Warburg, Paul Moritz
Paul Moritz Warburg (* 10. August 1868 in Hamburg; † 24. Januar 1932 in Neu York) war ein jüdischer Bankier. Er war ein Sproß der jüdischen Bankiersfamilie Warburg aus Hamburg, die bis heute mit dem Bankhaus M. M. Warburg & CO im Bankgeschäft aktiv ist. Während er wie seine Brüder Max und Felix Bankier wurde, arbeitete sein Bruder Aby als Kunsthistoriker.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Paul Moritz Warburg war einer von fünf Söhnen des Hamburger Großbankiers Moritz Moses Warburg.[1]
Nach einer Bankausbildung in Hamburg lernte er weitere Jahre in London und Paris. Während eines Aufenthalts in den VSA heiratete er 1893 eine Tochter des jüdischen Bankiers Salomon Loeb, eines Mitbegründers des mächtigen jüdischen Bankhauses Kuhn, Loeb & Co.. Nach seiner Rückkehr nach Hamburg wurde er Teilhaber der familieneigenen Bank. Von 1900 bis 1902 war er Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Während sein Bruder Max die Bank weiterführte, gingen er und sein Bruder Felix Warburg nach Neu York, wo sie 1902 Teilhaber von Kuhn, Loeb & Co. wurden. Sein Bruder Felix Moritz Warburg hatte acht Jahre zuvor die Tochter des jüdischen Bankiers Jacob H. Schiff geheiratet. 1910 nahm Paul Moritz Warburg die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Paul Warburg schlug die Etablierung einer privaten amerikanischen Zentralbank (Federal Reserve Bank) nach deutschem Muster vor, um die Geldhoheit vom Staat zu übernehmen. 1903 veröffentlichte er eine Schrift mit dem Titel „Plan für eine Zentralbank“. Die durch die vorübergehende Zahlungsunfähigkeit der Knickerbocker Trust Company und die bedrohliche Lage der Trust Company of America im Herbst 1907 ausgelöste schwere Finanzkrise verlieh seinem Vorschlag neue Aktualität. Das Resultat seiner Bemühungen war schließlich direkt nach der Wahl von Woodrow Wilson der Owen-Glass Act von 1913 und damit die Gründung der Fed. Unter Federführung des Mandel House war Paul Moritz Warburg maßgeblich an der Schaffung des VS-amerikanischen Federal Reserve Systems (Notenbanksystem) beteiligt: Nun bestimmte nicht mehr die Volksvertretung, sondern ein Konsortium von Großbanken über die Leitlinien der Währungs- und Finanzpolitik der VSA. Es war „die Machtübernahme der Hochfinanz“ (Joachim Fernau).[1] Von VS-Präsident Wilson wurde Warburg zum Vorstandsmitglied des Federal Reserve Board ernannt.[1] Den ihm angebotenen Vorsitz der Federal Reserve Bank lehnte Paul Warburg als eben erst eingebürgerter „deutscher“ Jude ab. Er wurde jedoch Mitglied ihres Aufsichtsrates wie auch des einflußreichen Council on Foreign Relations.
Im April 1929 schickte Paul Warburg eine geheime Warnung an seine Freunde, daß ein Kollaps und eine nationale Depression für später in diesem Jahr geplant seien (Weltwirtschaftskrise 1929–1932).[2] Es war kein Zufall, daß die Wall Street Giganten dieser Ära wie John D. Rockefeller, J. P. Morgan Jr., Joseph Kennedy, Bernard Baruch✡ und alle anderen in den Biographien für die Tatsache bewundert werden, daß sie kurz vor dem Crash völlig aus dem Aktienmarkt ausstiegen, und ihren Besitz in Bargeld oder Gold anlegten. Somit[3] begann die Federal Reserve, die Geldmenge zu verringern. Dann riefen die Neu Yorker Banker am 24. Oktober ihre 24-Stunden-Broker-Call-Loans zurück. Dies hieß, daß sowohl die Aktienhändler sowie ihre Kunden ihre Aktien auf den Aktienmarkt schütten mußten, um ihre Darlehen zu bezahlen, egal welchen Preis sie dafür erzielen konnten. Als Resultat dessen brach der Aktienmarkt zusammen, ein Tag, der in die Geschichte als „Schwarzer Donnerstag“ („Black Thursday“) eingehen sollte.[2]
Familie
Vater: Moritz Moses Warburg (1838–1910); Mutter: Charlotte Esther Oppenheim (1842–1921); Brüder: Aby Warburg, Max M. Warburg, Felix M. Warburg, Fritz Warburg
Paul Moritz Warburgs Sohn war James Paul Warburg (1896–1969). Er war Schriftsteller, Bankier und Finanzberater von Franklin D. Roosevelt.
Siehe auch
Werke
Literatur
- Peter Blackwood: Das ABC der Insider. Ein Nachschlagewerk über die Arbeit, die Pläne und die Ziele der internationalen Absprachegremien und ihrer Mitglieder, Verlag Diagnosen, Leonberg 1992, ISBN 3-923864-05-1, S. 510ff.