Thom, Karl (1900)

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Karl Thom

Karl Thom (Lebensrune.png 20. März 1900 in Deutsch Eylau, Kreis Rosenberg in Westpreußen; Todesrune.png 2. Februar 1935 in Greifswald) war ein evangelischer Geistlicher, Mitglied der NSDAP sowie der Deutschen Christen (DC) und deren „Bischof von Cammin“ in Pommern.

Werdegang

„Auf Grund des von der preußischen Generalsynode beschlossenen Bistumsgesetzes ist, wie wir auch an anderer Stelle melden, der in der letzten Zeit in Pommern als Kirchenführer bekannt gewordene Pastor Karl THOM in Pustamin, durch den Kirchenrat und Landesbischof der altpreußischen Landeskirche zum Bischof von Cammin berufen worden. Über den zukünftigen Amtssitz des Pommernbischofs verlautet noch nichts. Aus dem Lebenslauf des jetzigen pommerschen Bischofs hören wir: Pfarrer THOM steht im Alter von 33 Jahren. Geboren wurde er in Deutsch-Eylau in Westpreußen, als Enkel einer pommerschen Bauernfamilie ist er aber pommerschen Stammes und seit fast zehn Jahren auch in Pommern im Pfarramt. Am 1. Februar 1925 nahm der am 3. August 1924 ordinierte junge Geistliche die Patronatspfarrstelle in Pustamin (Kr. Schlawe, Kirchenkreis Rügenwalde), an, und seit dieser Zeit ist er auch seiner dortigen Landpfarre treu geblieben. Seine Studien, Theologie und Philosophie, hatte Pastor THOM nach Ablegung der Reifeprüfung in Deutsch-Eylau in Jena, Leipzig und Marburg durchgeführt. Als Führer der Glaubensbewegung Deutsche Christen trat Pastor THOM im pommerschen Lande in den letzten Jahren stärker in die Öffentlichkeit. Am 24. August wurde er zum Präses der Pommerschen Provinzialsynode gewählt und damit zugleich Präses des Provinzial-Kirchenrates. Hiermit verbunden war seine Berufung in die preußische General-Synode und in die erste National-Synode, die erst kürzlich in der alten Lutherstadt Wittenberg die Grundlage legte für den weiteren Aufbau der deutschen Reichskirche.“[1]

Nordkirche (Kirche Pommern)

„Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Inkrafttreten der Weimarer Verfassung entfiel auch in Preußen und seinen Provinzen das landesherrliche Kirchenregiment. 1922 wurde eine Verfassung für die evangelische Kirche der Altpreußischen Union beschlossen, die auch für die pommersche Provinzialkirche Geltung hatte. An ihrer Spitze stand nun ein von der Synode gewählter Provinzialkirchenrat. 1923 wurde die Landeskirche in einen Ost- und einen Westsprengel geteilt. Leitende Geistliche waren zwei Generalsuperintendenten, die ihren Dienstsitz beide in Stettin hatten. Nach dem Sieg der Deutschen Christen bei den Kirchenwahlen 1933 dankten sie ab und Pfarrer Karl Thom (1900–1935) wurde zum Bischof ernannt. Nach seinem Tod 1935 wurde das Bischofsamt nicht wiederbesetzt. 1933 entstand auch in Pommern ein Pfarrernotbund. Eine Bekenntnissynode unter Leitung des hinterpommerschen Gutsbesitzers Reinold von Thadden-Trieglaff (1891–1976), dem späteren Gründer des Deutschen Evangelischen Kirchentages, wurde gebildet.“[2]

Pommersches Bekenntnis Deutscher Christen

Zu Weihnachten 1933 veröffentlichte Bischof Thom das „Pommersche Bekenntnis Deutscher Christen“, ursprünglich als Gegenthese gegen die sächsischen „28 Artikel“ gedacht, zu dessen Mitunterzeichner sich neben Professor Emanuel Hirsch, von dem der Entwurf stammt, weitere prominente Persönlichkeiten aus Theologie und Kirche fanden.

„Die Verdeutschung beider Testamente durch Martin Luther hat das Fremde des geschichtlichen Ursprungs in anderen Völkern und Zeiten für uns überwunden. Sie ist uns mit ihrer kühnen Freiheit ein Geschenk des lebendigen Gottes an unser deutsches Volk, ein Kundwerden der göttlichen Offenbarung in unserer Sprache und unserer geschichtlichen Welt. […] Wir wissen darum, daß alle Völker unter der Not und dem Fluche des sündendurchwobenen irdischen Geschehens stehen. Wir spüren bei uns selbst den Anteil unseres Volkes an der menschlichen Willensverkehrtheit. Wir wissen aber auch darum, daß Gott in seiner Herrlichkeit und Güte unsere Art und unsere Kraft dennoch gesegnet hat und segnet. Wir nehmen die großen Taten und Leistungen unseres Volkes als ein sichtbares Zeichen, daß Gott uns auch in der Zukunft brauchen will als ein Werkzeug seines Handelns in der Geschichte. Es ist uns heilige Pflicht, aus Gottes Kraft heraus das Verkehrte an unserer Art immer von neuem zu überwinden. Je mehr wir das tun, um so mehr wird deutsche Art das werden, dazu Gott sie bestimmt hat, und deutsche Sendung sich erfüllen. […] Evangelischer Glaube schließt in sich die Bereitschaft, immer wieder in die geschichtliche Wirklichkeit von Volk und Staat hineinzulauschen und den ihm von Gott gebotenen Weg sich in neuer Stunde neu zeigen zu lassen. Wir können heute nur von solchen Christen rechte kirchliche Führung in der Wirklichkeit von Volk und Staat erwarten, welche in der nationalsozialistischen Bewegung eine für alle Deutschen verbindliche neue Gestalt deutschen Lebens erkennen. In diesem Sinne gilt es uns heute als das gleiche, Nationalsozialist und Deutscher zu sein. Evangelischer Glaube weiß, daß man Gott und seinem Reiche in jedem Berufe dienen kann. Wir sehen in den Männern der nationalsozialistischen Bewegung und des nationalsozialistischen Staates Gottes Werkzeuge und Diener in der Erneuerung unserer deutschen christlichen Volksordnung. Unsere Deutsche Evangelische Kirche steht bei dem ihr aufgetragenen besonderen Dienste mit diesen Männern in dem gleichen Lebensraum des deutschen Volkes. Indem sie mit ihnen im Vertrauen an dem Werke des Neubaus zusammenarbeitet, verzichtet sie auf ein falsches Eigenwesen und gewinnt die ihr von Gott einzig gewährte Hoheit des Dienstes.“[3]

Tod

Wegen eines Krebsleidens mußte Karl Thom am 22. November 1934 eine Klinik aufsuchen. Nach zweieinhalb Monaten starb er am 2. Februar 1935 nach weniger als anderthalbjähriger Dienstzeit als Bischof in Pommern.

Am Dienstag, dem 5. Februar, fand in der Nicolaikirche in Greifswald um 18 Uhr eine Aussegnungsfeier statt. Die amtliche kirchliche Trauerfeier fand am Mittwoch, den 6. Februar, 14.30 Uhr, in der Jakobikirche in Stettin statt. Die Beisetzung erfolgte am Donnerstag, dem 7. Februar, 14.30 Uhr in der Petrikirche in der Altstadt von Stolp.

In der Universitätsklinik zu Greifswald ist in der Nacht zum Sonntag, dem 3. Februar, der Bischof von Cammin, Karl THOM, nach langem, schweren Leiden heimgegangen. Der Heimgegangene wurde in Deutsch-Eylau in Westpreußen am 20. März 1900 geboren; er hatte bereits durch seine Vorfahren, die aus Pommern stammten, mancherlei Verbindungen zu unserer Provinz. Das Studium führte ihn nach Jena, Leipzig und Marburg. Nachdem er in Stettin die beiden theologischen Prüfungen bestanden hatte und am 3. August 1924 ordiniert worden war, wurde er am 1. Februar 1925 vom Patronat zum Pfarrer der Gemeinde Pustamin, Kirchenkreis Rügenwalde, berufen. Am 24. August 1933 wählte ihn die 19. Pommersche Provinzialsynode zu ihrem Präses. Nachdem durch die Preußische Generalsynode die Einführung des Bischofsamtes in den einzelnen Kirchenprovinzen beschlossen worden war, wobei die Kirchenprovinz Pommern die Bezeichnung Bistum Cammin erhielt, erfolgte die Berufung von Präses Pastor THOM zum Bischof von Cammin. Am 9. Oktober 1933 trat er sein Amt an, dem er mit vollster Hingabe gedient hat. Mit tiefer Erschütterung vernehmen wir die Kunde von dem Heimgange Karl THOMS, der uns ja schon deshalb sehr nahe stand, weil seine kirchliche Laufbahn hier in Ostpommern begann. Acht Jahre hindurch war er Seelsorger der Gemeinde Pustamin im Kreise Schlawe, und mit großer Hingabe ist er dort seinen Aufgaben zu denen auch die Betreuung der Gemeinden Pennekow und Marsow gehörte, nachgegangen. In diesen Orten, die vor rund hundert Jahren mit zu dem Zentrum einer neuen Erweckungsbewegung gehörten, ist immer schon ein besonders ernstes christliches Glaubensleben gewesen, und der damalige Pastor THOM verstand es, durch seine entschiedene Haltung dieses Glaubenslebens noch zu befestigen und zu vertiefen. Seine Predigten waren durchdrungen von einem heiligen Ernst und von einer Unerbittlichkeit in den Forderungen. Immer wieder wußte er das klare nüchterne „Entweder-Oder“ des Christentums herauszustellen, und wer ihn damals einmal auf seiner Dorfkanzel in der Pustaminer Kirche predigen hörte, der nahm bleibende Eindrücke mit nach Hause. Ein besonderes Anliegen war es dem jungen Seelsorger schon von jeher gewesen, die Lehren des Christentums weit ins deutsche Volk hinein zutragen, und schon früh sah er in der nationalsozialistischen Bewegung eine Möglichkeit, hier ganz besonders für Christus einzutreten. 1931 trat er der Partei bei, um sich sogleich unermüdlich für eine Synthese von Nationalsozialismus und Christentum einzusetzen. Viel beachtet wurde ein Vortrag, den er am 9. Februar 1932 im Schweizergarten in Stolp über das Thema „Nationalsozialismus und Evangelische Kirche“ hielt. Er bekannte sich damals gegenüber einer ? (nicht lesbar) Theologie zu einer neuen lebendigen Dogmatik, für die gerade auch der Nationalsozialismus das größte Verständnis haben müsse. Mit aller Entschiedenheit wehrte er auch die Angriffe gegen das Alte Testament und gegen Paulus ab. Seine Schlußfolgerungen waren: „Evangelische Kirche und Nationalsozialismus müssen sich finden um der deutschen Zukunft willen ...“, und für die damals bevorstehenden Kirchenwahlen gab er die Parole aus: „Hinein in die Kirche, um ihr erst einmal den Mut zu sich selber zu machen!“ An der Spitze der „Deutschen Christen“ in Pommern setzte sich Karl THOM dann unermüdlich weiter für diese Ziele ein. Sein Weg war nicht leicht, und als er am 9. Oktober 1933 das Amt des „Bischof von Cammin“ antrat, begannen erst eigentlich die Schwierigkeiten. In den mannigfachen Auffassungen und Kämpfen, die in den dann folgenden Zeiten durch die evangelische Kirche gingen, verstand es der Bischof THOM durch seine schlichte und vermittelnde Art, sich weitgehende Achtung und Anerkennung zu verschaffen. Nun hat der Tod – nach einem längeren und schweren Leiden, das er mit christlicher Geduld trug – seinem unermüdlichen Schaffen ein Ziel gesetzt. Es liegt eine eigentümliche tiefe Tragik um seinen Heimgang – eine Tragik, die nur der recht versteht, der Karl THOM näher kannte, der von seinem Eifer und von seinem festen Glauben, von seinen ehrlichen und hohen Zielsetzungen und Plänen wußte. Möge er nun in Frieden ausruhen von seinem Erdendasein, das nur kurz, aber dafür um so reicher an ehrlicher und tapferer Arbeit war![4]

Literatur

Fußnoten