx-Einheitsschule, wie das Ernestinum inzwischen genannt werden mußte, setzte Hans-Joachim Näther seine unterbrochene schulische Ausbildung fort. Er hatte dabei fast ständig ein Exemplar der sogenannten „Verfassung“ der DDR, die sich diese 1949 gegeben hatte, bei sich, in der er die Stellen rot angestrichen hatte, die von den Institutionen des Staates mißachtet wurden. In Wort und Schrift ging er gegen das Unrechtsregime und dessen Lügen an. Aktiv beteiligte er sich an der Arbeit des Kulturbundes und betätigte sich darüber hinaus als Laienspieler am Landestheater Altenburg.

Politisch aktiv war er seit 1948 auch in der Liberal-Demokratischen Partei, deren Mitglieder sich damals teilweise noch als Regulativ zur Politik der SED verstanden. Zudem nahm er an literarischen Wettbewerben teil und veröffentlichte an der Schulwandzeitung Beiträge zum Schulalltag. Sein Mitschüler Werner Krüger und Hans-Joachim Näther diskutierten oft über Politik und Literatur. In einem Gespräch Krügers mit Näther unter vier Augen wurde erstmals die Frage aufgeworfen, ob man die Verhältnisse, so wie sie sind, duldend hinnehmen müsse oder ob Widerstand gegen ein verlogenes Unrechtsregime zur Pflicht werden müsse. Näther informierte seinen Mitschüler, daß es bereits Menschen gebe, die sich der bolschewistischen Diktatur widersetzten.

Gegen Ende 1949 wurde die Zusammenarbeit enger, wobei die Aktivitäten im Vervielfältigen und Verbreiten von Flugblättern bestanden, die einige Mitglieder zum Teil aus Westberlin von der „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“ erhalten hatten. Darüber hinaus wurden Handzettel gedruckt, mit dem Zeichen „F“ für Freiheit versehen und an sichtbarer Stelle ausgelegt wurden. Am Abend des 20. Dezember 1949 beschloß er zusammen mit Jörn-Ulrich Brödel, Ulf Uhlig und Gerhard Schmale, eine illegale Radiosendung aus Anlaß des 70. Geburtstages Josef Stalins auszustrahlen. Pünktlich zur Festansprache des DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck begannen die vier Schüler mit ihrem selbstgebauten Sender ein eigenes Programm, indem sie die offizielle Propaganda mit der Frequenz von 50 Hertz störten. Ganz im Gegensatz zu den öffentlichen Lobpreisungen verkündeten sie dann über den Sender, daß Stalin ein Massenmörder und Diktator sei. Millionen seien im stalinschen Gulag umgekommen, und auch in der DDR säßen zehntausende Unschuldige in den vom sowjetischen Geheimdienst NKWD betriebenen Konzentrationslagern.

Im März 1950, drei Monate nach der Radiosendung, wurden sie verhaftet und der sowjet-bolschewistischen Besatzungsmacht übergeben. In einem Geheimprozeß in Weimar wurden sie von einem Militärgericht verurteilt. Drei Schüler wurden zu lebenslänglichem Zuchthaus, Joachim Näther, der intellektuelle Kopf der Gruppe, wurde zum Tod durch Erschießen verurteilt.

Bis dahin hatte Hans-Joachim Näther eine Reihe von bemerkenswerten Gedichten verfaßt, die bereits in seinem Alter von 20 Jahren auf großes Talent hinwiesen. Erst 1997 erfuhren die Angehörigen, daß er tatsächlich in Moskau ermordet wurde.

Dokumentation

  • „Vier Schüler gegen Stalin – Eine Nachkriegsgeschichte aus Altenburg“ (Ausschnitt)
    • Das Buch zur Dokumentation „50 Hertz gegen Stalin“ erschien 2007 im Sauerländer Verlag, Düsseldorf, ISBN 978-3-7941-8065-3.

Literatur

  • Biographie in: Karl Wilhelm Fricke / Peter Steinbach / Johannes Tuchel: Opposition und Widerstand in der DDR. Politische Lebensbilder, C.H.Beck, 2002, S. 124 ff. (eingeschränkte Voransicht auf Google-Bücher)
  • Arsenil Borisovich Roginskil: Erschossen in Moskau. Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950–1953, Metropol-Verlag, 2006
  • Ehrhart Neubert / Thomas Auerbach: Es kann anders werden. Opposition und Widerstand in Thüringen 1945–1989, Böhlau Verlag, Köln/Weimar 2005

Verweise

Fußnoten

  1. Zum genauen Todestag gibt es unterschiedliche Angaben.