Murphy, Philip

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Philip D. Murphy (* 1957 bei Boston, Massachusetts) ist ein VS-amerikanischer Manager, Banker, Politiker und Diplomat. Seit 2009 ist er Botschafter der Vereinigten Staaten in der BRD.

Werdegang

Philip D. Murphy wurde 1957 in der Nähe von Boston im US-Bundesstaat Massachusetts geboren. Er absolvierte die renommierte Harvard University (1979 BA-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften) und erwarb 1983 an der Wharton School der University of Pennsylvania einen MBA.

Wirken

Seine berufliche Laufbahn begann Philip Murphy bei der Neu Yorker Investmentbank Goldman Sachs, für die er bis zu seinem Ausscheiden 2006 insgesamt 23 Jahre lang tätig war. Von 1993 bis 1997 leitete er das Frankfurter Büro von Goldman Sachs, wo er für die Aktivitäten in Deutschland, der Schweiz und Österreich sowie in den damals aufstrebenden Marktwirtschaften Ost- und Mitteleuropas verantwortlich und an etlichen Geschäftsabschlüssen mit der Treuhandanstalt beteiligt war. 1997-1999 war er Präsident von Goldman Sachs (Asien). Danach gehörte er 1999-2003 dem „Management Committee“ bzw. 2001-2003 zusätzlich der „Investment Management Division“ an. Ab 2003 war er „Senior Director“ des Unternehmens in der Neu Yorker Firmenzentrale, bevor er Goldman Sachs 2006 verließ, seinen Banker-Betätigung aufgab, um sich seinen persönlichen und politischen Interessen zu widmen.[1][2]

So hat sich Murphy im Laufe der Jahre stark für gesellschaftliche, kommunale und gemeinnützige Zwecke engagiert. Er war u. a. Mitglied in Vorständen bzw. Komitees der „Bürgerrechts“-Organisation NAACP („National Association for the Advancement of Colored People“), der „Local Initiatives Support Corporation“, dem „Center for American Progress“, von „180 Turning Lives Around“ und diverser Programme der University of Pennsylvania. Darüber hinaus war Murphy Mitvorsitzender einer nationalen Arbeitsgruppe für Bildung im 21. Jahrhundert und Vorsitzender einer Arbeitsgruppe, die sich mit den Leistungen für Angestellte im öffentlichen Dienst im Staat New Jersey befasste.[3]

Nach seiner Tätigkeit bei Goldman Sachs war Philip Murphy von 2006 bis 2009 Schatzmeister bzw. Bundesvorsitzender des Finanzausschusses der VS-Demokraten. Dabei tat sich das Finanztalent im Wahlkampf des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama als äußerst erfolgreicher Spendensammler hervor: Unter Murphys Führung bekam Obamas Team die Rekordsumme von 640 Mio. Fed-Dollar zusammen. Bei der Wahl setzte sich Obama im November 2008 klar gegen den Republikaner John McCain durch.[4]

Ein halbes Jahr nach dem Regierungswechsel nominierte Obama seinen Vertrauten Philip Murphy am 9. Juli 2009 als neuen VS-Botschafter in BR-Deutschland. Murphys Bestätigung durch den Senat folgte am 7. August seine Vereidigung am 13. August. Eine Woche später trat Murphy mit seiner Familie in Deutschland ein. Als letzten Schritt zum Amtsantritt überreichte er am 3. September 2009 Bundespräsident Horst Köhler sein Beglaubigungsschreiben[5] und nahm seine Tätigkeit als Botschafter auf. Murphy trat die Nachfolge William Timkens an, der 2005 von Obama-Vorgänger George W. Bush ernannt worden war. Timken hatte BR-Deutschland bereits Ende 2008 verlassen. Im Juli 2008 war die neue US-Botschaft am Pariser Platz in Berlin eröffnet worden.[6]

Bei manchen politischen Beobachtern wurde die Ernennung Murphys aufgrund seiner Vergangenheit als Investment-Banker durchaus kritisch hinterfragt. So galt er als Teil der von Washingtoner Kolumnisten so getauften „Goldman Sachs Mafia“, wie etwa auch die Ex-Finanzminister Robert Rubin und Henry Paulson.[7] Goldman Sachs war auch Obamas größter Wahlkampfspender. Murphy wurde bei einem geschätzten Privatvermögen von mehreren 100 Mio. Fed-Dollar[8] in Finanzfragen nach eingehender Prüfung eine „schneeweiße Weste“[9] bescheinigt, doch entsprach seine Entsendung auf einen wichtigen Botschafterposten letztendlich dem alten Gefälligkeitsmuster „Geld gegen Amt“.[10] Philip Murphy und seine Frau hatten nach Angaben des „Center for Responsive Politics“ in den vergangenen 20 Jahren (1990er-2010) rd. 1,5 Mio. Fed-Dollar, davon 94 % an Demokraten, gespendet. Zu Obamas Amtseinführung im Januar 2009 steuerten sie 100.000 Fed-Dollar bei.[11] Murphy war auch einer der Geldgeber und Initiatoren des demokratischen Denkfabrik „Center for American Progress“ in Washington als Gegengewicht zu konservativen politischen Forschungsinstituten.[3]

Im Zuge der Veröffentlichung von Depeschen US-amerikanischer Botschaften durch WikiLeaks ab dem 28. November 2010 äußerte Murphy in einem Gespräch mit „Der Spiegel“ über die „normale diplomatische Arbeit“ seiner Botschaft:[2][12]

SPIEGEL
Sie unterhalten offenbar ein weitverzweigtes Netz von Quellen in der Bundesregierung. Sie hatten sogar einen Informanten in den Koalitionsverhandlungen. Ist das normal?
Murphy
Ich sage zu einzelnen Berichten oder Aktivitäten nichts. Aber das meiste, was wir berichten, geht auf menschliche Kontakte zurück.
SPIEGEL
Wo hört Diplomatie auf, wo fängt geheimdienstliche Arbeit an?
Murphy
Auf Fragen zu geheimdienstlichen Tätigkeiten antworte ich nicht. Wir reden mit Leuten, man lernt sich kennen, man vertraut sich, man teilt Einschätzungen.

Mitgliedschaften

Murphy ist Mitglied der Atlantik-Brücke[2] und war während seiner Tätigkeit bei Goldman Sachs unter anderem Mitglied im Vorständ bzw. Komitees der „Bürgerrechts“-Organisation National Association for the Advancement of Colored People (NAACP), der Local Initiatives Support Corporation, dem Center for American Progress und von 180 Turning Lives Around.

Er ist Vorstandsmitglied des VS-amerikanischen Fußballverbandes und saß im Organisationskomitee für die Bewerbung als Gastgeber der Fußball-WM 1994. Er war auch federführend daran beteiligt, eine Konzession für professionellen Frauenfußball nach New Jersey zu bringen und ist Mitbesitzer des Vereins Sky Blue FC.

Familie

Philip Murphy hat mit seiner Frau Tammy vier Kinder: Die Söhne Josh, Charlie und Sam sowie Tochter Emma. Aus seiner Frankfurter Zeit hat Murphy gute Deutschkenntnisse.

Verweise

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 40/2009
  2. 2,0 2,1 2,2 Der Spiegel, 29. November 2010:„Ich entschuldige mich nicht“
  3. 3,0 3,1 Munzinger-Archiv GmbH, 2011
  4. Sein Erfolg als Finanzchef der Demokratischen Partei war nach Ansicht von Politik-Insidern in Washington entscheidend für den Wahlsieg Obamas. Für den teuersten Wahlschlacht der US-Geschichte sammelte er 640 Millionen Fed-Dollar. Immer wieder hieß es, nicht zuletzt der „finanzielle Vorsprung“ vor seinem republikanischen Widersacher John McCain habe Obama ins Weiße Haus geführt.
  5. Der Obama-Spendensammler Philip Murphy löste am 3. September 2009 William Timken als amerikanischer Botschafter in Berlin ab, indem Bundespräsident Horst Köhler ihn durch Entgegennahme seines Beglaubigungsschreibens akkreditierte.
  6. Der Havard-Absolvent Murphy gilt zudem als ausgesprochener Kommunikator. Auch seine Deutschland-Kontakte gehen auf seine Zeit im Geldgeschäft zurück. So kümmerte er sich bei Goldman Sachs zeitweise um das Deutschland-Geschäft.
  7. vgl. taz, 8. Juli 2009
  8. vgl. Cicero, 9/2009
  9. Der Tagesspiegel, 19. August 2009
  10. vgl. Cicero
  11. vgl. Handelsblatt, 21. August 2009
  12. 3. Dezember 2010: Helmut Metzner, der Büroleiter des FDP-Parteivorsitzenden Guido Westerwelle, wird von seinem Posten suspendiert und kurz darauf entlassen, nachdem er einräumen musste, die Quelle für vertrauliche Informationen zu sein, die an die US-Botschaft in Berlin gegangen waren. Das „Leck“ im FDP-Parteiapparat war durch die Wikileaks-Enthüllungen zur US-Außenpolitik bekannt geworden.