Pragmatische Armee

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Schlacht bei Dettingen 1743 (Übersicht)

Die Pragmatische Armee bestand aus Truppen des Erzherzogtums Österreich, des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover), des Königreichs Großbritannien, der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen und der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Sie kämpfte in den Jahren 1741 bis 1747 während des Österreichischen Erbfolgekriegs im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation auf habsburgischer Seite gegen die Preußen und Franzosen, aber auch gegen Bayern, nachdem Karl VII. Anfang 1742 römisch-deutscher Kaiser wurde und bis zu seinem Tod – und die Krönung von Franz I. Stephan zum Kaiser am 4. Oktober 1775 – den Oberbefehl über die Kaiserliche Armee innehatte, die nun erstmalig von der kurfürstlichen Armee der Wittelsbacher dargestellt wurde.

Geschichte

König und Kurfürst Georg II. und seine Armee in der Schlacht bei Dettingen (Öl auf Leinwand aus dem Jahre 1902)

Der verbündete britische König und Kurfürst von Hannover Georg II. stellte am Niederrhein die Armee während des kaiserlichen Interregnums 1740–1742 auf, um auf Bitten Maria Theresias den Anspruch der Habsburger auf die Reichskrone untermauern. Der Name „Pragmatische Armee“ sollte der britischen Expedition im Deutschen Reich einen legitimen Anstrich verleihen, indem man sich eben auf die Verteidigung der vom verstorbenen Kaiser Karl VI. erlassenen Pragmatischen Sanktion berief.

Schlachten

Schlacht bei Dettingen

Maria Theresia besichtigt 1745 das Lager der Pragmatischen Armee bei Heidelberg, Gemälde von Tobias Querfurt der Jüngere

Bei der Schlacht bei Dettingen (Dettingen am Main bei Aschaffenburg) standen sich 35.000 Mann der Pragmatischen Armee, die zeitweise persönlich von Georg II. angeführt wurden – zu seinen Feldherrn gehörten Feldmarschall Leopold Philipp Karl Joseph von Arenberg, Feldmarschall Wilhelm Reinhard Reichsgraf von Neipperg (Österreicher) und General Ilton (Hannoveraner) –, und 45.000 bis 70.000 Mann des französischen Kontingents unter Marschall Adrien-Maurice de Noailles gegenüber. Weitere 20.000 Niederländer kamen zu spät für die Schlacht, da in den Generalstaaten politische Unruhen im Zeitraum ohne Statthalter vorherrschten. Die Franzosen wurden trotz der besseren Position und der überlegenen Artillerie geschlagen, da Herzog von Gramont, Kommandeur der französischen Besatzungstruppen in Dettingen, den Ausfall gegen eine vermeintliche Vorhut anordnete, dabei handelte es sich um die Hauptmacht, darunter auch hessische Truppen unter Generalfeldmarschall (seit 12. August 1741) Georg Karl Prinz von Hessen-Kassel.

„Die Schlacht bei Dettingen am 27. Juni 1743 fand mit der Geschichte vom ‚roten Engländer‘ ihren Niederschlag auch in der regionalen Sagenwelt. Albert von Herrlein hat sich in den Spessartsagen (1885) des bekannten Sagenmotivs von einem vergrabenen Schatz bemächtigt und es unter dem Titel „Der wandernde Engländer“ mit der Schlacht bei Dettingen und dem Lindigwald verknüpft: Auf der Suche nach der vergrabenen Kriegskasse der Pragmatischen Armee soll ein Engländer im Lindigwald umher irren und mit dem Schlüssel der vergrabenen Kriegskasse winken. Besonders im Advent sei er häufig sichtbar. Man glaube, dass man die vergrabene Kriegskasse haben könne, wenn man den Schlüssel nehme. Dazu habe aber noch niemand den Mut gehabt.“[1]

Georg Friedrich Händel nahm den Sieg zum Anlaß, sein „Dettinger Te Deum“ zu komponieren. Der Heimatforscher und Heimatdichter Guido Hartmann hat in seinem Gedichtband „Auf der Sehnsucht Schwingen“ (1910) in dem Gedicht „Der rote Engländer“ das kriegerische Geschehen als Bezugspunkt genutzt:

König Ludwig XV. (Mitte, hoch zu Roß, mit rotem Waffenrock) und Marschall Hermann Moritz Graf von Sachsen (vor dem König stehend, Hut in der Hand) nach dem Sieg bei der Schlacht bei Fontenoy
Es steht im fahlen Mondeslicht
Eine riesengroße Gestalt.
Und drohend grinst das Totengesicht
Vom Hügel mit grauser Gewalt.
Es ruft und mit dem Schlüssel winkt
Der finst’re Schreckensgeist:
„So kommt doch, seht, wie er nur blinkt,
Der Schatz und gülden gleißt!“
„Dort, wo der Brüder Gräber sind,
Hab‘ ich ihn einst vergraben!
Meine Seele erst die Ruhe find’t
Wollt ihr den Goldschatz haben.“
Doch keiner wagt es bis zur Stund.
Und wo zu Dettingen fiel die Schlacht,
Da hat noch heut‘ die Todenrund
Der Schreckensmann gemacht.

Nach der Schlacht wurde Leopold Philipp Karl Joseph von Arenberg, Herzog von Arenberg, Aarschot und Croÿ (1690–1754) Oberbefehlshaber der Pragmatischen, nach dem Sieg bei der Schlacht bei Pfaffenhofen dann Feldmarschall Karl Josef Graf (seit 1763 Fürst) von Batthyány. Durch einen Marsch durch den Spessart konnte er seine Truppen mit denen des Feldmarschalls Otto Ferdinand Graf von Abensperg und Traun vereinigen und mit diesem zusammen die Franzosen zum Rückzug über den Rhein zwingen.

Folgen für das Kurfürstentum Bayern

In Süddeutschland verloren die Bayern und ihre hessischen Verbündeten am 9. Mai 1743 ein Gefecht bei Simbach am Inn und mußten daraufhin fast ganz Bayern räumen. Sowohl die Franzosen als auch die Bayern wichen hinter den Rhein zurück, wo sie in die Winterquartiere gingen. Die Pragmatische Armee des Königs Georg lagerte nach einem kurzen Vorstoß über den Rhein schließlich in Westfalen und den Niederlanden, während die nun königlich-ungarische Armee (ab Ende 1745 dann wieder Kaiserliche Armee) genannten Truppen der Österreicher in Bayern und am Rhein lagen. Im September 1744 wurde Prag belagert und von Friedrich II. eingenommen. Durch diese Entlastung war es den Bayern und Franzosen jedoch gelungen, Bayern zurückzuerobern. Am 20. Januar 1745 starb Kaiser Karl VII. und machte so eine neue Kaiserwahl nötig. Sein Sohn Maximilian III. von Bayern schloß nach weiteren militärischen Niederlagen, z. B. in der Schlacht bei Pfaffenhofen, den Frieden von Füssen mit Maria Theresia, in dem er zusicherte, Maria Theresias Ehemann Franz bei der Kaiserwahl zu unterstützen.

Schlacht bei Fontenoy

Bei der Schlacht bei Fontenoy am 11. Mai 1745 trat die Pragmatische Armee mit 48.500 Mann unter Generalmajor Wilhelm August, Herzog von Cumberland (Sohn des Königs Georg), Feldmarschall Joseph Lothar Dominik Graf von Königsegg-Rothenfels und Karl August Friedrich zu Waldeck-Pyrmont (Oberbefehlshaber der Armee der Generalstaaten) gegen die 49.000 Franzosen (aber auch verschiedene ausländische Freiwillige, so z. B. die irische Brigade und zahlreiche Deutsche) unter dem deutschen Feldherr in französischen Diensten Marschall Hermann Moritz Graf von Sachsen[2] (1696–1750), Sohn Augusts des Starken. Nach dem Ende der Schlacht zog sich die Pragmatische Armee zurück und überließ das Schlachtfeld den Franzosen, die keine Verfolgung durchführten. Die Verluste (Gefallene und Verwundete) belief sich auf beiden Seiten auf rund 7.500 Mann, allerdings büßte die Pragmatische Armee weitere 3.500 Kriegsgefangene und rund 40 Geschütze ein.

Schlacht bei Roucourt

Die Schlacht bei Roucourt fand am 11. Oktober 1746 zwischen 40.000 Mann der Pragmatischen Armee unter ihrem neuen Oberbefehlshaber Feldmarschall Karl Alexander von Lothringen und 60.000 Mann der Armee des französischen Königs unter Marschall Hermann Moritz Graf von Sachsen statt. Wegen des Jakobiteraufstandes mußte Großbritannien Truppen vom Kontinent abziehen, daher konnte die französische Armee des Marschalls von Sachsen fast ungehindert Brüssel, Mechelen, Antwerpen, Charleroi und Mons einnehmen. Während der Belagerung von Namur wurde das österreichische Entsatzheer in der Schlacht bei Huy (Provinz Lüttich) geschlagen. Der Marschall von Sachsen nahm die Festung und besiegte die Österreicher unter Prinz von Lothringen nochmals in der Schlacht bei Roucoux. Zum Ende des Jahres waren die österreichischen Niederlande und Luxemburg in französischem Besitz. Die Verluste für die geschwächte Pragmatische Armee war groß: 4.000 bis 5.000 Gefallene und Verwundete, 3.000 gefangene und 30 Kanonen. Die Franzosen verbuchten 1.139 Gefallene, 2.379 Verwundete und Vermißte.

Schlacht bei Lauffeldt

Die Schlacht bei Lauffeldt am 2. Juli 1747 zwischen Maastricht (Republik der Sieben Vereinigten Provinzen) und Tongeren (Hochstift Lüttich) erlaubte es den Franzosen, weitere Städte zu erobern. Dieses Gefecht war die letzte große Schlacht des Österreichischen Erbfolgekriegs, da dieser im folgenden Jahr durch den Zweiten Aachener Frieden beendet wurde. Die Franzosen gaben dort ihre Eroberungen in Flandern im Austausch für Louisbourg (Kanada) wieder zurück.

Wilhelm August, Herzog von Cumberland hatte gehofft, mit Karl August Friedrich zu Waldeck-Pyrmont, Feldmarschall Karl Josef Graf von Batthyány und seinen 60.000 Mann das Vorauskorps des Grafen von Clermont aufreiben zu können, aber der geniale Taktiker Moritz von Sachsen erfuhr davon, ordnete ein Gewaltmarsch an, erreichte rechtzeitig das Schlachtfeld und positionierte seine Truppen (darunter 30.000 Mann unter Ulrich Friedrich Woldemar Reichsgraf von Löwendal) auf dem Gelände, das Cumberland selbst hatte einnehmen wollen. Nun hatte der Feind, inzwischen auf 80.000 Mann angewachsen, die Gunst der Zahlen und des Geländes.

Cumberland ließ zwar das Dorf Lauffeldt von 10.000 britische Truppen (darunter mehrere Tausend integrierte hessische Soldaten des Landgrafschafts Hessen-Kassel) besetzen und verstärken, aber er schlug die Empfehlungen seiner Generäle aus, die eine Verteidungskette an besetzten Dörfern vorschlugen. Lauffeldt und andere Dörfer erlebten fünf große französische Angriffe, und die Besitzverhältnissen im Kampfgebiet wechselten. Nach dem sechsten und letzten Vorstoß fiel Lauffeldt in die Hände der Franzosen. Die Reiterei beiderseits kämpften erbittert, Angriffe und Gegenangriffe, bis zu 15.000 Reiter waren auf der Wahlstatt, aber die an Zahlen unterlegene niederländische Kavallerie konnte nicht stand halten und mußte fliehen. Das Zentrum des Heeres der Allianz wurde durchbrochen, nun marschierten die Franzosen gegen die linke Flanke. Nur ein Reitereiangriff von Lieutenant-General of the Ordnance John Ligonier verhinderte den sofortigen Zusammenbruch. Auf französischer Seite kämpfte wie will die irische Infanterie-Brigade, die aus sieben Regimenter bestand. Immer wieder griffen die Iren die Engländer an und fielen Reihe um Reihe. Der Herzog von Cumberland wurde beinahe von den Iren gefangengenommen, da er diese für britische Truppen hielt – beide trugen rote Waffenröcke. In letztem Augenblick erschien Ligonier mit frischen Pferden, und Cumberland konnte entkommen. Ligonier warf sich dann mit seiner Schwadron gegen den feind, sein Pferd wurde erschossen und er geriet in Gefangenschaft (nach wenigen tagen kam er bei einem Gefangenenaustausch frei). Nur ein musterhafter Rückzug durch Graf von Batthyány verhinderte weitere Verluste für die Pragmatische Armee.

Die Pragmatische Armee mußte 4.000 bis 6.000 Gefallene und Verwundete sowie 2.000 Gefangene und 16 verlorene Geschütze verbuchen, die Franzosen und Marschall Graf von Sachsen, der eigentliche Sieger, 8.000 bis 10.000 Gefallene, Verwundete und Vermißte sowie 1.500 Gefangene verbuchen.

Folgen

Die verlorene Schlacht bei Lauffeldt war auch der Schlußpunkt der Pragmatischen Armee. Am 30. November 1747 schloß das Erzherzogtum Österreich mit dem Russischen Kaiserreich einen Vertrag, der vorsah, daß im folgenden Jahr 37.000 russische Soldaten zur Unterstützung Maria Theresias an den Rhein vorrücken würden. Der Frieden von Aachen (1748) beendete dann den Erbfolgekrieg.

Fußnoten

  1. 1743 – Die Schlacht bei Dettingen
  2. 1717 nahm er als Offizier der Kaiserlichen Armee in Ungarn unter Prinz Eugen von Savoyen am Kampf gegen die Türken teil, 1720 trat er in französische Militärdienste und erhielt als vorläufiger Maréchal de camp (Brigadegeneral) 1722 ein deutsches Infanterie-Regiment (Régiment de Sparre infanterie) übertragen. Nachdem er sich 1733 im Polnischen Erbfolgekrieg am Oberrhein ausgezeichnet hatte, wurde ihm am 1. August 1734 der Titel eines Generalleutnants verliehen. 1738 stellte er sein eigenes Heer auf und marschierte mit diesem Richtung Prag. Im Österreichischen Erbfolgekrieg nahm er 26. November 1741 Prag im Sturm, eroberte Eger und Elbogen und zog mit Broglie an den Rhein zurück, wo er sich der Linien von Lauterburg bemächtigte. Am 26. März 1743 wurde er zum Marschall von Frankreich ernannt, er stellte ein eigenes Regiment aus deutscher Ulanen und Dragonern, die „Volontaires de Saxe“ („Freiwillige von Sachsen“) auf, das ihm als Haustruppe und Leibgarde diente. Nach dem Sieg über den Herzog von Cumberland bei Lauffeld (2. Juli 1747) und der Einnahme von Bergen op Zoom (16. September 1747) wurde er zum Oberbefehlshaber in den eroberten Niederlanden ernannt. Die Eroberung mehrerer wichtiger Plätze, im Mai 1748 fiel Maastricht, sicherte den Franzosen ihre bisherigen Erfolge.